Demenz: Ursachen und Risikofaktoren

Die Demenz ist ein fortschreitender Verlust geistiger Fähigkeiten. Es gibt viele Demenzformen, wobei die Alzheimer-Krankheit die bekannteste ist. Demenzen lassen sich verhindern oder zumindest um Jahre verschieben. Um einer Demenz vorzubeugen, ist es wichtig, frühzeitig anzufangen, das Gehirn fit zu halten.

Formen der Demenz und ihre Häufigkeit

Demenz ist nicht gleich Demenz. Stattdessen gibt es eine Vielzahl von Demenzerkrankungen, die sich in ihren Ursachen ebenso unterscheiden wie in ihren Symptomen. Die häufigste Demenzform ist Morbus Alzheimer, allgemein als Alzheimer-Krankheit bezeichnet. Schätzungen zufolge ist die Alzheimer-Demenz mit einem Anteil von circa 60 bis 65 Prozent die häufigste irreversible Demenzform. Mit etwa 20 bis 30 Prozent folgen die gefäßbedingten („vaskulären“) Demenzen. Bei etwa 15 Prozent liegt eine Kombination beider Demenzformen vor.

Innerhalb der primären Demenzen lassen sich Formen und Arten von Demenz nach dem Auslöser unterscheiden. Neurodegenerative Demenz: Ausgelöst durch das Absterben von Nervenzellen im Gehirn. Alzheimer betrifft mehr als 60 Prozent aller Demenzerkrankten und ist damit mit Abstand die häufigste Form von Demenz. Genaue Aussagen zur Häufigkeit der einzelnen Demenzformen lassen sich leider nicht begründen, weil verschiedene Quellen bei diesem Thema zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen.

In der Theorie lassen sich die Demenzformen klar trennen, in der Praxis ist das jedoch nur selten der Fall. Die meisten Demenz-Patienten haben nämlich Mischformen von Demenz. Oft zum Beispiel eine neurodegenerative Form von Demenz und gleichzeitig eine vaskuläre Demenz.

Alzheimer-Demenz

Alzheimer ist die häufigste Ursache für Demenz. Aus bislang ungeklärten Gründen sterben bei Alzheimer nach und nach Nervenzellen im Gehirn ab, was dann die Symptome der Demenz herbeiführt. Kennzeichnend für Alzheimer ist insbesondere der frühe Verlust des Kurzzeitgedächtnisses. Die Alzheimer-Demenz ist eine degenerative Erkrankung des Gehirns, in deren Verlauf Nervenzellen des Gehirns unumkehrbar zerstört werden. Diese Demenzform verläuft bei jedem Menschen unterschiedlich. Es lassen sich jedoch grundsätzlich drei Stadien feststellen, die fließend ineinander übergehen. Charakteristisch ist ihr schleichender, nahezu unmerklicher Beginn. Anfangs treten leichte Gedächtnislücken und Stimmungsschwankungen auf, die Lern- und Reaktionsfähigkeit nimmt ab. Hinzu kommen erste Sprachschwierigkeiten. Die Menschen mit Demenz benutzen einfachere Wörter und kürzere Sätze oder stocken mitten im Satz und können ihren Gedanken nicht mehr zu Ende bringen. Örtliche und zeitliche Orientierungsstörungen machen sich bemerkbar. In diesem Stadium nehmen die Menschen mit Demenz bewusst die Veränderungen wahr, die in ihnen vorgehen. Im weiteren Krankheitsverlauf werden die Symptome unübersehbar, spätestens jetzt müssen Beruf und Autofahren aufgegeben werden. Bei alltäglichen Tätigkeiten wie Körperpflege, Toilettengang oder Essen und Trinken sind die Betroffenen zunehmend auf die Unterstützung anderer Personen angewiesen. Im Spätstadium sind Menschen mit Demenz vollkommen auf Pflege und Betreuung durch andere Personen angewiesen. Familienmitglieder werden nicht mehr erkannt, eine Verständigung mit Worten ist unmöglich. Vermehrt treten körperliche Symptome wie Gehschwäche und Schluckstörungen auf. Die Kontrolle über Blase und Darm nimmt ab. Vereinzelt kann es auch zu epileptischen Anfällen kommen. Bettlägerigkeit erhöht die Gefahr von Infektionen. Fachbegriff: Morbus Alzheimer) ist eine fortschreitende neurodegenerative Erkrankung - also eine Erkrankung, die mit dem Abbau von Nervenzellen im Gehirn einhergeht. Fälschlicherweise wird Morbus Alzheimer häufig mit Demenz gleichgesetzt, dabei gilt: Demenz ist der Überbegriff für über 50 hirnorganische Erkrankungen.

