Demenz ist ein Sammelbegriff für eine Vielzahl von Erkrankungen, die mit einem fortschreitenden Verlust von kognitiven Fähigkeiten wie Denken, Erinnern, Sprechen und Orientierung einhergehen. Diese Beeinträchtigungen entwickeln sich schleichend und beeinträchtigen zunehmend den Alltag der Betroffenen. Obwohl Demenz nicht heilbar ist, können Behandlungen, insbesondere in frühen Stadien, dazu beitragen, ein aktives Leben so lange wie möglich aufrechtzuerhalten.
Was ist Demenz?
Demenz ist keine eigenständige Krankheit, sondern ein Syndrom, das durch verschiedene Erkrankungen verursacht werden kann. Die Symptome umfassen Gedächtnisstörungen, Schwierigkeiten mit räumlichen und praktischen Fähigkeiten, Orientierungsprobleme, Sprachstörungen sowie Beeinträchtigungen des Denk- und Urteilsvermögens. Es ist wichtig zu beachten, dass Demenz keine normale Alterserscheinung ist.
Ursachen von Demenz
Die Ursachen von Demenz sind vielfältig. Häufig liegen neurodegenerative Prozesse zugrunde, wie bei der Alzheimer-Krankheit, der frontotemporalen Demenz oder der Lewy-Körperchen-Demenz. Bei diesen Erkrankungen lagern sich Eiweiße im Gehirn ab und stören die Funktion der Nervenzellen. Weitere Ursachen können sein:
- Vaskuläre Erkrankungen: Durchblutungsstörungen im Gehirn, wie sie bei Schlaganfällen auftreten, können zu einer vaskulären Demenz führen.
- Vergiftungen: Bestimmte Substanzen können die Hirnfunktion beeinträchtigen und Demenz verursachen.
- Behandelbare Ursachen: In einigen Fällen kann Demenz durch behandelbare Grunderkrankungen verursacht werden, wie z.B. Stoffwechselstörungen oder Vitaminmangel.
Vaskuläre Demenz: Ursachen, Symptome und Verlauf
Die vaskuläre Demenz ist mit etwa 15 Prozent aller Demenzerkrankungen die zweithäufigste Form nach der Alzheimer-Demenz. Sie entsteht aufgrund von Durchblutungsstörungen im Gehirn, die durch Ablagerungen in Blutgefäßen, Blutgerinnsel oder Hirnblutungen verursacht werden können. Diese Störungen führen zu einer unzureichenden Sauerstoffversorgung des Gehirns, wodurch Hirnzellen geschädigt werden oder absterben.
Risikofaktoren für vaskuläre Demenz
Die Hauptrisiken für die vaskuläre Demenz sind kardiovaskuläre und metabolische Vorerkrankungen, die das Herz-Kreislauf-System und/oder den Stoffwechsel betreffen. Zu diesen Risikofaktoren gehören:
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- Bluthochdruck
- Starkes Übergewicht (Adipositas)
- Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus)
- Veränderter Fettstoffwechsel (insbesondere ein erhöhter LDL-Cholesterinspiegel)
- Bestimmte Herzkrankheiten wie Vorhofflimmern, koronare Herzkrankheit oder Herzschwäche
- Bewegungsmangel
- Rauchen
- Ungesunde Ernährung
Symptome der vaskulären Demenz
Die Symptome der vaskulären Demenz können je nach Ausmaß der Durchblutungsstörung und dem betroffenen Bereich des Gehirns variieren. Mögliche Symptome sind:
- Sprachstörungen
- Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen
- Eingeschränkte Handlungsfähigkeit (Apraxie)
- Verlangsamung
- Antriebsstörungen
- Veränderungen der Stimmung sowie Stimmungsschwankungen
- Wesensänderung
- Vergesslichkeit
- Rasche geistige und körperliche Erschöpfbarkeit
- Gehstörungen
- Verstärkter Harndrang oder Inkontinenz (Miktionsstörung)
- Kau- und Schluckbeschwerden (Pseudobulbärparese)
- Schwindelgefühl
- Neurologische Störungen, z. B. Halbseitenlähmung
Verlauf der vaskulären Demenz
Der Verlauf der vaskulären Demenz ist sehr unterschiedlich. Manchmal bleibt der Zustand über einen längeren Zeitraum stabil oder verbessert sich sogar wieder. In anderen Fällen verschlechtert er sich langsam und kontinuierlich oder in größeren Schüben. Die Lebenserwartung ist bei Betroffenen mit vaskulärer Demenz und gleichzeitigen Herz-Kreislauf-Erkrankungen geringer als bei Menschen mit Alzheimer-Krankheit.
