Ehlers-Danlos-Syndrom (EDS) und Nervenschmerzen: Ein umfassender Überblick

Das Ehlers-Danlos-Syndrom (EDS) ist eine Gruppe von genetischen Störungen, die das Bindegewebe betreffen. Diese wirken sich auf Haut, Gelenke, Blutgefäße und andere Gewebe aus. Die Symptome sind vielfältig und können von Person zu Person stark variieren, was die Diagnose oft erschwert. Chronische Schmerzen, insbesondere Nervenschmerzen, sind ein häufiges und belastendes Symptom bei EDS-Patienten. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über EDS, seine verschiedenen Typen, die Rolle von Nervenschmerzen und die verfügbaren Behandlungsansätze.

Was ist das Ehlers-Danlos-Syndrom (EDS)?

Das Ehlers-Danlos-Syndrom (EDS) ist eine angeborene Störung im Bindegewebe, die hauptsächlich durch eine Überdehnbarkeit der Haut und durch überbewegliche Gelenke gekennzeichnet ist. Sie beeinflusst aber auch Gefäße, Muskeln, Bänder, Sehnen und innere Organe. Die genetische Ursache liegt in einem Defekt in der Bindegewebesynthese. Bisher sind 19 Genmutationen bekannt, die EDS auslösen. Nur bei einem Typ ist die genetische Ursache bisher nicht bekannt, und zwar beim Hypermobilen EDS (hEDS, früher Typ 3). Die Diagnose wird nach eingehender Untersuchung klinisch gestellt.

Im Allgemeinen tritt das EDS bei 1 von 5000 Personen auf. Nach persönlichen Erfahrungen mit Patienten mit Kompressionssyndromen kommt dort das EDS viel häufiger vor. Vom 28.02.2017 - 31.12.2019 sahen wir (Sandmann + Scholbach) bei 30% von 116 Patienten mit Kompressionssyndromen phänotypische Zeichen des EDS. Damit wird der überwältigende Einfluss des lockeren Bindegewebes auf die Komprimierbarkeit der Gefäße und des Darms bei vaskulären Kompressionssyndromen unterstrichen. Aus der Sicht der Patienten ist es wichtig, diesen kausalen Zusammenhang zu verstehen. Die Betroffenen klagen häufig über Beschwerden, die sich bei genauer Untersuchung als Folge abdominaler Gefäßkompressionen identifizieren lassen. Ohne Kenntnis des Zusammenhangs zu den Gefäßkompressionen werden diese häufigen und sehr allgemeinen Symptome allzu oft als psychogen abgetan.

Typische Merkmale des Ehlers-Danlos-Syndroms

Das EDS-Syndrom kann stark unterschiedliche Ausprägungen haben, deren typische Symptomatik sich in der Klassifikation wiederspiegelt. Diese Subtypen des EDS sind genetisch unterschiedlich, zudem gibt es weitere Unterteilungen. Es gibt verschiedene Erbgänge, die beim EDS vorkommen können. Die meisten Typen unterliegen dem autosomal dominanten Erbmodus. Dies bedeutet, dass eine betroffene Person eine Genveränderung trägt, die sich mehr oder weniger auch ausprägt, obwohl noch eine zweite Genvariante ohne diese Mutation vorhanden ist. Mädchen sowie Jungen können betroffen sein.

  • Überstreckbarkeit der Gelenke: Dies führt zu Instabilität und einem erhöhten Risiko für Luxationen und Subluxationen.
  • Überdehnbarkeit der Haut: Die Haut ist oft weich, samtig und leicht verletzlich.
  • Gewebebrüchigkeit und Wundheilungsstörungen: Selbst geringfügige Traumata können klaffende Wunden verursachen, die schwer zu heilen sind und zu starker Narbenbildung führen können.
  • Chronische Schmerzen: Ein Hauptsymptom, das die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen kann.
  • Störungen des Gerinnungssystems: Erhöhte Blutungsneigung.
  • Störungen im Magen-Darm-Trakt: Reflux, Gastritis, Reizdarm, Kompressionssyndrom u.a.
  • Gynäkologische Beschwerden und geburtshilfliche Komplikationen.
  • Störungen in den ableitenden Harnwegen.
  • Beteiligung des Nervensystems.
  • Schlafstörungen und Schlafapnoe.
  • Chronische Müdigkeit.

