Demenz-Wohngemeinschaften in Magdeburg: Voraussetzungen und Kosten

Die steigende Zahl älterer Menschen und die Zunahme von Demenzerkrankungen stellen unsere Gesellschaft vor neue Herausforderungen im Bereich der Pflege und Betreuung. Viele Menschen wünschen sich, auch im Alter und bei Pflegebedürftigkeit, ein selbstbestimmtes Leben in einer vertrauten Umgebung zu führen. Eine Demenz-Wohngemeinschaft (WG) kann hier eine attraktive Alternative zum traditionellen Pflegeheim darstellen.

Was ist eine Demenz-Wohngemeinschaft?

Eine Demenz-WG ist eine Wohnform, in der mehrere Menschen mit Demenz gemeinsam in einer Wohnung oder einem Haus leben. Jedes Mitglied hat ein eigenes Zimmer, das individuell gestaltet werden kann. Gemeinschaftsräume wie Küche, Essbereich und Wohnzimmer werden gemeinsam genutzt. Ziel ist es, eine familiäre Atmosphäre zu schaffen, in der sich die Bewohner wohl und sicher fühlen und ihren Alltag aktiv mitgestalten können.

Die Betreuung und Pflege in einer Demenz-WG wird in der Regel von einem ambulanten Pflegedienst oder einer Präsenzkraft übernommen, die rund um die Uhr vor Ort ist. Die Bewohner und ihre Angehörigen können Art und Umfang der benötigten Hilfeleistungen selbst bestimmen.

Unterschiede zur stationären Pflege

Im Gegensatz zu einem Pflegeheim bietet eine Demenz-WG mehr individuelle Freiheit und Selbstbestimmung. Die Bewohner können ihren Tagesablauf weitgehend selbst gestalten und ihren Hobbies und Interessen nachgehen. Die Atmosphäre ist vertrauter und familiärer, da die Gemeinschaft kleiner ist.

In einem Pflegeheim ist der Alltag stärker strukturiert, und es gibt weniger Raum für individuelle Bedürfnisse. Allerdings bietet ein Pflegeheim eine umfassendere medizinische Versorgung und eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung, was bei einem höheren Pflegebedarf notwendig sein kann.

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Die Entscheidung für eine Demenz-WG oder ein Pflegeheim hängt von den individuellen Bedürfnissen und dem Pflegebedarf des Betroffenen ab.

Vorteile einer Demenz-WG

  • Individuelle Betreuung: In einer Demenz-WG kann besser auf die individuellen Bedürfnisse der Bewohner eingegangen werden.
  • Familiäre Atmosphäre: Das Zusammenleben in einer kleinen Gruppe fördert soziale Kontakte und kann das Wohlbefinden steigern.
  • Selbstbestimmtes Leben: Die Bewohner haben mehr (Entscheidungs-)Freiheiten und können ihren Tagesablauf weitgehend selbst gestalten.
  • Soziale Unterstützung: Die Bewohner unterstützen sich gegenseitig und bilden eine vertraute Gemeinschaft, die das Gefühl von Isolation verringert.
  • Sicherheit im Notfall: Entweder besteht 24 stündige Präsenz durch Pflegekräfte im Haus oder ein Pflegedienst kann bei einem Hausnotruf rund um die Uhr zur Stelle sein.
  • Vertrautes Umfeld: Das vertraute Umfeld gibt Sicherheit und vertreibt Ängste, was besonders für Menschen mit Demenz wichtig ist.
  • Strukturierter Alltag: Das Pflegepersonal sorgt für einen strukturierten Alltag und gewohnte Abläufe, was den Betroffenen Ruhe und Sicherheit gibt.

Voraussetzungen für den Einzug in eine Demenz-WG

  • Pflegegrad: In der Regel benötigen die Bewohner einen anerkannten Pflegegrad. Dieser gibt auf einer Skala von 1 bis 5 den Grad ihrer Pflegebedürftigkeit an. Um einen Pflegegrad zu erhalten, muss ein entsprechender Antrag bei der Pflegeversicherung gestellt werden.
  • Vertragliche Regelungen: Für den Einzug in eine Demenz-WG muss mit dem Vermieter ein Mietvertrag über die Nutzung der Wohnräume abgeschlossen werden. Daneben muss auch ein Pflegedienstvertrag mit der Präsenzkraft vor Ort (sofern vorhanden) und dem zuständigen Pflegedienst abgeschlossen werden. Darin sind die individuellen Leistungen geregelt, die die Bewohner jeweils benötigen.
  • Finanzielle Mittel: Um die Kosten für Miete, Pflege und Betreuung in einer Demenz-WG zu decken, müssen ausreichend finanzielle Mittel vorhanden sein. Bewohner können dabei auf Leistungen der Pflegeversicherung zurückgreifen oder, falls erforderlich, Sozialhilfe und Wohngeld beantragen. Es ist wichtig, die finanzielle Situation im Vorfeld zu klären, um eine stabile Finanzierung zu gewährleisten.
  • Bereitschaft zur Zusammenarbeit: Auch die Bereitschaft der Senioren zur Zusammenarbeit und Anpassung an die Gemeinschaft ist wichtig für ein harmonisches Miteinander und unterstützendes Wohnumfeld in einer Demenz-WG. Dazu gehören unter anderem die Teilnahme an gemeinsamen Aktivitäten sowie die Rücksichtnahme auf die Bedürfnisse und Privatsphäre der Mitbewohner.

