Demenz ist eine komplexe Erkrankung, die weit über einfache Vergesslichkeit hinausgeht. Sie beeinträchtigt die Wahrnehmung, das Verhalten und das Erleben der Betroffenen und verändert ihre Lebenswelt grundlegend. Die Früherkennung ist entscheidend, um den Verlauf der Krankheit zu verlangsamen und den Betroffenen sowie ihren Familien zu helfen, sich auf die Veränderungen einzustellen. Ein wichtiger Aspekt im Alltag von Menschen mit Demenz ist die Fähigkeit, die Uhrzeit zu lesen, da die Orientierung an der Zeit für die Aufrechterhaltung des normalen Lebens unerlässlich ist.
Was ist Demenz?
Demenz ist ein Oberbegriff für mehr als 50 verschiedene Krankheitsbilder, wobei jede Form ein leicht verändertes Symptombild aufweist. Die Alzheimer-Krankheit ist mit etwa 60 % die häufigste Form, gefolgt von der vaskulären Demenz mit etwa 20 %. Während bei Alzheimer Gedächtnisstörungen im Vordergrund stehen, äußern sich vaskuläre Demenzen eher durch Konzentrationsschwäche und Antriebsminderung.
Symptome und Anzeichen von Demenz
Verschiedene Anzeichen im Verhalten einer Person können auf eine Demenz hindeuten. Dazu gehören:
- Wiederholtes Erzählen derselben Geschichte mehrmals am Tag, ohne es selbst wahrzunehmen.
- Fehlende Worte während des Gesprächs (Wortfindungsstörungen).
- Vergesslichkeit, die sich besonders auf das Kurzzeitgedächtnis bezieht.
- Nachlassen der Koordination motorischer Fähigkeiten.
- Auffällige Wesensveränderungen, wie z. B. Aggressivität.
- Verzerrte Wahrnehmung und Misstrauen.
Es ist wichtig zu beachten, dass Vergesslichkeit allein kein Zeichen für Demenz sein muss. Wenn sich jedoch solche Symptome häufen und über Monate hinweg immer wieder auftreten, sollte ein Arzt aufgesucht werden.
Die Bedeutung der Früherkennung
Die Früherkennung von Demenz ist aus mehreren Gründen von großer Bedeutung:
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- Sie ermöglicht eine effektive Therapie, die den Verlauf der Krankheit verzögern kann.
- Sie bietet eine Erklärung für bislang unerklärliches Verhalten und andere Auffälligkeiten.
- Sie ermöglicht es den Betroffenen und ihren Familien, sich frühzeitig mit der Krankheit auseinanderzusetzen und Unterstützung zu suchen.
Demenz-Tests: Ein Überblick
Es gibt verschiedene Tests, die Hinweise auf eine Demenz geben können. Diese Tests sind jedoch nicht absolut zuverlässig und sollten immer von einem Arzt oder geschultem Personal durchgeführt werden.
Psychometrische Tests
Psychometrische Tests erfassen Verhaltensweisen in standardisierten Situationen und geben Hinweise auf eine Demenz. Sie können jedoch keine ärztlichen Untersuchungen ersetzen. Zu den bekanntesten psychometrischen Tests gehören:
- DemTect (Demenz-Detektions-Test): Ein einfaches und schnelles Verfahren, das auch das Alter des Patienten berücksichtigt.
- Mini-Mental-Status-Test (MMST): Ein etwas aufwändigerer, aber aussagekräftiger Test, der häufig in Arztpraxen und Krankenhäusern verwendet wird.
- Montreal-Cognitive-Assessment-Test (MoCa-Test): Sollte von geschultem Personal durchgeführt werden.
- Uhrentest: Ein sehr bekannter Test, der einfach durchzuführen ist und Hinweise auf Störungen der räumlichen Wahrnehmung geben kann.
- Test zur Früherkennung von Demenzen mit Depressionsabgrenzung (TFDD): Dient dazu, eine Depression als mögliche Ursache für die Symptome auszuschließen.
- Syndrom-Kurztest (SKT): Erfasst Beeinträchtigungen des Gedächtnisses, der Aufmerksamkeit und der Informationsverarbeitung.
Der Uhrentest im Detail
Der Uhrentest ist ein einfaches, aber aussagekräftiges Instrument zur Früherkennung von Demenz. Die Testperson wird gebeten, eine Uhr zu zeichnen und eine bestimmte Uhrzeit einzutragen.
Durchführung des Uhrentests
Die Testperson erhält ein Blatt Papier mit einem großen Kreis darauf und wird aufgefordert, diesen Kreis als Uhr zu gestalten. Während die Testperson zeichnet, achtet der Arzt auf folgende Aspekte:
- In welcher Reihenfolge geht die Testperson vor?
- Bereitet das Zeichnen Schwierigkeiten?
- Wo zögert die Testperson?
- Muss die Testperson häufig Korrekturen vornehmen?
Visuokonstruktion
Im Zusammenhang mit dem Uhrentest wird oft der Begriff "Visuokonstruktion" verwendet. Dieser Begriff bezeichnet die Fähigkeit, komplexe Formen oder Muster zu erkennen und zu reproduzieren. Diese Fähigkeit nimmt bei Demenzerkrankten bereits früh im Krankheitsverlauf ab.
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Auswertung des Uhrentests
Es gibt verschiedene Skalen zur Auswertung des Uhrentests. Die Auswertung sollte von einer Person mit Erfahrung in der Durchführung solcher Tests vorgenommen werden.
- Uhrentest nach Shulman: Der ursprüngliche Uhrentest, der am häufigsten verwendet wird.
- Uhrentest nach Sunderland: Die Auswertung erfolgt in einer Skala von 1 bis 10 Punkten.
