Demenz: Ursachen und biologische Faktoren

Die Demenz ist ein fortschreitender Verlust geistiger Fähigkeiten, wobei die Alzheimer-Krankheit die bekannteste Form darstellt. Weltweit waren im Jahr 2015 schätzungsweise 46,8 Millionen Menschen von Demenz betroffen. Es ist wichtig zu verstehen, dass Demenz keine zwangsläufige Alterserscheinung ist, obwohl das Risiko mit zunehmendem Alter steigt. Viele Demenzen können verhindert oder zumindest um Jahre hinausgezögert werden, indem man frühzeitig beginnt, das Gehirn fit zu halten.

Formen und Ursachen von Demenz

Demenzen lassen sich in verschiedene Formen unterteilen, wobei die Alzheimer-Demenz (AD) die häufigste Ursache darstellt, gefolgt von der vaskulären Demenz. Sekundäre Demenzen, die etwa 10 Prozent aller Fälle ausmachen, können durch Intoxikationen (z. B. Arzneimittelvergiftungen), Vitaminmangel oder Schilddrüsenfehlfunktionen ausgelöst werden und sind zum Teil heilbar.

Die Alzheimer-Demenz ist eine degenerative Erkrankung des Gehirns, bei der Nervenzellen irreversibel zerstört werden. Ihr Beginn ist schleichend, oft kaum merklich. Im Verlauf der Krankheit treten leichte Gedächtnislücken und Stimmungsschwankungen auf, die Lern- und Reaktionsfähigkeit nimmt ab, und es kommt zu Sprachschwierigkeiten. Örtliche und zeitliche Orientierungsstörungen machen sich bemerkbar.

Bei gefäßbedingten Demenzen kommt es infolge von Durchblutungsstörungen des Gehirns zum Absterben von Nervengewebe. Eine besondere Form ist die Multiinfarktdemenz, bei der wiederholte kleine Durchblutungsstörungen zum Absterben von Hirnzellen führen.

Biologische Faktoren und Risikofaktoren

Die Ursachen der Alzheimer-Demenz sind noch nicht ausreichend erforscht. Es ist jedoch bekannt, dass es bei Menschen mit Alzheimer-Demenz zu Veränderungen im Gehirn kommt, wie z. B. dem Absterben von Nervenzellen und der Zerstörung ihrer Verbindung untereinander. Darüber hinaus werden Eiweißablagerungen (Plaques bzw. Fibrillen) sowie die Verminderung eines für das Gedächtnis wichtigen Botenstoffs (Acetylcholin) beobachtet.

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Genetische Faktoren spielen eine Rolle, aber nur in weniger als zwei Prozent der Fälle liegen sie als alleinige Ursache vor. Neben nicht veränderbaren Faktoren wie Alter, Geschlecht und Genetik beeinflussen auch Verhaltensweisen und Lebensumstände das Risiko, an Demenz zu erkranken. Das Risiko sinkt beispielsweise durch körperliche und geistige Aktivität, eine ausgewogene Ernährung und soziale Teilhabe. Neuere Untersuchungen weisen zudem auf ein erhöhtes Risiko durch Übergewicht, Bluthochdruck, Rauchen, übermäßigen Alkoholkonsum, Diabetes, schwere Kopfverletzungen, Infektionen, Depression, chronischen Stress sowie das Vorliegen einer Hörminderung hin.

Die Rolle der Genetik bei Alzheimer

Eine positive Familienanamnese für LOAD (Late-Onset Alzheimer's Disease) deutet auf die Möglichkeit eines genetischen Risikofaktors hin. Etwa 0,5 Prozent der AD-Patienten fallen durch einen sehr frühen Erkrankungsbeginn (vor dem 60. Lebensjahr) und eine positive Familienanamnese für frühmanifeste Demenzen auf. In diesen Fällen kann es sich um die autosomal-dominant erbliche, familiäre AD (FAD) handeln. Die FAD wird durch Einzelgenmutationen in einem der Gene für Amyloidvorläuferprotein (APP), Präsenilin 1 (PSEN1) oder Präsenilin 2 (PSEN2) verursacht.

Alle bisher bekannten genetischen Faktoren der AD sind mit einer erhöhten Bildung von Aβ42 assoziiert - das heißt, einer verstärkt amyloidogenen Prozessierung des APP. Dabei können offenbar unterschiedliche molekulare Funktionsstörungen einen amyloidogenen Prozess herbeigeführt haben.

