In Deutschland leben derzeit etwa 1,6 Millionen Menschen mit Demenz. Da eine Heilung der Krankheit bis heute nicht möglich ist, ist es entscheidend, Demenz frühzeitig zu erkennen, um den Betroffenen die bestmögliche Behandlung zukommen zu lassen. Schlafstörungen können ein frühes Anzeichen für Demenz sein, oft Jahre vor der eigentlichen Diagnose.
Was ist Demenz?
Demenz ist eine der häufigsten psychischen Erkrankungen im Alter, wobei die Leistungsfähigkeit des Gehirns nachlässt. Alzheimer ist die häufigste Form, bei der sich Eiweißablagerungen im Gehirn bilden und Nervenzellen absterben. Die zweithäufigste Form ist die vaskuläre Demenz, die durch anhaltende Durchblutungsstörungen im Gehirn verursacht wird.
Primäre und sekundäre Demenz
Es gibt primäre und sekundäre Demenzen. Primäre Demenzen haben ihre Ursache im Gehirn selbst und sind nicht heilbar. Dazu gehören Alzheimer, vaskuläre Demenz, Lewy-Körperchen-Demenz und frontotemporale Demenz. Sekundäre Demenzen sind die Folge anderer Grunderkrankungen wie Tumoren, Stoffwechselerkrankungen oder Alkoholmissbrauch. In diesen Fällen können sich die Demenzsymptome bessern, wenn die Grunderkrankung behandelt wird.
Der Zusammenhang zwischen Schlafstörungen und Demenz
Schlafstörungen können sowohl ein frühes Anzeichen für Demenz sein als auch den Verlauf der Krankheit verschlimmern. Studien haben gezeigt, dass Störungen in bestimmten Schlafphasen, insbesondere der REM-Schlaf-Verhaltensstörung, Jahre vor einer Demenzdiagnose auftreten können.
REM-Schlaf-Verhaltensstörung (RBD)
Die REM-Schlaf-Verhaltensstörung ist durch ein ungewöhnliches Verhalten im Schlaf gekennzeichnet, bei dem Betroffene ihre Träume ausleben, indem sie um sich schlagen, treten oder schreien. Eine Studie aus Kanada deutet darauf hin, dass Menschen mit dieser Schlafstörung ein um 80 bis 100 Prozent erhöhtes Risiko haben, eine neurodegenerative Erkrankung wie Demenz oder Parkinson zu entwickeln.
Lesen Sie auch: Fortgeschrittene Demenz: Ein umfassender Überblick
Weitere Schlafstörungen als Warnzeichen
Auch verkürzte REM-Schlafphasen und die Gesamtdauer des Schlafes können das Demenzrisiko beeinflussen. Während des Schlafs laufen wichtige Regenerationsprozesse im Gehirn ab, einschließlich des Abtransports schädlicher Substanzen wie Amyloid-Beta. Schlafmangel kann diese Prozesse stören und zur Ablagerung von "giftigen Eiweißen" im Gehirn führen.
Schlafstörungen im Alter
Mit zunehmendem Alter nehmen Schlafstörungen zu. Rund die Hälfte der über 60-Jährigen klagt über Ein- und Durchschlafprobleme. Dies kann ein frühes Zeichen für kognitive Einschränkungen sein. Umgekehrt kann gestörter Nachtschlaf auch die Entwicklung einer Alzheimer-Demenz begünstigen.
Symptome der Demenz
Typische Symptome einer Demenzerkrankung sind:
- Verwirrung und Vergesslichkeit
- Verlust des Geruchssinns
- Orientierungslosigkeit
- Aggressivität und Reizbarkeit
- Persönlichkeitsveränderungen
- Depressionen
- Wahnvorstellungen und Halluzinationen
- Sprachprobleme
- Abnehmende Aktivität
- Schwierigkeiten bei der Bewältigung des Alltags
Stadien der Demenz
Der Verlauf einer Demenzerkrankung lässt sich in verschiedene Stadien einteilen:
- Frühe Phase: Leichte Beeinträchtigungen des Denkens und Erinnerns, die im Alltag kaum einschränken.
- Mittlere Phase: Zunehmende Vergesslichkeit im Alltag, Probleme mit dem Kurzzeitgedächtnis, Schwierigkeiten bei Gesprächen und Orientierungsprobleme.
- Späte Phase: Beeinträchtigung des Langzeitgedächtnisses, Erkennen von Gesichtern, tiefgreifende Verhaltensänderungen, Unruhe, Aggressivität und Schlafstörungen.