Die sichere Einordnung zu einem definierten EDS-Typen, auch nach der Neu-Klassifikation von 2017, ist auf Basis der Symptomatik leider nicht immer möglich. Die Problematik der Zuordnung zu einem EDS-Subtyp beruht auf der außerordentlich stark ausgeprägten Variabilität bzw. Symptom-Überschneidungen der einzelnen EDS-Subtypen, aber auch mit anderen genetisch bedingten Bindegewebsstörungen. Dennoch, auch in Ermangelung einer eindeutigen Diagnose bzw. klaren Zuordnung zu einem ganz bestimmten Typ des EDS, können Sie Hilfe und Unterstützung erfahren.

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Die verschiedenen Typen des Ehlers-Danlos-Syndroms

Es existieren sechs häufige Formen sowie sieben weniger verbreitete Varianten, die jeweils verschiedene Gene betreffen und in ihrer Schwere variieren. EDS ist selten und mit einer geschätzten Prävalenz von etwa 1:20.000 für die verschiedenen Typen. Dabei ist das sogenannte hEDS mit 1:5.000 die häufigste Form.

  • Hypermobiles EDS (hEDS): zeichnet sich vor allem durch eine Hypermobilität großer und kleiner Gelenke aus. Subluxationen und Luxationen können regelmäßig vorkommen. hEDS-Betroffene leiden oft unter Gelenkinstabilitäten und weisen häufig eine weiche, samtige Haut auf, die leicht verletzlich sein kann. Bei diesem Typ liegen oft chronische Schmerzen vor, sie weisen die höchsten Schmerz-Scores auf. Die genetische Ursache ist bisher nicht bekannt.
  • Klassisches EDS (cEDS): gekennzeichnet durch überdehnbare Haut, atrophische Narbenbildung und generalisierte Gelenküberbeweglichkeit.
  • Vaskuläres EDS (vEDS): betrifft vor allem Blutgefäße und innere Organe. Es kann zu schweren Komplikationen wie Gefäßrupturen und Organperforationen führen.
  • Klassisch-ähnliches EDS (clEDS): ähnelt dem klassischen EDS, weist aber zusätzliche Symptome auf.
  • Arthrochalasisches EDS (aEDS): gekennzeichnet durch schwere Gelenküberbeweglichkeit und angeborene Hüftluxation.
  • Kyphoskoliotisches EDS (kEDS): führt zu progressiver Skoliose, Muskelhypotonie und Augenproblemen.

Nervenschmerzen beim Ehlers-Danlos-Syndrom

Chronischer Schmerz tritt häufig als Hauptsymptom auf und kann durch die überlappende Symptomatik bei allen EDS-Formen zu einer späten Diagnosestellung führen. Beschwerden an Nerven (z.B. Veränderungen der grossen und kleinen Blutgefässe, z.B.

Nervenschmerzen, auch bekannt als neuropathische Schmerzen, sind eine häufige und oft schwerwiegende Komplikation des Ehlers-Danlos-Syndroms. Sie entstehen durch Schädigungen oder Funktionsstörungen des Nervensystems. Bei EDS können Nervenschmerzen durch verschiedene Mechanismen verursacht werden:

  • Kompression von Nerven: Durch die Instabilität der Gelenke und die Lockerung des Bindegewebes können Nerven eingeklemmt oder komprimiert werden. Dies kann zu Schmerzen, Taubheit, Kribbeln und Muskelschwäche führen. Ein Beispiel hierfür ist die Kompression von Nerven durch abdominale Gefäßkompressionen.
  • Small-Fibre-Neuropathie (SFN): Die Small-Fibre-Neuropathie (SFN) ist eine Form der Polyneuropathien, die sowohl bei Personen mit POTS als auch bei Personen mit EDS sehr häufig auftritt. Da die SFN jedoch mit den standardmäßigen neurologischen Untersuchungen, wie z. B. der Messung der Nervenleitgeschwindigkeit (NLG), nicht erkannt werden kann, ist die Diagnosestellung oft schwierig. Bei einer SFN sind die kleinen Nervenfasern unter der Haut beschädigt, sodass verschiedene Einflüsse (bspw. Einwirkung von Wärme und Kälte) verändert wahrgenommen werden. Sensibilitätsstörungen v. a. Die SFN kann mit einer spezifischen Untersuchungsmethode, der quantitativ sensorischen Testung (QST), diagnostiziert werden. Bei dieser werden bestimmte Hautpartien unterschiedlichen Reizen ausgesetzt und die hierauf erfolgte Reaktion gemessen.
  • Entzündliche Prozesse: Chronische Entzündungen im Körper, die oft mit EDS einhergehen, können Nerven schädigen und zu neuropathischen Schmerzen führen.
  • Veränderungen der Blutgefäße: Beschwerden an Nerven (z.B. Veränderungen der grossen und kleinen Blutgefässe, z.B. Venen enthalten reichlich Bindegewebe und sind daher bei Bindegewebserkrankungen ebenso wie Arterien von Strukturstörungen betroffen. Die größere Dehnbarkeit von Venen kommt bei Bindegewebserkrankungen, die zu einer Lockerung des Bindegewebes führen, auch darin zum Ausdruck, dass sich Venen leichter von umgebenden Strukturen komprimieren lassen. Der Venenabschnitt, der der Kompressionsstelle vorgeschaltet ist und in dem sich das venöse Blut dann staut, neigt in besonders starkem Maße zur Aufweitung (Dilatation). Das gestaute Blut weicht daher in sich ebenfalls leichter erweiternde Umgehungskreisläufen aus.

