Schwangerschaftsdemenz: Ursachen, Symptome und Behandlung

Schwangerschaft und Mutterschaft sind transformative Erfahrungen, die sowohl Freude als auch Herausforderungen mit sich bringen. Eine häufige, aber oft missverstandene Begleiterscheinung ist die sogenannte Schwangerschafts- oder Stilldemenz. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten dieser vorübergehenden kognitiven Beeinträchtigung, um werdenden und frischgebackenen Müttern ein besseres Verständnis und Hilfestellungen zu bieten.

Was ist Schwangerschaftsdemenz?

Schwangerschafts- und Stilldemenz bezieht sich auf die Vergesslichkeit und Konzentrationsschwierigkeiten, die viele Frauen während der Schwangerschaft und Stillzeit erleben. Im Gegensatz zur klassischen Demenz, bei der Gehirnzellen absterben, handelt es sich hierbei um eine vorübergehende Erscheinung. Die Symptome treten meist im dritten Trimester auf und können bis zu einem Jahr nach der Geburt oder bis zum Abstillen andauern. Studien zeigen, dass rund 80 Prozent der Schwangeren und Stillenden von Gedächtnis- und Konzentrationsproblemen betroffen sind.

Ursachen der Schwangerschaftsdemenz

Experten sehen verschiedene Ursachen für Schwangerschafts- und Stilldemenz, die sowohl hormoneller als auch emotionaler Natur sind.

Hormonelle Veränderungen

Während der Schwangerschaft steigt der Cortisolspiegel dauerhaft an. Dieses Stresshormon kann die Gehirnfunktion beeinträchtigen. Nach der Geburt verändern sich die Hormonspiegel erneut. Die Werte von Östrogen und Progesteron sinken, während Oxytocin, das sogenannte Kuschelhormon, und Prolaktin, das für die Milchbildung zuständig ist, ansteigen. Diese Hormone fördern die Mutter-Kind-Bindung und können dazu führen, dass andere Lebensbereiche in den Hintergrund treten.

Emotionale Belastung und Stress

Schwangere erleben oft intensive Gefühle von Freude und Angst. Konflikte in der Partnerschaft oder im Beruf, Schlaflosigkeit und Müdigkeit können den Stress zusätzlich erhöhen und die Konzentration beeinträchtigen. Auch nach der Geburt stehen Mütter unter großem Druck, alles richtig machen zu wollen, was zu Dauerstress und erhöhten Cortisolwerten führen kann.

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Schlafmangel

Schlafstörungen sind ein häufiges Problem bei Schwangeren, insbesondere im letzten Trimester. Der wachsende Bauch, Sodbrennen und verstärkter Harndrang können die Nachtruhe stören. Nach der Geburt kommt der Schlafmangel durch die nächtlichen Still- und Wachphasen des Babys hinzu. Schlafmangel beeinträchtigt die Konzentration und Merkfähigkeit erheblich.

Symptome der Schwangerschaftsdemenz

Die Symptome der Schwangerschaftsdemenz können vielfältig sein und sich von Frau zu Frau unterscheiden. Häufige Anzeichen sind:

  • Vergesslichkeit im Alltag: Betroffene vergessen, wo sie ihre Schlüssel oder Brille hingelegt haben, oder versäumen Termine.
  • Konzentrationsschwierigkeiten: Es fällt schwer, sich auf Aufgaben zu konzentrieren oder Gesprächen zu folgen.
  • Wortfindungsstörungen: Schwierigkeiten, die richtigen Worte zu finden.
  • Verwirrtheit: Ein Gefühl der Desorientierung oder Verwirrung.
  • Erschöpfung: Müdigkeit und Abgeschlagenheit verstärken die kognitiven Probleme.

Diagnose der Schwangerschaftsdemenz

Es ist wichtig zu betonen, dass die Schwangerschaftsdemenz keine "echte" Demenz ist, bei der Gehirnzellen absterben. Um andere Ursachen für die Symptome auszuschließen, sollte jedoch ein Arzt konsultiert werden. Insbesondere bei zusätzlichen Symptomen wie Ängsten, Lustlosigkeit oder Traurigkeit kann eine Depression die Ursache sein.

Bei Verdacht auf eine schwangerschaftsbedingte Herzschwäche (peripartale Kardiomyopathie, PPCM) sind weitere Untersuchungen erforderlich. Symptome wie Kurzatmigkeit, Abgeschlagenheit und geschwollene Beine sollten ernst genommen werden. Zur Diagnose sind eine Ultraschalluntersuchung des Herzens (Echokardiographie) und ein Bluttest notwendig.