- Endstadium: Vollständige Abhängigkeit von Pflege, Verlust der Sprache, Orientierungslosigkeit, Inkontinenz und Schluckstörungen.
Behandlung von Demenz und Schlafstörungen
Obwohl es keine Heilung für die meisten Demenzformen gibt, können Medikamente und Therapien den Verlauf der Krankheit hinauszögern und die Symptome lindern.
Lesen Sie auch: Wechselwirkungen zwischen Schmerzmitteln und Demenz
Medikamentöse Behandlung
Zur Stärkung der geistigen Leistung werden vor allem Antidementiva eingesetzt. Bei Schlafstörungen können Melatonin oder in schweren Fällen Schlafmittel verschrieben werden. Allerdings ist bei der Einnahme von Schlafmitteln Vorsicht geboten, da sie Nebenwirkungen wie Tagesmüdigkeit und Sturzgefahr haben können.
Nicht-medikamentöse Therapien
Nicht-medikamentöse Therapien können die geistigen Fähigkeiten fördern, Alltagsfertigkeiten stabilisieren und das seelische Wohlbefinden erhöhen. Dazu gehören:
- Verhaltenstherapie: Hilft Patienten in einem frühen Stadium, mit der Krankheit besser umzugehen.
- Logopädie: Stärkt kommunikative Fähigkeiten und Wortfindung, verbessert Aussprache sowie Sprachverständnis.
- Kognitives Training: Trainiert die geistigen Fähigkeiten in einem frühen Stadium.
- Ergotherapie: Körperliche Aktivierung hilft Patienten, Alltagstätigkeiten möglichst lange durchführen zu können.
- Musiktherapie: Weckt positive Erinnerungen und Gefühle.
- Realitätsorientierungstraining: Übt die zeitliche und räumliche Orientierung.
- Erinnerungstherapie: Weckt Erinnerungen und regt die geistigen Fähigkeiten an.
Tipps für den Umgang mit Schlafstörungen bei Demenz
- Regelmäßiger Tagesablauf: Feste Zubettgeh- und Aufstehzeiten helfen, den Schlaf-Wach-Rhythmus zu stabilisieren.
- Geeignete Schlafumgebung: Das Schlafzimmer sollte gut abgedunkelt und ruhig sein. Eine angenehme Raumtemperatur und bequeme Bettwäsche fördern den Schlaf.
- Körperliche Aktivität: Ausreichend Bewegung am Tag, am besten an der frischen Luft, kann den Schlaf verbessern.
- Vermeidung von Schläfchen am Tag: Ein kurzes Mittagsschläfchen kann zwar guttun, sollte aber 30 Minuten nicht überschreiten, um den Nachtschlaf nicht zu beeinträchtigen.
- Ruhiger Ausklang des Tages: Vermeiden Sie Reizüberflutung am Abend und schaffen Sie eine entspannende Routine vor dem Schlafengehen.
- Ernährung: Vermeiden Sie schwere Mahlzeiten, Alkohol und Koffein vor dem Schlafengehen. Eine kleine Spätmahlzeit mit Fett und Eiweiß kann den Blutzuckerspiegel stabilisieren.
- Lichttherapie: Tageslicht oder eine Tageslichtlampe am Morgen können helfen, die innere Uhr zu regulieren.
- Aromapflege: Ätherische Öle wie Lavendel, Benzoe oder Zirbelkiefer können beruhigend wirken und den Schlaf fördern.
Die Rolle der Angehörigen
Als Angehöriger können Sie dem Erkrankten helfen, indem Sie die Therapieinhalte auch im Alltag aufgreifen oder üben. Es ist wichtig, die Verhaltensänderungen bei Demenz zu verstehen und Ruhe zu bewahren. Sprechen Sie in kurzen, klaren Sätzen, geben Sie dem Betroffenen das Gefühl, verstanden und ernst genommen zu werden, und vermeiden Sie Stress und Konfrontationen. Fördern Sie die Bewegung, achten Sie auf eine ausreichende und gesunde Ernährung und seien Sie geduldig.
Leistungen der AOK bei Demenz
Die AOK übernimmt die Kosten für medizinische Untersuchungen, Diagnostik und medikamentöse Behandlung sowie für anerkannte nicht-medikamentöse Therapien, wenn sie von einem Arzt verordnet werden. Sie unterstützt auch bei der Organisation der Pflege und bietet Pflegekurse für Angehörige an.
Lesen Sie auch: Ursachen und Behandlung von Zittern bei Demenz
tags: #demenz #erste #anzeichen #schlafstörungen