Die Formel gegen Alzheimer: Forschung, Prävention und neue Therapieansätze

Alzheimer ist eine der größten gesundheitlichen Herausforderungen unserer Zeit. Die Forschung zu Alzheimer und anderen Demenzen entwickelt sich rasant. Weltweit arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler daran, die Ursachen der Erkrankung besser zu verstehen, neue Diagnostikverfahren zu entwickeln und Therapien zu finden, die den Verlauf der Krankheit beeinflussen können. Noch gibt es keine Heilung, aber für einige Formen der Demenz gibt es bereits zuverlässige Diagnostikverfahren, Präventionsmaßnahmen und erste Therapien, die den Krankheitsverlauf verlangsamen können.

Was ist Alzheimer?

Alzheimer schleicht sich ins Leben. Zunächst treten leichte Gedächtnisprobleme und Orientierungsschwierigkeiten auf. Vergesslichkeit kann ein Anzeichen für Alzheimer sein, muss es aber nicht. Es gehört zum Älterwerden dazu, öfter etwas zu vergessen oder sich langsamer zu erinnern. Ursache von Alzheimer und den meisten anderen Demenzerkrankungen ist das Absterben von Nervenzellen im Gehirn. Da die Schädigung des Gehirns nicht rückgängig gemacht werden kann, sind diese Demenzen nicht heilbar. Alzheimer ist die häufigste Form der Demenz, aber nicht die einzige. Im Umgang mit erkrankten Menschen sind die Unterschiede zwischen den Demenzformen oft nicht eindeutig.

Andere Demenzformen

  • Vaskuläre Demenz - durch Durchblutungsstörungen im Gehirn
  • Lewy-Körperchen-Demenz - gekennzeichnet durch Halluzinationen und starke Schwankungen der geistigen Leistungsfähigkeit
  • Frontotemporale Demenz - führt häufig zu auffälligen Persönlichkeits- und Verhaltensänderungen
  • Demenz bei Parkinson - Gedächtnis- oder Denkstörungen im fortgeschrittenen Parkinson-Stadium

Ursachenforschung und Risikofaktoren

Die genauen Ursachen der Alzheimer-Krankheit sind noch nicht vollständig erforscht. Im Gehirn von Menschen mit Alzheimer lagern sich schädliche Proteine wie Amyloid-beta ab. Menschen können sich nicht gegenseitig mit der Alzheimer-Krankheit anstecken. Daher ist kein spezieller Schutz im täglichen Umgang mit Patientinnen und Patienten in der Pflege nötig. In der Grundlagenforschung wird die Fragen nach einer möglichen Ansteckung nicht ausgeklammert.

Kann man Alzheimer vorbeugen?

Studien zeigen: Ein gesunder Lebensstil mit Bewegung, geistiger Aktivität, sozialem Austausch und gesunder Ernährung kann das Risiko senken. Rund 45 Prozent aller Demenzerkrankungen ließen sich nach aktuellem Stand der Wissenscahft durch die Reduktion bestimmter Risikofaktoren verzögern oder sogar verhindern. Dazu gehören Bluthochdruck, Diabetes, Hörverlust, Depressionen oder soziale Isolation. Die Forschung versucht, diese Zusammenhänge besser zu verstehen und Menschen dabei zu unterstützen, ihr persönliches Risiko zu senken.

Die Rolle von Michael Nehls und seiner Forschung

Michael Nehls (* 20.) studierte von 1983 bis 1989 Medizin in Freiburg und Heidelberg, im Jahr 1997 habilitierte er sich im Fach Molekulargenetik. Ab 2011 veröffentlichte Nehls mehrere Bücher über die aus seiner evolutionsbiologischen Sicht notwendigen Verhaltensveränderungen für ein gesundes Altern. Sein 2023 im Eigenverlag erschienenes Buch Das indoktrinierte Gehirn war auf der Bestseller-Liste Sachbuch Paperback der Zeitschrift Spiegel. Das im Mai 2025 ebenfalls bei Mental Enterprises erschienene Sachbuch Das Lithium-Komplott : Plädoyer für ein essentielles Spurenelement - Der verbotene Schlüssel zur mentalen Gesundheit. war in der zweiten Woche nach Erscheinen in den Spiegel-Bestseller-Liste Sachbuch-Paperbacks vom 17. Seit dem 8.

