Durchblutungsstörungen im Gehirn können eine Vielzahl von Symptomen verursachen, darunter Müdigkeit. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen von Durchblutungsstörungen im Gehirn, die damit verbundenen Symptome und die verfügbaren Behandlungsoptionen.
Einleitung
Das Gehirn ist ein hochkomplexes Organ, das für seine Funktion eine ständige Versorgung mit Sauerstoff und Nährstoffen benötigt. Diese Versorgung wird durch ein Netzwerk von Blutgefäßen gewährleistet. Wenn die Durchblutung des Gehirns gestört ist, kann dies zu einer Vielzahl von Problemen führen, einschließlich Müdigkeit.
Was sind Durchblutungsstörungen im Gehirn?
Von einer Durchblutungsstörung spricht man, wenn das Blut nicht mehr ungehindert durch die Gefäße fließt. Das Gehirn ist auf eine gleichmäßige und ausreichende Blutversorgung angewiesen, um seine komplexen Funktionen aufrechtzuerhalten. Eine Durchblutungsstörung im Gehirn - auch zerebrale Ischämie genannt - liegt vor, wenn das Gehirn nicht mehr ausreichend mit Blut, Sauerstoff und Nährstoffen versorgt wird. Das kann akut, z. B. durch ein Blutgerinnsel, oder schleichend durch verengte Gefäße passieren.
Vaskuläre Demenz als Folge von Durchblutungsstörungen
Vaskuläre Demenz ist nach der Alzheimer-Krankheit die häufigste Demenzerkrankung. Sie entsteht aufgrund von Durchblutungsstörungen im Gehirn. Ursachen hierfür können Ablagerungen in Blutgefäßen, Blutgerinnsel oder Hirnblutungen auch in kleinerem Umfang sein. Diese können dazu führen, dass Bereiche des Gehirns mit zu wenig Sauerstoff versorgt werden, wodurch Hirnzellen in unterschiedlichen Bereichen des Gehirns geschädigt werden oder absterben. Das Risiko für eine vaskuläre Demenz kann steigen, wenn das Herz-Kreislaufsystem beeinträchtigt ist.
Bei vaskulärer Demenz können zu Beginn vor allem Probleme mit Aufmerksamkeit, verlangsamtem Denken sowie Persönlichkeitsveränderungen auftreten. Dazu können Gangstörungen oder Kontrollverluste der Blase sowie Probleme mit der Sprache kommen. Auch Gedächtnisstörungen können auftreten, stehen aber zu Beginn nicht immer im Vordergrund.
Lesen Sie auch: Was sind die Ursachen für Wadenkrämpfe?
Ursachen für Durchblutungsstörungen im Gehirn
Die wichtigste Ursache für Durchblutungsstörungen ist die Arteriosklerose, also Kalk- und Fettablagerungen in den Blutgefäßen. Dies betrifft etwa vier Millionen Deutsche. Arteriosklerose (oder Atherosklerose) ist die häufigste Ursache für Durchblutungsstörungen bei Menschen über 50 Jahre. Bei der Arteriosklerose bilden sich Ablagerungen, sogenannte Plaques, in den Arterien und verengen diese, wodurch das Gewebe nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt wird.
