Corona-Infektion und Nervenschmerzen: Ursachen und Auswirkungen

Die COVID-19-Pandemie hat nicht nur die Atemwege, sondern auch das Nervensystem vieler Menschen beeinträchtigt. Während die akute Phase der Infektion oft mit Symptomen wie Husten, Fieber und dem Verlust des Geruchs- und Geschmackssinns einhergeht, berichten viele Betroffene über anhaltende neurologische Beschwerden, die als "Long-Covid" oder "Post-Covid-Syndrom" bekannt sind.

Wie COVID-19 das Nervensystem beeinträchtigt

Die ersten Anzeichen dafür, dass SARS-CoV-2 das Nervensystem beeinflussen kann, waren der Verlust des Geruchs- und Geschmackssinns (Anosmie und Ageusie). Diese Symptome traten oft schon früh im Krankheitsverlauf auf, sogar bevor ein positiver COVID-19-Test vorlag. Anosmie deutet darauf hin, dass etwas die olfaktorischen Pfade des Gehirns beeinträchtigt.

Neurologische Erkrankungen im Zusammenhang mit COVID-19

Neben dem Verlust des Geruchs- und Geschmackssinns können auch schwerwiegendere neurologische Erkrankungen im Zusammenhang mit COVID-19 auftreten:

  • Guillain-Barré-Syndrom (GBS): Eine seltene, aber schwere neurologische Erkrankung, bei der das Immunsystem die Nervenzellen außerhalb des Gehirns angreift.
  • ADEM (Akute disseminierte Enzephalomyelitis): Eine entzündliche Erkrankung, die das Gehirn befällt.
  • Enzephalitis: Entzündung des Gehirngewebes.
  • Schädigungen peripherer Nerven: Diese können sich in Form von Gefühlsstörungen, Schmerzen oder Schwäche in den Extremitäten äußern.
  • Schlaganfälle: Studien zufolge liegt die Rate an Schlaganfällen bei stationär aufgenommenen COVID-19-Patienten bei 6% bis 12%. Ursache sind meist entzündungsbedingt erhöhte Gerinnbarkeit des Blutes.

Ursachen für neurologische Beschwerden nach COVID-19

Das volle Ausmaß der langfristigen neurologischen Komplikationen von COVID-19 ist noch nicht vollständig bekannt. Es gibt viele offene Fragen, wie:

  • Welche Wirtsfaktoren sind für die große Variabilität der klinischen Manifestationen verantwortlich?
  • Warum entwickeln einige Patienten eine akute neurologische Erkrankung und andere nicht?
  • Ist es möglich, dass eine anhaltende Dysregulation des Immunsystems den anhaltenden Symptomen zugrunde liegt?
  • Wie gelangen die Viren ins Nervensystem? Vermutet wird, dass das Virus ausgehend von den Schleimhäuten der oberen Atemwege den Riechnerven befällt und von dort aus das Gehirn erreicht. Auch infizierte Blutzellen könnten das Virus ins Nervensystem tragen.

Es wird vermutet, dass verschiedene Faktoren eine Rolle spielen können, darunter:

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  • Direkte Virusinfektion des Gehirns: Das Coronavirus Sars-CoV-2 kann auch das Nervensystem befallen.
  • Eingeschränkte Lungenfunktion: Eine eingeschränkte Lungenfunktion kann zu Sauerstoffmangel im Gehirn führen.
  • Entzündungsreaktionen: Die Ausschüttung entzündlicher Botenstoffe durch aktivierte Immunzellen kann das Nervensystem schädigen.
  • Multiples Organversagen: Ein multiples Organversagen kann das Nervensystem zusätzlich belasten.
  • Aktivierte Blutgerinnung: Eine aktivierte Blutgerinnung kann zu Schlaganfällen und anderen neurologischen Komplikationen führen.
  • Autoimmunprozesse: In einigen Fällen kann die Infektion ein autoimmunes Entzündungsgeschehen auslösen, das sich gegen das Gehirn richtet.