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Ursachen der Alzheimer-Demenz

Die Ursachen der Alzheimer-Demenz sind bislang noch nicht ausreichend erforscht. Bekannt ist aber eine Reihe von Veränderungen im Gehirn, die bei Menschen mit Alzheimer-Demenz auftreten. So kommt es bei der Demenz zu einem Absterben von Nervenzellen und der Zerstörung ihrer Verbindung untereinander. Darüber hinaus werden Eiweißablagerungen im Gehirn (Plaques beziehungsweise Fibrillen) sowie die Verminderung eines für das Gedächtnis wichtigen Botenstoffs (Acetylcholin) beobachtet. Diese Veränderungen geben aber noch keine Auskunft darüber, warum die Demenz entsteht. Genetische Faktoren als alleinige Ursache liegen nur in weniger als zwei Prozent der Fälle vor. Insgesamt betrachtet spielen sie daher bei der Entstehung von Alzheimer eine untergeordnete Rolle. Der langsam fortschreitende Abbau der Großhirnrinde (Hirnatrophie) bei der Alzheimer-Krankheit beginnt meist im höheren Lebensalter, etwa ab 65 Jahren. Fast unbemerkt sterben im Gehirn die Nervenzellen und ihre Verbindungen ab. In diesen Gehirnabschnitten lagern sich in den Nervenzellen ungewöhnliche Eiweiß-Faserbündel (Tau-Proteine), so genannte Neurofibrillen ab. Dadurch kommt es in den betroffenen Zellen zu Störungen von Stabilisierungs- und Transportprozessen, die letztendlich ein Absterben der Nervenzellen zur Folge haben. Auch außerhalb der Nervenzellen und innerhalb einiger Blutgefäße verklumpen Eiweiße (Amyloid) zu so genannten Plaques. In der Folge ist die Energie- und Sauerstoffversorgung des Gehirns gehemmt, es resultiert ein fortschreitender Zerfall von Nervenzellen. Dadurch bedingt tritt ein Mangel an Botenstoffen auf, mit deren Hilfe die Nervenzellen Informationen untereinander austauschen. Besonders stark in Mitleidenschaft gezogen sind Nervenzellen, die zur Signalübertragung den Botenstoff Acetylcholin benutzen. Sie sind vor allem für das Erinnern, das Denken, das Lernen und das räumliche Orientieren zuständig. Eine leichte Abnahme von Gehirnzellen, die Acetylcholin produzieren, ist im Alter normal, die genaue Ursache des beschleunigten Gehirnabbaus bei der Alzheimer-Demenz ist jedoch nicht bekannt. Es scheint, als ob viele Risikofaktoren zusammenwirken müssen, um die Erkrankung auszulösen.

Behandlung der Alzheimer-Demenz

Eine ursächliche Therapie der Alzheimer-Demenz ist trotz enormer Forschungsanstrengungen bislang nicht bekannt. In der medizinischen Fachwelt ist derzeit ein konsentiertes Therapieziel, den Krankheitsverlauf zu verlangsamen bzw. Vielfältige internationale Studien haben gezeigt, dass das rechtzeitige Einsetzen geeigneter Medikamente (Acetylcholinesterase-Hemmer) dazu führen kann, dass der Krankheitsverlauf um 1 ½ bis 2 Jahre verzögert werden kann. Das bedeutet, dass Patienten mit Alzheimer-Demenz, bei denen die Medikamente rechtzeitig und in ausreichender Dosierung eingesetzt werden, in der Regel 1 ½ bis 2 Jahre später aus dem häuslichen Kontext in eine stationäre Pflegeeinrichtung gebracht werden müssen.