Symptome von Nervenschmerzen bei EDS

Die Symptome von Nervenschmerzen können vielfältig sein und variieren je nach betroffenem Nerv und Ursache der Schädigung. Häufige Symptome sind:

  • Brennende, stechende oder schneidende Schmerzen.
  • Elektrisierende Schmerzen.
  • Taubheit oder Kribbeln in den betroffenen Bereichen.
  • Erhöhte Schmerzempfindlichkeit (Allodynie) oder übermäßige Schmerzreaktion auf Reize (Hyperalgesie).
  • Muskelschwäche oder -krämpfe.

Begleiterkrankungen und ihre Auswirkungen auf Nervenschmerzen

Bei Menschen mit EDS treten häufig weitere Erkrankungen auf, die direkt oder indirekt mit einem Ehlers-Danlos-Syndrom in Verbindung stehen können. Da der Wissenschaft aber die medizinischen Zusammenhänge zwischen den einzelnen Auswirkungen und dem EDS oft nicht bekannt sind, können viele der parallel gestellten Diagnosen nicht als Begleiterkrankung des EDS deklariert werden. Dennoch ist das gleichzeitige Auftreten von EDS und bestimmter weiterer Erkrankungen bekannt, sodass einige im Folgenden beschrieben werden. Allerdings sei darauf hingewiesen, dass diese Übersicht nicht vollständig ist, sondern lediglich einen Anhaltspunkt darstellt.

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Posturales orthostatisches Tachykardiesyndrom (POTS)

Bei einer Vielzahl EDS-Betroffener, die entsprechende Symptome zeigen, kann ein posturales orthostatisches Tachykardiesyndrom diagnostiziert werden. Postural sagt aus, dass etwas die Körperhaltung betrifft. Die Orthostase bezeichnet eine aufrechte Position, beispielsweise das Stehen. Eine Tachykardie ist die beschleunigte Herzfrequenz ab einem Wert von 100/min. Beim posturalen orthostatischen Tachykardiesyndrom (POTS) tritt jedoch eine unverhältnismäßig stark beschleunigte Herzfrequenz in aufrechter Position auf und wird von vielen weiteren Symptomen begleitet. Das POTS stellt eine Regulierungsstörung des autonomen Nervensystems dar, die sich u. a. auf das Herzkreislaufsystem auswirkt.

Die notwendige Anpassung von Gefäßdruck und Herzfrequenz nach dem Aufrichten aus einer liegenden Position ist im Normalfall innerhalb von etwa dreißig Sekunden abgeschlossen. Bei Menschen mit posturalem Tachykardiesyndrom oder anderen Formen der Orthostase-Intoleranz gelingt diese Umstellung durch die Fehlfunktion im autonomen Nervensystem nicht in ausreichendem Maße. Das autonome Nervensystem (ANS) oder auch vegetative Nervensystem (VNS) steuert die automatisch ablaufenden Prozesse des Körpers, die vom Menschen nicht willentlich verändert werden können. Sie sind vom bewussten Handeln unabhängig, also autonom. Das POTS ist keine psychische Erkrankung, sondern neurologisch bedingt und kann anhand klar definierter Kriterien mit spezifischen Messmethoden, wie Test der tiefen Atmung, Valsalva-Manöver und Schellong-Test bzw. Manchmal gelingt es im Rahmen der o. g.

