Die Diagnose Demenz stellt Betroffene und Angehörige vor große Herausforderungen. Symptome wie wiederholtes Fragen, Unruhe und verändertes Verhalten sind typisch. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Aspekte der Demenz, von der Diagnose bis zum Umgang mit den Betroffenen im Alltag.
Typische Verhaltensweisen und Fragen bei Demenz
Viele Menschen mit Demenz zeigen bestimmte Verhaltensweisen und Handlungsmuster, die für Angehörige belastend sein können. Dazu gehört das wiederholte Stellen derselben Frage oder das Wiederholen gleicher Sätze und Handlungen. Dies ist meist nicht als Absicht zu verstehen, sondern liegt daran, dass die Betroffenen vergessen, die Frage bereits gestellt zu haben. Es kann sich um Fragen nach der Essenszeit oder dem erwarteten Besuch handeln.
Ursachen für wiederholtes Fragen
Wiederholtes Fragen kann ein Zeichen von Angst oder Unsicherheit sein. Wenn eine Person beispielsweise immer wieder nach einer bestimmten Person fragt, die gerade im Urlaub ist, kann dies Ausdruck der Sorge sein, dass diese Person sie längere Zeit nicht besucht hat.
Wiederholte Handlungen
Manche Menschen mit Demenz neigen dazu, die gleiche Handlung immer wieder auszuführen, wie etwa Regale abzustauben oder Schuhe zu putzen.
Bewegungsdrang und Unruhe
Im mittleren Stadium der Demenz zeigen viele Betroffene einen ausgeprägten Bewegungsdrang, oft verbunden mit starker Unruhe. Mögliche Ursachen sind innere Anspannung oder Nervosität, die durch krankhafte Veränderungen im Gehirn hervorgerufen werden können. Das Gehen kann für sie von besonderer Bedeutung sein, da es zu den wenigen Tätigkeiten gehört, die noch selbstständig ausgeführt werden können. Es stärkt ihr Selbstwert- und Körpergefühl, gibt ihnen eine gewisse Entscheidungsfreiheit und wirkt sich positiv auf ihre Stimmung aus. Schlafstörungen und die zunehmende Unfähigkeit, Tag und Nacht zu unterscheiden, führen häufig dazu, dass sich „Gehen“ und „Wandern“ auch auf die Nacht ausdehnen.
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Bewegungsmelder können hier eine hilfreiche Unterstützung bieten, indem sie anzeigen, wenn die Person das Zimmer verlässt.
Falsche Beschuldigungen und Realitätsverlust
Die eingeschränkte Fähigkeit, Situationen und Wahrnehmungen richtig zu deuten, führt oft zu Erklärungsversuchen, die nicht mit der Wirklichkeit übereinstimmen. So können Betroffene beispielsweise Angehörige beschuldigen, Geld gestohlen zu haben, oder Verwandte für verkleidete Fremde halten. Diese Abweichungen zwischen der mit Demenz erlebten Welt und der Realität der Angehörigen führen leicht zu Konflikten im Betreuungsalltag. Es ist wichtig zu verstehen, dass solche „Beschuldigungen“ keine bösartigen Verleumdungen darstellen, sondern lediglich ein Versuch sind, Lücken in der Erinnerung zu füllen.
Oft verstecken Menschen mit Demenz wichtige Gegenstände wie Schlüssel, Geld oder Lebensmittel aus einem vermeintlichen Sicherheitsbedürfnis heraus. Finden sie diese Gegenstände dann nicht wieder, erscheint ihnen „Diebstahl“ die einzige Erklärung zu sein.
Leben in der Vergangenheit
Mit dem Fortschreiten der Demenz wird die Lebenswelt der Betroffenen weitgehend von den noch vorhandenen Erinnerungen geprägt. Sie leben mit den Vorstellungsbildern einer bestimmten Lebensphase und verhalten sich dementsprechend: Sie machen sich auf den Weg zur Arbeit oder suchen ihre Eltern. In solchen Fällen ist es sinnvoller, den Betroffenen auf der Gefühlsebene zu begegnen, statt den Wahrheitsgehalt ihrer Äußerungen anzuzweifeln.