Vaskuläre Demenz

Bei gefäßbedingten Demenzen kommt es infolge von Durchblutungsstörungen des Gehirns zum Absterben von Nervengewebe. Eine besondere Form vaskulärer Demenz ist die „Multiinfarktdemenz“. Hierbei führen wiederholte kleine örtliche Durchblutungsstörungen zum Absterben von Hirnzellen. Die Symptome ähneln denen der Alzheimer-Demenz, oftmals kommen jedoch körperliche Beschwerden wie Taubheitsgefühle und Lähmungserscheinungen oder sonstige neurologische Auffälligkeiten hinzu. Vaskuläre Demenz bedeutet, dass nicht die Nervenzellen selbst zurückgehen, sondern das Hirngewebe durch Durchblutungsstörungen nachhaltig geschädigt wurde. Als Resultat sterben ebenfalls Nervenzellen ab, aber mit einer anderen Dynamik. Typische Ursachen sind langwährender unbehandelter Bluthochdruck (Morbus Binswanger) oder Schlaganfälle (Multi-Infarkt-Demenz). Die Beeinträchtigungen durch vaskuläre Demenz können sehr unterschiedlich sein, äußern sich aber vor allem in den Bereichen Gedächtnis, Sprache, Denkvermögen, Bewegung und Orientierung. Vaskuläre Demenzen können, zum Beispiel durch Schlaganfälle, in jedem Alter auftreten.

Frontotemporale Demenz (FTD)

Bei der frontotemporalen Demenz (FTD) handelt es sich um eine eher seltene neurodegenerative Erkrankung. Sie wurde erstmals im Jahr 1892 von dem Prager Neurologen Arnold Pick beschrieben und wird daher auch als Pick-Krankheit bezeichnet. Die eher seltene frontotemporalen Demenz (FTD) ist durch absterbende Nervenzellen in den Schläfenlappen (Temporallappen) sowie im Stirnlappen (Frontallappen) gekennzeichnet. Frontotemporale Demenz / Morbus Pick ist, genau wie Alzheimer, auch eine neurodegenerative Krankheit. Das heißt, sie führt zu einem Rückgang von Nervenzellen im Gehirn. Besonders ist aber, dass die Nervenzellen vor allem im Stirn- und Schläfenbereich zurückgehen. Das führt dazu, dass frontotemporale Demenz vor allem die Persönlichkeit und das soziale Verhalten der betroffenen Person verändert und weniger das Erinnerungsvermögen beeinträchtigt. Frontotemporale Demenz tritt oft bei jüngeren Menschen zwischen 45 und 60 Jahren auf, in Einzelfällen sogar schon ab dem 20..

Lewy-Körper-Demenz

Die Lewy-Körper-Demenz (auch Lewy-Body-Demenz) ist ebenfalls eine neurodegenerative Erkrankung. Ihren Namen hat sie von den sogenannten „Lewy-Körperchen“, welche für den Rückgang von Nervenzellen in der Hirnrinde verantwortlich sind. Typische Symptome sind optische Sinnestäuschungen, auch Halluzinationen genannt, sowie motorische Störungen. Auch ein rascher Wechsel von Wachheit zu Müdigkeit im Tagesverlauf kommt häufig vor.

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Parkinson-Demenz

Im Zusammenhang mit Parkinson entwickelt sich bei circa 30 bis 40 Prozent der Betroffenen auch eine dementielle Erkrankung. Man spricht dann von einer Parkinson-Demenz.

Sekundäre Demenzen

Sekundäre Demenzen werden indirekt durch äußere Einflussfaktoren wie Medikamente, Alkoholmissbrauch (Korsakow Demenz) oder schädliche Umwelteinflüsse ausgelöst.

Risikofaktoren für Demenz

Je älter die Menschen werden, umso größer ist bei ihnen das Risiko für das Auftreten von Demenzerkrankungen. Am stärksten hängt die Wahrscheinlichkeit für eine Demenz mit dem Lebensalter zusammen. Weiterhin haben Frauen ein etwas höheres Risiko als Männer, an einer Demenz zu erkranken. Das hängt vermutlich auch mit ihrer höheren Lebenserwartung zusammen. Auch wenn die Ursachen der Alzheimer-Demenz noch nicht hinreichend bekannt sind, lässt sich aus entsprechenden Studien ableiten, dass neben nicht veränderbaren Faktoren (wie Alter, Geschlecht und Genetik) und Vorerkrankungen auch Verhaltensweisen und Lebensumstände das Risiko beeinflussen, daran zu erkranken. An der Entstehung von Demenzen sind mehrere Faktoren beteiligt. Der wichtigste Risikofaktor ist ein hohes Lebensalter. Aber auch genetische Faktoren und die körperliche Gesundheit, Lebensgewohnheiten und Umwelteinflüsse spielen eine Rolle. Nur in einer kleinen Zahl der Fälle sind genetische Faktoren die vorherrschende Ursache.

