Die Alzheimer-Krankheit, eine neurodegenerative Erkrankung, die die häufigste Ursache für Demenz darstellt, stellt eine enorme Belastung für Betroffene und ihre Angehörigen dar. Da es derzeit keine Heilung gibt, konzentriert sich die Forschung auf die Suche nach Möglichkeiten, das Fortschreiten der Krankheit zu verlangsamen oder ihre Symptome zu lindern. In diesem Zusammenhang rückt Cannabidiol (CBD) zunehmend in den Fokus wissenschaftlicher Untersuchungen.
Was ist Demenz und Alzheimer?
Demenz ist ein Oberbegriff für verschiedene Symptome, die mit einem Abbau der kognitiven Fähigkeiten einhergehen, einschließlich Gedächtnisverlust, Beeinträchtigung des Denkens und Verhaltensänderungen. Diese Beeinträchtigungen können die Lebensqualität der Betroffenen erheblich mindern und die Bewältigung des Alltags erschweren. Meist sind Menschen ab 65 Jahren betroffen. Die Alzheimer-Krankheit ist die häufigste Form der Demenz.
Das Problem bei Demenz ist, dass es sich um eine neurodegenerative Erkrankung handelt, die nicht geheilt werden kann. Bei Alzheimer-Betroffenen sterben die Nervenzellen im Gehirn nach und nach ab, was bedeutet, dass das Gehirn schrumpft, und zwar um bis zu 20%. Auch die Hirnkammer weiten und die Windungsfurchen an der Oberfläche des Gehirns vertiefen sich. Aufgrund des Zelltodes kommt es immer weiter zu Informationsverarbeitungen im Gehirn und es treten Störungen im Kurzzeitgedächtnis auf.
Mittlerweile ist bekannt, dass es sich bei der Erkrankung um Eiweißablagerungen in den betroffenen Hirnregionen handelt. Diese sind für den Zelltod verantwortlich und sorgen so für Störungen im Gehirn. Bei gesunden Menschen werden diese Eiweißablagerungen abgebaut, bei Alzheimer-Patienten jedoch nicht und das Protein lagert sich im Gehirn ab. Weshalb sich diese Ablagerungen bilden, ist bedauerlicherweise noch unklar. Personen, die an Alzheimer erkrankt sind, haben eine Lebenserwartung von rund 4 bis 8 Jahren nach der Diagnose. Alzheimer ist eine schleichende Erkrankung, die sich mit der Zeit verschlimmert. Dabei beginnt die Krankheit mit geringen Symptomen, die von Jahr zu Jahr stärker und auch schlimmer werden. Im frühen Stadium kommt es zu leichten Gedächtnisverlusten, die die meisten Betroffenen aufs Alter und die übliche Vergesslichkeit schieben. Im späteren Stadium jedoch verliert der Patient eigentlich alles, um ein Gespräch zu führen, auf die Umgebung zu reagieren oder sich im Alltag zurechtzufinden.
Ursachen und Risikofaktoren
Bedauerlicherweise sind die Ursachen der Alzheimer Erkrankung nicht komplett geklärt. Forscher gehen aber davon aus, dass durch eine Fehlfunktion der Proteine im Gehirn die Abläufe gestört werden und es so zu einer Erkrankung kommt. Denn durch die Ablagerungen von Eiweiß im Gehirn kommt es nicht nur zu Störungen der Neuronen (Gehirnzellen), sondern das Gehirn wird auch mit weniger Sauerstoff und Energie versorgt. Somit wird eine Reihe von toxischen Ereignissen ausgelöst. Dabei erholen sich die abgestorbenen Neuronen leider nicht, was heißt, dass sie zum einen die Verbindung untereinander nicht halten können und zum anderen absterben. Außerdem gehen Wissenschaftler auch davon aus, dass Demenz genetisch bedingt ist. Auch der Lebensstil sowie die Umgebung des Betroffenen kann eine Rolle dabei spielen, da sie die kognitive Funktion des Gehirns im Laufe des Lebens deutlich beeinträchtigen kann. Der Hauptrisikofaktor ist jedoch das Alter, da unter den 80- bis 90-jährigen Erkrankten mindestens jeder Fünfte betroffen ist. Gleichzeitig gehen die Wissenschaftler und Forscher davon aus, dass das sich das Risiko für Alzheimer durch chronische Entzündungen im Körper erhöhen kann. Dies liegt daran, dass chronische Entzündungen die Bildung von Eiweiß erhöhen und so die Eiweißablagerungen im Gehirn erhöhen.
