Capsaicin-Salbe zur Behandlung von Polyneuropathie: Wirksamkeit und Anwendung

Capsaicin, der Wirkstoff, der Chili-Schoten ihre Schärfe verleiht, hat sich als vielversprechendes Mittel zur Behandlung verschiedener Schmerzformen, einschließlich Polyneuropathie, erwiesen. Dieser Artikel beleuchtet die Wirkungsweise von Capsaicin, seine Anwendung in Salben und Pflastern sowie die Wirksamkeit bei der Linderung neuropathischer Schmerzen.

Was ist Capsaicin?

Capsaicin ist ein Alkaloid, genauer gesagt ein Fettsäureamid, das zur Vanilloid-Klasse gehört. Es ist relativ temperaturstabil und löst sich in Ethanol und Fetten, jedoch nicht in Wasser. Gewonnen wird Capsaicin hauptsächlich aus Chili und Cayennepfeffer.

Wirkungsweise von Capsaicin

Capsaicin entfaltet seine schmerzhemmende und durchblutungsfördernde Wirkung, indem es Hitze- und Schmerzrezeptoren der Haut aktiviert. Kälte oder Wärme werden über TRP-Ionenkanäle wahrgenommen. Insbesondere bindet Capsaicin an den TRPV1-Rezeptor (Transient Receptor Potential Vanilloid 1), der sich auf sensorischen Nervenfasern befindet.

Die topische Anwendung von Capsaicin führt zunächst zu einer lokalen Reizung, die sich in einer Rötung und einer brennenden, manchmal juckenden Empfindung äußert. Diese Reaktion ist auf einen Angriff an peripheren sensorischen C-Fasern der Nerven zurückzuführen und wird teilweise durch die Freisetzung des Neurotransmitters Substanz P bedingt.

Nach dieser initialen Reizung folgt eine längere refraktäre Phase. In dieser Phase ist das Neuron nicht nur gegen eine erneute Capsaicinstimulation unempfindlich, sondern auch gegen andere schmerzauslösende Faktoren. Dies führt zu einer Desensibilisierung der Nervenendigungen und einer Reduktion der Schmerzwahrnehmung. Die durchblutungsfördernde Wärme trägt zusätzlich dazu bei, Verspannungen und Entzündungen als Ursache von peripheren Schmerzen zu lindern.

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Es wird erwartet, dass Wahrnehmungen von nicht-TRPV1-exprimierenden Hautnerven unverändert bleiben, einschließlich der Fähigkeit, mechanische Reize und Vibrationsreize wahrzunehmen. Die durch Capsaicin induzierten Veränderungen in den kutanen Nozizeptoren sind reversibel.

Anwendung von Capsaicin bei Polyneuropathie

Capsaicin wird als pharmazeutischer Wirkstoff in Form von Pflastern oder Salben gegen verschiedene Schmerzformen und Durchblutungsstörungen eingesetzt. Typische Anwendungsgebiete sind Schmerzen durch Nervenschmerzen oder periphere rheumatische Schmerzen. Insbesondere bei der Behandlung der Polyneuropathie, einer Erkrankung, die durch Schädigung peripherer Nerven gekennzeichnet ist, hat sich Capsaicin als vielversprechend erwiesen.

Die Wirksamkeit von Capsaicin-Pflastern wurde in kontrollierten klinischen Studien an Patienten mit schmerzhafter humaner Immundefizienzvirus-assoziierter Neuropathie (HIV-AN), schmerzhafter diabetischer Neuropathie und Postzosterneuralgie (PHN) nachgewiesen. Eine Schmerzlinderung wurde in der 1. Woche bei PHN, in der 2. Woche bei HIV-AN und in der 3. Woche bei schmerzhafter diabetischer Neuropathie beobachtet. Bei allen drei Ätiologien hielt die Wirkung während des 12-wöchigen Studienzeitraums an. Mit wiederholten Behandlungen über einen Zeitraum von 52 Wochen konnte eine konstante und reproduzierbare Wirksamkeit bei schmerzhafter diabetischer Neuropathie gezeigt werden.

Eine retrospektive Studie an Patienten mit peripheren neuropathischen Schmerzen (PNP) zeigte, dass ein 8 %iges Capsaicin-Pflaster die Lebensqualität bei zwei Drittel der Patienten zumindest kurzfristig verbessern kann. Die häufigsten Ätiologien der PNP in dieser Studie waren Beschwerden nach einer Operation oder einem Trauma, wobei Schmerzen in den unteren Extremitäten am häufigsten berichtet wurden.

Dosierung und Anwendung

Capsaicin-Creme wird in der Regel dreimal täglich auf den schmerzenden Bereich sparsam aufgetragen (1-2 g Creme pro Anwendung; 1 g entspricht einem Strang von ca. 4,2 cm) und gut eingerieben.

