Die Frage, ob Vergesslichkeit im normalen Bereich liegt oder bereits ein Anzeichen für Demenz ist, beschäftigt viele Menschen. In Deutschland leben etwa 1,8 Millionen Menschen mit Demenz, wobei die Alzheimer-Krankheit die häufigste Form darstellt. Tests können erste Hinweise liefern, ersetzen aber keine ärztliche Diagnose.
Wann ist Vergesslichkeit mehr als nur normal?
Typische Symptome einer Demenz umfassen:
- Gedächtnisstörungen
- Verlegen von Gegenständen (z.B. Brille, Autoschlüssel)
- Probleme mit der räumlichen Wahrnehmung (z.B. beim Einparken)
- Schwierigkeiten, Gesprächen zu folgen
- Fehlende Orientierung (zeitlich und räumlich)
- Wortfindungsstörungen
- Schlechtes Urteilsvermögen
- Veränderungen der Stimmung und/oder des Verhaltens
- Schwierigkeiten mit alltäglichen Aufgaben (z.B. Einkaufen, Bezahlen)
- Rückzug von sozialen Aktivitäten
- Probleme, den Überblick zu behalten (z.B. Medikamente, Telefonate)
Es ist wichtig zu beachten, dass diese Symptome auch andere Ursachen haben können, wie Stress, psychische Belastungen, hormonelle Veränderungen oder andere Erkrankungen.
Der 7-Fragen-Test nach Dorothee Saur
Neurologin Dorothee Saur von der Leipziger Universitätsklinik setzt auf einen Mini-Test mit sieben Fragen, um erste Demenz-Anzeichen zu erkennen. Dieser Test kann zu Hause durchgeführt werden, benötigt aber eine zweite Person und Stift und Zettel.
Die 7 Fragen im Überblick:
- Merkfähigkeit: Merken Sie sich die drei Begriffe "Zitrone, Hammer, Blau".
- Rechnen: Ziehen Sie von der Zahl 100 jeweils 7 ab. Wiederholen Sie dies fünfmal.
- Orientierung: Welches Datum haben wir heute?
- Kurzzeitgedächtnis: Wiederholen Sie die Zahlen 1609, 21.538 und 349.267.
- Arbeitsgedächtnis: Wiederholen Sie die folgenden Zahlen rückwärts: 148, 2903, 32.517.
- Abruf: Nennen Sie die drei Begriffe vom Anfang des Tests ("Zitrone, Hammer, Blau").
- Visuell-räumliche Fähigkeiten: Zeichnen Sie auf einem Blatt Papier einen Kreis, tragen Sie die Ziffern ein und zeichnen Sie eine Uhrzeit mit Stunden- und Minutenzeiger.
Auflösung und Interpretation:
- Die Wiederholung der Zahlen dient dazu, das Kurzzeitgedächtnis zu beanspruchen und von den Begriffen abzulenken. Können die drei Begriffe in Frage 6 nicht wiedergegeben werden, kann dies auf eine Störung der Merkfähigkeit hindeuten.
- Wird die Uhr in Frage 7 nicht richtig gezeichnet, insbesondere wenn die Zahlen 12, 3, 6 und 9 an falscher Stelle stehen, kann dies ein Hinweis auf eine Störung der visuell-räumlichen Fähigkeiten sein, ein typisches Symptom der Alzheimer-Krankheit.
Wichtig: Dieser Mini-Test ersetzt keine ärztliche Diagnose. Bei Verdacht auf Demenz sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden.
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Weitere Demenz-Tests
Neben dem 7-Fragen-Test gibt es weitere anerkannte Testverfahren zur Demenz-Früherkennung, darunter:
Mini-Mental-Status-Test (MMST): Ein weit verbreiteter Test, der verschiedene kognitive Bereiche wie Orientierung, Merkfähigkeit, Aufmerksamkeit und Sprache prüft. Er besteht aus einfachen Fragen und Aufgaben, die alltägliche Denkprozesse abbilden sollen. Die Testperson soll sich beispielsweise drei Begriffe merken, einfache Rechenaufgaben lösen oder das aktuelle Datum nennen. Der MMST dauert etwa 10 bis 15 Minuten und wird von Ärzten oder geschultem medizinischen Fachpersonal durchgeführt. Der MMST liefert ein zuverlässiges Bild von der kognitiven Leistungsfähigkeit des Probanden. Auf den Test selbst folgt in der Regel eine körperliche Untersuchung.
