Gründe für die Ablehnung von Tagespflege bei Demenz: Ein umfassender Überblick

Die Tagespflege ist ein wichtiges Angebot für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen. Sie bietet Struktur, soziale Kontakte und Entlastung. Dennoch gibt es Situationen, in denen die Tagespflege abgelehnt wird. Dieser Artikel beleuchtet die Gründe für eine solche Ablehnung und die möglichen Hintergründe.

Rechtliche Grundlagen der Tagespflege bei Demenz

Die Rechtslage bei Demenz ist komplex. Demenz bedeutet nicht automatisch Geschäftsunfähigkeit. Im Vordergrund steht der Erhalt der Selbstständigkeit der Betroffenen. Vorsorgevollmachten und Betreuungsverfügungen ermöglichen es, individuelle Wünsche vorausschauend festzulegen. Fehlen diese Dokumente, wird eine gesetzliche Betreuung durch das Betreuungsgericht angeordnet, die sich an den Bedürfnissen der betroffenen Person orientiert. Weitere gesetzliche Grundlagen betreffen das Wahlrecht, den Straßenverkehr und Bankgeschäfte.

Geschäftsunfähigkeit und Vorsorge

Geschäftsunfähigkeit ist ein rechtlicher Begriff, der beschreibt, dass eine Person aufgrund ihres geistigen Zustands nicht in der Lage ist, rechtlich bindende Verträge abzuschließen. Geschäfte, die von geschäftsunfähigen Personen getätigt werden, sind grundsätzlich nichtig. Vorsorgedokumente sind daher essenziell. Mit einer Vorsorgevollmacht kann im Voraus geregelt werden, wer Entscheidungen treffen soll, wenn eine Person dazu nicht mehr in der Lage ist. Im Gegensatz zu einem gesetzlichen Betreuer ist der Bevollmächtigte dem Betreuungsgericht gegenüber nicht rechenschaftspflichtig.

Betreuungsverfügung und Patientenverfügung

In einer Betreuungsverfügung kann eine Person benannt werden, die im Falle der eigenen Entscheidungsunfähigkeit als Betreuer eingesetzt werden soll. Das Gericht prüft dann, ob die Bestellung eines Betreuers erforderlich und die vorgeschlagene Person geeignet ist. Im Unterschied zur Vorsorgevollmacht steht die Betreuung unter gerichtlicher Aufsicht. Eine Betreuungsverfügung tritt nicht direkt nach dem Notfall ein. Das Betreuungsgericht muss erst entscheiden, wer die rechtliche Betreuung übernimmt. Eine Patientenverfügung ist ein Vorsorgedokument, das im späteren Stadium einer Demenzerkrankung sehr wichtig werden kann. Sie legt fest, welche medizinischen Behandlungen gewünscht oder abgelehnt werden.

Selbstbestimmung und Umgang mit Demenzerkrankten

Im Umgang mit Demenzerkrankten ist es wichtig, ihren aktuellen Willen zu verstehen und die Selbstbestimmung trotz Demenz zu respektieren. Selbst wenn die Kommunikationsfähigkeit eingeschränkt ist, sollten die Wünsche und Bedürfnisse erfasst werden. Menschen mit Demenz sind oft noch lange in der Lage, in bestimmten Lebensbereichen eigene Entscheidungen zu treffen. Solange sich der Betroffene damit nicht selbst schadet, ist seine Entscheidung zu respektieren. Für Pflegende und Angehörige ist es wichtig, die eigenen Ansichten und Werte von denen des Erkrankten zu unterscheiden.

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Mögliche Gründe für die Ablehnung der Tagespflege

Es gibt vielfältige Gründe, warum Menschen mit Demenz oder ihre Angehörigen die Tagespflege ablehnen. Diese können persönlicher, finanzieller oder organisatorischer Natur sein.

Angst und Unsicherheit

  • Angst vor dem Unbekannten: Der Eintritt in eine Tagespflege bedeutet eine neue Umgebung, neue Menschen und eine ungewohnte Tagesstruktur. Dies kann bei Menschen mit Demenz Ängste und Unsicherheiten auslösen.
  • Verlust der Selbstständigkeit: Viele Betroffene sehen in der Tagespflege einen Verlust ihrer Autonomie und Selbstbestimmung. Sie befürchten, fremdbestimmt zu werden und ihre gewohnten Routinen aufgeben zu müssen.
  • Scham und Stigma: Einige Menschen mit Demenz schämen sich für ihre Erkrankung und möchten nicht, dass andere ihre Defizite sehen. Sie befürchten, in der Tagespflege stigmatisiert und ausgegrenzt zu werden.

Ablehnung aufgrund persönlicher Erfahrungen und Präferenzen

  • Negative Erfahrungen in der Vergangenheit: Schlechte Erfahrungen mit anderen Betreuungseinrichtungen oder Pflegekräften können dazu führen, dass die Tagespflege abgelehnt wird.
  • Fremde Menschen im Haus: Manche Menschen mit Demenz möchten keine fremden Menschen in ihrer Wohnung oder ihrem gewohnten Umfeld haben. Sie fühlen sich in ihrer Privatsphäre gestört und misstrauen den Betreuern.
  • Mangelnde Krankheitseinsicht: Ein Mangel an Krankheitseinsicht kann dazu führen, dass die Notwendigkeit der Tagespflege nicht erkannt wird. Betroffene sind überzeugt, dass sie alleine zurechtkommen und keine Hilfe benötigen.

