Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems (ZNS), die Gehirn und Rückenmark betrifft. Die Symptome der MS sind vielfältig und können von Person zu Person unterschiedlich sein. Zu den häufigsten Symptomen gehören Taubheitsgefühle, Gleichgewichtsstörungen, Müdigkeit, Konzentrationsschwäche und Sehstörungen.
Ursachen und Diagnose der Multiplen Sklerose
Die genauen Ursachen der MS sind bis heute nicht vollständig geklärt. Es wird angenommen, dass eine Kombination aus genetischer Veranlagung und Umweltfaktoren eine Rolle spielt. Zu den möglichen Auslösern gehören Virusinfektionen, Vitamin-D-Mangel, Rauchen und ein erhöhter Salzkonsum.
Die Diagnose der MS erfolgt in der Regel durch einen Neurologen. Dabei werden verschiedene Untersuchungen durchgeführt, darunter eine neurologische Untersuchung, eine Magnetresonanztomographie (MRT) des Gehirns und Rückenmarks sowie eine Untersuchung des Nervenwassers (Liquor).
Copaxone als Therapieoption bei MS
Copaxone (Glatirameracetat) ist ein Medikament, das zur Behandlung der schubförmigen MS (RRMS) eingesetzt wird. Es gehört zur Gruppe der Immunmodulatoren und soll das Immunsystem beeinflussen, um Entzündungen im ZNS zu reduzieren. Copaxone wird in der Regel als subkutane Injektion verabreicht, das heißt, es wird unter die Haut gespritzt.
Nebenwirkungen von Copaxone
Wie alle Medikamente kann auch Copaxone Nebenwirkungen verursachen. Zu den häufigsten Nebenwirkungen gehören:
Lesen Sie auch: Nebenwirkungen und Verfahren der Thermokoagulation
- Reaktionen an der Injektionsstelle (Rötung, Schwellung, Schmerzen, Verhärtung)
- Hautausschlag
- Juckreiz
- Grippeähnliche Symptome (Fieber, Schüttelfrost, Müdigkeit)
- Kopfschmerzen
- Übelkeit
- Angstzustände
- Depressionen
- Herzklopfen
- Atemnot
- Brustschmerzen
- Lipodystrophie (Dellenbildung im Unterhautfettgewebe)
Es ist wichtig zu beachten, dass nicht jeder Patient, der Copaxone einnimmt, Nebenwirkungen entwickelt. Die Art und Schwere der Nebenwirkungen können von Person zu Person variieren.
Taubheitsgefühle als mögliche Nebenwirkung oder Symptom der MS
Taubheitsgefühle können sowohl eine Nebenwirkung von Copaxone als auch ein Symptom der MS selbst sein. Es ist daher wichtig, zwischen diesen beiden Möglichkeiten zu unterscheiden.
- Taubheitsgefühle als Symptom der MS: Taubheitsgefühle sind ein häufiges Symptom der MS und können in verschiedenen Körperteilen auftreten, beispielsweise in den Beinen, Armen, Händen oder Füßen. Sie entstehen durch Schädigungen der Nerven im ZNS, die für die Weiterleitung von Sinnesinformationen verantwortlich sind.
- Taubheitsgefühle als Nebenwirkung von Copaxone: In seltenen Fällen kann Copaxone selbst Taubheitsgefühle verursachen. Diese Nebenwirkung ist jedoch in der Regel vorübergehend und verschwindet nach Absetzen des Medikaments.
Was tun bei Taubheitsgefühlen unter Copaxone?
Wenn Sie unter Copaxone Taubheitsgefühle entwickeln, sollten Sie dies unbedingt mit Ihrem Arzt besprechen. Er kann beurteilen, ob die Taubheitsgefühle durch das Medikament verursacht werden oder ob sie auf die MS selbst zurückzuführen sind.
Je nach Ursache der Taubheitsgefühle gibt es verschiedene Möglichkeiten, damit umzugehen:
- Anpassung der Copaxone-Therapie: Wenn die Taubheitsgefühle durch Copaxone verursacht werden, kann Ihr Arzt die Dosis des Medikaments reduzieren oder auf eine andere Therapie umstellen.
- Symptomatische Behandlung: Unabhängig von der Ursache der Taubheitsgefühle gibt es verschiedene Medikamente und Therapien, die zur Linderung der Beschwerden eingesetzt werden können. Dazu gehören beispielsweise Antiepileptika wie Gabapentin oder Carbamazepin, die bei schmerzhaften Missempfindungen helfen können. Auch Physiotherapie und Ergotherapie können dazu beitragen, die Symptome zu lindern und dieFunktionsfähigkeit zu verbessern.
