Demenz, insbesondere die Alzheimer-Krankheit, betrifft weltweit Millionen von Menschen. Unter den Betroffenen finden sich auch bekannte Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, darunter deutsche Schauspieler. Dieser Artikel beleuchtet einige dieser Fälle und wirft ein Licht auf die Herausforderungen und das Bewusstsein für diese Krankheit.
Was ist Demenz?
Demenz ist ein Oberbegriff für verschiedene Erkrankungen des Gehirns, die mit einem fortschreitenden Verlust von kognitiven Fähigkeiten einhergehen. Alzheimer ist die häufigste Form der Demenz. Betroffene verlieren mehr und mehr die während ihres Lebens erworbenen Fähigkeiten und Fertigkeiten. Das betrifft unter anderem das Gedächtnis der Erkrankten, aber auch die Sprache oder die Orientierung, sodass nach und nach auch die Persönlichkeit verloren geht.
Betroffene deutsche Schauspieler
Die folgenden Schauspieler sind Beispiele für Personen, bei denen im Laufe ihres Lebens eine Demenzerkrankung diagnostiziert wurde:
Fred Delmare: Der Schauspieler starb 2009 an einer Lungenentzündung. Seit 2005 war bekannt, dass er an Alzheimer litt und bereits "in seiner eigenen Welt" lebte.
Karlheinz Böhm: Bekannt für seine Rolle in den "Sissi"-Filmen und sein Engagement in der Entwicklungshilfe, wurde 2014 bekannt, dass er an Alzheimer erkrankt war.
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Ernst Albrecht: Der ehemalige Ministerpräsident Niedersachsens litt ebenfalls unter der Krankheit. Im Mai 2008 äußerte sich seine Tochter Ursula von der Leyen erstmals dazu. 2014 starb ihr Vater mit 84 Jahren.
Harald Juhnke: Der Entertainer und Schauspieler litt an dem Korsakow-Syndrom, das ähnliche Symptome wie Alzheimer zeigt und häufig bei Alkoholikern auftritt. 2005 verstarb Juhnke 75-jährig in einem Pflegeheim.
Helmut Schön: Der bis heute erfolgreichste Bundestrainer der DFB-Elf gewann 1972 die EM und 1974 die WM im eigenen Land. In den 1990er Jahren wurde es still um ihn, 1996 starb er nach langem Alzheimer-Leiden im Pflegeheim.
Gustav "Bubi" Scholz: Trotz mehrerer Schlaganfälle kämpfte sich die Boxlegende immer wieder zurück ins Leben. Er wurde ebenfalls von Alzheimer heimgesucht und starb 2000 im Alter von 70 Jahren in Berlin.
Bobby Brederlow: Der Schauspieler mit Down-Syndrom, der durch seine Rolle im ARD-Vierteiler „Liebe und weitere Katastrophen“ bekannt wurde, musste seine TV-Karriere wegen einer Demenz-Erkrankung beenden und starb im Alter von 63 Jahren.
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Internationale Fälle
Auch international bekannte Schauspieler waren von Demenz betroffen:
René Weller: Der Ex-Boxprofi ist seit einiger Zeit an Demenz erkrankt und wird seit Juli 2022 in einer Klinik behandelt. Laut seiner Ehefrau ist er inzwischen ein "totaler Pflegefall".
Mike "Tata" Hagerty: Bekannt als Diner-Besitzer Nat aus der Serie "Beverly Hills, 90210", verstarb im August 2022 nach einem jahrelangen Kampf mit Alzheimer. Die letzten Monate seines Lebens verbrachte er in einer Klinik.
Sidney Poitier: Der erste Schwarze Oscar-Gewinner verstarb Anfang Januar 2022 im Alter von 94 Jahren. Bis zuletzt wurde der einstige "Bomber der Nation" in einer Pflegeeinrichtung für Alzheimer-Patienten betreut.
Johnny Crawford: Der US-Schauspieler verstarb im April 2021 mit 75 Jahren.
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Glen Campbell: Mit Songs wie "Rhinestone Cowboy" oder "By the Time I Get to Phoenix" wurde er weltberühmt. Er musste die Erfolgsserie seiner Alzheimer-Erkrankung wegen aufgeben.
Katherine Helmond: Die US-Schauspielerin starb am 23. Februar 2019 an Komplikationen im Zuge ihrer Alzheimer-Erkrankung in Los Angeles. Sie wurde 89 Jahre alt.