Von APOE (Apolipoprotein E) kommen in der Bevölkerung drei häufige allelische Varianten vor, benannt nach den durch sie kodierten, in der Proteinelektrophorese unterscheidbaren Isotypen, ε2, ε3 und ε4. Das ε4-Allel ist mit einem erhöhten LOAD-Risiko assoziiert, während das ε2-Allel protektiv wirkt.

Prävention und Risikoreduktion

Um einer Demenz vorzubeugen, ist es wichtig, frühzeitig anzufangen, das Gehirn fit zu halten. Eine gute geistige Fitness senkt zusätzlich das individuelle Risiko für eine Demenz deutlich. Was dem Körper schadet, ist auch schädlich für das Gehirn: Faktoren wie Übergewicht, Bewegungsmangel und Bluthochdruck erhöhen das Risiko, an einer Demenz zu erkranken.

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Forschende haben 12 Faktoren ausfindig gemacht, die vorbeugend wirksam sein können gegen das Vergessen:

  1. Geringe Bildung in jungen Jahren
  2. Unbehandelte Schwerhörigkeit
  3. Hirnverletzungen
  4. Bluthochdruck
  5. Alkoholkonsum
  6. Adipositas mit BMI über 30
  7. Rauchen
  8. Depression
  9. Soziale Isolation
  10. Bewegungsmangel
  11. Luftverschmutzung
  12. Diabetes

Die Vermeidung aller schädigenden Faktoren könnte bis zu 40 Prozent des Risikos senken und dazu beitragen, den kognitiven Abbau zu bremsen.

Diagnose von Demenz

Wenn Anzeichen von Vergesslichkeit über längere Zeit anhalten und sogar zunehmen, sollte dies von einem Spezialisten untersucht werden. Die Diagnostik sollte immer von einem Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie oder Facharzt für Neurologie durchgeführt werden.

Zu Beginn der Untersuchung wird der Arzt die genaue Krankengeschichte (Anamnese) erfragen. Um die Veränderungen der geistigen Leistungsfähigkeit objektiv zu erfassen, werden psychometrische Tests durchgeführt, bei denen der Patient mit Papier und Stift oder am Computer verschiedene Aufgaben löst.

Um keine organische, behandelbare Ursache der Demenz zu übersehen, wird immer auch eine körperliche Untersuchung durchgeführt. Dazu gehören eine internistische und neurologische Untersuchung sowie eine Blutuntersuchung. Eine Computertomographie (CT) oder Kernspintomographie (MRT) dienen dazu, Veränderungen der Struktur des Gehirns sichtbar zu machen, die auf eine Demenz schließen lassen.

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Therapieansätze bei Demenz

Die meisten einer Demenz zugrunde liegenden Erkrankungen sind prozesshaft fortschreitend, nur für wenige gibt es zugelassene Medikamente, die jedoch die Krankheit weder beseitigen noch den Krankheitsverlauf beeinflussen können. Die Auswahl der Medikamente richtet sich u.a. nach der Art der Demenz und den Begleiterscheinungen.

Bei allen der Demenz zugrundeliegenden Erkrankungen können neben der Beeinträchtigung des Denkens und des Gedächtnisses auch Störungen im Erleben und Verhalten auftreten, z.B. Depression, Aggression oder Angst. Es sollte zunächst versucht werden, auf nicht-medikamentöse Art einzugreifen, in dem zunächst die Auslöser identifiziert werden. Dann können z.B. Hilfsmittel eingesetzt werden, die das tägliche Leben erleichtern, oder Maßnahmen, die die soziale Einbindung fördern und erhalten.

Nicht-medikamentöse Therapieansätze bei Demenz zielen darauf ab, die Befindlichkeit der erkrankten Person und die Anpassungsfähigkeit an das nachlassende Leistungsvermögen zu verbessern. Die Art der eingesetzten Verfahren richtet sich vorwiegend nach der Art der Demenz, dem Stadium der Erkrankung, den Bedürfnissen der Erkrankten und der Betreuenden. Beispiele hierfür sind kognitive Verfahren, Ergotherapie, körperliche Aktivierung, künstlerische Therapien und sensorische Verfahren.

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