Lesen Sie auch: Zum Artikel über die Alzheimer-Forschung

Nehls molekularbiologische Entdeckung des molekularen Schalters für die Entwicklung des adaptiven Immunsystems, die er 1994 erstmals publizierte, wurde 2015 von der American Association of Immunologists als „Säule der immunologischen Forschung“[9] geehrt.

Nehls' Theorie und Kritik

Laut Nehls ist Alzheimer keine reine Alterserscheinung, sondern eine Mangelkrankheit und eng mit unserem Lebensstil verbunden und somit vermeidbar bzw. sogar heilbar. Die Formel für ein gesundes, aktives Leben setzt sich aus Bewegung, Ernährung, Schlaf, sozialer Aktivität und machbaren Herausforderungen zusammen. Das Buch hilft, eine gesunde Lebensweise praktisch im Alltag umzusetzen. Ein kleiner Rezeptteil und ein Register sind vorhanden. Durch seine Forschung hat der Arzt und Molekulargenetiker vier Faktoren isoliert, die in ihrer konsequenten Anwendung vor Alzheimer schützen und die Krankheit in ihrer frühen Phase sogar heilen können.

Der deutsche Biochemiker Christian Haass kritisierte Nehls’ Äußerungen zur Alzheimer-Krankheit für die Alzheimer-Gesellschaft München 2015 als irreführend und schädlich für die Betroffenen. Das Verhalten und präventive Maßnahmen übten zwar einen Einfluss auf den Krankheitsbeginn und -verlauf aus. Grundsätzlich verhindern ließe sich die Krankheit Alzheimer dadurch aber nicht.

Aktuelle Schwerpunkte in der Demenzforschung (Stand 2025)

Die Demenzforschung betrachtet heute viele verschiedene Mechanismen und verfolgt unterschiedliche Ansätze - von der Diagnostik bis zur Therapie.

  1. Früherkennung: Alzheimer und andere Demenzerkrankungen beginnen oft viele Jahre, bevor erste Symptome auftreten. Neue Bluttests, bildgebende Verfahren und digitale Methoden sollen es ermöglichen, die Krankheiten deutlich früher und zuverlässiger zu erkennen. Gerade weil Medikamente im frühen Stadium am besten wirken, wird die Früherkennung zu einem entscheidenden Schlüssel in der Versorgung.
  2. Antikörper-Medikamente: Mit den Antikörpern Leqembi und Kisunla gibt es erstmals Medikamente, die den Verlauf von Alzheimer verlangsamen können. Sie richten sich an Menschen in einem frühen Krankheitsstadium und greifen gezielt in die Prozesse im Gehirn ein. Noch ist offen, wie groß ihr Nutzen langfristig ist und wie Nebenwirkungen am besten kontrolliert werden können. Forschungsteams arbeiten außerdem daran, ob sich die Antikörper künftig mit anderen Wirkstoffen kombinieren lassen.
  3. Krankheitsmechanismen verstehen: Was genau passiert im Gehirn von Menschen mit Alzheimer? Forschende untersuchen zentrale Prozesse wie die Ablagerung der Proteine Amyloid-beta und Tau, entzündliche Vorgänge, die Bedeutung von Umwelteinflüssen und genetische Aspekte. Ziel ist es, die Entstehung der Erkrankungen besser zu verstehen und neue Ansatzpunkte für Therapien zu finden. Wie verändert sich das Gehirn bei Alzheimer?
  4. Vorbeugung von Demenzerkrankungen: Rund 45 Prozent aller Demenzerkrankungen ließen sich nach aktuellem Stand der Wissenscahft durch die Reduktion bestimmter Risikofaktoren verzögern oder sogar verhindern. Dazu gehören Bluthochdruck, Diabetes, Hörverlust, Depressionen oder soziale Isolation. Die Forschung versucht, diese Zusammenhänge besser zu verstehen und Menschen dabei zu unterstützen, ihr persönliches Risiko zu senken.
  5. Pflege und Lebensqualität: Neben der medizinischen Forschung rückt auch der Alltag von Menschen mit Demenz in den Mittelpunkt. Studien befassen sich damit, wie die Versorgung individueller, die Belastung für Angehörige geringer und die Selbstständigkeit der Erkrankten länger erhalten werden kann.

