Eisenmangel und Muskelkrämpfe in den Beinen: Ursachen und Lösungen

Eisen ist ein lebensnotwendiges Spurenelement, das für eine Vielzahl von Körperfunktionen unerlässlich ist. Es spielt eine Schlüsselrolle bei Stoffwechselvorgängen, der Blutbildung und dem Sauerstofftransport. Da der Körper Eisen nicht selbst produzieren kann, muss es über die Nahrung aufgenommen werden. Der menschliche Körper enthält durchschnittlich 4-5 g Eisen, das in verschiedenen Formen vorliegt.

Die Bedeutung von Eisen im Körper

Etwa 25 % des Eisens werden als Speichereisen (z. B. Ferritin) in Leber und Knochenmark gespeichert und bei Bedarf freigesetzt. Bis zu 3 % sind an das Transportprotein Transferrin gebunden, das für den Eisentransport im Blutplasma verantwortlich ist. Der größte Teil des Eisens ist an Hämoglobin gebunden, dem roten Blutfarbstoff in den Erythrozyten, der den Sauerstofftransport im Körper ermöglicht. In den Muskeln wird Eisen zur Produktion von Myoglobin benötigt, einem Protein, das eine entscheidende Rolle beim Sauerstofftransport zu den Muskelzellen spielt. Myoglobin ist wichtig für die Muskelfunktion und Leistungsfähigkeit.

Eisenmangel: Ein Überblick

Ein Eisenmangel liegt vor, wenn dem Körper nicht genügend Eisen zur Verfügung steht, um seine Bedürfnisse zu decken. Dies kann zu einer Vielzahl von Symptomen und Befunden führen, die nahezu jedes medizinische Fachgebiet betreffen können. In Europa sind etwa 5-10 % der Menschen von Eisenmangel betroffen, wobei Frauen im gebärfähigen Alter mit etwa 20 % häufiger betroffen sind.

Ursachen für Eisenmangel

Ein Eisenmangel entsteht durch ein Ungleichgewicht zwischen Eisenaufnahme und -bedarf. Mögliche Ursachen sind:

  • Ungenügende Eisenzufuhr: Eine unausgewogene Ernährung, Magen-, Darm- und Stoffwechselstörungen sowie Essstörungen/Diäten können zu einer unzureichenden Eisenzufuhr führen.
  • Gesteigerter Eisenbedarf: Schwangerschaft, Stillzeit sowie eine vegane oder vegetarische Ernährung können den Eisenbedarf erhöhen. Während der Schwangerschaft steigt der Eisenbedarf erheblich, um die Sauerstoffversorgung von Mutter und Kind sicherzustellen.
  • Erhöhter Eisenverlust: Blutspenden, starke Menstruationsblutungen oder Blutungen im Magen-Darm-Trakt können zu einem erhöhten Eisenverlust führen. Chronisch entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa können ebenfalls wiederholte Blutungen verursachen.

Risikogruppen für Eisenmangel

Bestimmte Personengruppen haben ein höheres Risiko für Eisenmangel:

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  • Frauen im gebärfähigen Alter
  • Schwangere und Stillende
  • Ältere Menschen (infolge von Mangelernährung und chronisch-entzündlichen Grunderkrankungen)
  • Neugeborene und Kinder
  • Vegetarier/Veganer
  • Menschen mit Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts (z. B. Zöliakie, Morbus Crohn)
  • Menschen mit malignen Erkrankungen, wie z. B. Tumoren
  • Leistungssportler
  • Blutspender
  • Patienten mit chronischer Nierenerkrankung

Symptome von Eisenmangel

Die Symptome eines Eisenmangels sind vielfältig und setzen häufig schleichend ein. Folgende Anzeichen und Symptome können auf einen Eisenmangel hinweisen:

  • Brüchige Fingernägel
  • Haarausfall
  • Erschöpfungszustände
  • Konzentrationsstörungen
  • Depressive Verstimmung
  • Schlafstörungen
  • Kopfschmerzen
  • Unruhige, kribbelnde Beine (Restless Legs)
  • Muskelverspannungen
  • Schwindel
  • Geringere Leistungsfähigkeit
  • Erhöhte Infektanfälligkeit
  • Blässe
  • Kurzatmigkeit bei körperlicher Anstrengung
  • Pochen oder Rauschen in den Ohren
  • Wunde, eingerissene Mundwinkel
  • Brüchige Nägel
  • Wunde Zunge
  • Schwierigkeiten beim Schlucken
  • Bedürfnis, nicht essbare Dinge wie Papier oder Eiswürfel zu essen

Auswirkungen von Eisenmangel auf das allgemeine Wohlbefinden

Ein Eisenmangel kann das allgemeine Wohlbefinden stark beeinträchtigen. Anhaltende Müdigkeit reduziert nicht nur die Leistungsfähigkeit und Belastbarkeit, sondern senkt auch die Lebensqualität. Üblicherweise tritt Müdigkeit aufgrund von Eisenmangel mit weiteren Symptomen wie Kopfschmerzen oder Konzentrationsstörungen auf.