Eine weitere Form der Orthostase-Intoleranz ist die orthostatische Hypotension, also der erniedrigte Blutdruck in aufrechter Körperposition. Im Gegensatz zum POTS fällt bei dieser Variante durch die gestörte Regulierungsfähigkeit des autonomen Nervensystems der Blutdruck nach dem Aufrichten durch natürliches Versacken des Blutes in den unteren Körperregionen zwar zunächst erwartungsgemäß ab, kann dann jedoch nicht ausreichend korrigiert werden und führt zu sehr ähnlichen Symptomen wie die des POTS.

HWS-Instabilität

Durch die Hypermobilität direkt resultierende Folgen des EDS sind Instabilitäten in den Gelenken und in den Abschnitten der Wirbelsäule. Auch hier sei darauf hingewiesen, dass diese nicht bei jedem EDS-Betroffenen auftreten müssen und, wenn ja, in unterschiedlicher Ausprägung vorkommen. Die HWS-Instabilität ist somit keine parallele Erkrankung im eigentlichen Sinne, sie nimmt wegen ihrer zumeist starken Auswirkungen auf viele Körperfunktionen und die Lebensqualität jedoch einen hohen Stellenwert ein und wird hier daher ebenfalls beschrieben. Die HWS-Instabilität betrifft häufig die Kopfgelenke, kann aber auch in den übrigen Abschnitten der Halswirbelsäule, beispielsweise in Form von Wirbelgleiten (Spondylolisthesis) auftreten. ggf. kann zunächst eine MRT der Halswirbelsäule im Liegen Hinweise auf den Zustand der dortigen Strukturen geben. Oft lassen sich so bereits Bandscheibenschäden oder degenerative Veränderungen an den Wirbeln erkennen. Sind die Symptome jedoch im Vergleich zum Befund unverhältnismäßig stark ausgeprägt oder weisen sie deutliche positionsabhängige Veränderungen auf, kann eine Funktionsuntersuchung im Upright-MRT Aufschluss geben. Auch diese Untersuchung ist keine Leistung der gesetzlichen Krankenversicherungen und oft wird die Kostenübernahme bei Antragstellung abgelehnt.

Medikamentenunverträglichkeiten

Viele EDS-Betroffene beschreiben, eine Vielzahl unterschiedlicher Arzneistoffe nicht zu vertragen und unerwünschte Arzneimittelwirkungen zu erleben. Eine Möglichkeit, eine konkrete Ursache hierfür zu benennen, ist die molekulargenetische Untersuchung der Cytochrome P450, einer Gruppe von Genen, die gleichnamige Enzyme „programmieren“. Die Cytochrome P450 (CYP-Enzyme) stellen einen wesentlichen Bestandteil in der Verstoffwechselung von Arzneimittelwirkstoffen dar und kommen vor allem in der Leber vor. Ist die Anzahl oder Funktionsweise der CYP-Enzyme infolge genetischer Mutationen oder Beschädigungen verändert, kann dies zu den entsprechenden Auswirkungen auf die Verträglichkeit und Verstoffwechselung von Medikamenten führen. Die Analyse lässt sich um weitere Parameter ergänzen und ist nicht auf Cytochrome P450 beschränkt. Leider ist diese Laboruntersuchung seit dem Jahr 2016 keine gesetzliche Leistung mehr und muss privat finanziert werden.

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Diagnose des Ehlers-Danlos-Syndroms

Die Diagnose Ehlers-Danlos-Syndrom (EDS) wird durch einen Facharzt/ Fachärztin für Humangenetik gestellt! Ich stelle Ihnen eine Überweisung dafür aus, wenn es einen begründeten Verdacht für solch eine Diagnose gibt. Über Hautbiopsien, genetische Analysen und klinische Tests können die verschiedenen Ausprägungen der Erkrankung bestimmt werden.

Die Diagnose stützt sich auf eine gründliche körperliche Untersuchung und das Vorliegen charakteristischer Symptome. Die Diagnose stützt sich auf eine gründliche körperliche Untersuchung und das Vorliegen charakteristischer Symptome. Nicht selten jedoch sind Gelenke hypermobil, die vom Beighton-Score nicht erfasst werden. So ist es zum Beispiel hilfreich, zu prüfen, ob die Patienten die Handflächen hinter dem Rücken aneinanderlegen können und dann sogar die Fingerspitzen nach oben drehen können.

