Demenz im Endstadium: Pflegetipps und Unterstützung für Angehörige

Die Betreuung eines Menschen mit Demenz, insbesondere im Endstadium, stellt Angehörige vor enorme Herausforderungen. Es erfordert viel Geduld, Einfühlungsvermögen und Kraft. Dieser Artikel bietet umfassende Informationen und praktische Tipps zur Pflege von Demenzkranken im Endstadium, um den Alltag zu erleichtern und Überlastung zu vermeiden.

Herausforderungen im Demenz Endstadium

Im Demenz Endstadium verlieren Patienten fast vollständig die Fähigkeit, ihre Umwelt bewusst einzuordnen. Sie erkennen vertraute Menschen nicht mehr und können Gefühle oder Bedürfnisse kaum ausdrücken. Diese Veränderungen können frustrierend sein - für Betroffene und Angehörige.

Veränderungen im Endstadium

  • Die Sprache reduziert sich auf einzelne Laute oder Wörter.
  • Betroffene erkennen vertraute Menschen nicht mehr.
  • Eigenständige Handlungen wie Essen, Anziehen oder Waschen sind nicht mehr möglich.
  • Inkontinenz tritt fast immer auf.
  • Viele Patienten erleben Wahnvorstellungen, etwa das Gefühl verfolgt zu werden oder fremde Menschen im Raum zu sehen.
  • Ein zunehmendes Gefühl der Abhängigkeit verstärkt innere Belastungen und kann zu Rückzug oder Resignation führen.

Es ist wichtig zu verstehen, dass aggressives Verhalten im Demenz Endstadium oft Ausdruck von Verzweiflung und Hilflosigkeit ist. Vielmehr sind Wutausbrüche und Beschimpfungen Ausdruck von Verzweiflung und Hilflosigkeit, zum Beispiel, weil jemand bestimmte Dinge im Alltag nicht (mehr) bewältigen kann, sich unverstanden, beunruhigt oder bedroht fühlt.

Sicherheit im eigenen Zuhause gewährleisten

Die eigene Wohnung sollte ein sicherer Ort sein - besonders für Menschen mit Demenz, die sich leicht orientierungslos oder verwirrt fühlen können. Überprüfen Sie Ihren Haushalt auf mögliche Gefahrenquellen und treffen Sie präventive Maßnahmen, um Unfälle zu vermeiden.

Maßnahmen zur Sturzprophylaxe

  • Rutschfeste Teppiche verwenden.
  • Klare Wege ohne Stolperfallen schaffen.
  • Gut erreichbare Lichtschalter installieren.

Technische Hilfsmittel

  • Herdabschaltsicherungen
  • Türalarme

Strukturierter Tagesablauf und Beschäftigung

Eine feste Tagesstruktur gibt Menschen mit Demenz Halt und Orientierung. Wiederkehrende Abläufe - vom gemeinsamen Frühstück bis zum abendlichen Spaziergang - helfen Ihrem Angehörigen, sich besser zurechtzufinden und das Gefühl der Sicherheit zu bewahren. Planen Sie den Tag so, dass es feste Zeiten für Mahlzeiten, Pflege und Aktivitäten gibt. Auch einfache Beschäftigungen wie Basteln, Kochen oder Musikhören können dazu beitragen, den Tag zu gliedern und Ihrem Angehörigen kleine Erfolgserlebnisse zu schenken. Dabei sind Routine und Regelmäßigkeit das A und O.