Praktische und organisatorische Schwierigkeiten

  • Transportprobleme: Die Organisation des Transports zur Tagespflege kann eine Herausforderung darstellen, insbesondere wenn der Betroffene nicht mehr mobil ist oder keine Angehörigen zur Verfügung stehen.
  • Unpassende Angebote: Nicht jede Tagespflege ist für jeden Menschen mit Demenz geeignet. Wenn die angebotenen Aktivitäten nicht den Interessen und Bedürfnissen des Betroffenen entsprechen, kann dies zur Ablehnung führen.
  • Kommunikationsschwierigkeiten: Sprachliche Barrieren oder Schwierigkeiten in der Kommunikation können die Interaktion in der Tagespflege erschweren und zur Ablehnung beitragen.

Finanzielle Aspekte

  • Hohe Kosten: Die Kosten für die Tagespflege können eine erhebliche finanzielle Belastung darstellen. Viele Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen scheuen sich vor den Ausgaben und suchen nach günstigeren Alternativen.
  • Unklare Finanzierung: Die Finanzierung der Tagespflege ist oft komplex und undurchsichtig. Viele Betroffene und Angehörige sind unsicher, welche Leistungen von der Pflegeversicherung übernommen werden und welche Kosten selbst getragen werden müssen.

Herausforderungen für pflegende Angehörige

  • Schuldgefühle: Pflegende Angehörige haben oft Schuldgefühle, wenn sie ihren Partner oder Elternteil in die Tagespflege geben. Sie befürchten, ihren Pflichten nicht mehr gerecht zu werden und den Betroffenen im Stich zu lassen.
  • Kontrollverlust: Die Abgabe der Betreuung an eine Tagespflege bedeutet für viele Angehörige einen Kontrollverlust. Sie haben Angst, nicht mehr ausreichend über den Zustand und die Versorgung des Betroffenen informiert zu sein.
  • Widerspruch zum Wunsch des Betroffenen: Wenn der Mensch mit Demenz die Tagespflege ablehnt, stehen die Angehörigen vor einem Dilemma. Sie möchten einerseits den Wunsch des Betroffenen respektieren, andererseits aber auch für Entlastung sorgen.

Strategien zur Überwindung von Ablehnung

Trotz der genannten Gründe gibt es Möglichkeiten, die Akzeptanz der Tagespflege zu erhöhen und die Ablehnung zu überwinden.

Aufklärung und Information

  • Umfassende Beratung: Pflegestützpunkte, Alzheimer Gesellschaften und andere Beratungsstellen bieten umfassende Informationen über die Tagespflege und ihre Vorteile.
  • Transparente Kommunikation: Offene Gespräche mit dem Betroffenen und den Angehörigen über die Tagespflege, ihre Ziele und Abläufe können Ängste und Vorbehalte abbauen.
  • Besichtigung der Einrichtung: Ein Besuch der Tagespflege ermöglicht es, sich ein Bild von der Umgebung, den Betreuern und den Aktivitäten zu machen.

Individuelle Anpassung

  • Berücksichtigung der Bedürfnisse: Die Tagespflege sollte auf die individuellen Bedürfnisse und Interessen des Betroffenen eingehen.
  • Flexible Angebote: Eine flexible Gestaltung der Betreuungszeiten und -angebote kann die Akzeptanz erhöhen.
  • Einbeziehung der Angehörigen: Die Angehörigen sollten in die Planung und Gestaltung der Tagespflege einbezogen werden.

Vertrauensaufbau

  • Bezugspersonen: Eine feste Bezugsperson in der Tagespflege kann dem Betroffenen Sicherheit und Vertrauen geben.
  • Langsame Eingewöhnung: Eine schrittweise Eingewöhnung in die Tagespflege kann helfen, Ängste abzubauen.
  • Positive Erfahrungen: Positive Erlebnisse in der Tagespflege können die Einstellung des Betroffenen langfristig verändern.

Unterstützung der Angehörigen

  • Entlastungsangebote: Angebote zur Entlastung pflegender Angehöriger können helfen, Schuldgefühle abzubauen und die Akzeptanz der Tagespflege zu erhöhen.
  • Gesprächsgruppen: Der Austausch mit anderen Angehörigen in Gesprächsgruppen kann Mut machen und neue Perspektiven eröffnen.
  • Psychologische Unterstützung: Bei Bedarf kann eine psychologische Beratung helfen, mit den Belastungen der Pflege umzugehen.

Rechtliche Aspekte berücksichtigen

  • Vorsorgevollmacht und Betreuungsverfügung: Diese Dokumente ermöglichen es, im Sinne des Betroffenen zu handeln, auch wenn er selbst nicht mehr einwilligungsfähig ist.
  • Gerichtliche Betreuung: In bestimmten Fällen kann eine gerichtliche Betreuung erforderlich sein, um die notwendige Versorgung sicherzustellen.

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