Demenz und Zittern: Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten

Demenz ist ein Sammelbegriff für verschiedene Erkrankungen des Gehirns, die mit einem fortschreitenden Verlust der geistigen Fähigkeiten einhergehen. Zittern, auch Tremor genannt, ist eine unwillkürliche, rhythmische Bewegung eines Körperteils. Beide Symptome können unterschiedliche Ursachen haben und in verschiedenen Kombinationen auftreten. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen von Demenz und Zittern, insbesondere im Zusammenhang mit neurodegenerativen Erkrankungen wie der Parkinson-Krankheit und der Lewy-Körperchen-Demenz.

Einführung in Demenz und Tremor

Demenz ist keine eigenständige Krankheit, sondern ein Syndrom, das durch den Verlust von kognitiven Fähigkeiten wie Gedächtnis, Denkvermögen, Sprache und Orientierung gekennzeichnet ist. Diese Beeinträchtigungen sind so schwerwiegend, dass sie die alltäglichen Aktivitäten und die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigen. In Deutschland leben etwa 1,8 Millionen Menschen mit einer Demenzerkrankung (Stand: 2024).

Tremor ist eine Bewegungsstörung, die sich durch unwillkürliche, rhythmische Muskelkontraktionen äußert. Er kann verschiedene Körperteile betreffen, am häufigsten Hände, Arme, Kopf oder Rumpf. Tremor kann in Ruhe auftreten (Ruhetremor), beim Halten einer Position (Haltetremor) oder bei gezielten Bewegungen (Aktionstremor).

Parkinson-Demenz: Ursachen und Zusammenhänge

Die Parkinson-Krankheit ist eine fortschreitende neurodegenerative Erkrankung, die vor allem die für die Motorik zuständigen Gehirnregionen betrifft. Sie ist nach der Alzheimer-Krankheit die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung. Typische Symptome sind Bewegungsverlangsamung (Hypokinese), Muskelsteifigkeit (Rigor), Zittern (Tremor) und Haltungsinstabilität.

Im Verlauf der Parkinson-Krankheit können bei vielen Betroffenen auch kognitive Beeinträchtigungen auftreten. Von einer Parkinson-Demenz spricht man, wenn mindestens zwei kognitive Funktionen, wie Aufmerksamkeit, Problemlösefähigkeit, Sprache oder Orientierung, so stark beeinträchtigt sind, dass sie das selbstständige Leben erschweren. Auch das Lang- und Kurzzeitgedächtnis kann nachlassen.

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Ursachen der Parkinson-Demenz

Bei der Parkinson-Krankheit kommt es zu einem Abbau von Nervenzellen in der Substantia nigra, einer Region im Mittelhirn, die für die Produktion von Dopamin zuständig ist. Dopamin ist ein wichtiger Botenstoff, der unter anderem unsere körperlichen Bewegungen steuert. Ein Dopaminmangel führt zu motorischen Störungen. Im weiteren Verlauf der Krankheit sterben aber auch Nervenzellen ab, die das Acetylcholin regulieren, was zu einem Acetylcholinmangel führt. Dieser kann kognitive Störungen begünstigen.

Eine entscheidende Rolle bei der Entstehung der Parkinson-Demenz scheint ein Protein namens Alpha-Synuclein zu spielen. Es verklumpt sich in den Nervenzellen zu kleinen Ablagerungen, den sogenannten Lewy-Körperchen. Das Risiko für eine Parkinson-Demenz steigt vor allem mit dem Alter. In der Altersgruppe der Menschen über 75 entwickelt etwa jede zweite Person mit Parkinson zusätzlich eine Demenz. Auch genetische Faktoren, wie die GBA1-Mutation, könnten eine Rolle spielen.

Symptome der Parkinson-Demenz

Die Parkinson-Demenz äußert sich durch verschiedene kognitive und Verhaltensänderungen:

  • Beeinträchtigte Aufmerksamkeit: Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren und Aufgaben zielgerichtet zu erledigen.
  • Probleme beim Planen und Problemlösen: Es fällt schwer, Aufgaben vorausschauend zu planen und umzusetzen.
  • Verlangsamtes Denken: Informationen werden langsamer verarbeitet.
  • Beeinträchtigungen bei der räumlichen Orientierung und Wahrnehmung.
  • Schwierigkeiten, kürzliche Ereignisse oder neu erlernte Inhalte abzurufen.
  • Wortfindungsstörungen und Probleme, komplizierte Sätze zu bilden.
  • Apathie, Verlust von Spontaneität und Motivation.
  • Veränderungen der Persönlichkeit und Stimmungsschwankungen mit Ängsten und depressiven Symptomen.
  • Halluzinationen und Wahnvorstellungen.

