Die Alzheimer-Revolution: Kritik und Hoffnung im Kampf gegen die Krankheit

Mehr als 1,3 Millionen Menschen in Deutschland leiden an Alzheimer, einer neurodegenerativen Erkrankung, und die Zahl steigt. Die Angst vor dieser Krankheit ist groß, da Alzheimer bisher als unheilbar galt. Doch die Forschung macht Fortschritte, und neue Therapieansätze geben Hoffnung.

Die Bredesen-Revolution: Ein neuer Ansatz zur Behandlung von Alzheimer

Der Neurologe Dr. Dale Bredesen hat nach über 30 Jahren intensiver Forschung gezeigt, dass es möglich ist, Alzheimer vorzubeugen und zu heilen. Bredesen zeigt, wie man Alzheimer erkennen und sich präventiv schützen kann, aber auch, was man tun kann, wenn man die ersten Anzeichen der Krankheit bemerkt oder sich in einem fortgeschrittenen Stadium befindet. Seine Forschung konzentriert sich auf die Identifizierung und Beseitigung schädlicher Einflussfaktoren wie unerkannte Infektionen, ungesunde Ernährung und Giftstoffe. Bredesen hat einen detaillierten Plan zur Verbesserung der kognitiven Fähigkeiten in jedem Alter erarbeitet, der auf die Bedürfnisse jedes Einzelnen zugeschnitten werden kann.

Wer ist Dr. Dale Bredesen?

Dr. Dale E. Bredesen ist ein international anerkannter Experte für die Mechanismen neurodegenerativer Erkrankungen wie der Alzheimer-Krankheit. Er arbeitete als Oberarzt in der Neurologie der Universität von Kalifornien und ist mittlerweile Leiter von MPI Cognition, einem führenden Unternehmen, das sich auf die Alzheimer-Forschung spezialisiert hat.

Das ReCODE-Programm

Das von Bredesens Gruppe entwickelte Programm heißt ReCODE (Reversing Cognitive Decline) und basiert auf einem sehr personalisierten Ansatz, der viele Gen- und Bluttests enthält, um den aktuellen Nährstoff- und Vergiftungsstatus des Patienten zu bestimmen. Ausgehend von diesen Ergebnissen werden dann eine besondere Diät und viele Nahrungsergänzungsmittel empfohlen, wobei die Bluttests engmaschig kontrolliert werden sollten. Die einzuhaltende Diät erinnert stark an das, was von der ketogenen oder Paleo-Diät oder auch dem Wahls Protokoll gewohnt ist. Der Schwerpunkt liegt dabei auf frischem Gemüse, wobei vor allem stärkearmes Gemüse empfohlen wird. Der Kohlenhydratgehalt der Nahrung sollte soweit reduziert werden, dass der Körper in eine leichte Ketose kommt (ein Zustand, in dem man Fett statt Glukose verbrennt).

Kritik an Bredesens Ansatz

Bredesens Ansatz ist jedoch nicht unumstritten. Kritiker bemängeln, dass seine Studien oft klein und nicht randomisiert sind, was die Aussagekraft der Ergebnisse einschränkt. Zudem ist das ReCODE-Programm sehr komplex und erfordert eine hohe Eigenverantwortung des Patienten. Es ist auch wichtig zu beachten, dass Bredesen mit Nahrungsergänzungsmitteln Geld verdienen kann, was seine Objektivität in Frage stellen könnte.

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Forschungsskandal überschattet Alzheimer-Forschung

Ein Forschungsskandal überschattet die internationale Alzheimer-Konferenz in San Diego. Ein französischer Forscher soll über Jahre Ergebnisse manipuliert haben, so der Vorwurf. Doch welchen Einfluss hatte seine Arbeit auf die Alzheimer-Forschung?

Der Fall Sylvain Lesné

Am 21. Juli erschien ein Bericht im Fachmagazin "Science", der die Ergebnisse monatelanger Detektivarbeit des Neurowissenschaftlers und Arztes Matthew Schrag zusammenfasst. Eher zufällig war er bei Untersuchungen anderer Studien, die im Verdacht standen, gefälscht zu sein, auf Unregelmäßigkeiten in den Veröffentlichungen seines Kollegen Sylvain Lesné gestoßen. Dieser soll Fotos, die seine Forschungsergebnisse dokumentieren, manipuliert haben. Das Magazin "Science" ließ zwei weitere Expertinnen die Bilder überprüfen. Sie bestätigen Matthew Schrags Verdacht und fanden sogar noch weitere Unregelmäßigkeiten.

Die Bedeutung von Lesnés Forschung

Sylvain Lesné hat einige vielzitierte Fachartikel veröffentlicht. Besonders ein Paper 2006 im Magazin "Nature" galt als wegweisend: Es wurde mehr als 2.300-mal zitiert. In dieser Veröffentlichung zeigte Sylvain Lesné, dass ein bestimmtes Eiweißmolekül im Gehirn von Mäusen zu Gedächtnisverlust führte.

Auswirkungen auf die Amyloid-Kaskaden-Hypothese

Sollten sich die Manipulationsvorwürfe gegenüber dem Forscher bestätigen, stellt sich die Frage, ob dieses Eiweißmolekül überhaupt existiert. Die Vorwürfe treffen das Forschungsfeld zu einem ungünstigen Zeitpunkt: Denn zuletzt hatten einige Medikamente, auf die die Wissenschaftler:innen große Hoffnungen gesetzt hatten, in klinischen Studien enttäuscht. Sie entfernen zwar die Eiweiß-Ablagerungen im Gehirn, das sogenannte Amyloid-ß, das lange als einer der Hauptschuldigen für die Entstehung von Alzheimer galt. Doch den schleichenden Gedächtnisverlust bremsen die neuen Wirkstoffe kaum. Die Forschung rund um das Amyloid-Eiweiß muss nun Erfolge liefern, sonst gerät die sogenannte Amyloid-Kaskaden-Hypothese als Erklärung für die Entstehung der Alzheimer-Erkrankung endgültig ins Wanken.