Behandlung und Tipps zur Linderung der Symptome

Obwohl die Schwangerschaftsdemenz in der Regel vorübergehend ist, gibt es verschiedene Maßnahmen, um die Symptome zu lindern und den Alltag zu erleichtern:

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Schlafhygiene

  • Ausreichend Schlaf: Versuchen Sie, so viel wie möglich zu schlafen, auch wenn es nur kurze Nickerchen sind, während das Baby schläft.
  • Bequeme Schlafposition: Nutzen Sie Stillkissen oder Bauchgurte, um eine bequeme Liegeposition zu finden. Die Seitenlage, insbesondere auf der linken Seite, fördert die Durchblutung der Plazenta.
  • Entspannung vor dem Schlafengehen: Ein warmes Bad, eine Tasse Tee oder Entspannungsübungen können helfen, zur Ruhe zu kommen.

Ernährung und Flüssigkeitszufuhr

  • Ausgewogene Ernährung: Achten Sie auf eine vitaminreiche Ernährung mit viel Obst, Gemüse, Vollkornprodukten und gesunden Fetten. Die Vitamine C, E und B12 sowie das Spurenelement Zink sind wichtig für die Gehirnfunktion.
  • Ausreichend trinken: Trinken Sie mindestens zwei Liter Wasser oder ungesüßten Tee über den Tag verteilt.

Organisation und Gedächtnistraining

  • Notizen und Listen: Schreiben Sie wichtige Termine und Aufgaben auf und platzieren Sie die Notizen an gut sichtbaren Stellen.
  • Kalender nutzen: Tragen Sie Termine in einen Kalender ein und nutzen Sie die Erinnerungsfunktion Ihres Smartphones.
  • Feste Ablageorte: Legen Sie Alltagsgegenstände wie Schlüssel, Geldbeutel und Handy immer an denselben Ort.
  • Gehirnjogging: Fordern Sie Ihr Gehirn mit Kreuzworträtseln, Lesen oder Gesprächen mit Freunden heraus.

Stressmanagement

  • Stress vermeiden: Delegieren Sie Aufgaben im Haushalt und nehmen Sie Hilfe von Familie und Freunden an.
  • Entspannungsübungen: Praktizieren Sie regelmäßig Entspannungsübungen wie Yoga oder Meditation.
  • Bewegung: Spaziergänge an der frischen Luft können helfen, Stress abzubauen und den Kreislauf anzukurbeln.
  • Stillen: Stillen kann den Cortisolspiegel senken und die Mutter-Kind-Bindung stärken.

Unterstützung suchen

  • Gespräche mit dem Partner oder der Hebamme: Sprechen Sie offen über Ihre Gefühle und Sorgen.
  • Geburtsvorbereitungskurse: Nutzen Sie Geburtsvorbereitungskurse, um sich auf die Geburt und die Zeit danach vorzubereiten.
  • Hebammenhilfe: Eine Hebamme kann Sie während und nach der Schwangerschaft unterstützen und Ihnen wertvolle Tipps geben.
  • Selbsthilfegruppen: Der Austausch mit anderen Müttern in Selbsthilfegruppen kann sehr hilfreich sein.

Schwangerschaftsbedingte Herzschwäche (PPCM)

Es ist wichtig zu wissen, dass Kurzatmigkeit, Abgeschlagenheit und geschwollene Beine gegen Ende der Schwangerschaft oder nach der Geburt auch Anzeichen einer schwangerschaftsbedingten Herzschwäche (peripartale Kardiomyopathie, PPCM) sein können. Diese seltene, aber ernsthafte Erkrankung betrifft schätzungsweise eine von 1000 bis 1500 Schwangerschaften.

Ursachen und Diagnose

Ein möglicher Auslöser für PPCM ist das Stillhormon Prolaktin, das über eine komplexe molekulare Kette das Herz schädigen kann. Die Symptome ähneln oft den normalen Beschwerden am Ende der Schwangerschaft, weshalb die Erkrankung leicht übersehen werden kann.

Zur Diagnose sind eine Ultraschalluntersuchung des Herzens (Echokardiographie) und ein Bluttest notwendig, um die Proteine nachzuweisen, die eine Herzschwäche anzeigen.

Behandlung und Prognose

Die Behandlung von PPCM umfasst in der Regel einen Krankenhausaufenthalt, eine Herzinsuffizienztherapie in Kombination mit dem Prolaktinblocker Bromocriptin und eine Antikoagulation. Bei frühzeitiger Diagnose und Therapie sind die Heilungschancen gut. Bei mehr als der Hälfte der Patientinnen erholt sich das Herz innerhalb des ersten Jahres vollständig.

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