Diagnose der Parkinson-Demenz

Die Diagnose der Parkinson-Demenz basiert auf einer umfassenden Untersuchung, die folgende Elemente umfasst:

  • Anamnese: Erhebung der Krankengeschichte im Gespräch mit dem Betroffenen und den Angehörigen.
  • Körperliche Untersuchung: Überprüfung der motorischen und neurologischen Funktionen.
  • Kognitive Kurztests: Überprüfung der geistigen Fähigkeiten, z.B. mit dem PANDA-Test (Parkinson Neuropsychometric Dementia Assessment).
  • Neuropsychologische Untersuchung: Vertiefende Untersuchung der kognitiven Funktionen.
  • Bildgebende Verfahren: MRT-Untersuchung, um Veränderungen im Gehirn sichtbar zu machen.

Behandlung der Parkinson-Demenz

Die Behandlung der Parkinson-Demenz zielt darauf ab, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Sie umfasst:

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  • Medikamentöse Behandlung: Anpassung der Parkinson-Medikation, Einsatz von Acetylcholinesterase-Hemmern wie Rivastigmin zur Verbesserung der kognitiven Funktionen. Vorsicht ist bei Antipsychotika geboten, da sie die motorischen Symptome verschlimmern können.
  • Nicht-medikamentöse Maßnahmen: Krankengymnastik, Ergotherapie, Logopädie, Gedächtnistraining, künstlerisch-expressive Therapieformen, Anpassung der Wohnräume, psychologische Unterstützung.

Lewy-Körperchen-Demenz: Abgrenzung und Besonderheiten

Die Lewy-Körperchen-Demenz (LBD) ist eine weitere Form der neurodegenerativen Demenz, die durch Ablagerungen von Alpha-Synuclein in den Nervenzellen der Großhirnrinde verursacht wird. Sie ähnelt der Parkinson-Demenz in einigen Punkten, weist aber auch wichtige Unterschiede auf.

Unterschiede zur Parkinson-Demenz

  • Lokalisation der Lewy-Körperchen: Bei der Parkinson-Demenz sammeln sich die schädlichen Proteine vor allem in der Substantia nigra, während sie sich bei der LBD hauptsächlich in der Großhirnrinde befinden.
  • Reihenfolge der Beschwerden: Bei der LBD treten die Probleme mit dem Denken oft zuerst oder gleichzeitig mit den Bewegungsstörungen auf, während sich bei der Parkinson-Demenz die Demenz erst im Verlauf der Parkinson-Erkrankung entwickelt.
  • Symptomatik: Bei der LBD stehen früh kognitive und psychische Symptome wie Halluzinationen und Leistungsschwankungen im Vordergrund, während bei der Parkinson-Demenz die motorischen Symptome zunächst dominieren.

Symptome der Lewy-Körperchen-Demenz

Die LBD ist durch folgende Symptome gekennzeichnet:

  • Starke Schwankungen der geistigen Leistungsfähigkeit und der Aufmerksamkeit.
  • Optische Halluzinationen, die oft sehr detailreich sind.
  • Parkinson-Symptome wie Zittern, Muskelsteifigkeit und verlangsamte Bewegungen.
  • REM-Schlaf-Verhaltensstörung: Ausleben von Träumen im Schlaf.
  • Stürze und kurze Bewusstlosigkeiten.
  • ** vegetative Störungen wie Blutdruckabfall beim Aufstehen.**

Diagnose und Behandlung der Lewy-Körperchen-Demenz

Die Diagnose der LBD ist aufgrund der ähnlichen Symptome zu anderen Demenzformen oft schwierig. Wichtige Hinweise liefern die typischen Symptome wie Halluzinationen, Leistungsschwankungen und REM-Schlaf-Verhaltensstörung. Bildgebende Verfahren wie MRT und CT können andere Erkrankungen ausschließen. Spezielle bildgebende Verfahren wie FDG-PET und DaT-SPECT können helfen, die LBD von anderen Demenzformen zu unterscheiden.