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Geeignete Aktivitäten

  • Kreative Tätigkeiten: Der Umgang mit unterschiedlichen Materialien aus der Natur oder dem Bastelladen kann Demenzerkrankten viel Freude bereiten. Nehmen Sie den Wechsel der Jahreszeiten als Anlass, um passende Dekoration zu basteln.
  • Musikhören und Singen: Bekannte Schlager aus der Jugendzeit stimulieren fröhliche Erinnerungen und können die Stimmung aufhellen. Bekannte Lieder zu singen, dazu zu musizieren oder den Takt zu schlagen funktioniert selbst dann, wenn der Betroffene nicht mehr sprechen kann.
  • Erinnerungsalben: Darin sammeln Sie Fotos und andere Erinnerungsstücke aus dem Leben der demenzerkrankten Person. Stellen Sie als Pflegender oder Angehöriger konkrete Fragen zur Kindheit oder Jugend des Demenzerkrankten.
  • Vorlesen: Vorlesen kann für Menschen mit Demenz genauso aktivierend sein wie Kopfrechnen für einen gesunden Menschen.
  • Spaziergänge und Ausflüge: Bewegung regt den Kreislauf an, fördert Sinneserfahrungen und bringt Freude. Ideal sind Orte, die dem Demenzerkrankten immer schon gefallen haben oder einen biografischen Bezug bieten.
  • Snoezelen: Dabei werden gezielt unterschiedliche Sinne aktiviert und stimuliert.
  • Spiele: Am besten eignen sich dazu Spiele, die von Kindheit an vertraut sind, wie Würfelspiele oder Mensch ärgere Dich nicht. Achten Sie darauf, dass das Spielen nicht zu Leistungsdruck führt. Ein Memory-Spiel mit großen Karten und leicht erkennbaren Motiven kann das Anfassen und Aufdecken erleichtern.

Umgang mit aggressivem Verhalten

Ist der Stress einmal da, helfen vor allem Geduld, Gleichmut und Einfühlungsvermögen. Versuchen Sie herauszufinden, was den Menschen so stresst und beseitigen Sie nach Möglichkeit den Auslöser. Vermeiden Sie auf jeden Fall, selbst wütend oder vorwurfsvoll zu reagieren. Auch „vernünftige Argumente“ helfen in emotional aufgeladenen Situationen meist nicht weiter. Zeigen Sie Verständnis für Ihr Gegenüber und machen Sie sich klar, dass er oder sie Sie braucht, um wieder aus der frustrierenden Situation hinauszukommen. Versuchen Sie, mit sanfter Sprache und beruhigenden Gesten zu trösten. Lenken Sie die Aufmerksamkeit auf etwas Positives oder Interessantes. Das kann eine beruhigende Melodie, ein Fotoalbum oder eine angenehme Tätigkeit sein.

Vorbeugende Maßnahmen

  • Geregelter Tagesablauf: Menschen mit Demenz fühlen sich sicherer, wenn sie wissen, was als Nächstes kommt.
  • Klare Kommunikation: Frustration entsteht oft durch das Gefühl, nicht verstanden zu werden.
  • Regelmäßige Gesundheitschecks: Auch Schmerzen oder andere gesundheitliche Probleme können zu aggressivem Verhalten führen.
  • Belastende Situationen und Orte vermeiden: Grelles Licht, viele Menschen oder Lärm können Menschen mit Demenz schnell überfordern.

Entlastung für pflegende Angehörige

Um Überlastung und gesundheitliche Folgen zu vermeiden, stehen Ihnen verschiedene Entlastungsmöglichkeiten durch externe Hilfen zur Verfügung. Diese bieten Unterstützung und ermöglichen Ihnen, sich kurze Pflegeauszeiten zu gönnen.

Betreuungsmöglichkeiten

  • Ambulante Pflegedienste: Sie bieten wertvolle Unterstützung bei der Betreuung zu Hause und entlasten pflegende Angehörige im Alltag. Besonders hilfreich sind Pflegedienste, deren Mitarbeitenden eine Zusatzqualifikation für Demenz besitzen.
  • Stundenweise Betreuung: Sie kann dabei helfen, eine Struktur aufrechtzuerhalten und gleichzeitig die pflegenden Angehörigen zu entlasten.
  • Teilstationäre Betreuung: Die betroffene Person wird tagsüber in einer spezialisierten Einrichtung betreut, während sie weiterhin überwiegend zu Hause lebt.
  • Betreuungsgruppen: Hier können sich Demenzkranke in einem geschützten Rahmen wohlfühlen und an vielfältigen Aktivitäten teilnehmen, die an ihre noch vorhandenen Fähigkeiten anknüpfen.
  • 24-Stunden-Betreuung: Durch Pflegehilfskräfte ermöglicht es Demenzerkrankten, weiterhin in den eigenen vier Wänden zu leben.
  • Betreutes Wohnen in einer ambulant betreuten Wohngemeinschaft: Bietet eine Alternative zum klassischen Pflegeheim.