Geistige Aktivität als Präventionsmaßnahme

Wer geistig aktiv ist, kann die Leistungsfähigkeit seines Gehirns verbessern. Durch Anregung der Nervenzellen können sich diese besser vernetzen und sich die Verbindungen besser festigen. Die kognitive Reserve ist einer von mehreren Aspekten, die den Verlauf einer Alzheimer-Erkrankung beeinflussen können. So zeigen sich typische Alzheimer-Symptome nachweislich später bei Menschen, die ihr Leben lang geistig aktiv waren - zum Beispiel im Beruf oder im sozialen Leben. Auch wer schon älter ist, kann seine geistigen Reserven positiv beeinflussen. Wichtig ist, das Gehirn zu fordern und so die Neuronen zur Vernetzung anzuregen.

Lesen Sie auch: Wichtigkeit der FAST-Formel bei Schlaganfällen

Beispiele für geistige Aktivitäten

  • Musik - hören oder machen
  • Lesen - Bücher, Zeitschriften, Zeitungen
  • Spiele - Kartenspiele, Gesellschaftsspiele, Puzzles, Computer- und Videospiele
  • Neues lernen - eine Fremdsprache, eine Sportart, ein Hobby

Dabei gilt: Je komplexer die Tätigkeit, desto anregender fürs Gehirn. Wer zum Beispiel tanzt, trainiert gleichzeitig Gedächtnis, Motorik und Koordination - und profitiert zudem vom sozialen Miteinander als Paar oder in der Gruppe.

Musik als Gehirntraining

Es gibt wenige Dinge, die das Gehirn so anregen wie Musik. So regt Musik neue Verbindungen zwischen den Nervenzellen im Gehirn an und hilft so bei der Vorbeugung gegen Alzheimer. Ähnlich wie das Tanzen hat das Musizieren dabei einen der größten Trainingseffekte. Das Erlernen und Üben feinmotorischer Bewegungen, das Lesen von Noten und die Schulung des Gehörs stärken das Gehirn und tragen zur geistigen Fitness bis ins hohe Alter bei. Und es ist nie zu spät, um anzufangen. So fand eine Musikprofessorin der University of South Florida in einer Studie heraus, dass selbst Menschen, die erst im Seniorenalter ein Instrument erlernen, in relativ kurzer Zeit ihre kognitiven Fähigkeiten, wie Gedächtnis und Problemlösen verbessern können. Auch das bloße Musikhören trainiert das Gehirn - vor allem, wenn die Musik für uns neu ist. Ungewohnte Klänge, Melodien oder Akkorde bringen Abwechslung auf die Ohren. Unser Tipp: Öfter mal die Playlist wechseln! Wie wäre es zum Beispiel mit Songs, die Ihre Kinder oder Enkel lieben?

Neben gezielten Aktivitäten, die die Hirngesundheit verbessern, sind auch kleine Abwechslungen im Alltag eine gute Maßnahme, um das Gehirn nebenbei zu trainieren. Ein Trend, der durch Corona so richtig an Fahrt aufgenommen hat, sind kleine "Mikroabenteuer", die direkt vor der eigenen Haustür starten, und die ohne große Vorbereitung funktionieren.

Gedächtnistraining für Menschen mit Demenz

Gedächtnistraining ist auch für Menschen mit einer bestehenden Demenz sinnvoll. Aktivierende Übungen können die kognitiven Funktionen des Patienten länger erhalten, das Langzeitgedächtnis trainieren, soziale Kompetenzen erhalten sowie Sinneswahrnehmungen, Lebensfreude und Selbstwertgefühl stärken.