- Uhrentest nach Watson: Die Auswertung ist sehr standardisiert. Für jedes Viertel, in dem ein Fehler gemacht wurde, werden Fehler-Punkte gezählt.
Aussagekraft des Uhrentests
Der Uhrentest ist ein guter erster Hinweis auf eine mögliche kognitive Einschränkung, aber er ist keine verlässliche Diagnose einer Demenz. Eine Diagnose kann nur ein Arzt stellen, der dafür ausgebildet ist und Erfahrung hat.
Weitere diagnostische Verfahren
Neben den psychometrischen Tests gibt es weitere diagnostische Verfahren, die bei der Abklärung einer Demenz eingesetzt werden können:
- Mini-Mental-Status-Test (MMST): Ein Fragebogentest, der verschiedene Merk- und Rechenaufgaben umfasst.
- CT und MRT: Bildgebende Verfahren, die Einblicke in das Gehirn geben und Demenzauslöser wie Durchblutungsstörungen und Schlaganfälle erkennen können.
- Untersuchung von Blut und Nervenwasser: Eine Blutabnahme kann behandelbare Ursachen einer Demenz erkennen, während eine Analyse des Nervenwassers die Konzentration von beta-Amyloid und Tau-Protein ermitteln kann.
Das Lesen der Uhrzeit bei Demenz
Menschen mit Demenz haben oft Schwierigkeiten, die Uhrzeit zu lesen. Dies kann verschiedene Gründe haben:
- Störungen der räumlichen Wahrnehmung
- Beeinträchtigungen des Gedächtnisses und des Denkvermögens
- Verlust der Fähigkeit, abstrakte Konzepte zu verstehen
Analoge vs. digitale Uhren
Eine Studie aus Japan hat gezeigt, dass Menschen mit Alzheimer-Demenz und Lewy-Körperchen-Demenz die Uhrzeit von einer Digitaluhr einfacher ablesen können als die Uhrzeit auf einer analogen Uhr. Dies liegt wahrscheinlich daran, dass digitale Uhren die Uhrzeit in einer direkten und unmissverständlichen Form darstellen, während analoge Uhren ein gewisses Maß an Abstraktion und Interpretation erfordern.
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Tipps zur Unterstützung beim Lesen der Uhrzeit
- Verwenden Sie eine Digitaluhr mit großen, gut lesbaren Ziffern.
- Erklären Sie die Uhrzeit regelmäßig und wiederholen Sie sie bei Bedarf.
- Verwenden Sie visuelle Hilfsmittel wie Bilder oder Symbole, um die Uhrzeit zu veranschaulichen.
- Schaffen Sie eineRoutine, bei der die Uhrzeit zu bestimmten Zeiten des Tages besprochen wird.
- Seien Sie geduldig und verständnisvoll.
Umgang mit Demenz: Tipps für Angehörige
Der Umgang mit einem an Demenz erkrankten Menschen kann für Angehörige sehr belastend sein. Es ist wichtig, sich Unterstützung zu suchen und sich über die Krankheit zu informieren.
Kommunikation
- Sprechen Sie langsam und deutlich.
- Verwenden Sie einfache Sätze und vermeiden Sie Fachbegriffe.
- Stellen Sie eine Frage nach der anderen.
- Seien Sie geduldig und wiederholen Sie Informationen bei Bedarf.
- Vermeiden Sie es, die betroffene Person zu korrigieren oder zu kritisieren.
- Konzentrieren Sie sich auf die Gefühle und Bedürfnisse der betroffenen Person.
- Nutzen Sie nonverbale Kommunikation wie Berührungen und Augenkontakt.
Verhalten
- Akzeptieren Sie die betroffene Person so, wie sie ist.
- Versuchen Sie, die Welt aus der Sicht der betroffenen Person zu verstehen.
- Bleiben Sie ruhig und gelassen, auch wenn die betroffene Person aggressiv oder verwirrt ist.
- Schaffen Sie eine sichere und vertraute Umgebung.
- Bieten Sie der betroffenen Person Möglichkeiten zur Beschäftigung und Aktivierung.
- Respektieren Sie die Privatsphäre und Würde der betroffenen Person.
Unterstützung
- Suchen Sie sich Unterstützung bei anderen Angehörigen, Freunden oder Selbsthilfegruppen.
- Nehmen Sie professionelle Hilfe in Anspruch, z. B. bei einer Pflegeberatungsstelle oder einem Therapeuten.
- Informieren Sie sich über finanzielle Unterstützungsmöglichkeiten wie Pflegegeld oder Leistungen der Pflegeversicherung.
- Achten Sie auf Ihre eigene Gesundheit und nehmen Sie sich Auszeiten.
Demenz vorbeugen: Ist das möglich?
Studien zeigen, dass bis zu 45 Prozent aller Demenzerkrankungen durch einen gesunden Lebensstil und die gezielte Beeinflussung von Risikofaktoren verhindert oder hinausgezögert werden können.
Risikofaktoren
Zu den wichtigsten Risikofaktoren für Demenz gehören:
- Hoher Blutdruck
- Hoher Cholesterinspiegel
- Diabetes
- Übergewicht
- Rauchen
- Bewegungsmangel
- Soziale Isolation
- Geistige Inaktivität
- Depressionen
- Schlafstörungen
- Hörverlust
Präventionsmaßnahmen
Folgende Maßnahmen können helfen, das Demenzrisiko zu senken:
- Regelmäßige Bewegung
- Gesunde Ernährung
- Soziale Kontakte pflegen
- Geistig aktiv bleiben
- Stress reduzieren
- Ausreichend schlafen
- Hörverlust behandeln lassen
- Depressionen behandeln lassen