Da die Symptomatik von EDS vielfältig ist, wobei Hypermobilität der Gelenke, Dermale Hyperelastizität und Gewebefragilität charakteristische Merkmale sind. Chronischer Schmerz tritt häufig als Hauptsymptom auf und kann durch die überlappende Symptomatik bei allen EDS-Formen zu einer späten Diagnosestellung führen.

Behandlung von Ehlers-Danlos-Syndrom und Nervenschmerzen

Für die Ehlers-Danlos-Syndrome gibt es keine Heilung. Zudem ist der Verlauf meist progredient. Für die Ehlers-Danlos-Syndrome gibt es keine Heilung. Allgemein lässt sich sagen, dass eine auf den Patienten angepasste multimodale Therapie dringend zu empfehlen ist. Die Therapie von EDS zielt auf eine multimodale und multidisziplinäre Behandlung ab, um die vielfältigen Symptome zu adressieren.

Diese kann je nach Ausprägung des Ehlers-Danlos-Syndromes aus Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie, Schmerztherapie und psychologischer Unterstützung bestehen.

Multimodale Schmerztherapie

„Die multimodale Schmerztherapie bezeichnet die gleichzeitige, inhaltliche, zeitliche und in der Vorgehensweise aufeinander abgestimmte umfassende Behandlung von Patienten mit chronifizierten Schmerzsyndromen. Sowohl Verfahren, als auch Behandlungsplan und Therapieziel werden von gleichberechtigen Teammitgliedern festgelegt“, erklärt Dr. Zwanzig, Oberarzt für Anästhesie, Intensivmedizin und Schmerztherapeut in der Fachklinik für Orthopädie.

Physikalische Therapie

Physikalische Maßnahmen wie Physiotherapie und propriozeptives Training spielen eine entscheidende Rolle, ebenso wie psychologische Unterstützung und kardiologische Überwachung. Therapien, die für EDS-Patienten empfohlen werden, sind unter anderem alle, die mit geringer Belastung auf die Gelenke einhergehen, wie z. B. Radfahren, Schwimmen, Pilates, isometrische Übungen und ein gezieltes Core-Muskeltraining zur Stabilisierung der instabilen Gelenke. In der Physiotherapie sollten Haltungstraining und Stabilitätsübungen mit dem Aufbau der dafür verantwortlichen kleinen Muskeln im Vordergrund stehen. Aktivitäten mit Überstreckung bzw. Orthesen, Bandagen und Schuheinlagen werden genutzt, um eine passive Stabilisierung herbeizuführen und Luxationen zu vermeiden.

Medikamentöse Therapie

Da viele EDS-Betroffene beschreiben, eine Vielzahl unterschiedlicher Arzneistoffe nicht zu vertragen und unerwünschte Arzneimittelwirkungen zu erleben. Eine Möglichkeit, eine konkrete Ursache hierfür zu benennen, ist die molekulargenetische Untersuchung der Cytochrome P450, einer Gruppe von Genen, die gleichnamige Enzyme „programmieren“.

Weitere Behandlungsansätze

  • Emotionale Unterstützung, Verhaltenstherapie und psychologische Unterstützung helfen den Betroffenen aller Subtypen, die Beeinträchtigung zu akzeptieren oder besser damit zurechtzukommen.
  • Gezieltes Core-Muskeltraining zur Stabilisierung der instabilen Gelenke.
  • Vermeidung von Kontaktsportarten oder andere belastende Freizeitbeschäftigungen.

Komplikationen des Ehlers-Danlos-Syndroms

Komplikationen des Ehlers-Danlos-Syndroms betreffen oft die Reaktion des Körpers auf Verletzungen. Selbst geringfügige Traumata können weit klaffende Wunden verursachen, die zwar wenig bluten, aber schwer zu heilen sind und zu starken Narbenbildung führen können. Zerrungen und Luxationen (Verrenkungen) sind ebenfalls häufig. Einige Patienten können eine Brustdeformität, eine Wirbelsäulenverkrümmung (Kyphoskoliose) oder einen Klumpfuß entwickeln. Plattfüße sind bei den meisten Erwachsenen ebenfalls üblich. Darüber hinaus können Hernien (Auswölbungen des Darms durch die Bauchwand) auftreten, ebenso wie abnormale Ausstülpungen (Divertikel) im Darm. In seltenen Fällen können die schwachen Gewebe in den Herzklappen zu Undichtigkeiten führen.