Neue Erkenntnisse: Alzheimer-Protein hilft beim Kampf gegen Krebs

Forscher der Medical University of South Carolina haben herausgefunden: Das Eiweiß namens Amyloid-Beta, das im Gehirn von Alzheimer-Patienten Nervenzellen zerstört, kann das Immunsystem stärken. Genauer gesagt: Es macht bestimmte Abwehrzellen - sogenannte T-Zellen - wieder stark. Diese Zellen bekämpfen Krankheiten wie Krebs.

Lesen Sie auch: MS-Medikamente im Detail erklärt

Seit Jahren fällt Forschern ein seltsamer Zusammenhang auf: Menschen mit Alzheimer bekommen viel seltener Krebs. Warum das so ist, war lange unklar. Die neuesten Forschungen zeigen jetzt: Amyloid-Beta hat zwei Seiten. Im Gehirn richtet es großen Schaden an. Im Immunsystem dagegen kann es helfen.

Amyloid-Beta und T-Zellen

„Das gleiche Amyloid-Peptid, das Neuronen bei Alzheimer schädigt, ist für T-Zellen im Immunsystem vorteilhaft“, sagt Studienleiter Besim Ogretmen. „Es verjüngt die T-Zellen und macht sie schlagkräftiger gegen Tumore.“

Wichtig für unsere Zellen sind die Mitochondrien - sie liefern Energie, wie kleine Kraftwerke. In kranken oder alten Zellen werden beschädigte Mitochondrien normalerweise aussortiert. Das nennt man Mitophagie. Im Gehirn ist das ein Problem: Wenn die Reinigung durch Amyloid-Beta gestört wird, sammeln sich defekte Teile an - und die Zellen sterben ab. Doch bei den T-Zellen passiert das Gegenteil: Dort sorgt Amyloid-Beta dafür, dass mehr funktionierende Mitochondrien bleiben. Ergebnis: Die Zellen bekommen mehr Power gegen Krebs.

Verjüngung alter Zellen

Die Forscher probierten etwas Besonderes: Sie nahmen Mitochondrien aus T-Zellen von Alzheimer-Patienten und setzten sie in alte T-Zellen gesunder Menschen ein. Plötzlich arbeiteten die alten Zellen wieder wie junge.

Noch ein wichtiger Punkt: Amyloid-Beta senkt den Spiegel von Fumarat - einer Substanz, die hilft, das Gleichgewicht bei der Zellreinigung zu halten. Wenn zu wenig Fumarat da ist, sortieren die Zellen zu viele Mitochondrien aus - auch gesunde. Das macht sie schwächer. Aber: Gibt man Fumarat wieder dazu, dann bleiben mehr Zellkraftwerke erhalten - und die T-Zellen bekommen wieder Energie.

Mögliche neue Therapien

Die Entdeckung könnte neue Behandlungen gegen Krebs und Alterskrankheiten ermöglichen. Eine Idee: Gesunde Mitochondrien in alte T-Zellen transplantieren - eine Frischzellenkur. Oder: Medikamente mit Fumarat, die das Immunsystem im Alter länger stark halten.

Weitere Forschungsansätze

Dieter Willbold arbeitet mit einem Wirkstoff, PRI-002, der im Labor und an Mäusen bereits gezeigt hat, dass sie die gefährlichen Prionen auflösen kann. Die Priavoid GmbH, eine Ausgründung aus der Universität Düsseldorf und dem Forschungszentrum Jülich, treibt die Studien jetzt weiter voran.

Anja Schneider vom DZNE in Bonn will Biomarker im Blut finden, mit denen sich neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer sehr früh erkennen lassen. Anja Schneider führt derzeit zudem eine klinische Studie durch, in der es um das Medikament Vorinostat geht: Der gleiche Wirkstoff konnte bei Alzheimerstudien bei Mäusen Lernen und Gedächtnis verbessern und pathologische Veränderungen hemmen, wie André Fischer vom DZNE Göttingen herausgefunden hat.

tags: #die #formel #gegen #alzheimer #forschung