Weitere Ursachen können sein:
- Schlaganfälle, die eine Hirnarterie verschließen
- Stille Schlaganfälle, die ohne spürbare Symptome verlaufen
- Arterienverkalkung (Arteriosklerose)
- Bluthochdruck
- Herzrhythmusstörungen (Vorhofflimmern)
- Gefäßentzündungen im Gehirn, bedingt durch Medikamente oder Drogenkonsum
- Aneurysma (Aussackung eines Blutgefäßes) im Bereich des Gehirns
- Verspannungen der Halswirbelsäule
- Angeborene Fehlbildung der Blutgefäße
Risikofaktoren für Durchblutungsstörungen
Verschiedene Faktoren können das Risiko für Durchblutungsstörungen im Gehirn erhöhen:
- Alter
- Geschlecht (Männer haben ein höheres Risiko)
- Genetische Veranlagung
- Rauchen
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck
- Diabetes
- Hohe Blutfettwerte
- Starkes Übergewicht (Adipositas)
- Veränderter Fettstoffwechsel - insbesondere ein erhöhter LDL-Cholesterinspiegel
- bestimmte Herzkrankheiten wie Vorhofflimmern, koronare Herzkrankheit oder Herzschwäche
- Bewegungsmangel
- ungesunde Ernährung
Symptome von Durchblutungsstörungen im Gehirn
Durchblutungsstörungen im Gehirn machen sich durch eine Vielzahl von Symptomen bemerkbar. Da Durchblutungsstörungen an den verschiedensten Stellen im Gehirn auftreten und sowohl vorübergehend als auch chronisch sein können, äußern sich die Symptome unterschiedlich. Bei einer chronischen Mangeldurchblutung im Gehirn ist vor allem die Gedächtnisleistung in Mitleidenschaft gezogen. Sie kann zu einer vaskulären Demenz führen.
Eine akute Durchblutungsstörung im Gehirn führt dagegen meist zu Empfindungs- und Wahrnehmungsstörungen. Die Beschwerden dauern wenige Minuten bis zu einigen Stunden an und werden als transitorische ischämische Attacke (TIA) bezeichnet. Da solch ein "Mini-Schlaganfall" oft Vorbote eines "richtigen" Schlaganfalls ist, sollten sie dringend von einem Arzt abgeklärt werden.
Lesen Sie auch: MRT-Diagnostik von Hirndurchblutungsstörungen
Zu den häufigsten Symptomen gehören:
- Müdigkeit, Abgeschlagenheit und Antriebslosigkeit
- Wahrnehmungs- und Bewusstseinsstörungen
- Schwindel, Übelkeit und Erbrechen
- Störungen des Sehvermögens
- Konzentrationsprobleme
- Gedächtnisstörungen
- Taubheitsgefühl in Armen und Beinen
- Lähmungen im Bereich des Gesichts, der Arme und Beine
- Koordinationsschwierigkeiten
- Schmerzen im Bereich der Nackenmuskulatur
- Sprachstörung
- Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörung
- eingeschränkte Handlungsfähigkeit (Apraxie)
- Verlangsamung
- Antriebsstörung
- Veränderungen der Stimmung sowie Stimmungsschwankungen
- Wesensänderung
- Vergesslichkeit
- rasche geistige und körperliche Erschöpfbarkeit
- Gehstörung
- verstärkter Harndrang oder Inkontinenz (Miktionsstörung)
- Kau- und Schluckbeschwerden (Pseudobulbärparese)
Die Rolle von Müdigkeit bei Durchblutungsstörungen
Müdigkeit ist ein häufiges Symptom bei Durchblutungsstörungen im Gehirn. Sie kann verschiedene Ursachen haben:
- Sauerstoffmangel: Eine unzureichende Durchblutung führt zu einem Sauerstoffmangel im Gehirn, was die Energieproduktion der Zellen beeinträchtigt.
- Stoffwechselstörungen: Durchblutungsstörungen können den Stoffwechsel im Gehirn stören und zu einem Mangel an wichtigen Nährstoffen führen.
- Entzündungen: Durchblutungsstörungen können Entzündungen im Gehirn auslösen, die ebenfalls Müdigkeit verursachen können.
- Depressionen: Durchblutungsstörungen im Gehirn können auch Depressionen auslösen, die oft mit Müdigkeit einhergehen.
Diagnose von Durchblutungsstörungen im Gehirn
Um festzustellen, ob überhaupt eine Demenz vorliegt, werden zunächst die Symptome und deren Verlauf erfasst. Dies gibt möglicherweise schon Hinweise, ob es sich um eine vaskuläre Demenz handelt. Für eine Diagnose werden verschiedene Untersuchungen durchgeführt. Am Anfang der Diagnostik steht das ärztliche Gespräch über die persönliche Krankengeschichte. Besonders wichtig sind dabei frühere oder aktuelle Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Erkrankungen der Hirngefäße, Bluthochdruck und Diabetes.