Beeinflussbare Risikofaktoren

Im Auftrag der renommierten Wissenschaftszeitschrift „The Lancet“ hat sich eine interdisziplinäre und internationale Expertengruppe mit der Frage befasst, welche modifizierbaren, das heißt beeinflussbaren Risikofaktoren für die Entwicklung einer Demenz eine Rolle spielen. Ihr Ergebnis, das sie 2024 aktualisiert haben, war: Es gibt 14 beeinflussbare Risikofaktoren. Würden alle diese Risikofaktoren ausgeräumt, könnten bis zu 45 Prozent aller Demenzerkrankungen verhindert oder zumindest deutlich hinausgezögert werden.

  • geringe Bildung in jungen Jahren
  • unbehandelte Schwerhörigkeit
  • Hirnverletzungen
  • Bluthochdruck
  • Alkoholkonsum
  • Adipositas mit BMI über 30
  • Rauchen
  • Depression
  • Soziale Isolation
  • Bewegungsmangel
  • Luftverschmutzung
  • Diabetes

Einige dieser Faktoren sind wirksam, wenn sie bereits im mittleren Lebensalter berücksichtigt werden, während die Vermeidung anderer Faktoren in jedem Lebensalter zur Risikoreduktion beitragen kann, auch im höherem Lebensalter.

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Weitere Risikofaktoren

Weitere mögliche Ursachen für eine Demenz sind körperliche Erkrankungen, die zu Schädigungen des Gefäßsystems führen. Dazu gehören Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems, Bluthochdruck, Übergewicht (Adipositas), Diabetes mellitus, Störungen des Fettstoffwechsels und Niereninsuffizienz. Auch ungünstige Verhaltensweisen wie Rauchen, Bewegungsmangel und chronischer Alkoholmissbrauch erhöhen die Wahrscheinlichkeit für Gefäßveränderungen und damit das Risiko, später eine Demenz zu entwickeln. Schließlich gelten auch Depressionen als Risikofaktor für eine spätere Demenz.

Erhöhtes Cholesterin - vor allem bei Menschen unter 65 - kann die Ablagerung von schädlichen Proteinen wie Amyloid-beta und verändertem Tau im Gehirn fördern, beides typische Merkmale der Alzheimer-Krankheit.Zudem belastet zu viel Cholesterin die Blutgefäße. Das steigert das Risiko für Schlaganfälle und damit auch für eine vaskuläre Demenz.Gut zu wissen: Erhöhtes Cholesterinwerte spürt man selbst nicht. Nur eine Blutuntersuchung zeigt, ob Handlungsbedarf besteht.

Geschlechtsspezifische Risiken

Zwei Drittel aller Demenzkranken sind Frauen. Auffällig ist auch, dass Frauen häufiger betroffen sind als Männer. Dieser Unterschied wird im hohen Alter sogar immer größer. Frauen haben nicht nur ein höheres Erkrankungsrisiko, sondern auch eine höhere Lebenserwartung, was die Zahlen noch verstärkt.

Prävention von Demenz

Bislang gibt es - mit Ausnahme seltener Fälle - keine Heilung für Demenzerkrankungen. Umso wichtiger ist die Vorbeugung. Es gibt keine Maßnahmen, durch die man ausschließen kann, jemals an irgendeiner Form der Demenz zu erkranken. Ein hohes Lebensalter wünschen wir uns alle und mit unseren Genen müssen wir leben.

Lebensstil und Verhalten

Das Risiko sinkt beispielsweise durch körperliche Aktivität und ausgewogene Ernährung, geistige Aktivität und soziale Teilhabe. Insgesamt lässt sich feststellen: Ein gesunder Lebensstil mit viel Bewegung, einer ausgewogenen Ernährung und ausreichend geistiger Stimulation ist der beste und einfachste Weg, um einer Demenz bestmöglich vorzubeugen.

Was dem Körper schadet, ist auch schädlich für das Gehirn: Faktoren wie Übergewicht, Bewegungsmangel und Bluthochdruck erhöhen das Risiko, an einer Demenz zu erkranken. Früh im Leben an das eigene Gehirn zu denken ist wichtig, denn Gehirngesundheit entscheidet sich im mittleren Lebensalter.

