Eine epidurale Blutung ist eine potenziell lebensbedrohliche Art von Hirnblutung, die sich zwischen dem Schädelknochen und der Dura mater, der äußeren Hirnhaut, ereignet. Sie entsteht meist traumatisch, beispielsweise durch einen Unfall, und kann rasch zu einem erhöhten Hirndruck und neurologischen Ausfällen führen. Eine schnelle Diagnose und Behandlung sind entscheidend, um schwerwiegende Folgen zu verhindern.
Was ist eine Hirnblutung?
Der Begriff "Hirnblutung" ist eine umgangssprachliche Bezeichnung für Blutungen innerhalb des Schädels (intrakranielle Blutung), die durch ein geplatztes Blutgefäß ausgelöst werden. Es besteht die Gefahr, dass eine Hirnblutung zum Schlaganfall führt. Dies geschieht, wenn die Blutansammlung zu Funktionsstörungen in einem Hirnareal und zum Absterben von Hirnzellen führt. Mediziner sprechen hierbei von einem hämorrhagischen Schlaganfall oder hämorrhagischen Hirninfarkt.
Genau genommen ist Hirnblutung ein Überbegriff, der verschiedene Krankheitsbilder umfasst. Je nachdem, wo die Einblutung stattfindet, unterscheiden Mediziner folgende Formen von Hirnblutung:
- Intrazerebrale Blutung (intrazerebrales Hämatom)
- Subarachnoidale Blutung (Subarachnoidalblutung)
- Epidurale Blutung (Epiduralblutung, Epiduralhämatom)
- Subdurale Blutung (Subduralblutung, Subduralhämatom)
Epidurale Blutung: Eine detaillierte Betrachtung
Bei einer Epiduralblutung (EDH) sammelt sich Blut oberhalb ("epi", griechisch "auf") der Dura mater (harte Hirnhaut). Sie ist die äußerste der drei Hirnhäute und liegt unterhalb des Schädelknochens. Eine Epiduralblutung ist also eine Einblutung zwischen Schädelknochen und harter Hirnhaut.
Ursachen und Risikofaktoren
Die Ursache für diese Form der Hirnblutung ist meist eine Gewalteinwirkung von außen (also traumatisch bedingt), etwa bei einem Unfall. Sie tritt in der Regel in Verbindung mit einem Schädelbruch (Schädelfraktur) auf. Am häufigsten verursacht ein Trauma eine Verletzung der mittleren Meningealarterie.
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Häufigkeitsgipfel: Die Mehrheit der Epiduralhämatome tritt im Rahmen von Schädel-Hirn-Traumata (SHT) auf, welche meistens durch Autounfälle verursacht werden. Das erklärt, warum zwei Drittel der Betroffenen jünger als 40 Jahre sind.
Prävalenz (Krankheitshäufigkeit): Ein EDH findet sich bei 1-3 % aller Schädel-Hirn-Traumata (SHT).
Risikofaktoren:
- Schädel-Hirn-Trauma
- Einnahme gerinnungshemmender Medikamente
- Blutgerinnungsstörungen
- Vorherige neurochirurgische Operationen
Symptome
Die Symptome eines Epiduralhämatoms können vielfältig sein und hängen von der Größe und Lokalisation der Blutung sowie der Geschwindigkeit ihrer Ausdehnung ab.
Typische Symptome:
- Initiale Bewusstlosigkeit: Nach dem auslösenden Trauma, häufig durch einen Schädel-Hirn-Trauma (SHT), verliert der Patient zunächst das Bewusstsein.
- Luzides Intervall: In vielen Fällen folgt eine Phase, in der der Patient vorübergehend wieder zu Bewusstsein kommt und sich klinisch stabilisiert. Diese Phase kann irreführend sein, da es den Anschein erweckt, als ob der Patient sich erholt.
- Sekundäre Verschlechterung: Nach dem luziden Intervall verschlechtert sich der Zustand des Patienten erneut. Das wachsende Hämatom (Bluterguss) übt zunehmenden Druck auf das Gehirn aus, was zu einer erhöhten intrakraniellen Druck (ICP; Hirndruck) führt.
- Kopfschmerzen
- Übelkeit und Erbrechen
- Verwirrung
- Pupillenerweiterung auf der betroffenen Seite (Anisokorie)
- Schwäche in einem Arm oder Bein auf der gegenüberliegenden Seite des Hämatoms (Hemiparese)
- Bewusstseinsveränderungen (Benommenheit bis Koma)
Besondere Aspekte bei Kindern und älteren Patienten:
- Kinder: Unruhe, Reizbarkeit, Nahrungsverweigerung, Erbrechen
- Ältere Patienten: Verwirrtheit, Gedächtnisprobleme, allgemeine Verschlechterung des Zustands
Diagnose
Eine schnelle Diagnose ist entscheidend, um rechtzeitig mit der Behandlung beginnen zu können.
