Technische Geräte sind heutzutage ein selbstverständlicher Bestandteil unseres Alltags. Von Bügeleisen bis hin zu Computern erleichtern sie unser Leben. Doch gerade für Menschen mit Demenz können alltägliche Gegenstände und Umgebungen zu Herausforderungen werden. Eines der häufigsten Probleme ist die Verwirrung, die durch Spiegel entstehen kann.
Demenz und ihre Auswirkungen
Eine Demenzerkrankung bringt eine Vielzahl von Symptomen mit sich, darunter Störungen des Kurzzeitgedächtnisses und der Merkfähigkeit. Diese Symptome können dazu führen, dass Betroffene sich in ihrer eigenen Wohnung nicht mehr zurechtfinden und Schwierigkeiten haben, alltägliche Aufgaben zu bewältigen.
Die Problematik mit Spiegeln
Viele Farben und Muster können bei Menschen mit Demenz schnell zu einer Reizüberflutung führen. Spiegel sind in der Wohnung Demenzkranker keine gute Idee. Sie können Verwirrung und Ängste auslösen. Mit dem Fortschreiten der Demenz erkennen sich Betroffene oft nicht mehr selbst im Spiegel. Dies kann zu Irritationen, Angst und sogar Panik führen. Das eigene Spiegelbild kann als fremde Person wahrgenommen werden, was die Desorientierung verstärkt.
Fallbeispiel
Eine Frau von der Alzheimer Gesellschaft bereitete darauf vor, dass eines Tages alle Spiegel abgehängt werden müssen, weil es vorkommt, dass die Erkrankten ihr eigenes Spiegelbild nicht mehr erkennen und sich erschrecken. Diese Beschreibung hat sehr beeindruckt. Und ich habe mich ertappt, wie ich meine Mutter immer beobachtet habe, ob und wie sie in den Spiegel schaut.
Maßnahmen zur Anpassung des Wohnraums
Um das Wohnumfeld für Menschen mit Demenz sicherer und angenehmer zu gestalten, gibt es verschiedene Anpassungen, die vorgenommen werden können:
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Spiegel entfernen oder abdecken
Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen rät Angehörigen, die Spiegel in der Wohnung des Patienten oder der Patientin zu entfernen oder abzudecken. Dies gilt übrigens auch für Spiegelungen in einer Vitrine oder einer gläsernen Tischplatte.
Farbgestaltung und Bodenbeläge
Auch die Farbe des Fußbodens kann bei einer Demenz Ängste auslösen. Sehr helle Bodenflächen etwa erscheinen Erkrankten oft als „bodenlos“ - ihr Gang kann dadurch unsicherer werden. Besonders problematisch sind laut Verbraucherzentrale blaue oder blaugraue Böden. Sie werden bei einer Demenz oft als Wasserfläche interpretiert. Was hingegen Sicherheit vermittelt: Wenn zwischen der Farbe der Wände und der des Fußbodens ein starker Kontrast besteht.
Orientierungshilfen
Wenn die Krankheit fortschreitet, finden sich demenzkranke Menschen manchmal auch im eigenen Haushalt nicht mehr zurecht. Symbole an den Zimmertüren erleichtern die Orientierung. Am Schlafzimmer bietet sich zum Beispiel ein Porträtfoto an. Allerdings erkennen sich Demenzkranke nicht immer auf aktuellen Bildern. Dann ist besser, eine Aufnahme aus früheren Zeiten auszuwählen. Für die Badezimmertür eignet sich am besten ein WC-Schild, für den Kühlschrank ein Bild von Lebensmitteln.
Stolperfallen beseitigen
Lose Teppiche oder Kabel erhöhen das Sturzrisiko und sollten entfernt bzw. fixiert werden (Kabel evtl. in Kabelschienen verlegen). Schwellen und Stufen in der Wohnung bzw.
Technische Hilfsmittel
Neben baulichen Veränderungen gibt es auch eine Reihe technischer Hilfsmittel, die den Alltag von Menschen mit Demenz erleichtern können:
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- Herdsicherungen: Schalten einen Elektroherd entweder nach einer voreingestellten Zeit oder bei Überhitzung der Kochfelder automatisch ab. Moderne Herde verfügen häufig schon über eingebaute Herdsicherungssysteme.
- Rauchmelder: Ermöglichen einen rechtzeitigen Alarm, sollte es doch einmal zu einer Rauch- oder Brandentwicklung kommen. Gerade bei allein lebenden Personen kann es sich anbieten, diese Rauchmelder mit einem Hausnotrufsystem zu koppeln.
- Telefone mit großen Tasten: Erleichtern die Bedienung für Menschen mit Demenz, die Schwierigkeiten mit kleinen Tasten oder unübersichtlichen Menüs haben.
- Personenortungssysteme: Sorgen für mehr Sicherheit, wenn Menschen mit Demenz den Weg nach Hause nicht mehr finden. Diese funktionieren ähnlich wie Navigationsgeräte.
- Hausnotruf: Hausnotrufgeräte bestehen aus einem Basisgerät und einem Funksender, der als Armband, Kette oder Clip getragen wird. Durch Drücken eines Knopfes am Sender wird ein Notruf ausgelöst.
Sprachassistenzsysteme
Sprachassistenzsysteme wie Alexa von Amazon, Google Assistant oder Siri von Apple können ebenfalls eine Unterstützung für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen sein. Sie können auf digitale Kalender oder Aufgabenlisten zugreifen, Wissen abrufen sowie Musik oder Radioprogramme abspielen. Ebenso können Angehörige Text-, Sprach- oder Videonachrichten direkt an das System schicken, welches es dem Menschen mit Demenz (automatisch) abspielt.
Validation: Eine wertschätzende Gesprächsführung
Kommunikation braucht Respekt. Nur wenn sich Menschen wertschätzend aufeinander einstimmen, werden sie eine gemeinsame Gesprächsbasis finden. Menschen mit Demenz jedoch leben, eingeschlossen von Gedächtnisverlust und abnehmendem Denkvermögen, in ihrer eigenen Welt. Validation ist eine Form der Gesprächsführung, die für die Begleitung von Menschen mit Demenz entwickelt wurde. Validieren bedeutet: etwas gültig machen, es bestätigen. Sich in die Welt des Erkrankten begeben und sie als seine Wirklichkeit anerkennen, ohne ihn zu korrigieren oder zu bewerten. Seine Sichtweisen wertschätzend wiedergeben, und zwar auf der Gefühlsebene.
Wichtig ist die Haltung
„Es gibt keine Tipps, die auf jeden Menschen mit Demenz passen“, sagt die Münchner Pflegeexpertin Stefanie Zang. „Wichtig ist die Haltung, mit der ich dem Menschen mit Demenz gegenübertrete. Wichtig ist, dass ich versuche, ihn zu verstehen: Wer ist diese Person? Ist sie ängstlich, ist sie eher autonom? Was hat sie für Gewohnheiten? Was hat sie erlebt? Was hat sie geprägt? Wie hat sie in gesunden Jahren ihr Leben gestaltet? Wie waren ihre Beziehungen zu ihren Angehörigen? Wie wichtig war der Beruf?“
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