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Capsaicin-Pflaster müssen von einem Arzt oder unter der Aufsicht eines Arztes angewendet werden. Schmerzhafte Hautreale sollten von einem Arzt ermittelt und auf der Haut markiert werden. Es soll an den Füßen (z. B. bei HIV-assoziierter Neuropathie oder schmerzhafter diabetischer Neuropathie) 30 Minuten und an anderen Stellen (z. B. bei Postherpetischer Neuralgie) 60 Minuten appliziert bleiben.

Das Behandlungsareal kann vor der Applikation mit einem topischen Anästhetikum behandelt oder dem Patienten kann ein orales Analgetikum verabreicht werden, um eventuelle applikationsbedingte Beschwerden zu reduzieren. Das topische Anästhetikum sollte auf das gesamte zu behandelnde Areal und die umgebenden 1 bis 2 cm aufgetragen und gemäß der Produktinformation des jeweiligen Arzneimittels angewendet werden. In klinischen Studien wurden die Patienten mit topischem Lidocain (4%), Lidocain (2,5%)/Prilocain (2,5%) oder mit 50 mg Tramadol vorbehandelt.

Mögliche Nebenwirkungen und Vorsichtsmaßnahmen

Die am häufigsten berichteten Nebenwirkungen an der Applikationsstelle waren Brennen, Schmerzen, Erythem und Pruritus, die vorübergehend und lokal auftraten.

Capsaicin-Cremes dürfen nur äußerlich angewendet werden. Nach jeder Anwendung sollten die Hände gründlich mit Wasser und Seife gereinigt werden. Die Creme darf nicht in der Nähe der Augen oder auf Schleimhäute aufgebracht werden. Es wird empfohlen, sich nicht im Anwendungsbereich zu kratzen, um Hautverletzungen zu vermeiden. Zusätzliche Wärmezufuhr (z.B. durch Sonnen-/Infrarot-Bestrahlung oder Heizkissen oder warmes Wasser) während der Behandlung sollte vermieden werden. Die Wärmewirkung kann durch körperliche Aktivität (Schwitzen) verstärkt werden. Die Anwendung ist abzubrechen falls die Wärmewirkung als zu stark empfunden wird. In diesem Fall können überschüssige Cremereste mit kaltem Wasser oder einer Hautcreme entfernt werden. Eine großflächige Anwendung ist zu vermeiden. Es sollte beachtet werden, dass die Wärmewirkung erst einige Zeit nach Auftragen der Creme auftreten kann.

Bei Patienten mit einer schmerzhaften diabetischen Neuropathie sollte vor jeder Applikation und bei den folgenden Arztbesuchen eine sorgfältige Untersuchung der Füße vorgenommen werden, um Hautläsionen in Zusammenhang mit der zugrundeliegenden Neuropathie oder vaskulären Insuffizienz zu diagnostizieren. Für einen Einzelfall einer dauerhaften Hypoästhesie in einer klinischen Studie bei schmerzhafter diabetischer Neuropathie konnte ein Zusammenhang mit Capsaicin-Pflastern nicht ausgeschlossen werden. Daher ist bei Patienten mit beeinträchtigter Wahrnehmung in den Füßen und Patienten mit erhöhtem Risiko für derartige Einschränkungen der sensorischen Funktion Vorsicht geboten. Alle Patienten mit vorher bestehender Beeinträchtigung der sensorischen Funktion sollten vor jeder Applikation auf Anzeichen eines Verlustes der sensorischen Wahrnehmung hin klinisch untersucht werden.

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Infolge einer behandlungsbedingten Zunahme der Schmerzen kann es während und kurz nach der Behandlung mit Capsaicin-Pflastern zu einem vorübergehenden Blutdruckanstieg kommen. Der Blutdruck sollte während der Behandlung überwacht werden. Bei Patienten mit instabiler oder schlecht eingestellter Hypertonie oder mit einer Vorgeschichte einer kardiovaskulären Erkrankung sollte das Risiko unerwünschter kardiovaskulärer Ereignisse durch den potenziellen Stress des Behandlungsverfahrens bedacht werden, bevor die Behandlung eingeleitet wird.

Schwangerschaft und Stillzeit

Bisher liegen keine ausreichenden Erfahrungen mit der Anwendung von Capsaicin-Creme bei Schwangeren vor. Es liegen keine bzw. wenige Daten über die Anwendung von Capsaicin-Pflastern bei Schwangeren vor. Aufgrund der Humanpharmakokinetik, die eine vorübergehende geringfügige systemische Exposition gegenüber Capsaicin zeigt, ist die Wahrscheinlichkeit für Entwicklungsanomalien, wenn es während der Schwangerschaft angewendet wird, sehr gering. Das Stillen sollte während der Pflaster-Behandlung unterbrochen werden, da ein Aufnahme-Risiko von Capsaicin nicht ausgeschlossen werden kann.

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