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Aktuelle Behandlungsansätze und Präventionsmaßnahmen
Alzheimer ist weder eine vermeidbare noch heilbare Krankheit. Daher gibt es im Grunde auch keine wirkliche Behandlung für Betroffene. Allerdings gibt es Empfehlungen, wie die Erkrankung vermieden oder verlangsamt werden kann. Um das Risiko einer Alzheimer Erkrankung zu reduzieren, ist der Lebensstil besonders wichtig. Gesunde und ausgewogene Ernährung ist ebenso empfehlenswert wie regelmäßige Bewegung. Doch auch Hobbys, um sich zu entspannen, Freude zu haben und Energie fördern die kognitive Funktion. Ist Alzheimer bereits diagnostiziert, gibt es Medikamente, mit denen das Fortschreiten der Krankheit ein wenig verlangsamt werden kann. Die Medikamente können zwar die Schädigung der Gehirnzellen nicht wirklich aufhalten, können aber die Krankheit etwas stabilisieren und die Symptome lindern. Dabei sind in den Medikamenten bestimmte Wirkstoffe enthalten, die die Übertragung der Nachrichten im Gehirn positiv beeinflussen und so dafür sorgen, dass die Nervenzellen mit Informationen gefüttert werden.
Die medikamentöse Therapie erfolgt in erster Linie durch die Gabe von Antidementia. Sie sind imstande ein Enzym zu blockieren, das für den Abbau der Botenstoffe zuständig ist. Besonders im frühen und mittleren Stadium hilft die klassische Behandlung die Gedächtnisleistung zu erhalten und Begleiterscheinungen zu mildern.
CBD als potenzieller Therapieansatz
Cannabidiol (CBD) ist ein nicht-psychoaktiver Bestandteil der Cannabispflanze, der aufgrund seiner potenziellen therapeutischen Eigenschaften zunehmend Aufmerksamkeit erregt. Studien deuten darauf hin, dass CBD neuroprotektive, antioxidative und entzündungshemmende Wirkungen haben könnte, die bei der Behandlung von neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer von Nutzen sein könnten.
Kognitive Beeinträchtigungen sowie weit verbreitete pathophysiologische Veränderungen, die durch Neurotoxizität, neurologische Entzündungen, oxidativen Schaden und veränderte Cholesterin-Homeostase verursacht werden, sind mit der Alzheimer-Krankheit (AD) verbunden. Es hat sich gezeigt, dass Cannabidiol kognitive Defizite von AD-transgenen Mäusen umkehrt und sowohl in vitro als auch in vivo neuroprotektive, antioxidative und entzündungshemmende Eigenschaften aufweist.
Studienlage zu CBD und Alzheimer
Eine australische Studie untersuchte die präventive Wirkung einer langfristigen CBD-Behandlung bei männlichen Ratten mit Alzheimer. Kontroll- und AD-Mäuse wurden ab einem Alter von 2,5 Monaten täglich über 8 Monate oral mit CBD (20 mg/kg) behandelt. Es zeigte sich, dass Alzheimer-Mäuse ein Defizit in der sozialen Erkennung entwickelten, welches durch die CBD-Behandlung verhindert wurde. CBD hatte keinen Einfluss auf Angst oder assoziatives Lernen. Diese Prävention des sozialen Erkennungsdefizits war nicht mit Veränderungen in der Amyloidbelastung oder oxidativem Schaden verbunden. Die Studie zeigte jedoch einen subtilen Einfluss von CBD Tropfen auf Neuroinflammation, Cholesterin und die Retention von diätetischen Phytosterolen, der weiter untersucht werden sollte.
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Die Ergebnisse einer placebokontrollierten Doppelblindstudie deuten darauf hin, dass ein Cannabis-Vollspektrumextrakt mit einem hohen Anteil an Cannabidiol (CBD) u. a. eine demenzbedingte Agitiertheit reduzieren kann [1]. In der Studie erhielten 60 Patientinnen und Patienten mit schwerer neurokognitiver Störung und damit verbundenen Verhaltensstörungen einen Cannabis-Vollspektrumextrakt mit 1% Tetrahydrocannabinol (THC) und 30% CBD (Re:cannis) oder ein Placebo-Öl. Nach 16 Wochen hatten sich Schlafstörungen, Agitiertheit und Aggression gegenüber der Placebogruppe signifikant gebessert. Da die Effekte erst in der 14. Woche deutlich wurden, ist Geduld gefragt.