Maßnahmen zur Vorbeugung

  • Behandlung von Risikofaktoren: Die wichtigste Ursache von Demenz sind Durchblutungsstörungen des Gehirns. Daher müssen die Risikofaktoren Bluthochdruck, Diabetes, Herzrhythmusstörungen, Abweichungen des Fettstoffwechsels, Übergewicht und hohes LDL-Cholesterin behandelt werden.
  • Vermeidung schädlicher Substanzen: Rauchen sowie übermäßigen Alkoholkonsum sollte man entsprechend vermeiden.
  • Ausgleich von Mangelzuständen: Zu den vermeidbaren Ursachen einer Demenz gehören auch Vitamin- und Hormonmangelzustände. Hier sind regelmäßige Kontrollen sinnvoll.
  • Frühe Behandlung von Sinnesbeeinträchtigungen: Das Risiko für eine Demenz wird auch durch Schwerhörigkeit und den Verlust der Sehkraft erhöht. Dem kann man durch das frühzeitige Tragen von Hörgeräten und Sehhilfen entgegenwirken.
  • Schutz vor Kopfverletzungen: Auch Schädel-Hirn-Verletzungen, zum Beispiel bei Unfällen oder bei Gehirnerschütterungen durch Kopfbälle, erhöhen das Demenzrisiko. Deshalb ist es sinnvoll, beim Radfahren, Skaten usw. einen Helm zu tragen und vor allem bei Kindern auf intensives Kopfballtraining zu verzichten.

Geistige und soziale Aktivität

Eine gute geistige Fitness senkt zusätzlich das individuelle Risiko für eine Demenz deutlich. Geistige Anregung in jungen Jahren schützt das Gehirn - besonders durch den Aufbau sogenannter kognitiver Reserven. Wer viele Kontakte pflegt und sozial aktiv ist, kann sein Demenzrisiko nachhaltig senken. Personen, die unfreiwillig häufig allein sind und sich einsam fühlen, erkranken hingegen häufiger an einer Demenz, insbesondere an Morbus Alzheimer. Studien belegen, dass Musik positive Auswirkungen auf den Menschen hat, indem sie kognitive Funktionen stärkt und das Risiko für Demenz senkt.

Diagnose von Demenz

Wenn Anzeichen von Vergesslichkeit über längere Zeit anhalten und sogar zunehmen, sollte dies von einem Spezialisten untersucht werden. Nur so kann festgestellt werden, ob es sich um normale, altersbedingte Gedächtnisveränderungen oder um eine Demenz handelt. Eine frühe Diagnose von Demenz erleichtert den Umgang mit der Krankheit und bietet größere Chancen, das Fortschreiten der Krankheit aufzuhalten oder zu verlangsamen.

Ablauf der Diagnostik

  1. Anamnese: Zu Beginn der Untersuchung wird der Arzt die genaue Krankengeschichte (Anamnese) erfragen. Dabei sind die Angaben der Bezugspersonen besonders wichtig, weil der Betroffene seine Gedächtnisprobleme oft nicht bemerkt, sie verheimlicht oder aber sie überschätzt.
  2. Psychometrische Tests: Um die Veränderungen der geistigen Leistungsfähigkeit objektiv zu erfassen, werden psychometrische Tests durchgeführt, bei denen der Patient mit Papier und Stift oder am Computer verschiedene Aufgaben löst. Kurztests wie der Uhrentest oder die Mini Mental State Examination (MMSE) geben eine grobe Einschätzung, ob eine Demenz vorliegt. Im Anschluss werden ausführlichere Testverfahren durchgeführt, um Beeinträchtigungen in verschiedenen Bereichen (zum Beispiel Kurz- und Langzeitgedächtnis, Sprachfähigkeiten) zu erfassen.
  3. Körperliche Untersuchung: Um keine organische, behandelbare Ursache der Demenz zu übersehen, wird immer auch eine körperliche Untersuchung durchgeführt. Dazu gehören eine internistische und neurologische Untersuchung sowie eine Blutuntersuchung. Hier werden unter anderem Blutbild, Blutzucker, Leber- und Nierenwerte und Schilddrüsenhormone überprüft.
  4. Bildgebende Verfahren: Eine Computertomographie (CT) oder Kernspintomographie (MRT) dienen dazu, Veränderungen der Struktur des Gehirns sichtbar zu machen, die auf eine Demenz schließen lassen. Sie können auch eine andere Ursache für die Symptome sichtbar machen (zum Beispiel einen Tumor oder eine Blutung im Gehirn). Beim Verdacht auf bestimmte Demenzformen können zusätzliche Verfahren wie die Positron-Emissions-Tomographie (PET) eingesetzt werden, die Funktionseinbußen in unterschiedlichen Hirnregionen abbilden können.
  5. Doppler-Sonographie: Um Fett- und Kalkablagerungen in den Blutgefäßen zu erkennen, die die Durchblutung des Gehirns beeinträchtigen, wird häufig eine Doppler-Sonographie durchgeführt - eine Form der Ultraschalluntersuchung. Sie gibt Aufschluss darüber, ob eine vaskuläre Demenz vorliegt.
  6. Liquoruntersuchung: Eine Alzheimer-Demenz kann mithilfe spezieller Verfahren bereits im frühen Stadium, in dem erst leichte kognitive Beeinträchtigungen vorliegen, diagnostiziert werden. Dazu werden die Tau- und Beta-Proteine im Liquor (Nervenwasser) bestimmt. Weiterhin können Amyloid-Ablagerungen im Gehirn mithilfe der PET sichtbar gemacht werden. Eine bestimmte Konstellation von Tau- und Beta-Proteinen und Amyloid-Ablagerungen im Gehirn spricht mit hoher Wahrscheinlichkeit für eine Alzheimer-Demenz.