Finanzielle Hilfen

Um finanzielle Hilfen der Pflegeversicherung beanspruchen zu können, benötigt die demenzerkrankte Person einen Pflegegrad. Die Pflegeversicherung bietet verschiedene Leistungen, die je nach Pflegegrad in Anspruch genommen werden können. Dazu gehören Pflegesachleistungen, Pflegegeld, der Entlastungsbetrag und Leistungen für Kurzzeit- oder Verhinderungspflege.

  • Pflegegeld: Menschen mit Demenz, die zu Hause von ihren Angehörigen versorgt werden und mindestens in dem Pflegegrad 2 eingestuft sind, haben Anspruch auf Pflegegeld.
  • Ambulante Betreuungsdienste: Über die Pflegekassen können, neben der ambulanten Pflege, auch ambulante Betreuungsleistungen abgerechnet werden. In erster Linie sind für die Finanzierung die Entlastungsleistungen in Höhe von 131 Euro monatlich vorgesehen.

Finanzierung der Betreuungsgruppen

Die Kosten für solche Zusammenkünfte halten sich für Menschen mit Demenz in Grenzen. Meistens zahlen sie nur einen kleinen Betrag für Speisen und Getränke. Dafür können sie Geld nutzen, das sie bei ihrer Krankenkasse für sogenannte niedrigschwellige Betreuungsangebote (Entlastungsbetrag nach § 45b SGB XI) beantragen können.

Ehrenamtliche Hilfe

Grundsätzlich kann für die ehrenamtliche Nachbarschaftshilfe eine monatliche Aufwandsentschädigung bis zu 131 € bezahlt werden, sofern ein Pflegegrad vorliegt. Ist diese Leistung zur Unterstützung im Alltag nach Landesrecht anerkannt, kann sie im Rahmen der niedrigschwelligen Entlastungsleistungen von den Pflegekassen finanziert werden.

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Ambulante Pflegedienste: Tipps für die Auswahl

Alzheimer und andere Formen der Demenz erfordern aber besondere Kenntnisse und Fähigkeiten.

Worauf Sie achten sollten

  • Verfügt der Dienstleister über ein schriftliches Konzept, in dem er seinen Pflegeansatz darlegt?
  • Geht der Dienstleister darin auf die Bedürfnisse von Menschen mit Demenz ein?
  • Gibt es Fachkräfte, die speziell für die Pflege von Menschen mit Demenz ausgebildet beziehungsweise geschult sind?
  • Gewährleistet der Dienstleister, dass sich eine begrenzte Zahl von Pflegekräften abwechselt?
  • Erscheint die Pflegekraft in einem vereinbarten Zeitfenster von etwa einer halben Stunde?
  • Falls Sie nur bestimmte "Verrichtungen des täglichen Lebens" an den Dienstleister abgeben möchten - geht er auf Ihre Wünsche ein?
  • Bietet der Dienstleister eine 24-Stunden-Bereitschaft für Notfälle?
  • Organisiert der Dienstleister eventuell eine Betreuungsgruppe?
  • Bietet der Dienstleister Ihnen die Hilfe von Ehrenamtlichen an, die Sie entlasten können?
  • Arbeitet der Pflegedienst mit Einrichtungen der Tagespflege oder kurzzeitigen Pflege zusammen, sodass im Notfall rasch teilstationäre Hilfen zur Verfügung stehen?
  • Kooperiert der Pflegedienst mit einem Anbieter professioneller Sterbebegleitung, beispielsweise einer Hospizinitiative?

Belastende Symptome im Endstadium lindern

In den letzten Wochen, Tagen und Stunden können belastende Beschwerden für den Menschen mit fortgeschrittener Demenz auftreten. Diese können meist gemildert oder vorbeugend verhindert werden.

