Cortison ins Rückenmark: Anwendung, Risiken und Alternativen

Rückenschmerzen sind ein weit verbreitetes Problem, das viele Menschen im Laufe ihres Lebens betrifft. Eine gängige Behandlungsmethode, um diese Schmerzen zu lindern, ist die Injektion von Kortison ins Rückenmark. Dieser Artikel beleuchtet die Anwendung, die potenziellen Risiken und die Alternativen dieser Therapieform.

Einführung

Bei der Behandlung von Rückenschmerzen suchen viele Patienten nach schnellen und effektiven Lösungen. Eine solche Option ist die Injektion von Kortison, oft in Kombination mit Schmerzmitteln, direkt in den Bereich, in dem der Schmerz entsteht. Diese Methode zielt darauf ab, den Teufelskreis aus Entzündung, Schmerz und Schonhaltung zu durchbrechen. Doch wie wirksam und sicher ist diese Behandlung wirklich?

Anwendungsbereiche von Kortison-Injektionen

Kortison-Injektionen werden bei verschiedenen Arten von Rückenschmerzen eingesetzt, insbesondere wenn andere konservative Behandlungen wie Tabletten, Salben oder Wärmepflaster keine ausreichende Linderung bringen. Zu den spezifischen Anwendungsbereichen gehören:

  • Periradikuläre Therapie (PRT): Hierbei wird Kortison zusammen mit einem Schmerzmittel direkt in den Wirbelkanal oder an die betroffene Nervenwurzel injiziert. Dies soll dazu führen, dass das gereizte Gewebe abschwillt und der Schmerz gelindert wird.
  • Injektionen in die Wirbelgelenke: Bei Schmerzen, die von den kleinen Wirbelgelenken ausgehen, können Kortison, Schmerzmittel, Betäubungsmittel oder Hyaluronsäure direkt in diese Gelenke injiziert werden.
  • Injektionen in die Bandscheiben: Wenn die Bandscheiben die Schmerzquelle sind, kann Kortison oder ein Betäubungsmittel in sie injiziert werden, um Entzündungen zu bekämpfen und den Schmerz zu lindern.
  • Infiltration ISG Gelenke (Kreuzdarmbeingelenk): Das Kreuzdarmbeingelenk (Iliosakrakgelenk/ ISG) ist das Verbindungsglied zwischen Wirbelsäule und Becken. Bei Reizzuständen im Bereich der Kreuzdarmbeinfugen kann diese Therapie zum Einsatz kommen.
  • Infiltration der Facettengelenke: Facettengelenke (Zwischenwirbelgelenke) sind die kleinen Gelenke, die jeweils zwei Wirbelkörper in der Wirbelsäule miteinander verbinden. Eine Arthrose dieser Gelenke ist meist sehr schmerzhaft und führt abhängig von der Lokalisation zu Nacken- oder zu lumbalen Rückenschmerzen.

Wirkungsweise von Kortison

Kortison, auch bekannt als Kortikosteroid, ist ein synthetisches Hormon, das dem körpereigenen Cortisol ähnelt. Es wirkt entzündungshemmend und unterdrückt das Immunsystem. Bei Rückenschmerzen zielt Kortison darauf ab, Entzündungen im Bereich der Nervenwurzeln oder Wirbelgelenke zu reduzieren, was wiederum den Schmerz lindern soll.

Verfahren der Injektion

Die Injektion von Kortison ins Rückenmark ist ein präzises Verfahren, das in der Regel von einem Arzt durchgeführt wird. Der Ablauf kann wie folgt aussehen:

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  1. Lokale Betäubung: Zunächst wird die Haut an der Injektionsstelle örtlich betäubt, um den Schmerz während des Eingriffs zu minimieren.
  2. Nadelplatzierung: Mithilfe von bildgebenden Verfahren wie Röntgenstrahlen oder CT wird eine dünne Hohlnadel millimetergenau an die schmerzende Nervenwurzel oder in das betroffene Gelenk platziert.
  3. Injektion: Anschließend wird das Kortison, oft in Kombination mit einem Schmerzmittel, durch die Nadel injiziert.
  4. Kontrolle: Die korrekte Platzierung der Nadel und die Ausbreitung des Medikaments werden während des gesamten Prozederes überwacht.

Risiken und Nebenwirkungen

Obwohl Kortison-Injektionen eine wirksame Methode zur Schmerzlinderung sein können, sind sie nicht ohne Risiken und Nebenwirkungen. Zu den häufigsten Nebenwirkungen gehören:

  • Kopfschmerzen und Schwindel: Diese treten häufig kurz nach der Injektion auf.
  • Kribbeln in den Beinen und Taubheitsgefühle: Diese können durch die Reizung der Nervenwurzeln verursacht werden.
  • Übelkeit: Einige Patienten verspüren nach der Injektion Übelkeit.
  • Infektionen: In seltenen Fällen kann es zu Infektionen an der Injektionsstelle kommen.
  • Allergische Reaktionen: Allergische Reaktionen auf das Kortison oder andere Inhaltsstoffe der Injektion sind möglich.
  • Atembeschwerden: In sehr seltenen Fällen kann es zu Atembehinderungen kommen.
  • Bluterguss (Hämatom): Durch Verletzung von Blutgefäßen durch die Infiltrationsnadel kann es zu einem Bluterguss (Hämatom) kommen.
  • Nervenverletzungen: In sehr seltenen Fällen werden das Rückenmark, Nerven oder Nervenwurzeln verletzt, durch die Schmerzen, Sensibilitätsstörungen oder motorische Ausfälle entstehen können.
  • Erhöhtes Infektionsrisiko: Kortison unterdrückt das Immunsystem, was das Risiko für Infektionen erhöhen kann.
  • Cushing-Syndrom: Wiederholte Kortison-Injektionen können zu einem Cushing-Syndrom führen, das durch Symptome wie aufgedunsenes Gesicht, Muskelschwäche und erhöhten Blutzucker gekennzeichnet ist.
  • Auswirkungen auf das Hormonsystem: Selbst kleinere Dosen Kortison können die körpereigene Glukokortikoid-Produktion beeinträchtigen und zu einem Cortisolmangel führen.