Ein weiterer Effekt der Lockerung des Bindegewebes ist darin zu erkennen, dass Patienten mit Bindegewebserkrankungen zu einer Deformierung der Wirbelsäule neigen, da die Bänder, die die Wirbelsäule stabilisieren, leicht nachgeben. Oft entwickelt sich zunächst eine ausgeprägte Lordose der Lendenwirbelsäule und eine stärkere Kyphose der Brustwirbelsäule. Später folgt dann die Neigung zur Skoliose, das heißt zur Seitwärtsverbiegung der Wirbelsäule. Der Mechanismus dieses Vorganges ähnelt dem, der bei einem Kurbelbohrer genutzt wird. Die Wölbung der Kurbel bildet einen Hebelarm, der die Seitwärtsbewegung der Kurbel erleichtert und die Drehung des Bohrers ermöglicht. Die lordotische Lendenwirbelsäule verhält sich analog zur Kurbel eines Bohrers.

Ganglion

In den meisten Fällen bildet sich ein Ganglion am Handgelenk. Wenn sich an der Hand oder am Fuß ein prall-elastischer Knubbel oder eine kleine Beule bildet, steckt häufig ein Ganglion dahinter. Dabei handelt es sich um eine flüssigkeitsgefüllte Zyste, die sich im Bereich von Gelenken oder Sehnenscheiden direkt unter der Haut ausbildet. Am häufigsten kommt das Ganglion an der Hand vor, seltener auch an anderen Körperstellen wie den Füßen oder am Knie. Obwohl das Ganglion keine Knochenwucherung ist, wird es im Volksmund „Überbein“ genannt. Betroffen sind meist junge Erwachsene zwischen 20 und 40 Jahren, Frauen etwas häufiger als Männer. Ganglien bilden sich häufig von selbst wieder zurück. Falls sie Beschwerden verursachen oder kosmetisch stören, sind verschiedene Behandlungsoptionen möglich. Sie reichen von der Ruhigstellung und der Gabe entzündungshemmender Medikamente (z. B. NSAR) über eine Punktion bis zur operativen Entfernung. Nach einer Behandlung tauchen Ganglien allerdings häufig an gleicher Stelle wieder auf. Besonders oft kommt das nach einer konservativen Therapie vor, aber auch nach operativer Entfernung sind solche Rezidive möglich.

Achillessehnenriss

Reizzustände der Achillessehne können langfristig einen Achillessehnenriss begünstigen. Bei einem Achillessehnenriss reißt die Sehne, die die Wadenmuskulatur mit dem Fersenbein verbindet. Die Verletzung zählt zu den häufigsten Sehnenverletzungen am Fuß. Es treten sofort starke Schmerzen auf und es entsteht eine sichtbare Delle über dem Fersenbein. Ursächlich ist meist eine plötzliche Bewegung oder äußere Gewalteinwirkung. Der Riss (Ruptur) der Achillessehne erfordert meist eine operative Naht durch einen orthopädischen Spezialisten für Fuß- und Sprunggelenkserkrankungen.

Skoliose

Die Höhe der Hauptkrümmung bestimmt, um welche Form der Skoliose es sich handelt. Eine Skoliose ist eine angeborene oder aufgrund von degenerativen Prozessen oder Erkrankungen erworbene Fehlstellung der Wirbelsäule. Zu den Ursachen zählen beispielsweise Krankheiten wie Osteoporose oder Spondylarthrose. Die seitliche Verkrümmung mit gleichzeitiger Verdrehung der Wirbelsäule kann den Bereich der Brustwirbelsäule, der Lendenwirbelsäule oder den Übergang dieser beiden Abschnitte betreffen. Fortgeschrittene Fehlstellungen sind meist sehr schmerzhaft und äußern sich durch muskuläre Verspannungen. Welche Art der Therapie die Wirbelsäulenspezialisten der Gelenk-Klinik wählen, richtet sich nach der Ursache der Skoliose, dem Alter des Patienten und dem Ausmaß der skoliotischen Fehlstellung. Eine beginnende Erkrankung wird in der Regel konservativ mit Kräftigungsübungen und Physiotherapie behandelt. Betroffene tragen häufig ein Korsett, das die Wirbelsäule stabilisiert. Nur sehr schwere Fälle von Skoliose werden operativ behandelt. Ausschlaggebend sind hierbei der Grad der Verkrümmung, der anhand des Cobb-Winkels gemessen wird, und die körperliche Beeinträchtigung.

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