Die Ärztin oder der Arzt erkundigt sich nach Beschwerden und Problemen im Alltag, nach Stimmungsschwankungen sowie nach den Lebensumständen. Nach dem Gespräch folgt eine körperliche Untersuchung, um festzustellen, ob Durchblutungsstörungen vorliegen.
Folgende Untersuchungen können durchgeführt werden:
Lesen Sie auch: Wirksamkeit von Globuli bei Hirndurchblutungsstörungen
- Körperliche Untersuchung: Hierbei wird das Herz-Kreislauf-System sowie neurologische Funktionen, zum Beispiel der Gleichgewichtssinn, untersucht.
- Blutuntersuchungen: Diese können Hinweise auf Risikofaktoren für Durchblutungsstörungen geben.
- Bildgebende Verfahren: Mit bildgebenden Verfahren wie CT (Computertomographie) oder MRT (Magnetresonanztomographie) können Veränderungen im Gehirn festgestellt werden. Bei einem Verdacht auf eine vaskuläre Demenz wird vor allem das Herz-Kreislauf-System untersucht, also Blutdruck, Herzgeräusche und Herzgröße. Ebenso wichtig ist der neurologische Status, der die Koordination, Motorik, den Tastsinn und den Gleichgewichtssinn umfasst.
- Medizinische Demenztests: Diese dienen der Beurteilung der geistigen Leistungsfähigkeit. Dabei werden bestimmte geistige Leistungsbereiche, wie Gedächtnis und die Konzentrationsfähigkeit getestet.
- Neuropsychologische Tests: Unterschiedliche Tests ermöglichen es, den Abbau geistiger Fähigkeiten abzuschätzen. Das Resultat solcher Tests ist bei einer vaskulären Demenz typischerweise eine Schwäche in den Bereichen „Aufmerksamkeit“ oder „Sprache“ und weniger bei den Gedächtnisfunktionen.
- Untersuchung des Herz-Kreislauf-Systems: Hierzu gehören die Messung des Blutdrucks und Blutuntersuchungen, um zum Beispiel einen erhöhten LDL-Cholesterinwert nachzuweisen. Zur Überprüfung der Herzfunktionen wird in der Regel ein Elektrokardiogramm (EKG) und ein Langzeit-EKG durchgeführt, vor allem, um ein Vorhofflimmern zu erkennen. Beim Langzeit-EKG kommt ein tragbares Gerät zum Einsatz, das die Herzaktivität über einen längeren Zeitraum (meist 24 Stunden) aufzeichnet.
- Gen-Tests: Manche Gefäßerkrankungen, die eine vaskuläre Demenz begünstigen, sind erblich und können, wenn eine genetisch bedingte Erkrankung vermutet wird, über Tests nachgewiesen werden.
Behandlung von Durchblutungsstörungen im Gehirn
Die Behandlung einer Durchblutungsstörung im Gehirn richtet sich nach deren Ursache. Die Medizin unterscheidet hierbei zwischen akuten und vorbeugenden Maßnahmen sowie Rehabilitationsbehandlungen. Bei einer akuten Erkrankung versucht der Arzt initial das Gehirn vor weiteren Schäden zu bewahren. Der Behandlungsansatz ist abhängig von der Art der Erkrankung.
Ziel der Therapie ist es, weiteren Schäden vorzubeugen und eine Verschlimmerung der Beschwerden aufzuhalten, beziehungsweise zu verlangsamen. Bei der vaskulären Demenz werden Durchblutungsstörungen im Gehirn mit blutverdünnenden Medikamenten behandelt. So kann weiteren Schlaganfällen vorgebeugt werden. Bluthochdruck, erhöhter Cholesterinspiegel und erhöhter Blutzucker können ebenfalls medikamentös behandelt werden.
Da die Symptome einer vaskulären Demenz sehr unterschiedlich sein können, ist die Behandlung sehr individuell. Es gibt verschiedene Ansätze, eine vaskuläre Demenz ohne Medikamente zu behandeln. Behandlungsmöglichkeiten wie Physiotherapie, Ergotherapie oder Logopädie können helfen, die kognitiven Fähigkeiten und somit die Lebensqualität der Patientin oder des Patienten zu verbessern. Auch Musiktherapie, Erinnerungsarbeit und Krankengymnastik können Betroffenen helfen.