- Nicht-medikamentöse Maßnahmen: Neben Medikamenten gibt es auch verschiedene nicht-medikamentöse Maßnahmen, die bei Taubheitsgefühlen helfen können. Dazu gehören beispielsweise:
- Regelmäßige Bewegung und Sport
- Kälteanwendungen
- Entspannungstechniken
- Achtsamkeitstraining
Weitere Therapieoptionen bei MS
Neben Copaxone gibt es noch weitere Medikamente und Therapien zur Behandlung der MS. Dazu gehören:
Lesen Sie auch: Schlaganfall und seine Auswirkungen
- Interferone: Interferone sind eine weitere Gruppe von Immunmodulatoren, die zur Behandlung der schubförmigen MS eingesetzt werden. Sie werden ebenfalls als subkutane oder intramuskuläre Injektion verabreicht.
- Tysabri (Natalizumab): Tysabri ist ein monoklonaler Antikörper, der die Wanderung von Immunzellen ins Gehirn verhindert. Es wird bei Patienten mit hochaktiver schubförmiger MS eingesetzt, bei denen andere Therapien nicht ausreichend wirksam waren. Aufgrund des Risikos schwerwiegender Nebenwirkungen ist die Anwendung von Tysabri jedoch streng limitiert.
- Mitoxantron: Mitoxantron ist ein Chemotherapeutikum, das in der Vergangenheit zur Behandlung der progredienten MS eingesetzt wurde. Aufgrund schwerwiegender Nebenwirkungen wird es heute jedoch nur noch selten verwendet.
- Ocrevus (Ocrelizumab): Ocrevus ist ein monoklonaler Antikörper, der sowohl bei der schubförmigen als auch bei der primär progredienten MS eingesetzt wird.
- Cladribine-Tabletten: Cladribine ist ein Immunsuppressivum in Tablettenform, das zur Behandlung der schubförmigen MS eingesetzt wird.
- Fumarsäureester: Fumarsäureester sind Medikamente in Tablettenform, die zur Behandlung der schubförmigen MS eingesetzt werden.
Die Wahl der geeigneten Therapie hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter die Art der MS, der Schweregrad der Erkrankung, dasVorhandensein von Begleiterkrankungen und die individuellen Bedürfnisse des Patienten.
Leben mit MS
Die Diagnose MS kann für Betroffene und ihre Angehörigen eine große Herausforderung darstellen. Es ist wichtig, sich umfassend über die Erkrankung zu informieren und sich Unterstützung zu suchen. Es gibt zahlreiche Selbsthilfegruppen und Beratungsstellen, die MS-Patienten und ihre Familienangehörigen unterstützen.
Trotz der MS ist es möglich, ein erfülltes und aktives Leben zu führen. Durch eine frühzeitige Diagnose, eine individuelle Therapie und eine positive Lebenseinstellung können viele MS-Patienten ihre Lebensqualität erhalten oder sogar verbessern.
Expertenrat und persönliche Erfahrungen
In einem von der AMSEL (Aktion Multiple Sklerose Erkrankter, Landesverband Baden-Württemberg e.V.) organisierten Chat standen Experten und Betroffene Rede und Antwort. Dr. Peter Flachenecker und PD Dr. med. Oliver Neuhaus beantworteten Fragen zu Symptomen, Therapien und dem Umgang mit MS im Alltag.
Einige interessante Punkte aus dem Chat:
Lesen Sie auch: Gehirnbestrahlung: Was Sie wissen sollten
- Frühzeitige Therapie: Dr. Flachenecker betonte die Bedeutung einer frühzeitigen Therapie, insbesondere bei häufigen Schüben.
- Fatigue: Gegen Müdigkeit (Fatigue) können körperliches Ausdauertraining, Kälteanwendungen und Medikamente wie Cipramil, PK-Merz oder Vigil helfen.
- Spastik: Regelmäßige Krankengymnastik oder Übungen am Moto-Med-Rad können helfen, Spastik zu reduzieren.
- Copaxone-Nebenwirkungen: Momo berichtete von Dellenbildung (Lipodystrophie) als Nebenwirkung von Copaxone.
- Sportliche Aktivität: Dr. Flachenecker ermutigte Andrea, "normal" zu leben und sportlich aktiv zu sein, da es keine Hinweise darauf gibt, dass Sport für die MS schädlich ist.
- Basistherapie bei sekundär chronisch progredienter MS: Dr. Neuhaus erklärte, dass Betaferon und Rebif bei Schubaktivität als Basistherapie der sekundär chronisch progredienten MS zugelassen sind.
- Tysabri: Dr. Neuhaus nannte Tysabri als das zur Zeit zugelassene Medikament mit der stärksten Wirksamkeit, wies aber auf mögliche Nebenwirkungen hin.
- Umgang mit Spritzenangst: Ronja erhielt den Rat, sich den Spritzvorgang mit dem Injektor genau zeigen zu lassen und Kühlung anzuwenden.
tags: #copaxone #nebenwirkungen #taubheitsgefuhl