Die Funktionen der linken Gehirnhälfte: Ein umfassender Überblick

Die linke Gehirnhälfte, oft als die „analytische“ Hälfte des Gehirns bezeichnet, spielt eine entscheidende Rolle bei einer Vielzahl kognitiver Funktionen. Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass das Gehirn als Ganzes arbeitet und die beiden Hemisphären, die linke und die rechte, eng miteinander verbunden sind und sich ergänzen. Die Vorstellung, dass eine Gehirnhälfte isoliert funktioniert, ist ein Mythos.

Das Zusammenspiel der Gehirnhälften

Das Gehirn ist ein komplexes Organ, bei dem beide Hemisphären in den meisten Fällen zusammenarbeiten, um komplexe Aufgaben zu lösen. Es gibt jedoch Bereiche, in denen die linke Gehirnhälfte eine besondere Rolle spielt. Die linke Gehirnhälfte steuert die rechte Körperseite, während die rechte Gehirnhälfte die linke Körperseite steuert.

Spezifische Funktionen der linken Gehirnhälfte

Obwohl die Aufgaben des Gehirns auf verschiedene Areale verteilt sind, die meist sowohl links als auch rechts im Gehirn zu finden sind, gibt es einige Funktionen, die hauptsächlich in der linken Gehirnhälfte angesiedelt sind:

  • Motorische Sprachsteuerung: Die komplexen Vorgänge während des Sprechens werden dort kontrolliert. Das Broca-Areal, das hauptsächlich für die Sprachproduktion verantwortlich ist, liegt bei Rechtshändern größtenteils in der linken Hemisphäre.
  • Verständnis abstrakter Begriffe: Begriffe wie Glück und Liebe, also Konzepte, die nicht konkret sind, werden vorwiegend in der linken Gehirnhälfte verarbeitet.
  • Wahrnehmung von Details: Die Wahrnehmung von Details findet hauptsächlich in der linken Gehirnhälfte statt.
  • Wahrnehmung von zeitlichen Details: Kleine Unterschiede zwischen Zeitabständen werden ebenfalls dort verarbeitet.
  • Logisches Denken: Die linke Gehirnhälfte übernimmt Aufgaben des logischen Denkens, wie beispielsweise das Lösen mathematischer Probleme oder das Auswendiglernen von Informationen. Sie arbeitet nach Regeln und Gesetzen und konzentriert sich auf einen Punkt. Die linke Gehirnhälfte nimmt Details wahr und denkt in logischen Schritten.

Die linke Gehirnhälfte ist in der Regel für sprachliche und logische Funktionen zuständig. Sie verarbeitet Informationen sequenziell und analytisch.

Die Rolle der linken Gehirnhälfte bei Rechtshändern

Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Mehrheit der Menschen Rechtshänder sind, weil der Bereich, der für das Herstellen und Benutzen von Werkzeugen verantwortlich ist, in der linken Hälfte lokalisiert werden kann. Bei Rechtshändern ist der motorische Kortex der linken Hemisphäre in der Regel etwas größer und stärker vernetzt als auf der Gegenseite.

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Wie arbeiten rechte und linke Hemisphäre zusammen?

Die Goethe Universität in Frankfurt am Main hat in einer Studie das Zusammenspiel der beiden Gehirnhälften beim Sprechen untersucht und ist zu neuen Erkenntnissen gekommen. Es konnte festgestellt werden, dass die linke Gehirnhälfte zeitliche Aspekte wie den Übergang von Sprachlauten kontrolliert, während die rechte Hirnhälfte dafür zuständig ist, dass die Laute, die unser Mund formt, auch so klingen wie sie klingen sollen. Des Weiteren wurde herausgefunden, dass die linke Hemisphäre bevorzugt zum Steuern schneller Bewegungen genutzt wird, während die rechte Seite besser langsame Abläufe kalibrieren kann.

Wo ist das Sprachzentrum im Gehirn?

Sprache wird im Gehirn hauptsächlich im sogenannten Broca-Areal und im Wernicke-Areal verarbeitet. Diese beiden Regionen sind für die Sprache verantwortlich und liegen bei Rechtshändern größtenteils in der linken Hemisphäre. Das Broca-Areal ist dabei hauptsächlich für die Sprachproduktion verantwortlich.