Kosten einer Demenz-WG

Die Kosten für eine Demenz-Wohngemeinschaft können je nach Standort, Größe des Zimmers, Pflegebedarf der Bewohner und den individuellen Vereinbarungen mit dem Pflegedienst variieren.

Typischerweise fallen folgende Kosten an:

  • Miete: Die Miete umfasst die Kosten für das eigene Zimmer und die anteilige Nutzung der Gemeinschaftsräume.
  • Pflege- und Betreuungskosten: Diese Kosten umfassen die Grundpflege (z.B. Körperpflege, Ernährung) und die Behandlungspflege (z.B. Medikamentengabe, Wundversorgung) sowie die Betreuung durch das Pflegepersonal.
  • Verpflegung und Haushalt: Hierzu gehören die Kosten für Lebensmittel, Reinigungsmittel und die Haushaltsführung.
  • Gemeinsame Aktivitäten und Freizeit: Kosten für Ausflüge, Veranstaltungen und andere Freizeitangebote.

Die Kosten für die Pflege können teilweise durch Leistungen der Pflegeversicherung gedeckt werden. Die Höhe der Leistungen richtet sich nach dem Pflegegrad des Bewohners.

Finanzielle Unterstützungsmöglichkeiten

Um die anfallenden Kosten einer Demenz-Wohngemeinschaft abzufedern, gibt es verschiedene Formen der finanziellen Unterstützung:

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  • Pflegegeld und Pflegesachleistungen: Pflegebedürftige können bei der Pflegekasse verschiedene Leistungen beantragen. Dazu gehören das Pflegegeld, Pflegesachleistungen (ab Pflegegrad 2), die Kombinationsleistung aus beidem und der Entlastungsbetrag (bei Pflegegrad 1).
  • Sozialhilfe: Haben Bewohner nicht genügend eigenes Einkommen oder Vermögen, kann auch das Sozialamt für einige der Lebenshaltungskosten aufkommen.
  • Wohngeld: Auch das Wohngeld kann im Zuge eines Einzugs in eine Senioren-WG beantragt werden. So kann zumindest ein Teil der Wohnkosten abgedeckt werden.
  • Wohngruppenzuschlag: Bewohner einer Pflege-WG, die mit mindestens zwei anderen Menschen zusammenwohnen, können zusätzlich einen zweckgebundenen Wohngruppenzuschlag in Höhe von 214 Euro pro Monat erhalten. Dieser kann bspw. für Präsenzkräfte eingesetzt werden.
  • Gründungszuschuss: Wer selbst eine Pflege-WG gründet kann zudem 2.500 Euro pro Bewohner (max. 10.000 Euro gesamt) als finanzielle Starthilfe beantragen.
  • Verhinderungspflege und Kurzzeitpflege: Darüber hinaus haben Pflegebedürftige ab Pflegegrad zwei Anspruch auf 1.612 Euro pro Jahr für die Verhinderungspflege und auf 1.774 Euro pro Jahr für die Kurzzeitpflege.

Die Rolle der Angehörigen

Auch die Angehörigen spielen in einer Demenz-WG eine wichtige Rolle. Sie sind eine wichtige emotionale Stütze für ihre Liebsten und tragen dazu bei, dass diese sich wohl und geborgen fühlen. Durch regelmäßige Besuche und Gespräche halten sie den Kontakt zur Familie aufrecht und fördern das Wohlbefinden der Bewohner.

Darüber hinaus können die Angehörigen aktiv in die Organisation der Pflegeleistungen und die Betreuung der Bewohner eingebunden sein. Ihre Mitwirkung bei wichtigen Pflegeentscheidungen stellt sicher, dass die Bedürfnisse der Bewohner gewahrt und bestmöglich erfüllt werden.

Demenz-WGs in Magdeburg

In Magdeburg gibt es verschiedene Demenz-Wohngemeinschaften, die unterschiedliche Konzepte und Schwerpunkte haben. Einige Beispiele sind:

  • MEDILUX Pflegewohngemeinschaften: Bietet 24-Stunden-Pflege in einem häuslichen Umfeld als Alternative zum Pflegeheim.
  • advita Pflege-WG: Legt Wert auf individuelle Betreuung, soziale Kontakte und Selbstbestimmung der Bewohner.
  • 24h-Pflegewohngemeinschaften Vogelsang: Bietet helle, freundlich gestaltete Einzelzimmer und eine individuelle Betreuung, die sowohl körperliche als auch seelische Bedürfnisse berücksichtigt.
  • Wohnpark Neustädter Feld (in Zusammenarbeit mit Humanas): Bietet eine Kombination aus altersgerechter Wohnform und bedarfsorientierter Pflege im Magdeburger Stadtteil Neustädter Feld.

Die ehrenamtliche Seniorenvertretung der Landeshauptstadt Magdeburg e.V. bietet Auskünfte zum Thema Pflege und Wohnen im Alter und bei Pflegebedürftigkeit.

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