Vorbeugung und Behandlung der vaskulären Demenz
Die frühzeitige Behandlung von Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Diabetes mellitus oder Adipositas ist ein entscheidender Beitrag zur Demenzvorsorge. Ein gesunder Lebensstil mit ausgewogener Ernährung, körperlicher Bewegung und dem Verzicht auf Rauchen kann ebenfalls dazu beitragen, das Risiko einer vaskulären Demenz zu verringern.
Die Behandlung der vaskulären Demenz zielt darauf ab, die Grunderkrankungen zu behandeln und das Fortschreiten der Demenz hinauszuzögern. Dies kann durch Medikamente zur Behandlung von Bluthochdruck, Cholesterin und Diabetes sowie durch Rehabilitation zur Wiederherstellung geistiger und körperlicher Fähigkeiten erreicht werden. Auch die Betreuung der Angehörigen ist ein wichtiger Aspekt der Therapie.
Alzheimer-Krankheit: Die häufigste Form der Demenz
Die Alzheimer-Krankheit ist die häufigste Form der Demenz und betrifft bis zu 70 Prozent der Demenzerkrankten. Sie ist durch das Absterben von Nervenzellen im Gehirn gekennzeichnet, was zu einem fortschreitenden Verlust von Gedächtnis, Denken und Alltagsfähigkeiten führt.
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Stadien der Alzheimer-Krankheit
Der Verlauf der Alzheimer-Krankheit ist individuell, folgt jedoch bestimmten Mustern:
- Frühe Phase: Leichte Beeinträchtigungen des Denkens und Erinnerns, die im Alltag kaum einschränken.
- Mittlere Phase: Zunehmende Vergesslichkeit, Schwierigkeiten mit neuen Informationen, Orientierungsprobleme und Veränderungen der Stimmung.
- Späte Phase: Beeinträchtigung des Kurzzeit- und Langzeitgedächtnisses, Erkennen von bekannten Gesichtern ist nicht mehr möglich, tiefgreifende Veränderungen im Verhalten und Wesen, Orientierungslosigkeit und Hilflosigkeit.
- Endstadium: Vollständige Pflegeabhängigkeit, Verlust der Sprache, Inkontinenz, Schluckstörungen und ein geschwächtes Immunsystem.
Symptome und Verhaltensweisen bei Demenz
Demenz kann verschiedene Verhaltensweisen und Handlungsmuster hervorrufen, die für Angehörige belastend sein können. Dazu gehören:
- Wiederholtes Fragen oder Handeln: Betroffene stellen immer wieder dieselbe Frage oder wiederholen die gleichen Handlungen, da sie vergessen haben, dass sie dies bereits getan haben.
- Wanderverhalten: Im mittleren Stadium der Demenz zeigen viele Betroffene einen ausgeprägten Bewegungsdrang und Unruhe, was zu nächtlichem Umherwandern führen kann.
- Falsche Beschuldigungen: Die eingeschränkte Fähigkeit, Situationen richtig zu deuten, führt zu Erklärungsversuchen, die nicht mit der Realität übereinstimmen, wie z.B. Beschuldigungen von Diebstahl.
- Leben in der Vergangenheit: Mit dem Fortschreiten der Demenz leben Betroffene oft in der Vergangenheit und verhalten sich dementsprechend.
- Aggressives Verhalten: Auslöser für Wutausbrüche und aggressives Verhalten sind oft die erschwerten Lebensbedingungen und die daraus resultierende Angst der Betroffenen.