Eine weitere Forschungsarbeit, die im September 2024 veröffentlicht wurde, macht deutlich: CBD-Öl, das reich ist an dem nicht berauschend wirkenden Hanfpräparat Cannabidol, kann als Therapie von NPS bei einer Tagesdosis von bis zu 111 mg als wirksam und sicher bewertet werden. Dies gelte unabhängig von Geschlecht, Alter, Dauer der Alzheimer-Demenz und Schweregrad der Symptome. Eine niedrige CBD-Dosis und eine langsame Anpassung der Dosis bei dem Patienten verbesserten zudem die Verträglichkeit der Therapie. Die Wirkung zeigte sich insbesondere in Bezug auf die Reduktion von Halluzinationen, Angstzustände, Unruhe, Apathie und Reizbarkeit.
Wie CBD bei Demenz wirken könnte
- Entzündungshemmung: CBD hat entzündungshemmende Eigenschaften, die helfen könnten, neuronale Entzündungen zu reduzieren, ein zentraler Faktor bei neurodegenerativen Erkrankungen.
- Endocannabinoid-System: CBD interagiert Studien zufolge mit dem Endocannabinoid-System (ECS), das eine Schlüsselrolle bei der Regulierung von Gedächtnis, Lernen und Stimmung spielt.
- Plaque-Bildung: Mehrere Studien legen nahe, dass CBD die Bildung von Plaques beeinflussen kann, indem es die Bildung und Wirkung von Beta-Amyloid-Peptiden durch unterschiedliche Mechanismen reduziert.
- Linderung von Begleiterscheinungen: Bei Alzheimer- und Demenz-Patienten sind Angstzustände und Schlafstörungen häufige Begleiterscheinungen, die die Lebensqualität deutlich einschränken. Auch hier könnte CBD mit seinem Einfluss auf das körpereigene Endocannabinoid-System hilfreich sein. Angehörige berichten, dass Unruhe und Aggression bei Alzheimer-Patienten abnehmen. CBD hilft vielen Demenzkranken, die mit der Krankheit einhergehenden Schlafstörungen zu lindern.
CBD vs. THC
Anders als THC (Tetrahydrocannabinol) hat CBD keine psychoaktiven Effekte. Anders als CBD-Öl und andere CBD-Produkte enthält medizinisches Cannabis sowohl THC (Tetrahydrocannabinol) als auch CBD (Cannabidiol). CBD hingegen ist nicht-psychoaktiv und wirkt vor allem durch entzündungshemmende, antioxidative und neuroprotektive Eigenschaften. Studien zeigen, dass medizinisches Cannabis zwar umfassendere Wirkungen als reines CBD haben kann, jedoch mit wesentlich höheren Nebenwirkungen verbunden ist, die besonders für Demenzpatienten dramatisch sein können (z.B. Psychosen, Abhängigkeit).
Anwendungsformen von CBD
Auch wenn CBD viele Vorteile für Demenzpatienten bietet: Die Einnahme kann teilweise herausfordernd für die Betroffenen und Angehörige sein. Die Auswahl einer geeigneten Darreichungsform von CBD ist daher besonders wichtig, um die Einnahme so einfach und angenehm wie möglich zu gestalten.
- CBD-Öle und -Tropfen: Üblicherweise werden CBD-Öle für eine schnelle Wirkung unter die Zunge getropft. Sie können aber auch bequem in Speisen oder Getränke gemischt werden. Da der typische Hanf-Geschmack nicht jedem behagt, bieten sich Öle mit zusätzlichen Geschmäckern an.
- CBD-Kapseln oder -Tabletten: Diese Darreichungsform ist geschmacklos und kann durch die einfache Einnahme mit Wasser besonders leicht für ältere oder demenzkranke Menschen angepasst werden.
- CBD-Sprays: Ein CBD-Spray ist besonders praktisch, da es direkt unter die Zunge gesprüht wird und eine schnelle Wirkung bietet.
- CBD in Speisen und Getränken: Eine ansprechende Variante ist Möglichkeit, CBD-Öl in Nahrungsmittel oder Getränke wie Smoothies, Tee oder Süßigkeiten zu mischen.
