Die Angst vor Demenz, insbesondere der Alzheimer-Krankheit, betrifft viele Menschen. Mit rund 1,8 Millionen Betroffenen allein in Deutschland stellt Demenz eine wachsende Herausforderung dar. Da es derzeit keine Heilung gibt, konzentriert sich die Forschung zunehmend auf Präventionsstrategien. Ernährung und gezielte Nahrungsergänzungsmittel gelten als vielversprechende modifizierbare Faktoren.
Vitamin D und Demenzrisiko
Senioren mit niedrigen Vitamin-D-Konzentrationen haben ein doppelt so hohes Risiko, an Demenz oder Alzheimer zu erkranken, so eine prospektive Beobachtungsstudie in Neurology. David Llewellyn von der University of Exeter untersuchte eine Kohorte von 1.658 Amerikanern, bei denen vor sechs Jahren der Vitamin-D-Spiegel im Blut bestimmt wurde. Im Laufe der Studie erkrankten 171 Teilnehmer an Demenz, 102 davon an Alzheimer. Teilnehmer mit einem Vitamin 25(OH)D-Wert von unter 25 nmol/l, der als schwerer Mangel eingestuft wird, hatten ein 2,25-fach höheres Demenzrisiko und ein 2,22-fach erhöhtes Risiko für Alzheimer. Ein leichtes Defizit (Vitamin 25(OH)D zwischen 25 und 50 nmol/l) erhöhte das Risiko um 53 % bzw. 69 %. Die Analyse ergab, dass eine Konzentration von 50 nmol/l notwendig ist, um Demenzerkrankungen zu vermeiden. Viele Hirnzellen haben Rezeptoren für Vitamin D3, und das Enzym 1a-Hydroxylase, das für die Synthese der bioaktiven Form des Vitamins benötigt wird, ist im Gehirn verbreitet. Vitamin D wird auch von Makrophagen benötigt, die im Gehirn für die Beseitigung von Amyloidablagerungen zuständig sind.
Es ist wichtig zu beachten, dass eine Assoziation in einer Beobachtungsstudie kein Beweis dafür ist, dass die Gabe von Vitamin D im Alter Demenzerkrankungen vorbeugen kann. Eine randomisierte klinische Studie steht noch aus. Eine Post-hoc-Analyse der Calcium/Vitamin D Supplementation Study ergab, dass in den ersten 7,8 Jahren der Vitamin-D-Substitution tendenziell sogar mehr Demenzerkrankungen auftraten.
B-Vitamine und ihre schützende Wirkung
Besonders wichtig für die Nervengesundheit und zur Minimierung des Alzheimer-Demenz-Risikos ist Vitamin B12. Es schützt die Nerven, indem es die Bildung der Myelinscheiden ermöglicht, die die Nervenfasern umhüllen und für die korrekte Übertragung von Informationen sorgen. Ein Mangel an Vitamin B12 kann zu Fehlübertragungen von Informationen und Beeinträchtigungen der Gedächtnisleistung führen. Da Vitamin B12 über lange Zeit in der Leber gespeichert wird, entwickelt sich ein Mangel schleichend. Neurologische Symptome wie Gangunsicherheit, Verwirrtheit und Gedächtnisstörungen werden oft nicht mit einem möglichen Vitamin-B12-Mangel in Verbindung gebracht, obwohl dieser eng mit dem Demenzrisiko verbunden ist. Eine britische Studie aus dem Jahr 2003 zeigte, dass 10 % der über 65-Jährigen und 20 % der über 75-Jährigen von einem Vitamin-B12-Mangel betroffen sind.
Die Ursachen für einen Vitamin-B12-Mangel sind vielfältig, darunter eine zu geringe Zufuhr mit der Nahrung, eine gestörte Aufnahme im Magen-Darm-Trakt, chronische Darm- und Magenerkrankungen sowie die Einnahme von Medikamenten wie Metformin und Protonenpumpenhemmern. Wenn ein Verdacht auf einen Vitamin-B12-Mangel besteht, sollte dies mit einem Arzt abgeklärt werden. Eine Messung der verschiedenen Marker eines Vitamin-B12-Mangels ist besser geeignet als ein einfaches Blutbild. Eine Therapie mit hochdosiertem Vitamin B12 kann einen Mangel ausgleichen.