Long-Covid und neurologische Symptome

Viele Menschen, die eine COVID-19-Erkrankung überstanden haben, leiden unter anhaltenden Symptomen, die als Long-Covid oder Post-Covid-Syndrom bezeichnet werden. Dazu gehören häufig neurologische Beschwerden wie:

  • Erschöpfung (Fatigue): Anhaltende Müdigkeit und Schwäche.
  • Kognitive Beeinträchtigungen: Konzentrationsstörungen, Gedächtnisprobleme und Aufmerksamkeitsdefizite.
  • Kopfschmerzen: Häufige oder chronische Kopfschmerzen.
  • Schlafstörungen: Schwierigkeiten beim Ein- oder Durchschlafen.
  • Schwindel: Benommenheit und Gleichgewichtsstörungen.
  • Muskelschmerzen: Anhaltende Schmerzen in den Muskeln.
  • Nervenschmerzen: Schmerzen, die von den Nerven ausgehen, oft als brennend, stechend oder kribbelnd beschrieben.
  • Geruchs- und Geschmacksstörungen: Anosmie und Ageusie können auch langfristig bestehen bleiben.
  • Psychische Probleme: Angstzustände, Depressionen und posttraumatische Belastungsreaktionen.

Diagnostik bei Long-Covid mit neurologischen Symptomen

Die Diagnostik bei Long-Covid mit neurologischen Symptomen umfasst in der Regel:

  • Neurologische Untersuchung: Beurteilung der Nervenfunktion, Reflexe, Koordination und anderer neurologischer Parameter.
  • Bildgebende Verfahren: MRT des Gehirns, um strukturelle Veränderungen oder Entzündungen auszuschließen.
  • Elektrophysiologische Untersuchungen: Messung der Nervenleitgeschwindigkeit, um Schäden an den Nerven festzustellen.
  • Psychologische Tests: Beurteilung der kognitiven Funktionen und des psychischen Zustands.
  • Pneumologisch-internistische Diagnostik: Objektivierung von Einschränkungen der Atmung, der körperlichen Belastbarkeit unter Berücksichtigung von weiteren mit betroffenen Organen.

Therapieansätze bei Long-Covid mit neurologischen Symptomen

Die Behandlung von Long-Covid mit neurologischen Symptomen ist oft komplex und erfordert einen interdisziplinären Ansatz. Es gibt keine spezifischen Medikamente, die für die Behandlung von Long-Covid zugelassen sind. Die Therapie richtet sich nach den individuellen Symptomen und kann umfassen:

  • Schmerztherapie: Medikamente zur Linderung von Nervenschmerzen und Muskelschmerzen.
  • Physiotherapie: Übungen zur Verbesserung der Kraft, Ausdauer, Koordination und Beweglichkeit.
  • Ergotherapie: Training von Alltagsaktivitäten und Anpassung der Umgebung, um die Selbstständigkeit zu fördern.
  • Logopädie: Behandlung von Sprach- und Schluckstörungen.
  • Kognitives Training: Übungen zur Verbesserung der Konzentration, des Gedächtnisses und anderer kognitiver Funktionen.
  • Psychotherapie: Unterstützung bei der Bewältigung von Angstzuständen, Depressionen und anderen psychischen Problemen.
  • Atemtherapie: Atemtechniken und Übungen zur Verbesserung der Lungenfunktion.
  • Pacing: Eine Strategie, um Überanstrengung zu vermeiden und die eigenen Belastungsgrenzen zu erkennen und einzuhalten.

Rehabilitationskliniken bieten spezielle Long-Covid-Programme an, die eine umfassende Diagnostik und Therapie beinhalten.

Prävention und Risikogruppen

Eine vollständige Impfung gegen das Coronavirus kann das Risiko für Long Covid verringern. Menschen, die bereits einen Schlaganfall hatten, gehören zur Hochrisikogruppe für einen schweren Covid-19-Verlauf.

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