Eisenmangel und Muskelverspannungen

Eisenmangel kann mit vermehrten Muskelkrämpfen und -verspannungen einhergehen. Das eisenhaltige Muskelprotein Myoglobin dient als Sauerstoffträger und ist für die Sauerstoffversorgung der Muskulatur verantwortlich. Bei einem Eisenmangel kann weniger Myoglobin gebildet werden, was negative Folgen für die sauerstoffabhängige Kontraktionsleistung der Muskeln hat. Es kann folglich zu Muskelschmerzen, -schwächen und -verspannungen sowie zu einer verminderten körperlichen Leistungsfähigkeit kommen.

Wie Eisenmangel zu Muskelverspannungen führt

Das eisenhaltige Muskelprotein Myoglobin dient als Sauerstoffträger und ist für die Sauerstoffversorgung der Muskulatur verantwortlich. Bei einem Eisenmangel kann weniger Myoglobin gebildet werden, was negative Folgen für die sauerstoffabhängige Kontraktionsleistung der Muskeln hat. Es kann folglich zu Muskelschmerzen, -schwächen und -verspannungen sowie zu einer verminderten körperlichen Leistungsfähigkeit kommen.

Eisenmangelanämie

Eine Eisenmangelanämie entsteht, wenn das verfügbare und gespeicherte Eisen in den Zellen unter einen Grenzwert sinkt und dadurch Körperfunktionen beeinträchtigt werden. Die Eisenmangelanämie selbst ist definiert durch die Verminderung der Hämoglobinkonzentration im Blut unterhalb der Altersnorm. Durch diesen Mangel fehlt dem menschlichen Organismus das notwendige Eisen, um rote Blutkörperchen zu bilden. Als Folge ist vor allem der Sauerstofftransport zu Organen und Geweben eingeschränkt. Liegt der Hb-Wert unterhalb des Grenzwerts von 12 g/dl bei Frauen, 11 g/dl bei Schwangeren und 13 g/dl bei Männern, spricht man von einer Eisenmangelanämie.

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Der tägliche Eisenbedarf

Für eine optimale Muskelgesundheit braucht der menschliche Körper, abhängig von Alter, Geschlecht und der physiologischen Situation, unterschiedliche Mengen an Eisen.

AlterEisen mg/Tag
Säuglinge 0 bis unter 4 Monatec,d0,5
4 bis unter 12 Monate8
Kinder 1 bis unter 4 Jahre8
4 bis unter 7 Jahre8
7 bis unter 10 Jahre10
10 bis unter 13 Jahre12
13 bis unter 15 Jahre12
Jugendliche und Erwachsene 15 bis unter 19 Jahre12
19 bis unter 25 Jahre10
25 bis unter 51 Jahre10
51 bis unter 65 Jahre10
65 Jahre und älter10
Schwangere30
Stillende20

Eisenreiche Ernährung zur Vorbeugung von Muskelverspannungen

Eine eisenreiche Ernährung kann dazu beitragen, die Muskeln mit ausreichend Sauerstoff zu versorgen und damit eisenmangelbedingten Muskelverspannungen, Muskelschmerzen oder auch Muskelschwäche vorzubeugen. Jedoch entscheidet nicht nur der Eisengehalt über die Qualität des Nahrungsmittels als Eisenlieferant, sondern auch die Form, in der das Eisen vorliegt. Eisen aus Fleisch kann wesentlich effektiver aufgenommen werden als Eisen aus Gemüse und Getreideprodukten. Viele tierische Lebensmittel enthalten Häm-Eisen, das direkt über den Dünndarm in den Blutkreislauf aufgenommen werden kann. Hingegen muss Eisen aus pflanzlichen Quellen im Darm zunächst umgewandelt werden.