Differenzialdiagnose

Wichtig ist, die Demenz von anderen neurologischen und psychischen Erkrankungen abzugrenzen - vor allem von einer Depression. Denn hier können Gedächtnis und andere kognitive Fähigkeiten im höheren Alter ähnlich stark beeinträchtigt sein wie bei einer Demenz. Liegt eine Depression vor, kann sie mit Antidepressiva behandelt werden - das führt meist auch zu einer deutlichen Besserung der kognitiven Fähigkeiten.

Umgang mit Demenz

Jede Demenz-Erkrankung bringt individuelle Einschränkungen mit sich und verläuft unterschiedlich schnell. Die Einteilung in Demenz Stadien dient lediglich der Übersicht über Phasen, die irgendwann im Verlauf der Krankheit zu erwarten sind. Es ist unmöglich, vorherzusagen, wann diese Phasen eintreten.

Stadien der Demenz

  • Frühphase: Die erkrankte Person ist noch weitgehend selbstständig und kann oft noch allein leben. In dieser Phase können und sollten die betroffenen Personen noch möglichst viel am sozialen Leben teilnehmen und sich auf keinen Fall zurückziehen. Auch Sport und gezielte Physio- und Ergotherapie spielen eine wichtige Rolle.
  • Mittelschwere Demenz: Die Symptome sind bereits deutlich ausgeprägt und kaum mehr zu übersehen. Spätestens jetzt bereitet die räumliche und zeitliche Orientierung erhebliche Schwierigkeiten. Wesensveränderungen können stark ausgeprägt sein und die Sprach- und Bewegungsfähigkeit sind spürbar eingeschränkt.
  • Schwere Demenz: Die starken Symptome führen dazu, dass die Person auf intensive Betreuung und Pflege angewiesen ist. Die verschiedenen Symptome können so stark ausgeprägt sein, dass Betroffene weitgehend bettlägerig werden.

Unterstützung und Entlastung

Die Pflege und Betreuung von Menschen mit Demenz ist eine echte Herausforderung. Zu Beginn der Erkrankung reicht oft ein wenig Unterstützung im Alltag aus, doch im weiteren Verlauf wird der Bedarf an Hilfe immer größer. Doch viele Menschen sind bereit, sich selbst so lange wie möglich um ihre Angehörigen zu kümmern, wenn diese an Demenz erkranken. Ganz besonders wichtig ist, dass Angehörige sich selbst mit der Betreuung und Pflege nicht überfordern.

Kommunikation und Umgang

Man sollte bei der Kommunikation mit Menschen mit Demenz immer auf einen würdevollen und wertschätzenden Umgang achten. Das gilt auch in Situationen, bei dem es einem besonders schwer fällt, zum Beispiel, wenn der an Demenz erkrankte dem Pflegenden Vorwürfe macht oder ihn fälschlicherweise beschuldigt. Man darf natürlich seinen Standpunkt vertreten, aber sollte immer darauf achten, die Person nicht zu diskreditieren. Unabhängig von Konfliktsituationen ist es immer eine Möglichkeit sich auf die Lebenserfahrung der Person zu beziehen und diese wertzuschätzen. Man kann zum Beispiel nach einem Ratschlag fragen und/oder sich auch mal helfen oder trösten lassen.

Demenzdörfer

In Tönebön bei Hameln liegt Deutschlands erstes Demenzdorf: Hier leben Menschen mit Demenz in einer dörflichen Gemeinschaft, komplett mit Supermarkt, Café und individuell gestalteten Zimmern. Übernommen wurde die Idee, demenzerkrankte Menschen in einer dörflichen Gemeinschaft zu betreuen, aus den Niederlanden. Inzwischen gibt es weitere Demenzdörfer in Deutschland. Die Kosten für die Pflege und Unterbringung ähneln denen eines normalen Pflegeheims.

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