Die Behandlung der LBD zielt darauf ab, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Sie umfasst:

  • Medikamentöse Behandlung: Cholinesterasehemmer zur Verbesserung der kognitiven Funktionen, Parkinson-Medikamente wie Levodopa zur Linderung der motorischen Symptome, Quetiapin zur Behandlung psychotischer Störungen (Vorsicht: kann motorische Symptome verschlechtern).
  • Nicht-medikamentöse Maßnahmen: Förderung der geistigen Fähigkeiten, Strukturierung des Alltags, Vermeidung von Stress und Reizüberflutung, psychologische Unterstützung.

Essentieller Tremor: Eine häufige Ursache für Zittern

Neben den Tremorformen, die im Zusammenhang mit Demenz auftreten, gibt es auch das essentielle Zittern (essentieller Tremor), eine häufige Bewegungsstörung, die nicht mit einer Demenz einhergeht. Mindestens jeder Hundertste leidet in Deutschland unter einem essentiellen Tremor, das heißt einem Zittern ohne erkennbare neurologische Grunderkrankung.

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Symptome und Ursachen des essentiellen Tremors

Der essentielle Tremor ist ein Haltetremor, der vor allem die Hände und Arme betrifft. Er tritt auf, wenn die Muskulatur vollkommen entspannt ist, zum Beispiel wenn die Hand auf einem Tisch liegt. Wenn sich der Betroffene auf eine bevorstehende Aufgabe konzentrieren muss, verstärkt sich in der Regel der Tremor. Häufig beginnt er mit einem leichten Zittern in der dominanten Hand, später sind dann beide Hände betroffen. Die Schrift wird zunehmend unleserlich, Essen und Trinken bereiten immer größere Schwierigkeiten. Sind Kopf, Stimme oder Gesichtsmuskulatur betroffen, kommt es oft zu Verständigungsproblemen. Unter Stress können sich die Symptome zudem verschlimmern.

Die Ursache des essentiellen Tremors ist noch nicht vollständig geklärt. Die bisherigen Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass ein Nerven-Regelkreis zwischen Kleinhirn, Hirnstamm und Mittelhirn gestört ist. Typisch ist eine hohe Frequenz der Zitterbewegungen.

Diagnose und Behandlung des essentiellen Tremors

Um die Ursachen Ihres Zitterns auf die Spur zu kommen, beobachtet der Arzt zunächst, ob es sich um einen Ruhe-, einen Halte- oder einen Bewegungstremor handelt. Dabei werden Sie angewiesen, bestimmte Tätigkeiten auszuführen, wie eine Tasse an den Mund zu führen und dort zu halten. Auch eine Schreibprobe gibt Aufschlüsse über die Tremor-Form.

Die Behandlung des essentiellen Tremors zielt darauf ab, die Symptome zu lindern. Medikamente wie Betablocker oder Primidon können die Zitterbewegungen reduzieren. In schweren Fällen kann eine tiefe Hirnstimulation in Erwägung gezogen werden.

Andere Ursachen für Zittern

Zittern kann auch durch andere Faktoren verursacht werden, wie:

  • Physiologischer Tremor: Ein leichter, kaum sichtbarer Tremor, der durch Stress, Angst, Müdigkeit, Koffein oder bestimmte Medikamente verstärkt werden kann.
  • Verstärkter physiologischer Tremor: Ursache können unterschiedlichste Erkrankungen sein, wie eine Überfunktion der Schilddrüse oder Nebenschilddrüsen, Kalziummangel, Unterzucker oder Vitamin-B12-Mangel.
  • Medikamenteninduzierter Tremor: Bestimmte Medikamente können als Nebenwirkung Tremor verursachen.
  • Alkoholentzug: Zittern kann ein Symptom des Alkoholentzugssyndroms sein.
  • Neurologische Erkrankungen: Neben Parkinson und LBD können auch andere neurologische Erkrankungen wie Multiple Sklerose, Schlaganfall oder Hirnverletzungen Tremor verursachen.

Vaskuläre Demenz und ihre Risikofaktoren

Vaskuläre Demenzen entstehen durch Durchblutungsstörungen des Gehirns, die zum Absterben von Nervenzellen führen. Das Ausmaß der Demenz hängt vom Ausmaß der Durchblutungsstörung ab.