Was passiert, wenn die linke Gehirnhälfte ausfällt?

Wenn die linke Gehirnhälfte ausfällt, beispielsweise aufgrund eines Schlaganfalls, findet eine Lähmung der rechten Seite des Körpers statt, eine sogenannte Hemiplegie. Außerdem kann eine Wortfindungsstörung ausgelöst werden.

Die Bedeutung eines ganzheitlichen Gehirntrainings

Einige Fähigkeiten sind ausschließlich in der linken Gehirnhälfte beheimatet. Könnte es demnach effektiver sein, sich auf diese Seite zu konzentrieren, wenn speziell diese Fähigkeiten trainiert werden sollen? Die Antwort ist: Nein. Nur die linke Gehirnhälfte zu trainieren, lohnt sich nicht und ist auch nicht wirklich umsetzbar, da beide Gehirnhälften miteinander vernetzt arbeiten. Ein ganzheitliches Training sollte daher immer das Ziel sein. Am effektivsten dabei ist, ein wissenschaftlich belegtes Gehirntraining zu absolvieren, als zu versuchen, speziell die linke Hemisphäre zu verbessern.

Um die Fähigkeiten der linken Gehirnhälfte zu trainieren, bieten sich vor allem Übungen der Kategorie schlussfolgerndes Denken an, diese werden in der linken Hemisphäre verarbeitet. Diese Übungen trainieren die Logik, sowie Deduktion und Induktion. Damit trainieren Sie die Hauptfähigkeit der linken Gehirnhälfte.

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Da die linke Gehirnhälfte die rechte Hand kontrolliert, können gerade Linkshänder davon profitieren, einfache Aufgaben wie das Zähneputzen mit der rechten Hand zu erledigen.

Der Mythos der "Linkshirnigkeit" und "Rechtshirnigkeit"

Es gibt keine “Rechtshirnigkeit” und keine “Linkshirnigkeit”, denen man bestimmte Eigenschaften zuschreiben könnte. Die Vorstellung, dass Menschen eher mit der linken oder rechten Hemisphäre „denken“ gibt es keine wissenschaftliche Grundlage. Es stimmt, dass das menschliche Gehirn in zwei Gehirnhälften geteilt ist. Diese Hälften funktionieren jedoch nicht so isoliert voneinander, wie viele denken. Stattdessen arbeiten sie zusammen und stehen in ständigem Kontakt miteinander. Dabei sind sie in der Mitte durch einen Balken verbunden.

Die Lateralisierung des Gehirns

Die Sinneswahrnehmung ist lateralisiert. Das heißt, sie wird bevorzugt oder vollständig in einer der beiden Gehirnhälften verarbeitet. Ebenfalls klar lateralisiert ist die Kontrolle der motorischen Funktionen: Die rechte Gehirnhälfte steuert die linke Körperhälfte und die linke Gehirnhälfte die rechte. Ein klassisches Beispiel für Lateralisierung in der Kognition ist die Steuerung und das Verarbeiten von Sprache, wobei die Ausprägung hier individuell variiert.

Unterschiede in der Hirnasymmetrie

Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften und des Forschungszentrums Jülich haben nun untersucht, wie sich Asymmetrien entlang von sogenannten funktionellen Gradienten entwickeln, d. h. entlang von Achsen in der Großhirnrinde an der sich die Hirnfunktionen anordnen. Das Ergebnis: Es gibt tatsächlich feine Unterschiede darin, wie Hirnregionen unterschiedlicher Funktionen auf der linken und rechten Seite des Gehirns aufreihen. Auf der linken Seite sind es die Regionen zur Sprachverarbeitung, die sich am weitesten entfernt von denen für Sehen und Wahrnehmung liegen. Auf der rechten Seite befindet sich hingegen das Netzwerk für Aufmerksamkeit und Arbeitsgedächtnis am weitesten entfernt von den sensorischen Regionen. Zudem zeigte sich: Die individuellen Unterschiede in dieser Anordnung sind vererbbar. Sie sind damit zum Teil genetisch bedingt.

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