Umgang mit Demenz: Tipps für Angehörige
Der Umgang mit Demenz erfordert viel Geduld, Verständnis und Einfühlungsvermögen. Hier sind einige Tipps für Angehörige:
- Akzeptieren Sie die betroffene Person so, wie sie ist: Akzeptieren Sie, was die Person tatsächlich leisten kann, und versuchen Sie nicht, sie zu verändern.
- Schaffen Sie eine sichere und strukturierte Umgebung: Eine feste Tagesstruktur und eine demenzgerechte Gestaltung der Wohnung können den Alltag erleichtern.
- Kommunizieren Sie klar und einfach: Verwenden Sie kurze Sätze und vermeiden Sie komplexe Anweisungen.
- Beziehen Sie die betroffene Person in den Alltag ein: Geben Sie ihr Aufgaben, die sie noch selbstständig ausführen kann, um ihr Selbstwertgefühl zu stärken.
- Suchen Sie Unterstützung: Nehmen Sie Hilfsangebote wie ambulante Dienste, Demenzbetreuung oder Selbsthilfegruppen in Anspruch, um sich selbst zu entlasten.
- Achten Sie auf Ihre eigene Gesundheit: Pflegende Angehörige sollten auf ihre eigenen Bedürfnisse achten und sich ausreichend Zeit für Erholung nehmen.
Leben mit fortgeschrittener Demenz: Beschwerden und Symptome am Lebensende
Menschen mit fortgeschrittener Demenz können am Lebensende verschiedene belastende Beschwerden haben, wie Schmerzen, Luftnot, Unruhe und Angst. Es ist wichtig, diese Beschwerden zu erkennen und zu behandeln, um die Lebensqualität der Betroffenen so gut wie möglich zu erhalten.
Häufige Beschwerden am Lebensende
- Schmerzen: Schmerzen treten häufig auf und können durch Gelenk- und Muskelschmerzen, Zahnschmerzen, Harnblasenentzündungen oder Verstopfung verursacht werden.
- Infekte: Das Immunsystem ist geschwächt, was zu häufigen Infekten, insbesondere der Lunge, führen kann.
- Luftnot: Luftnot kann durch Lungeninfektionen, Blutarmut oder andere Erkrankungen verursacht werden und ist für Betroffene und Angehörige sehr belastend.
- Unruhe und Angst: Besonders am Lebensende kann sich eine starke Unruhe entwickeln, die durch Schmerzen, Angst oder Verwirrtheit ausgelöst werden kann.
- Akute Verwirrtheit: Unter einer Demenz kann es neben den Zeichen der Erkrankung zu einer akuten Verwirrtheit kommen.
Umgang mit Beschwerden am Lebensende
- Schmerzbehandlung: Schmerzen können mit Medikamenten und nicht-medikamentösen Maßnahmen wie Ergotherapie oder Physiotherapie gelindert werden.
- Behandlung von Infekten: Infekte werden mit Antibiotika behandelt, wobei jedoch die Belastung durch die Behandlung abgewogen werden muss.
- Linderung von Luftnot: Luftnot kann durch Sauerstofftherapie, Kühlung im Mund-Nasen-Bereich, aufrechte Körperposition und in manchen Fällen durch Morphin gelindert werden.
- Beruhigung bei Unruhe und Angst: Engmaschige Begleitung durch vertraute Personen, Berührungen, Massagen und Musik können beruhigend wirken.
- Palliative Versorgung: In der letzten Lebensphase ist eine palliative Versorgung wichtig, um die Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.
Sterbephase und Trauer
Steht der Tod unmittelbar bevor, können typische Anzeichen wie verändertes Bewusstsein, veränderte Atmung, blasse Hautfarbe und kühle Extremitäten auftreten. Nach dem Tod ist es wichtig, den Angehörigen Zeit für die Verabschiedung zu geben und sie in ihrer Trauer zu unterstützen.
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Trauerbegleitung
Der Tod eines nahestehenden Menschen ist mit tiefen Emotionen verbunden. Hinterbliebene müssen nicht allein mit ihrer Trauer bleiben, sondern können sich Unterstützung bei Hospizdiensten, Trauerbegleitern oder in Trauercafés suchen.