- CBD-Topika (Auftragen auf die Haut): Für Demenzpatienten, die z. B. Schmerzen oder Hautprobleme haben, bieten sich CBD-Salben und -Cremes an.
Wichtig ist generell, den Erkrankten die Einnahme so einfach wie möglich zu machen und gleichzeitig sicherzustellen, dass das CBD wirkt wie gewünscht. Schnelle Wirkung durch sublinguale Einnahme; kann in Speisen und Getränke gemischt werden; zusätzliche Geschmacksvarianten verfügbar (z.B.
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Wichtige Hinweise zur Anwendung
CBD kann eine sinnvolle Ergänzung sein, sollte aber in ein umfassendes Behandlungskonzept eingebettet werden. Begleitend zu CBD sollten ärztlich verordnete Medikamente nicht vernachlässigt werden.
CBD gilt allgemein als gut verträglich, wie bei jedem Wirkstoff können aber dennoch Nebenwirkungen auftreten. Im Allgemeinen fallen die Nebenwirkungen sehr mild aus. Trotzdem sollte ggf.
Weitere Forschung und Perspektiven
CBD kann zwar die Alzheimer Erkrankung nicht heilen, hat aber, wie man sehen kann, neuroprotektive Eigenschaften. Allerdings müssen hier noch viele Studien erfolgen, um dies auch aussagekräftig zu belegen.
THC und Demenz
In einer Studie der Universität Bonn und der Hebrew Universität Jerusalem (Israel) wurde Mäusen im Alter von zwei, zwölf oder 18 Monaten über einen Zeitraum von vier Wochen eine geringe Menge an THC verabreicht. Danach testeten sie das Lernvermögen und die Gedächtnisleistungen der Tiere - darunter zum Beispiel das Orientierungsvermögen und das Wiedererkennen von Artgenossen. Mäuse, die nur ein Placebo verabreicht bekamen, zeigten natürliche altersabhängige Lern- und Gedächtnisverluste. Die kognitiven Funktionen der mit Cannabis behandelten Tiere waren hingegen genauso gut wie die von zwei Monate alten Kontrolltieren. „Die Behandlung kehrte den Leistungsverlust der alten Tiere wieder komplett um“, berichtete Prof. Dr. Andreas Zimmer vom Institut für Molekulare Psychiatrie der Universität Bonn, Mitglied des Exzellenzclusters ImmunoSensation.
Cannabis als Alternative zu Antipsychotika
Eine neue Studie zeigt: Cannabis könnte die Behandlung von Demenz revolutionieren. THC reduziert Unruhe und Angst ohne schwere Nebenwirkungen, wie sie bei Antipsychotika auftreten. Viele Demenzkranke leiden unter Angstzuständen und heftigen Gefühlsausbrüchen. Diese Medikamente führen allerdings häufig zu Krampfanfällen, extremer Verstopfung, zu noch mehr Unruhe und Zuständen akuter Verwirrtheit. Doch eine synthetische Form von THC, einem der Hauptbestandteile von Marihuana, konnte die Panikattacken und Reizbarkeit der Patienten ohne solche Nebenwirkungen um rund 30 Prozent reduzieren.
Fazit
CBD-Öl bietet ein sehr großes Potenzial, das Leben von Menschen mit Demenz zu verbessern und möglicherweise sogar den Krankheitsverlauf zu verlangsamen - insbesondere durch seine entzündungshemmenden, neuroprotektiven und angstlösenden Eigenschaften. Trotzdem kann CBD bereits heute einen großen Beitrag dazu leisten, die Lebensqualität von Menschen mit Demenz/Alzheimer zu verbessern und auch den Angehörigen das gute Gefühl geben, ihre Lieben bestmöglich zu unterstützen.
Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass die Forschung zu CBD und Demenz noch in den Anfängen steckt und weitere Studien erforderlich sind, um die Wirksamkeit und Sicherheit von CBD bei der Behandlung von Demenz vollständig zu verstehen. Dennoch deuten die bisherigen Ergebnisse darauf hin, dass CBD ein vielversprechender Therapieansatz sein könnte, der in Zukunft eine wichtige Rolle bei der Behandlung von Demenz spielen könnte.
Wichtiger Hinweis: Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Informationszwecken und stellen keine medizinische Beratung dar. Konsultieren Sie immer einen Arzt oder Apotheker, bevor Sie CBD oder andere alternative Behandlungen für Demenz in Betracht ziehen.