Diagnostische Verfahren:
- Computertomografie (CT): Das wichtigste Bildgebungsverfahren, um eine Epiduralblutung schnell und zuverlässig nachzuweisen. Auf dem CT-Scan erscheint das Hämatom typischerweise als linsenförmige, helle (hyperdense) Struktur an der Innenseite des Schädels.
- Magnetresonanztomografie (MRT): Kann zusätzliche Informationen liefern, insbesondere bei der Suche nach Begleitverletzungen oder in späteren Stadien.
- Ultraschall (Sonographie): Kann bei Säuglingen mit offenen Fontanellen eingesetzt werden.
Behandlung
Ein Epiduralhämatom (EDH) stellt eine medizinische Notfallsituation dar, bei der sich die klinische Lage des Patienten schnell verschlechtern kann. Das Ziel der Behandlung ist es, den Hirndruck zu senken und weitere Schäden zu verhindern.
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Therapeutische Intervention: Eine sofortige Kraniotomie (chirurgische Öffnung des Schädels) und der Verschluss des blutenden arteriellen Gefäßes sind erforderlich, um das Leben des Patienten zu retten.
Behandlungsmöglichkeiten:
- Konservative Behandlung: Bei kleinen Hämatomen ohne wesentliche Symptome kann eine engmaschige Überwachung im Krankenhaus ausreichend sein.
- Chirurgische Behandlung: Bei größeren Hämatomen, die Druck auf das Gehirn ausüben oder neurologische Ausfälle verursachen, ist eine Operation erforderlich. Dabei wird der Schädel geöffnet (Kraniotomie), das Hämatom entfernt und die Blutungsquelle gestoppt.
Wichtig: Der wichtigste prognostische Faktor ist die Zeitspanne zwischen dem Trauma und der chirurgischen Intervention.
Prognose und Rehabilitation
Die Prognose eines Epiduralhämatoms hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter die Größe und Lokalisation der Blutung, der Zeitpunkt der Diagnose und Behandlung sowie das Vorliegen von Begleitverletzungen.
Faktoren, die die Prognose beeinflussen:
- Schnelligkeit der Behandlung
- Ausmaß der Blutung
- Begleitverletzungen
- Allgemeiner Gesundheitszustand des Patienten
- Alter des Patienten
Letalität: Die Sterblichkeit bei Patienten mit einem Epiduralhämatom beträgt etwa 30-40 %.
Langzeitprognose: Etwa 50 % der Patienten überleben ohne langfristige neurologische Folgeschäden, insbesondere wenn sie schnell und effektiv behandelt werden.
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Rehabilitation:
Nach der Akutbehandlung ist eine umfassende Rehabilitation wichtig, um verlorengegangene Funktionen wiederzuerlangen und die Lebensqualität zu verbessern. Die Rehabilitation kann Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie und psychologische Unterstützung umfassen.
Komplikationen
Nach einer Behandlung eines Epiduralhämatoms können verschiedene Komplikationen auftreten. Es ist wichtig, dass du dir bewusst bist, dass trotz erfolgreicher Operation oder konservativer Therapie Probleme entstehen können.
Mögliche Komplikationen:
- Nachblutungen
- Infektionen
- Neurologische Defizite (Lähmungen, Sensibilitätsstörungen, Sprachstörungen, Sehstörungen)
- Psychische Probleme (Angstzustände, Depressionen, posttraumatische Belastungsstörungen)
- Epileptische Anfälle
Prävention
Einige Risikofaktoren für Hirnblutungen, wie angeborene Gefäßmissbildungen, lassen sich nicht beeinflussen. Es gibt jedoch Maßnahmen, um das Risiko einer Epiduralblutung zu verringern.
Präventive Maßnahmen:
- Kopfschutz: Tragen Sie beim Sport (z.B. Skifahren, Radfahren, Reiten) einen Helm.
- Verkehrssicherheit: Achten Sie auf eine sichere Fahrweise und vermeiden Sie Alkohol und Drogen im Straßenverkehr.
- Sturzprophylaxe: Vermeiden Sie Stürze, insbesondere im Alter.
- Blutdruckkontrolle: Lassen Sie einen hohen Blutdruck behandeln.
Versicherungsaspekte
Nach einem Epiduralhämatom können verschiedene Versicherungen relevant werden, darunter die Krankenversicherung, die Unfallversicherung und gegebenenfalls eine Haftpflichtversicherung.
Wichtige Versicherungen:
- Krankenversicherung: Übernimmt die Kosten für die Behandlung im Krankenhaus, die Operation, Medikamente und die Nachsorge.
- Unfallversicherung: Zahlt oft zusätzliche Leistungen, wenn das Epiduralhämatom durch einen Unfall verursacht wurde.
- Haftpflichtversicherung: Kommt ins Spiel, wenn jemand anderes den Unfall verursacht hat, der zum Epiduralhämatom geführt hat.
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