Häufige Beschwerden

  • Schmerzen: Die Einschätzung und Behandlung von Schmerzen bei Menschen mit fortgeschrittener Demenz sind schwierig. Schon kleine Veränderungen des gewohnten Verhaltens können Hinweise auf Schmerzen sein.
  • Infekte: Das Immunsystem der Menschen mit Demenz ist geschwächt. Insbesondere in der Phase der fortgeschrittenen Demenz erleben die Betroffenen immer wieder Infekte, die mit Fieber verbunden sein können.
  • Luftnot: Eine einfache Maßnahme zur Linderung der Luftnot ist ein kühler Luftzug im Mund-Nasen-Wagenbereich. Auch eine aufrechte Körperposition kann die Atmung erleichtern.
  • Unruhe und Angst: Die engmaschige Begleitung durch vertraute Personen, Berührungen und Massagen oder auch Musik können sehr beruhigend wirken und Medikamente verzichtbar machen.
  • Akute Verwirrtheit: Auch hier können Schmerzen die Ursache sein und die starke Unruhe geht dann durch die Behandlung der Schmerzen zurück.

Die letzte Lebensphase begleiten

Manchmal ist ein verstärkter Rückzug der Erkrankten zu beobachten, häufig wird Essen und Trinken verweigert. Oft ist es eine akute Lungenentzündung, die sich nicht auskurieren lässt. Meist haben Angehörige und Pflegekräfte, die den Bewohner schon lange kennen, ein gutes Gespür für die Veränderungen.

Wünsche Sterbender

  • Im vertrauten Umfeld sterben zu können.
  • Nicht leiden zu müssen.
  • Nicht allein zu sein.

Begleitung am Lebensende

Eine Begleitung bis zuletzt ist allein nicht zu bewältigen - es braucht ein Netz an Unterstützung und es braucht Wissen. Immer mehr Hospizdienste schulen die Hospizhelfer im Umgang mit Demenzkranken. Auch wird das Angebot der Allgemeinen Ambulanten Palliativversorgung ausgeweitet. Teams kommen nach Hause und begleiten und betreuen die Erkrankten. Sie beraten die Angehörigen, unterstützen bei der Symptomkontrolle und vermitteln Sicherheit.

Abschiedskultur im Pflegeheim

Für das Team des Pflegeheims setzt es eine Auseinandersetzung mit Sterben und Tod voraus und eine Verständigung darüber, welcher Umgang damit gefunden wird - bereits weit vorher. Eine Abschiedskultur, die gemeinsam entwickelt wurde, gibt den Sterbenden, den Angehörigen, aber auch den Pflegekräften Sicherheit und Halt.

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Dazu gehört

  • Angehörige rechtzeitig informieren.
  • Es wird Wert gelegt auf eine gute Kooperation zwischen behandelndem Arzt, Pflegekräften und Angehörigen.
  • Alle im Team kennen die Patientenverfügung - sofern eine existiert.
  • Das Team verfügt über palliatives Wissen und / oder arbeitet eng mit einem Palliativmediziner oder einem SAPV-Team zusammen.
  • Ehrenamtliche Begleiter/innen werden rechtzeitig einbezogen.
  • Die Bedürfnisse der Sterbenden stehen im Vordergrund.
  • Die Pflegekräfte wissen um den vorhandenen oder nicht vorhandenen Wunsch der Sterbenden nach religiösen Ritualen.
  • Nach dem Eintritt des Todes haben die Angehörigen die Möglichkeit, beim Waschen und Betten des Toten mitzuhelfen.
  • Angehörige, Pflegekräfte und alle weiteren Begleiter, haben genügend Zeit zum Abschiednehmen.
  • Es besteht für Angehörige das Angebot eines Gesprächs, einer Beratung, um das Leben und die gemeinsame Zeit, die miteinander verbracht wurde, zu würdigen.
  • Eine Trauerfeier, ein Trauerbuch oder ein Nachruf kann dem Abschied und der Erinnerung eine gute Form geben.

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