In Anbetracht des wachsenden Bedarfs an Pflege und Betreuung von Demenzkranken in Deutschland kommt ehrenamtlichen Helfern eine immer größere Bedeutung zu. Angesichts des Mangels an professionellen Pflegekräften und der steigenden Zahl von Menschen mit Demenz, die zu Hause betreut werden, leisten ehrenamtliche Helfer einen unschätzbaren Beitrag zur Unterstützung von Betroffenen und ihren Familien.
Die Notwendigkeit ehrenamtlicher Hilfe in der Demenzbetreuung
Deutschland sieht sich seit Jahren mit einem Mangel an Pflegekräften konfrontiert. Die Bevölkerung wird immer älter, während gleichzeitig zu wenige Menschen den Pflegeberuf ergreifen. Ehrenamtliche Helfer in der Pflege stellen hier einen klaren Gewinn für die Gesellschaft dar. Besonders im Bereich der Demenzkranken wird viel Unterstützung benötigt. In Deutschland leben etwa 1,8 Millionen Menschen mit Demenz, von denen zwei Drittel zu Hause betreut werden. Die Diagnose Demenz, sei es durch die Alzheimer-Krankheit oder gefäßbedingte Demenzen, bedeutet einen starken Einschnitt in das bisherige Leben und erfordert eine engmaschige Betreuung und Unterstützung der Patienten in allen Lebensbereichen.
Aufgaben und Tätigkeiten ehrenamtlicher Helfer
Auch wenn ehrenamtliche Helfer nicht dazu gedacht sind, Pflegeleistungen wie Waschen oder Anziehen zu erbringen, so können sie doch wertvolle Unterstützung im Alltag Demenzkranker erbringen. Diese Form der Unterstützung nennt sich „niedrigschwelliges Angebot“ und fördert das Wohlbefinden der Patienten. Ehrenamtliche können insbesondere bei der Beschäftigung von Demenzkranken Menschen helfen und ihnen auf sozialer Ebene Kontakt und Unterstützung ermöglichen.
Zu den typischen Aufgaben ehrenamtlicher Helfer in der Demenzbetreuung gehören:
Beschäftigung und Aktivierung: Ehrenamtliche gestalten die Freizeit von Demenzkranken aktiv mit, indem sie beispielsweise Vorlesen, Spiele spielen, Spaziergänge unternehmen oder gemeinsam Musik hören. Sie unterstützen die vorhandenen Fähigkeiten der Patienten und tragen so dazu bei, dass diese länger erhalten bleiben.
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Gespräche und soziale Interaktion: Ehrenamtliche Helfer bieten Demenzkranken die Möglichkeit, sich auszutauschen, Erinnerungen zu teilen und soziale Kontakte zu pflegen. Sie hören zu, nehmen die Patienten ernst und schenken ihnen Aufmerksamkeit.
Begleitung im Alltag: Ehrenamtliche begleiten Demenzkranke zu Terminen, wie Arztbesuchen oder kulturellen Veranstaltungen, und unterstützen sie bei alltäglichen Aufgaben, wie Einkaufen oder Spaziergängen.
Unterstützung bei der Orientierung: Ehrenamtliche helfen Demenzkranken, sich in ihrer Umgebung zurechtzufinden, indem sie ihnen beispielsweise den Weg weisen, ihnen die Uhrzeit nennen oder ihnen bei der Erinnerung an wichtige Ereignisse helfen.
Abbau von Ängsten und Unsicherheiten: Ehrenamtliche vermitteln Demenzkranken Sicherheit und Geborgenheit, indem sie ihnen zuhören, sie beruhigen und ihnen helfen, mit ihren Ängsten und Unsicherheiten umzugehen.
Entlastung für Angehörige
Auch für die Angehörigen von Demenzkranken können Ehrenamtliche wertvolle Hilfen leisten. So bedeutet ein Fall von Demenz bzw. Alzheimer in der Familie für die pflegenden Angehörigen meist eine große Belastung, sowohl psychisch und physisch als auch sozial. Viele pflegende Angehörige geben sich selber auf, um für ihr Familienmitglied da zu sein, was nicht selten dazu führt, dass sie selber auch Hilfe anderer Menschen benötigen. Ehrenamtliche Helfer können Angehörige entlasten, indem sie die Betreuung der Demenzkranken stundenweise übernehmen, sodass die Angehörigen Zeit für sich selbst haben, um ihren eigenen Bedürfnissen nachzugehen.
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Voraussetzungen und Schulungen für ehrenamtliche Helfer
Wenn Sie sich dazu entschließen, ein sogenannter Demenzpate oder Demenzbegleiter zu werden und bei der Betreuung sowie Begleitung eines Demenzkranken zu helfen, dann ist es umso wichtiger, dass Sie verlässlich sind und Absprachen mit der Familie einhalten. Um als ehrenamtlicher Helfer mit diesen Krankheitssymptomen umgehen zu können, müssen sie sie nicht nur gut kennen und einordnen. Je langfristiger Sie Ihr Engagement gestalten wollen, desto besser stehen die Chancen, dass Sie ein gutes Verhältnis zu den Patienten aufbauen und dass Sie bei Ihnen eine Verbesserung des Wohlbefindens erreichen.