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B-Vitamine (B₆, B₉, B₁₂) sind Schlüsselstoffe für das Nervensystem. Sie werden für die Myelinisierung, die DNA-Reparatur und die Bildung von Neurotransmittern benötigt. Sie wandeln das Zellgift Homocystein in Methionin bzw. Cystein um. Ein Überschuss an Homocystein wirkt gefäßschädigend und ist neurotoxisch. In der VITACOG-Studie schrumpfte das Gehirn in der B-Vitamin-Gruppe um 30 % langsamer als in der Placebogruppe. Im Rahmen der Demenzprävention wird empfohlen, bei Erwachsenen den Homocysteinwert im Blut bestimmen zu lassen.
Omega-3-Fettsäuren und ihre Bedeutung
Omega-3-Fettsäuren, insbesondere EPA und DHA, sind essenzielle mehrfach ungesättigte Fettsäuren, die der Körper nicht selbst herstellen kann. Sie stehen zunehmend im wissenschaftlichen Fokus der Demenzprävention und -therapie. Eine Beobachtungsstudie zeigte eine positive Korrelation zwischen Fischkonsum und grauer Hirnsubstanz. Eine andere Studie deutete darauf hin, dass fast drei Viertel der Demenzfälle durch eine ausreichende Zufuhr von Omega-3-Fettsäuren vermieden werden könnten. In einer französischen Studie erhöhte ein hoher Omega-6/3-Quotient das Demenzrisiko.
Für die Vermeidung von Demenz scheint die Omega-3-Fettsäure DHA wichtiger zu sein als EPA. In einer Interventionsstudie erzielten Probanden mit milder kognitiver Störung eine signifikante klinische Verbesserung durch die Einnahme von Omega-3-Fettsäuren.
Orthomolekulare Medizin: Mikronährstoffe im Fokus
Die orthomolekulare Medizin setzt auf die Versorgung des Körpers mit optimalen Konzentrationen natürlicher Mikronährstoffe, um Gesundheit zu erhalten und Krankheiten vorzubeugen. Sie kombiniert wissenschaftliche Evidenz mit einem ganzheitlichen Therapieverständnis, um durch Ernährung, Supplemente und Lebensstiländerungen die bestmögliche Gehirngesundheit zu erreichen. Mikronährstoffe können an verschiedenen Stellen der Krankheitsentwicklung ansetzen, z. B. durch antioxidativen Schutz, Entzündungshemmung, Homocystein-Senkung und Unterstützung des Energiestoffwechsels.
Weitere wichtige Mikronährstoffe
- Antioxidantien (Vitamin C, E, Selen): Neutralisieren freie Radikale im Gehirn.
- Magnesium: Wichtig für die Signalübertragung zwischen Gehirnzellen und Gedächtnisbildung.
- Zink & Selen: Essentiell für Wachstum und Reparatur von Nervenzellen.
- Coenzym Q10 & L-Carnitin: Unterstützen die Mitochondrien.
- Lithium: Könnte das Fortschreiten von Alzheimer verlangsamen.
Prävention durch Verzögerung des Krankheitsbeginns
Jede Verzögerung des Krankheitsbeginns reduziert die Alzheimer-Demenz-Rate signifikant. Nährstoffe können möglicherweise die Krankheitsprogression modulieren.
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Fallbeispiel: Demenz bei Frühpensionisten nach Substitution "verschwunden"
Ein Lehrer konnte nach mehrmonatiger Gabe von Omega-3-Fettsäuren, B-Vitaminen und Vitamin D den Schuldienst wieder aufnehmen. Dies zeigt, dass in einigen Fällen eine funktionelle Demenz durch Nährstoffmangel vorliegen kann.
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