Die Rolle löslicher Amyloid-Formen

Während Forschende in den 1990er-Jahren zunächst nur die Ablagerungen von Amyloid-ß als Ursache der Erkrankung ansahen, untersuchten Anfang des Jahrtausends immer mehr Forschungsgruppen lösliche Molekülketten des Eiweißes. Sie könnten vor den Ablagerungen auftreten oder sich aus ihnen lösen. Das umstrittene "Nature"-Paper von 2006 bestätigte genau das: Eine solche lösliche Molekülkette von Amyloid führte angeblich im Gehirn von zuvor gesunden Mäusen zu Gedächtnisverlust.

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Kritik an der Amyloid-Hypothese

Der Neurobiologe Christian Behl arbeitet an der Universität Mainz und beschäftigt sich schon länger kritisch mit dem Arbeitsgebiet. Er betont, dass die Forschung an löslichen Formen des Amyloid-Eiweißes in den vergangenen Jahren zwar stark zugenommen hat, das spezifische Molekül aus dem umstrittenen "Nature"-Paper von 2006 aber tatsächlich vor allem nur Sylvain Lesnés eigenes Forschungsteam untersucht hat.

Prävention und Früherkennung von Alzheimer

Unabhängig von den Kontroversen um die Amyloid-Hypothese und den Forschungsskandal gibt es einen wachsenden Konsens darüber, dass Prävention und Früherkennung entscheidend sind im Kampf gegen Alzheimer.

Lebensstilfaktoren

Es gibt eine Reihe von Lebensstilfaktoren, die das Risiko für Alzheimer beeinflussen können. Dazu gehören:

  • Ernährung: Eine gesunde Ernährung mit viel Gemüse, Obst und gesunden Fetten kann das Gehirn schützen.
  • Bewegung: Regelmäßige körperliche Aktivität fördert die Durchblutung des Gehirns und kann das Risiko für Alzheimer senken.
  • Schlaf: Ausreichend Schlaf ist wichtig für die Regeneration des Gehirns.
  • Soziale Kontakte: Soziale Interaktion und geistige Stimulation können das Gehirn aktiv halten.
  • Stressmanagement: Chronischer Stress kann das Risiko für Alzheimer erhöhen.

Frühe Diagnosemöglichkeiten

Dank neuer Diagnosemöglichkeiten ist es heute möglich, Alzheimer in einem Frühstadium der Krankheit zu erkennen, wenn Menschen noch keine Hirnleistungsstörungen bemerken. Da diese Krankheitsphase über 10 Jahre, ja auch 20 Jahre dauern kann, sind diese neuen Möglichenkeiten von großer Bedeutung.

Die Rolle der funktionellen Medizin

Die funktionelle Medizin ist ein ganzheitlicher Ansatz, der die individuellen Bedürfnisse des Patienten berücksichtigt und versucht, die Ursachen von Krankheiten zu finden und zu behandeln. Im Bereich der Alzheimer-Prävention und -Behandlung kann die funktionelle Medizin eine wichtige Rolle spielen, indem sie schädliche Einflussfaktoren identifiziert und beseitigt und den Körper mit den notwendigen Nährstoffen versorgt.

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Bücher zum Thema Alzheimer

Es gibt eine Vielzahl von Büchern zum Thema Alzheimer, die sich mit verschiedenen Aspekten der Krankheit befassen. Einige dieser Bücher sind:

  • "Die Alzheimer Revolution" von Dr. Dale E. Bredesen: In diesem Buch erarbeitet Dr. Bredesen einen detaillierten Plan zur Verbesserung der kognitiven Fähigkeiten in jedem Alter, der auf die Bedürfnisse jedes Einzelnen zugeschnitten werden kann.
  • "Ab morgen Jünger!" von Nina Ruge: Die Autorin bereitet einfach Daten nett und adrett auf - wahrscheinlich mit KI - und schon sind 400 Seiten verkaufsfertig. Nur leider, sie hat Nichts begriffen über was sie schreibt.
  • "Resilience: Die Widerstandskraft der Seele" von Steven M. Southwick, Dennis S. Charney, Jonathan M.: Dies Buch von drei anerkannten Forschern auf diesem wichtigem Gebiet erklärt was Resilienz, also Wiederstandfähigkeit, genau ist, wie man es sich erarbeiten und erhalten kann, ja sollte.
  • "Das Ende des Alterns" von Aubrey de Grey: Ein bemerkenswertes Buch mit Weitblick und philosopischer Betrachtung des Sterbens von einem Nobelpreisträger für Chemie und Präsident der Royal Society London (2015 bis 2020).
  • "The End of Alzheimer's" von Dale Bredesen: Dies ist ein Nachfolgebuch von The Alzheimer Revolution (s.u.) in dem nach einer kurzen theoretischen Einführung vor allem sehr, sehr viele therapeutische Überlegungen beschrieben werden, die sein ReCODE-Programm bilden.
  • "Grain Brain" von David Perlmutter: Aufbauend auf seinen vorherigen New York-Times-Bestsellern betont er aus einer anthropologisch-evolutionären Sicht zunächst die enorme Bedeutung eines gesunden Darmes mit einer gesunden Darmflora (Mikrobiom), erinnert an Hippokrates: „Alle Krankheiten beginnen im Darm!„, und beschreibt ausführlich die aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse, die zu einem einem „Leaky Gut“ (löchriger Darm) führen.

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