Rita Hayworth: Die US-Filmikone bekam die Diagnose Alzheimer 1980 und starb sieben Jahre später an der bis dato noch wenig bekannten Krankheit.
Demenz in Film und Theater
Das Thema Demenz wird zunehmend in Filmen und Theaterstücken aufgegriffen, um das Bewusstsein zu schärfen und die Erfahrungen von Betroffenen und ihren Angehörigen darzustellen. Einige Beispiele sind:
"Still Alice": Julianne Moore erhielt einen Oscar als beste Hauptdarstellerin für ihre Rolle als Linguistik-Professorin, bei der schon mit Anfang 50 Alzheimer diagnostiziert wird. Der Film thematisiert vor allem den Umgang mit der Diagnose und wie sich das Leben der Protagonistin verändert.
"Amour": Der Film wurde beim Kinofest Lünen im Jahr 2010 zum Besten gewählt. Er zeigt die Beziehung von Betroffenen und ihren Angehörigen zwischen Schwierigkeiten und Liebe.
"An ihrer Seite": Die Schauspielerin Sarah Polley führte beim kanadischen Streifen aus dem Jahr 2006 erstmals selbst Regie - und wurde unter anderem mit einer Oscar-Nominierung für das beste Drehbuch belohnt. Der Film ist eine Anlehnung an eine Kurzgeschichte der Literaturnobelpreisträgerin Alice Munro und handelt von einer Frau, die an Alzheimer erkrankt und in ein Pflegeheim zieht.
"Honig im Kopf": Til Schweiger inszenierte diesen Film über ein Mädchen, das mit ihrem Opa, der an Alzheimer erkrankt ist, auf eine Reise nach Venedig geht.
"Der Vater": Florian Zeller adaptierte sein eigenes Theaterstück und machte daraus einen Kinofilm mit Anthony Hopkins und Olivia Colman in den Hauptrollen. Das Stück handelt von einem älteren Mann mit Demenz, der zunehmend zeitliche und räumliche Orientierung verliert.
"Tödliche Schatten": Walter Sittler spielt in diesem Polizei-Thriller einen demenzkranken Kommissar, dem es immer schwerer fällt, zu funktionieren.
Auch im Theater gibt es zahlreiche Stücke, die sich mit dem Thema Demenz auseinandersetzen, wie zum Beispiel:
„Deine Oma - Eva hatte keinen Bauchnabel“: Ein Stück von Pia Kröll und Florence Schreiber, das auf Gesprächen mit weiblichen Verwandten basiert und sich mit dem Erinnern und Vergessen sowie über unbeachtete Lebensleistungen von Frauen auseinandersetzt.
„Le Père“ („Der Vater“): Ein Stück von Florian Zeller, das von André, einem älteren Mann mit Demenz, handelt.
"Der Kreisel: Ein Mann wird dement."
"Zweimaleins: Eine Liebesgeschichte": Das Stück beleuchtet die Gefühlswelt einer Lehrerin, die an Demenz erkrankt und den Prozess ihres Ehemannes, der sie begleitet.
"Die Geschichte vom Fuchs, der den Verstand verlor Theater": Theater für Kinder ab ca.
Umgang mit Demenz
Schauspieler Eray Eğilmez ist mit der Demenz-Erkrankung seiner Mutter konfrontiert und spricht über den Prozess des Vergessens, über den Umgang mit schwierigen Situationen und wie er sich erlaubt, über die Krankheit und ihre manchmal komischen Auswirkungen zu lachen.
Walter Sittler, der selbst einen an Demenz erkrankten Kommissar im Fernsehen spielt, betont, dass die Diagnose Demenz erst mal das Ende der Welt bedeutet, das Ende des Lebens, wie es bisher war. Er findet es wichtig, dass im Film sehr nah an der Realität erzählt wird, wie jemand die Diagnose nicht akzeptieren und verdrängen will, um seinen Fall lösen zu können.
Arno Geiger schrieb ein Buch über seinen Vater und dessen Alzheimerkrankheit und erkannte im Laufe der gemeinsamen Zeit weiterhin viele Eigenschaften seines Vaters in ihm, wie Charme, Witz und Intelligenz - trotz Demenz, trotz schwindender Erinnerung und Orientierung.
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