Vaskuläre Demenz kann mit Gesprächen (kognitive Stimulation) oder Erinnerungsarbeit (autobiographische Arbeit) behandelt werden. Körperliche Betätigung oder Kunsttherapie können geeignete Behandlungsmethoden darstellen.
Rehabilitation nach einem Schlaganfall
Kommt es im Zuge einer Durchblutungsstörung des Gehirns zu einem Schlaganfall, steht dem Patienten nach der ärztlichen Notversorgung ein breites Spektrum an Therapie- und Rehabilitationsmaßnahmen zur Verfügung. Die Behandlung richtet sich nach der Ursache sowie der Lokalisation des Schadens. Die Therapie ist zudem immer individuell und zielt darauf auf, dass der Patient größtmögliche Selbstständigkeit erlangt. Je nach gesundheitlicher Verfassung und Schweregrad der Folgeschäden, sind unterschiedliche Reha-Maßnahmen möglich, die die Einschränkungen des Patienten berücksichtigen.
Zu den gängigsten Rehabilitationsmaßnahmen zählen Therapien aus den Bereichen der Physiotherapie, der Logopädie, der Ergotherapie sowie der Sporttherapie. Ergänzt werden diese Maßnahmen zudem oftmals durch aktivierende Pflegekonzepte sowie Ernährungsberatungen und Schulungen hinsichtlich des Lebensstils. Je nach Gesundheitszustand des Patienten kann der Arzt zudem auch neuropsychologische Maßnahmen verordnen. Im Zuge dieser Therapien erlernen Patienten den besseren Umgang mit ihrer Erkrankung und etwaigen Folgeschäden.
Ob eine Rehabilitation ambulant oder stationär durchgeführt wird, richtet sich nach dem allgemeinen Gesundheitszustand des Patienten, den Lebensumständen sowie dessen Wünschen.
Medikamentöse Behandlung
Soweit sich keine Verengungen der Gefäße nachweisen lassen, werden meist Medikamente zur Verbesserung der Fließeigenschaften des Blutes (sogenannte Blutverdünner) zum Einsatz kommen. Wenn ein Blutgerinnsel die Gefäße verstopft oder die Halsgefäße zu stark verengt sind, muss möglicherweise auch operiert werden.
Was kann man selbst tun?
Schon kleine Veränderungen im Alltag helfen:
- Pflanzliche Mittel wie Pycnogenol oder Aescin: können die Mikrozirkulation und Gefäßgesundheit zusätzlich unterstützen
- Tägliche Bewegung: z. B. Spaziergänge oder Fahrradfahren
- Gesunde Ernährung: viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukte
- Ausreichend trinken: mindestens 1,5 Liter Wasser oder ungesüßten Tee pro Tag
- Regelmäßige Pausen: um Stress abzubauen
Vorbeugung von Durchblutungsstörungen im Gehirn
Einer vaskulären Demenz beugt man vor, indem man einem Schlaganfall vorbeugt. Wer sich regelmäßig bewegt, kann (weiteren) Schlaganfällen vorbeugen. Die frühzeitige Behandlung risikobehafteter Vorerkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes mellitus oder Adipositas ist ein entscheidender Beitrag zur Demenzvorsorge.
Darüber hinaus ist es wichtig, mit seinem persönlichen Lebensstil zur Gesundheit des Herz-Kreislauf-Systems beizutragen:
- Nicht rauchen
- Sich viel bewegen (tägliches Gehtraining von mindestens 30 Minuten)
- Auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung achten
- Übergewicht reduzieren
- Risikoerkrankungen wie Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen oder Diabetes konsequent behandeln lassen
- ausgewogene Ernährung
- körperliche Bewegung
- nicht rauchen
- Außerdem wird zur allgemeinen Demenzvorbeugung ein geistig und sozial aktives Leben empfohlen.
tags: #Durchblutungsstörungen #Gehirn #Müdigkeit #Ursachen