Gute Eisenquellen

Folgende Lebensmittel sind besonders gute Eisenquellen:

  • Fleisch (z. B. rotes Muskelfleisch oder Leber)
  • Fisch und Meeresfrüchte (z. B. Miesmuscheln, Krabben, Thunfisch)
  • Gemüse (z. B. Spinat, Schwarzwurzel, Mangold)
  • Hülsenfrüchte (z. B. Linsen, Sojabohnen)
  • Früchte und Nüsse (z. B. Pistazien, Cashewkerne, Sesam, Erdbeeren)

Die Rolle von Magen und Vitamin C bei der Eisenaufnahme

Eine Kombination von eisenreichen Lebensmitteln und Vitamin C (Ascorbinsäure) kann die Eisenaufnahme steigern. Im Magen wird das in der Nahrung enthaltende Eisen freigesetzt und umgewandelt, so dass es im Dünndarm resorbiert werden kann. Vitamin C fördert die Eisenaufnahme im Dünndarm.

Diagnose von Eisenmangel

Bei Verdacht auf Eisenmangel sollte zunächst der Arzt oder die Ärztin aufgesucht werden. In der Praxis wird der Patientin oder dem Patienten Blut abgenommen und im Labor untersucht. Die Ergebnisse liegen dann in der Regel nach etwa einer Woche vor. Dabei werden je nach Schwere des Eisenmangels drei Stadien unterschieden:

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  • Stadium I: Die Eisenspeicher sind teilweise entleert, das vorhandene Eisen reicht aber noch für die Herstellung roter Blutkörperchen (Erythropoese).
  • Stadium II: Das Eisen reicht nicht mehr aus, damit im Knochenmark neue rote Blutkörperchen entstehen können. Die Werte für das Hämoglobin - wichtig für den Sauerstofftransport - liegen aber noch im normalen Bereich.
  • Stadium III: Eine Eisenmangelanämie liegt vor. Die Hämoglobinwerte sind erniedrigt.

Die wichtigsten Labor-Parameter, die bei Verdacht auf einen Eisenmangel gemessen werden bzw. auffällig sein können, sind in der folgenden Tabelle zusammengefasst:

ParameterBedeutungReferenzwerte*
Serum-FerritinFerritin ist ein Protein, das Eisen speichert und den Eisenspeicher im Körper widerspiegelt.Männer: 34 - 310 µg/l
Frauen: 30 - 112 µg/l
Hämoglobin (Hb)Hämoglobin ist ein Protein in den roten Blutkörperchen, das Sauerstoff transportiert.Männer: 13 - 18 g/dL
Frauen: 12 - 16 g/dL
MCH (Mittleres korpuskuläres Hämoglobin)MCH gibt die durchschnittliche Menge an Hämoglobin in einem einzelnen roten Blutkörperchen an.27 - 34 pg
MCV (Mittleres korpuskuläres Volumen)MCV misst das durchschnittliche Volumen eines roten Blutkörperchens.80 - 96 fl
Hämatokrit (Hkt)Hämatokrit gibt den prozentualen Anteil der roten Blutkörperchen am Gesamtblutvolumen an.Männer: 43% - 49%
Frauen: 37% - 45%
Transferrinsättigung (TSAT)Die Transferrinsättigung gibt an, wie viel Prozent des Transferrins (ein Transportprotein für Eisen) mit Eisen beladen sind.16% - 45%
Löslicher Transferrinrezeptor (sTfR)Der lösliche Transferrinrezeptor spiegelt die Anzahl der Rezeptoren wider, die für den Eisen-Transport auf den Zellen verfügbar sind.0,9 - 2,8 mg/L
Retikulozyten-HämoglobinDieser Wert gibt den Hämoglobingehalt der jungen, noch unreifen roten Blutkörperchen an.28 - 35 pg
Erythrozytenverteilungsbreite (RDW)Die Erythrozytenverteilungsbreite misst die Variabilität der Größe der roten Blutkörperchen.11,5% - 14,5%
ZinkprotoporphyrinZinkprotoporphyrin entsteht, wenn bei Eisenmangel Zink anstelle von Eisen in das Hämoglobinmolekül eingebaut wird.≤ 40 µmol/mol Häm

Behandlung von Eisenmangel

Die Behandlung eines Eisenmangels zielt darauf ab, die Eisenspeicher des Körpers wieder aufzufüllen, den Hämoglobinwert zu normalisieren und die zugrundeliegenden Ursachen zu beheben.