- 27 bis 30 Punkte: höchstens leichte Beeinträchtigungen des Denkvermögens
- Komplett gesunde und geistig fitte Menschen sollten 30 Punkte erreichen.
DemTect: Ein kurzes Screening-Verfahren, das Gedächtnis, Wortflüssigkeit und Aufmerksamkeit prüft. Der DemTect (Demenz Detection) hilft, geistige Beeinträchtigungen eines Patienten festzustellen. Außerdem kann man mit ihm den Verlauf eines geistigen Abbaus beschreiben. Er wird wie andere Tests (MMST, Uhrentest etc.) in der Demenz-Diagnostik eingesetzt.
- 13 - 18 Punkte: altersgemäße kognitive Leistung
- 9 - 12 Punkte: leichte kognitive Beeinträchtigung
- 0 - 8 Punkte: Demenzverdacht
Uhrentest: Hierbei wird die Testperson gebeten, eine Uhr mit einer bestimmten Uhrzeit zu zeichnen. Die Anordnung der Zahlen und die Zeigerstellung geben Aufschluss über visuell-räumliche und exekutive Funktionen.
Die Kombination von DemTect und MMST ist sehr sinnvoll, da der DemTect leichte kognitive Beeinträchtigungen besser erfassen kann als der MMST.
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Wichtige Hinweise zur Testdurchführung und Interpretation
Es ist wichtig zu beachten, dass das Ergebnis eines Demenztests von verschiedenen Faktoren beeinflusst werden kann:
- Bildungsniveau: Menschen mit höherem Bildungsniveau können trotz beginnender Demenz gut abschneiden.
- Soziale Schicht: Auch die soziale Schicht kann eine Rolle spielen.
- Psychische Verfassung: Stress, Angst oder Depressionen können das Ergebnis negativ beeinflussen.
- Sprachbarrieren: Sprachprobleme können die Aufgaben erschweren.
- Tagesform: Die Tagesform und persönliche Anspannung können ebenfalls eine Rolle spielen.
Auch vor Fehldiagnosen wird gewarnt. Denn ob ein Mensch schlecht abschneidet, kann auch andere Ursachen haben. Bildungsniveau, soziale Schicht und psychische Verfassung spielen ebenfalls eine Rolle. Zudem setzt die „Prüfungssituation“ manche massiv unter Stress, was auch zu einem schlechteren Ergebnis führen kann. Entsprechend wichtig ist die Abklärung durch einen Mediziner.
Demenz vorbeugen: Was Sie selbst tun können
Obwohl Demenz (noch) unheilbar ist, kann eine frühe Diagnose und Behandlung helfen, den Verlauf zu verlangsamen und die geistige Leistungsfähigkeit zu stabilisieren. Neben Medikamenten können auch nicht-medikamentöse Behandlungen helfen.
Jeder Einzelne kann etwas tun, um das persönliche Demenz-Risiko zu senken. Laut Weltgesundheitsorganisation WHO ist ein gesundes, aktives und geselliges Leben die beste Demenz-Prävention. Saur sagt: „Das kann im frühen Rentenalter passieren.“ Die Wahrscheinlichkeit steige aber mit dem Alter immer weiter an. „Im Alter von 100 Jahren hat man eine Wahrscheinlichkeit an Altersdemenz, also an Alzheimer, erkrankt zu sein, von etwa 50 Prozent.“
Diagnose Demenz: Was nun?
Steht am Ende tatsächlich die Diagnose Demenz, ist das für die Familie mit vielen Fragen verbunden: Was bedeutet das für uns und unseren Angehörigen? Wie kann eine Therapie aussehen? Können wir Pflegeleistungen beantragen und wenn ja, welche? Müssen wir sogar über einen Platz in einem Pflegeheim nachdenken?
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Antworten und Unterstützung bekommen Angehörige auch durch die Pflegeberatung der AOK. Die Pflegeexperten und -expertinnen helfen dabei, einen individuellen Versorgungsplan zu erstellen, unterstützen bei der Organisation und nehmen Kontakt zu anderen Beteiligten wie etwa dem Pflegedienst auf. Vereinbaren Sie einen Termin zur Pflegeberatung - am Telefon, im persönlichen Gespräch in einem Kundencenter oder auch bei Ihnen zu Hause.