In seltenen, aber schwerwiegenden Fällen kann es zu Komplikationen wie Rückenmarksabszessen, Gehirnhautentzündungen oder Querschnittslähmungen kommen. Ein besonders tragischer Fall in den USA zeigte, dass eine verseuchte Kortisonlösung zu schweren Pilzinfektionen im Gehirn und Rückenmark führte, die mehrere Todesfälle verursachten.

Wirksamkeit von Kortison-Injektionen

Die Wirksamkeit von Kortison-Injektionen bei Rückenschmerzen ist umstritten. Einige Studien zeigen, dass sie kurzfristig Schmerzen lindern können, während andere Studien keine signifikante Verbesserung feststellen konnten. Eine Analyse des Cochrane-Instituts kam zu dem Ergebnis, dass keine der angewendeten Injektionstherapien nachweislich wirkt.

Es ist wichtig zu beachten, dass die Erfolgsquoten je nach Ursache der Rückenschmerzen variieren können. Bei spezifischen Rückenschmerzen, wie z.B. Bandscheibenvorfällen mit Nervenwurzelreizung, können Kortison-Injektionen möglicherweise wirksamer sein als bei unspezifischen Rückenschmerzen, bei denen keine eindeutige körperliche Ursache festgestellt werden kann.

Alternativen zu Kortison-Injektionen

Angesichts der potenziellen Risiken und der umstrittenen Wirksamkeit von Kortison-Injektionen ist es wichtig, auch alternative Behandlungsmethoden in Betracht zu ziehen. Zu den bewährten sanften Mitteln gehören:

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  • Schmerzmittel: Bei akuten Schmerzen können Schmerzmittel helfen, die schlimmsten Tage und Nächte zu überstehen.
  • Wärme: Wärme kann verspannte Muskeln lockern und Schmerzen lindern.
  • Bewegung: Regelmäßige Bewegung ist eine der besten Maßnahmen gegen Rückenschmerzen.
  • Physiotherapie: Physiotherapie kann helfen, die Muskulatur zu stärken und die Körperhaltung zu verbessern.
  • Akupunktur: Akupunktur kann bei chronischen Schmerzen eine wirksame Behandlungsmethode sein.
  • Kinesiotaping: Kinesiotaping kann die Muskeln unterstützen und die Regeneration fördern.
  • Multimodale Therapie: Bei chronischen Schmerzen kann eine multimodale Therapie sinnvoll sein, die verschiedene Behandlungsansätze kombiniert.
  • Prolotherapie: Bei der Prolotherapie spritzt der Arzt bestimmte Substanzen direkt dorthin, wo Sehnen und Bänder an den Wirbeln ansetzen.
  • Racz-Therapie: Bei dieser Behandlung wird ein Katheter in den Wirbelkanal eingeführt, um einen Wirkstoff-Cocktail zu verabreichen.

Kortison bei Bandscheibenvorfall

Cortison ist gerade beim akuten Bandscheibenvorfall und bei Auftreten von Lähmungen das Medikament der 1. Wahl. Cortison kann als schnelle und effektive Maßnahme direkt mithilfe einer Spritze im Bereich der Wirbelsäule injiziert werden. Hierbei ist eine schnelle Reduzierung der Rückenschmerzen zu erwarten, da das Cortison direkt lokal wirken und die Entzündungssymptome lindern kann.

Wann braucht man Cortison nach einem Bandscheibenvorfall?

Wann Cortison nach einem Bandscheibenvorfall gebraucht wird oder sinnvoll ist, hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab. Es sollte nicht immer als erste Methode der Behandlung eine Anwendung von Cortison erfolgen, sie ist allerdings in vielen Fällen sinnvoll. In der Regel wird Cortison nach einem Bandscheibenvorfall bei starken Schmerzen empfohlen, da es als schnellwirkendes Medikament durch seine entzündungshemmende Wirkung auch effektiv Schmerzen senken kann. Daher wird es vor allem bei Bandscheibenvorfällen eingesetzt, die mit starken Beschwerden einhergehen.

Welche Dosierung nimmt man? Welches Cortison nimmt man bei einem Bandscheibenvorfall?

Die Dosierung von Cortison bei einem Bandscheibenvorfall ist abhängig von der Ausprägung der Beschwerden. Wenn Cortison oral, also in Form von einer Tablette, eingenommen werden soll, erfolgt dies meist in Form des Präparats Prednisolon mit einer Dosierung von 50 oder 100mg pro Tagfür drei bis fünf Tage. Bei einer Injektionstherapie oder der Gabe von Cortison mithilfe einer PRT direkt an den Bandscheibenvorfall ist die Dosis sehr variabel.

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