Kortison ist ein vielseitiges Medikament, das in der Orthopädie und anderen medizinischen Bereichen zur Behandlung von Entzündungen und Schmerzen eingesetzt wird. Allerdings kann die Anwendung von Kortison auch Nebenwirkungen verursachen, darunter das Auftreten von Taubheitsgefühlen. Dieser Artikel beleuchtet die möglichen Ursachen für Taubheitsgefühle als Nebenwirkung von Kortison und gibt einen Überblick über Behandlungsoptionen.
Was ist Kortison und wie wirkt es?
Kortison, auch Cortison genannt, ist ein lebenswichtiges Hormon, das in der Nebennierenrinde gebildet wird. Es wirkt stark entzündungshemmend und schmerzlindernd. Künstlich hergestellte Kortisonpräparate werden als entzündungshemmende Wirkstoffe bei zahlreichen Erkrankungen eingesetzt. In der Orthopädie wird Kortison häufig direkt in einen Gelenkspalt gespritzt, beispielsweise bei einer Kalkschulter oder einem Hallux rigidus.
Kortisol hat insbesondere Effekte auf den Kohlenhydrathaushalt, wodurch dem Organismus mehr Glukose zur Verfügung steht. Die vermehrte Glukose ist nötig, damit Gehirn und Muskeln auf Hochtouren arbeiten können. Durch das Kortisol werden aber auch Fette und Proteine gespalten und damit als Energiequelle herangezogen. Gleichzeitig führen die Stresshormone inklusive Kortisol dazu, dass andere, für Flucht und Kampf weniger wichtige Systeme im Körper „heruntergefahren“ werden.
Therapeutisch genutzt werden vor allem die entzündungshemmenden Effekte von Kortisol. Sie beruhen auf einer Vielzahl von Einflüssen auf Zellen, Mediatoren (Botenstoffe) und Enzyme. Denn bei einer Entzündung kommunizieren die Gewebe und die Blutzellen intensiv miteinander. Kortisol unterdrückt die Produktion und Freisetzung wichtiger Substanzen, die Entzündungen anfeuern und unterhalten. Dazu gehören Zytokine wie Interleukin und Tumornekrosefaktor, aber auch Chemokine (die z. B. Kortisol hemmt die weißen Blutzellen, die eine zentrale Rolle bei Entzündungsreaktionen spielen. Es verringert ihre Bewegung zum Entzündungsort und blockiert ihre Funktionen, z. B.
Mögliche Ursachen für Taubheitsgefühle nach Kortisonbehandlung
Taubheitsgefühle können als Nebenwirkung einer Kortisonbehandlung auftreten, insbesondere bei lokalen Injektionen. Es gibt verschiedene Mechanismen, die dafür verantwortlich sein können:
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- Direkte Nervenschädigung: Bei einer Injektion kann es in seltenen Fällen zu einer direkten Verletzung von Nervenstrukturen kommen, insbesondere wenn die Spritze falsch gesetzt wird. Dies kann zu vorübergehenden oder dauerhaften Gefühlsstörungen im Versorgungsbereich des betroffenen Nervs führen. Das Risiko hierfür ist jedoch gering und tritt bei weniger als 1 von 1000 Menschen auf.
- Entzündung und Schwellung: Kortison wird oft zur Behandlung von Entzündungen eingesetzt. In einigen Fällen kann die Injektion selbst jedoch eine vorübergehende Entzündung und Schwellung im umliegenden Gewebe verursachen. Diese Schwellung kann Druck auf Nerven ausüben und Taubheitsgefühle verursachen.
- Karpaltunnelsyndrom: Eine häufige Ursache für Taubheitsgefühle in der Hand ist das Karpaltunnelsyndrom. Dabei wird der Mittelnerv im Karpaltunnel des Handgelenks eingeengt. Kortison kann zur Behandlung eines Karpaltunnelsyndroms eingesetzt werden, um die Entzündung zu reduzieren und den Druck auf den Nerv zu verringern. In einigen Fällen kann die Kortisonbehandlung jedoch nur vorübergehend wirken oder die Symptome sogar verschlimmern.
- Polyneuropathie: In seltenen Fällen kann Kortison eine Polyneuropathie auslösen oder verstärken. Eine Polyneuropathie ist eine Erkrankung, die mehrere periphere Nerven betrifft und zu Gefühlsstörungen, Schmerzen und Muskelschwäche führen kann. Arzneimittelbedingte Neuropathien hängen in der Regel von der Dosis und der Dauer der Verabreichung ab. Meistens, aber nicht immer, bessern sie sich nach Therapieabbruch. Kortison kann Nervenzellen schädigen, die Nervenkörper oder die langen Nervenstränge von den Zellen (Axone) oder auch die Isolierschicht um die Nerven (Schwanschen Zellen).
- Wahrnehmungsbeeinträchtigung: Kortison kann die Wahrnehmung beeinträchtigen, sodass man nicht immer alles so spürt, wie es wirklich ist. Bei einigen kommt nach Kortison auch alles wieder.
Es ist wichtig zu beachten, dass Taubheitsgefühle auch andere Ursachen haben können, die nicht mit der Kortisonbehandlung in Zusammenhang stehen, wie zum Beispiel Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit).