Aggressives Verhalten
Menschen mit Demenz können sich manchmal verbal oder körperlich aggressiv verhalten. Auslöser für Wutausbrüche und aggressives Verhalten sind weniger krankheitsbedingte Veränderungen im Gehirn als vielmehr die erschwerten Lebensbedingungen und die daraus resultierende Angst der Betroffenen. Sie leben in einer Welt, die sich für sie dauernd verändert, und sind deshalb ständig beunruhigt, weil sie nicht wissen, was sie als Nächstes erwartet.
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Um Aggressionen vorzubeugen, ist es wichtig, die Anlässe für dieses Verhalten herauszufinden und, wenn möglich, zu beseitigen. Gelingt dies nicht, kann Ablenkung eine sinnvolle Strategie sein.
Die Diagnose Demenz
Die Diagnose einer Demenz umfasst in der Regel mehrere Schritte. Zunächst ist der Hausarzt der erste Ansprechpartner. Er kann erste Untersuchungen durchführen und bei Bedarf an Fachärzte für Neurologie oder Psychiatrie überweisen.
Neuropsychologische Tests
Zur Diagnose gehören neuropsychologische Tests, bei denen Gedächtnis, Aufmerksamkeit, Sprache und andere höhere Hirnfunktionen untersucht werden. Diese Tests können mit Stift und Papier oder am Computer durchgeführt werden.
Kurztests
Einfachere Untersuchungen sind Kurztests, bei denen beispielsweise drei Wörter vorgegeben werden, gefolgt von einer kleinen Rechenaufgabe. Nach der Rechenaufgabe wird nach den zuvor genannten Wörtern gefragt.
Ausführliche Gedächtnistests
In Gedächtnisambulanzen werden ausführlichere Tests durchgeführt, bei denen beispielsweise 15 Wörter mehrmals hintereinander gelernt werden müssen, gefolgt von einer zweiten Wortliste und einer erneuten Abfrage der ersten Wortliste nach einer bestimmten Zeit.
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Psychometrische Tests
Psychometrische Tests erfassen Verhaltensweisen in standardisierten Situationen und können Hinweise auf eine Demenz geben. Diese Tests sollten von Experten durchgeführt werden. Zu den gängigen Tests gehören der DemTect, der Mini-Mental-Status-Test (MMST), der Montreal-Cognitive-Assessment-Test (MoCa-Test) und der Uhrentest.
Differenzialdiagnose
Es ist wichtig, andere Ursachen für die Symptome auszuschließen, da diese auch Anzeichen für andere Erkrankungen sein können. Depressionen können beispielsweise ähnliche Symptome wie Demenz haben und in Tests zu ähnlichen Ergebnissen führen.
Formen der Demenz
Es gibt nicht nur eine, sondern viele Formen von Demenz. Mehr als 50 verschiedene Krankheitsbilder ordnen sich unter den Oberbegriff Demenz ein. Zu den häufigsten Formen gehören die Alzheimer-Krankheit (ca. 60 Prozent) und die vaskuläre Demenz (ca. 20 Prozent). Jede dieser Demenzen hat ein leicht verändertes Symptombild.
Früherkennung und Behandlung
Eine frühzeitige Diagnose ist wichtig, da sie eine effektive Demenztherapie ermöglicht und den weiteren Verlauf der Krankheit verzögern kann. Zudem bietet die Diagnose eine Erklärung für bislang unerklärliches Verhalten und andere Auffälligkeiten.
Medikamentöse Behandlung
Obwohl die Alzheimer-Krankheit derzeit nicht heilbar ist, gibt es Medikamente („Antidementiva“), die über ungefähr ein Jahr die geistige Leistungsfähigkeit aufrechterhalten und sich auch positiv auf die Alltagsbewältigung auswirken können.
Nicht-medikamentöse Ansätze
Ergotherapie, Logopädie und Krankengymnastik können verordnet werden, um die Lebensqualität Demenzerkrankter und ihrer Angehörigen zu verbessern und Verhaltensstörungen zu lindern. Andere nichtmedikamentöse Ansätze wie Musik- und Kunsttherapie, Verhaltenstherapie, Selbst-Erhaltungs-Therapie oder Erinnerungstherapie können ebenfalls sehr hilfreich sein.