  • Behandlung der Ursache: Die Ursache des Eisenmangels wird behoben, etwa indem eine Therapie der Grunderkrankung eingeleitet wird (z.B. bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen).
  • Eisensubstitution: Eisen wird substituiert, d. h. Eisenmedikamente können als Tablette oral eingenommen oder über die Vene direkt in das Blut verabreicht werden. Viele Eisentabletten enthalten zweiwertiges Eisen (Eisen-II), diese Präparate sind apothekenpflichtig und haben in der Regel eine gute Wirksamkeit. Es gibt aber auch Kapseln mit dreiwertigem Eisen (Eisen-III), die sich durch eine gute Verträglichkeit auszeichnen. In der Arztpraxis kann auch bei einem schwerwiegenden Eisenmangel Eisen-III als Infusion direkt gespritzt werden.

Orale Eisenpräparate

Bei einem mäßig bis schweren Eisenmangel kann die Behandlung mit oralen Eisenpräparaten notwendig sein. Diese sind die häufigste Form der Eisensupplementierung und beinhalten Tabletten, Kapseln oder flüssige Formen. Sie sollten idealerweise auf nüchternen Magen oder mit Vitamin-C-haltigen Getränken eingenommen werden, um die Aufnahme zu maximieren und unter ärztlicher Aufsicht eingenommen werden. Häufige Nebenwirkungen sind Magen-Darm-Beschwerden wie Verstopfung, Durchfall, Übelkeit und Bauchschmerzen. Eine schrittweise Dosiserhöhung oder die Einnahme zu den Mahlzeiten kann diese Nebenwirkungen mindern. Es kann mehrere Monate dauern, bis die Eisenspeicher wieder aufgefüllt sind.

Intravenöse Eisenzufuhr

In bestimmten Fällen kann eine intravenöse (IV) Eisenzufuhr notwendig sein:

  • Schwere Eisenmangelanämie: Bei sehr niedrigen Eisenwerten bei denen eine schnelle Erholung notwendig ist.
  • Malabsorption: Wenn der Körper nicht in der Lage ist, Eisen aus dem Verdauungstrakt aufzunehmen, wie bei bestimmten Magen-Darm-Erkrankungen oder nach Magenoperationen.
  • Unverträglichkeit von oralen Präparaten: Bei schweren Nebenwirkungen durch orale Eisenpräparate.
  • Krebserkrankungen: Krebspatienten weisen häufig einen Eisenmangel auf, der in der Regel mit Infusionen behandelt wird.

Vorbeugung von Eisenmangel

  • Regelmäßige Kontrollen: Regelmäßige Bluttests zur Überwachung relevanter Parameter (wie z.B. Ferritin, Hämoglobin u.a.) zur Beurteilung des Eisenhaushalts, insbesondere bei Personen, die ein erhöhtes Risiko aufweisen.
  • Bewusste Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung, die reich an eisenhaltigen Lebensmitteln ist, kann helfen, einen Eisenmangel vorzubeugen.
  • Supplementierung: In bestimmten Lebensphasen, wie Schwangerschaft oder intensiver sportlicher Aktivität, kann eine vorbeugende Eisensupplementierung sinnvoll sein.

Eisenmangel in der Schwangerschaft

Eine ausreichende Eisenversorgung ist während der Schwangerschaft sowohl für die Gesundheit der werdenden Mutter als auch für die Entwicklung des ungeborenen Kindes entscheidend. Da in der Schwangerschaft das Blutvolumen der Mutter erheblich zunimmt und auch der wachsende Fötus viel Eisen benötigt, steigt der Eisenbedarf deutlich an.

Ein Eisenmangel in der Schwangerschaft kann ernsthafte Komplikationen wie ein niedriges Geburtsgewicht, Frühgeburten und Wachstumsverzögerungen beim Fötus verursachen. Daher ist es wichtig, während der Schwangerschaft auf eine ausreichende Eisenversorgung zu achten, um die bestmögliche Entwicklung des ungeborenen Kindes und die Gesundheit der Mutter zu gewährleisten.

Weitere Ursachen für Muskelkrämpfe

Neben Eisenmangel können auch andere Mineralstoffmängel Muskelkrämpfe verursachen. Für die Muskelarbeit (Zusammenziehen und Entspannen der Muskeln) sind Mineralstoffe - u. a. Magnesium und Calcium - notwendig, da sie an der normal ablaufenden Erregungsweiterleitung von den Nerven auf die Muskeln beteiligt sind. Gerät dieses Zusammenspiel durch einen Mangel aus dem Gleichgewicht, können Krämpfe und Verspannungen die Folge sein.

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