Ursachen und Symptome

Die häufigste Variante der vaskulären Demenz wird durch eine Wandverdickung in kleinen Blutgefäßen hervorgerufen, die die tiefen Strukturen des Gehirns mit Blut versorgen. Bluthochdruck ist der wichtigste Risikofaktor. Die Gefäßerkrankung bewirkt kleine Infarkte (Lakunen) und eine Schädigung der Nervenfasern (Marklagerschäden).

Der Beginn der vaskulären Demenz ist oft schleichend, das Fortschreiten allmählich - also schwer von der Alzheimer-Krankheit zu unterscheiden. Allerdings sind die Symptome anders. Im Vordergrund stehen nicht Gedächtnisstörungen, sondern Verlangsamung, Denkschwierigkeiten oder Stimmungslabilität.

Eine seltenere Form der vaskulären Demenz ist die Multi-Infarkt-Demenz, bei der das Gehirn durch viele kleine Schlaganfälle geschädigt wird. Die Multi-Infarkt-Demenz beginnt meist plötzlich und schreitet in der Regel stufenweise fort. Die Krankheitssymptome sind denen der Alzheimer-Krankheit sehr ähnlich, es können aber körperliche Störungen wie Taubheitsgefühle oder Lähmungserscheinungen hinzu kommen.

Risikofaktoren und Prävention

Risikofaktoren sind u.a. Bluthochdruck, Herzerkrankungen, Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit), ein hoher Cholesterinspiegel (Blutfettwerte), Übergewicht, Bewegungsmangel und Rauchen. Durch eine rechtzeitige Behandlung der Risikofaktoren ist eine prinzipielle Vorbeugung der vaskulären Demenz möglich.

Seltene Ursachen für Demenz

Neben den häufigeren Demenzformen gibt es auch seltene Ursachen, die hier kurz erwähnt werden sollen:

  • Creutzfeldt-Jakob-Krankheit: Eine sehr rasch fortschreitende Demenz, die von motorischen Störungen begleitet ist und durch Prionen verursacht wird.
  • Korsakow-Syndrom: Eine Merkfähigkeitsstörung, die vor allem durch langjährigen Alkoholkonsum verursacht wird.
  • Chronisch-traumatische Enzephalopathie (CTE): Eine fortschreitende degenerative Erkrankung des Gehirns, die durch wiederholte Schädeltraumen verursacht wird.

Leben mit Demenz: Unterstützung und Alltaggestaltung

Die Diagnose Demenz stellt Betroffene und Angehörige vor große Herausforderungen. Es gibt jedoch viele Möglichkeiten, den Alltag mit Demenz positiv zu gestalten und die Lebensqualität zu verbessern.

Tipps für den Umgang mit Demenz

  • Information: Informieren Sie sich umfassend über die Erkrankung und ihre Auswirkungen.
  • Kommunikation: Achten Sie auf eine klare, einfache und respektvolle Kommunikation.
  • Routine: Schaffen Sie eine feste Tagesstruktur mit wiederkehrenden Abläufen.
  • Aktivitäten: Fördern Sie die geistigen und körperlichen Fähigkeiten durch geeignete Aktivitäten.
  • Sicherheit: Gestalten Sie die Wohnräume sicher und barrierefrei.
  • Unterstützung: Nehmen Sie Hilfsangebote wie ambulante Dienste, Tagespflege oder Selbsthilfegruppen in Anspruch.
  • Entlastung: Achten Sie als Angehöriger auch auf Ihre eigenen Bedürfnisse und suchen Sie sich Unterstützung.

Hilfsangebote für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen

  • Gedächtnisambulanzen: Abteilungen in Krankenhäusern, die auf kognitive Störungen spezialisiert sind.
  • Deutsche Alzheimer Gesellschaft: Bietet Informationen, Beratung und Unterstützung für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen.
  • Selbsthilfegruppen: Bieten die Möglichkeit, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen.
  • Pflegedienste: Bieten Unterstützung bei der häuslichen Pflege.
  • Tagespflege: Bietet Betreuung und Beschäftigung tagsüber.
  • Wohn- und Pflegeheime: Bieten eine umfassende Betreuung und Pflege rund um die Uhr.

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