Kortison bei Karpaltunnelsyndrom
Wenn die Hand schmerzt, kribbelt und sich taub anfühlt, kann ein Karpaltunnelsyndrom die Ursache sein. Dabei wird der Mittelnerv eingeengt, der im Karpaltunnel des Handgelenks verläuft und den Daumenballen und Teile der Hand versorgt. Zu den wirksamen Behandlungen gehört das Spritzen von Kortison (Kortikoid).
Kortison in den Bereich des Karpaltunnels zu spritzen, ist eine gängige Behandlung. Dadurch schwillt das Bindegewebe im Karpaltunnel ab und drückt weniger stark auf den Mittelnerv.
Der Nutzen von Kortisonspritzen wurde in mehreren Studien untersucht. Diese zeigen, dass in den ersten 2 bis 4 Wochen nach der Behandlung die Beschwerden bei vielen Menschen nachlassen. Die Wirkung der Kortisonspritzen kann auch nach sechs Monaten noch anhalten. Durch die Spritzen kann es zunächst zu leichten oder mittelstarken Schmerzen an der Hand kommen, die aber nach wenigen Tagen verschwinden. Außerdem gehen Spritzen immer mit einer Infektionsgefahr einher. Eine Infektion kann Sehnen und Nerven schädigen. Selten kommt es zu schweren Komplikationen wie einer Entzündung der ganzen Hand. Auch wenn die Spritze falsch gesetzt wird, ist eine Schädigung der Nerven möglich. Dies passiert aber bei weniger als 1 von 1000 Menschen.
Durch Kortisonspritzen können einige Menschen eine Operation vermeiden oder zumindest länger aufschieben. Manche Menschen mit anhaltenden Beschwerden überlegen dennoch, sich operieren zu lassen - denn die Spritzen helfen nicht immer ausreichend und oft nicht langfristig.
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Weitere mögliche Nebenwirkungen von Kortison
Neben Taubheitsgefühlen kann Kortison eine Reihe weiterer Nebenwirkungen verursachen, insbesondere bei langfristiger oder hochdosierter Anwendung. Dazu gehören:
- Gewichtszunahme und Wassereinlagerungen: Kortison kann den Appetit steigern und zu Wassereinlagerungen im Gewebe führen, was zu einer Gewichtszunahme führen kann.
- Hautveränderungen: Die Haut kann dünner und pergamentartig werden, und es kann zu vermehrtem Schwitzen kommen, insbesondere nachts.
- Herz-Kreislauf-Probleme: Kortison kann den Blutdruck erhöhen und Herzrasen verursachen.
- Stoffwechselstörungen: Kortison kann den Blutzuckerspiegel erhöhen und bei Diabetikern zu Problemen führen.
- Osteoporose: Langfristige Kortisoneinnahme kann das Risiko für Osteoporose erhöhen.
- Psychische Veränderungen: Kortison kann zu Unruhe, Schlafstörungen, Euphorie oder depressiven Verstimmungen führen.
- Erhöhte Infektanfälligkeit: Kortison kann das Immunsystem unterdrücken und die Anfälligkeit für Infektionen erhöhen.
Was tun bei Taubheitsgefühlen nach Kortisonbehandlung?
Wenn nach einer Kortisonbehandlung Taubheitsgefühle auftreten, sollten SieFolgendes beachten:
- Arzt informieren: Informieren Sie Ihren Arzt über die Beschwerden. Er kann die Ursache der Taubheitsgefühle feststellen und eine geeignete Behandlung empfehlen.
- Ursachenforschung: Die Ursache für die Taubheitsgefühle muss gefunden werden.
- Symptomatische Behandlung: Je nach Ursache können verschiedene Maßnahmen zur Linderung der Taubheitsgefühle eingesetzt werden, wie zum Beispiel Physiotherapie, Schmerzmittel oder entzündungshemmende Medikamente.
- Alternative Behandlungen: Wenn die Taubheitsgefühle durch das Karpaltunnelsyndrom verursacht werden und die Kortisonbehandlung nicht ausreichend hilft, können alternative Behandlungen wie eine Operation in Erwägung gezogen werden.
- Vorsicht bei Bewegung: Längerfristig darf die Schmerzfreiheit, die durch die Kortisoninjektion erreicht wird, nicht zu übermäßiger Bewegung des erkrankten Gelenks führen.
Kortison Alternativen
Es gibt verschiedene Kortison Alternativen, die in Betracht gezogen werden können.
- NSAR (nichtsteroidale Antirheumatika): NSAR wie Diclofenac oder Ibuprofen sind entzündungshemmende und schmerzlindernde Medikamente. Sie gelten als Therapie erster Wahl und helfen häufig, die Beschwerden zu lindern.
- Hyaluronsäure: Hyaluronsäure verbessert Gelenkschmerzen in frühen Stadien der Arthrose. Sie wirkt wie ein Schmiermittel, das die Gleitfähigkeit im Gelenk unterstützt.
- Autologes plättchenreiches Plasma: Autologes plättchenreiches Plasma ist bei Arthrosebeschwerden ebenfalls eine Option. Dieses Verfahren ist eine spezifische Form der Eigenbluttherapie, bei der dem Patienten entnommenes Blut speziell aufbereitet wird.
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