Viele Organisationen bieten Schulungen für ehrenamtliche Helfer in der Demenzbetreuung an. Zu diesen Schulungen bzw. Diese Schulungen dauern üblicherweise 20 bis 30 Stunden. In diesen Schulungen werden die Ehrenamtlichen auf die besonderen Bedürfnisse von Demenzkranken vorbereitet und lernen, wie sie mit schwierigen Situationen umgehen können.
Das sollten Sie für das Ehrenamt mitbringen:
- Freude am Umgang mit Menschen mit Demenz
- Bereitschaft sich weiterzubilden
- Verlässlichkeit und Verantwortungsbewusstsein
- Wertschätzung und Empathie
- Ungefähr zwei bis drei Stunden Zeit pro Woche
Finanzielle Aspekte
Achtung: Auch wenn die ehrenamtlichen Helfer kein Geld für ihre Arbeit erhalten, heißt das nicht, dass ehrenamtliche Hilfe auch für Sie kostenlos ist. Am Besten fragen Sie direkt zu Beginn nach, welche Kosten bei der Inanspruchnahme ehrenamtlicher Hilfe auf Sie zukommen. Zum Teil können die Kosten auch an die Pflegekassen weitergereicht werden, die diese Leistungen als sogenannte „Verhinderungspflege“ geltend machen - auch das Pflegegeld bietet sich an. Einige Angebote sind auch gänzlich kostenlos. Wer auf Pflegedienstleistungen zurückgreifen muss, bekommt in der Regel finanzielle Unterstützung von der Kranken- oder Pflegeversicherung. Doch nicht immer werden alle Leistungen übernommen und besonders wenn es bei den Pflegedienstleistungen über die Grundpflege hinaus geht, zahlen Kassen meistens nicht.
Organisationen und Anlaufstellen für ehrenamtliche Helfer
Möglichkeiten für Menschen, sich ehrenamtlich zu engagieren, gibt es viele. Bei der Diakonie oder dem Malteser Hilfsdienst, bei der Caritas, bei den Trägern der Altenhilfe und bei der Kirche oder Gemeinde können Sie sich melden und angeben, welche Formen der ehrenamtlichen Hilfe Sie leisten wollen.
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In Deutschland gibt es aktuell 132 Alzheimer-Gesellschaften auf örtlicher und Landesebene, die unter dem Dach der DAlzG zusammenarbeiten. Ihr Ziel ist es für Menschen mit Demenz und ihre An- und Zugehörigen das Leben mit der Krankheit zu verbessern. Neben den ehrenamtlichen Vorstandsmitgliedern gibt es in den Alzheimer-Gesellschaften viele weitere Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren, zum Beispiel in der Beratung oder in der Betreuung und Begleitung von Menschen mit Demenz.
Initiativen und Projekte zur Förderung ehrenamtlicher Demenzbetreuung
Die Stadt Bensheim hatte sich gemeinsam mit dem Caritas Zentrum Franziskushaus - Mehrgenerationenhaus Bensheim beim Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben für die „Lokale Allianz für Menschen mit Demenz“ beworben. Die ehrenamtlichen Helfer fungieren als Ansprechpersonen und Wegweiser für Angehörige demenziell erkrankter Familienmitglieder sowie Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen in der Anfangsphase der Erkrankung. Die Demenzlotsinnen und Demenzlotsen helfen dabei, die richtige Kontaktperson für das jeweilige Anliegen zu finden. Sie bilden eine Brücke zu professionellen Beratungsangeboten und Anbietern. Die Mittel für das Projekt Demenzlotsen kommen aus dem Bundesförderprogramm „Lokale Allianz für Menschen mit Demenz“. Ziel des Programms ist die Sensibilisierung und Enttabuisierung des Themas Demenz, die Inklusion und Partizipation demenzerkrankter Menschen und ihrer Angehörigen sowie die Beratung, Unterstützung und Entlastung Angehöriger von Menschen mit Demenz.
Die DAlzG hat ein neues Projekt zur Ehrenamtlichen Begleitung von Menschen mit beginnender Demenz ins Leben gerufen. Denn gerade in dieser ersten Phase haben Menschen mit einer beginnenden Demenz viele Fragen und brauchen einen Ansprechpartner, um sich auf diese neue Lebensphase einzustellen. Wer sich hier als Unterstützer einbringen möchte, erhält vorab eine spezielle Schulung, die ihn für diese Aufgabe qualifiziert.
Herausforderungen und Umgang mit schwierigen Situationen
Demenzpatienten neigen dazu, häufig unverständlich und unzusammenhängend zu erzählen. Sie wiederholen Sätze und Fragen mitunter sehr häufig. Sie sprechen ungefiltert alles aus, was ihnen im Kopf herum schwebt. Sie haben gute und schlechte Tage, sind depressiv, verwirrt oder verängstigt. Rückschläge in der Betreuung von Demenz-Patienten sind ganz normal und werden Ihnen mit Sicherheit widerfahren. Schließlich gibt es für die Krankheit keine Heilung und die Degeneration schreitet immer weiter fort. Mit dem Gedanken, den Betroffenen zu heilen, dürfen Sie daher nicht an Ihr Ehrenamt herangehen.
Alternativen zum ehrenamtlichen Engagement
Wenn Sie sich selber nicht aktiv im Ehrenamt engagieren wollen oder können, bleibt Ihnen immer noch die Möglichkeit, durch Spenden einen Beitrag für Demenzkranke zu leisten. So können Betreuungsangebote, Einrichtungen mit Beutreuungsgruppen und ehrenamtliche Hilfestellungen gefördert werden.
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