Umgang mit Demenz im Alltag
Beim Zusammenleben mit Menschen mit Demenz ist es hilfreich, den Alltag und die Umgebung den Bedürfnissen des Menschen entsprechend anzupassen. Es ist ratsam, mit den Menschen in der unmittelbaren Umgebung, wie Nachbarn und Freunden, rechtzeitig über die Erkrankung und ihre Auswirkungen zu sprechen.
Kommunikation
Bei Menschen mit Demenz ändert sich die Kommunikationsfähigkeit stark. Es ist wichtig, auf die Besonderheiten einzugehen, um gut mit ihnen kommunizieren zu können. Ein Perspektivenwechsel kann hilfreich sein, um die Situation des Betroffenen besser zu verstehen. Gesten, Körpersprache und Mimik sind oft wichtiger als Worte.
Unterstützung für Angehörige
Die Diagnose Demenz betrifft immer die ganze Familie und fordert von den Angehörigen sehr viel Aufmerksamkeit, Geduld und Einfühlungsvermögen. Es gibt verschiedene Unterstützungsangebote und Beratungsstellen, an die man sich wenden kann, wie die Deutsche Alzheimer Gesellschaft, Pflegeberatungsstellen und Pflegestützpunkte. Auch die Krankenkasse kann Ansprechpartner sein.
Herausforderndes Verhalten
"Herausforderndes" Verhalten umfasst Verhaltensänderungen, die im Verlauf einer Demenzerkrankung auftreten. Beispiele dafür sind Unruhe, Hin- und Herwandern, ständiges Rufen oder Nahrungsverweigerung. Es ist wichtig zu verstehen, dass dieses Verhalten eine Möglichkeit der Kommunikation sein kann.
Lösungsansätze
Lösungsansätze zum Umgang mit "herausforderndem Verhalten" sind, das Verhalten präzise zu beschreiben und die Situationen zu analysieren, in denen es auftritt. Wenn der Geduldsfaden reißt, empfiehlt es sich, aus der Situation herauszugehen und sich Hilfe zu holen.
Vorbeugung von Demenz
Studien zeigen, dass bis zu 45 Prozent aller Demenzerkrankungen durch einen gesunden Lebensstil und die gezielte Beeinflussung von Risikofaktoren verhindert oder hinausgezögert werden können. Bewegung, gesunde Ernährung, soziale Kontakte und geistige Aktivität spielen dabei eine zentrale Rolle.
Fragen und Antworten zum Thema Demenz
Ich bemerke, dass ich öfter vergesslich bin. Ist das normal?
Vergesslichkeit ist nicht ungewöhnlich und in einem gewissen Grad normal. Solange sie nur ab und zu auftritt, ist sie nicht bedenklich. Wenn die Vergesslichkeit zunimmt und der Alltag nicht mehr selbständig geplant werden kann, sollte man dies ärztlich abklären lassen.
Gibt es eine Vorbeugung gegen Demenzerkrankungen?
Leider gibt es bisher keine Medikamente oder Therapien, die eine Demenz verhindern oder heilen können. Es gibt jedoch verschiedene Risiken, die individuell beeinflussbar sind, wie Bewegungsmangel, ungesunde Ernährung und soziale Isolation.
Wo bekomme ich Informationen über Demenzerkrankungen?
Informationen und Gespräche erhalten Sie bei der Alzheimer-Gesellschaft.
Ich habe manchmal Probleme mit dem Gedächtnis und der Orientierung. Was kann ich tun?
Nutzen Sie Hilfsmittel wie Notizen, Kalender und Smartphones, um sich zu erinnern und zu orientieren.
Ich befürchte, dass ich die Anforderungen im Beruf nicht mehr erfüllen kann. Was kann ich tun?
Sprechen Sie mit Ihren Vorgesetzten und dem Betriebsrat oder einer Vertrauensperson. Eventuell können Sie andere Aufgaben übernehmen oder die Arbeitszeit reduzieren.