Epilepsie, Schwangerschaft und Ursachen: Ein umfassender Leitfaden

Epilepsie ist eine neurologische Erkrankung, von der etwa eine von 200 Frauen in Deutschland betroffen ist. Dank verbesserter Behandlungsmethoden können die meisten Frauen mit Epilepsie ein weitgehend normales Leben führen, auch wenn sie Medikamente zur Anfallskontrolle (Antiepileptika) einnehmen müssen. Viele Menschen mit Epilepsie haben den Wunsch, eine Familie zu gründen und fragen sich, ob ihre Erkrankung eine Schwangerschaft oder Geburt beeinträchtigt oder welche Risiken für das ungeborene Kind bestehen, wenn während der Schwangerschaft Medikamente eingenommen werden.

Kinderwunsch und Epilepsie: Was Sie wissen sollten

Grundsätzlich steht der Erfüllung des Kinderwunsches bei den meisten von Epilepsie betroffenen Paaren nichts im Wege. Es ist jedoch wichtig, sich von Anfang an gut begleiten und beraten zu lassen. Wenn Sie oder Ihr Partner an Epilepsie leiden und Medikamente gegen die Erkrankung einnehmen, sollten Sie sich bereits bei aufkommendem Kinderwunsch an Ihre behandelnden Ärzte wenden.

Ärztliche Beratung und Planung

In einem ausführlichen Beratungsgespräch erfahren Sie, welche Schritte zur Planung einer Schwangerschaft im Vorfeld wichtig sind. Hierzu gehören möglicherweise eine Umstellung der Medikamente vorab und die Überprüfung der Wirkstoffkonzentrationen in Ihrem Blut. Einige Wirkstoffe sind dafür bekannt, fruchtschädigend zu sein, also dem Embryo in seiner Entwicklung zu schaden. Vor dem Eintritt einer Schwangerschaft sollte bei Frauen, die solche Substanzen einnehmen, unbedingt eine Umstellung der Medikamente erfolgen.

Folsäure und gesunde Lebensweise

Sie werden genauso wie jede andere Schwangere dazu angehalten, 400 Mikrogramm Folsäure bereits einige Zeit vor dem Eintritt einer Schwangerschaft einzunehmen, um der Gefahr von Fehlentwicklungen vorzubeugen. Und natürlich gelten auch für Sie die allgemeinen Empfehlungen für eine gesunde Lebensweise, die den Verzicht auf Alkohol und Tabak und eine ausgewogene Ernährung zur Vorbereitung auf eine Schwangerschaft einschließt.

Kinderwunschbehandlung

Auch bei Menschen mit Epilepsie ist die Möglichkeit für eine Kinderwunschbehandlung gegeben, wenn es mit dem Schwangerwerden nicht klappt. Und die Erfolgsaussichten sind genauso gegeben wie bei Paaren ohne Epilepsie.

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Erblichkeit von Epilepsie: Wie hoch ist das Risiko für das Kind?

Viele von Epilepsie betroffene werdende Eltern stellen sich die Frage, ob ihr Kind ebenfalls ein erhöhtes Risiko aufweisen wird, an einer Epilepsie zu erkranken. Diese Gefahr besteht nur bei Epilepsieformen, die genetisch bedingt sind. Die relativ häufig vorkommenden genetischen generalisierten Epilepsien (oder idiopathischen generalisierten Epilepsien) sind jedoch nicht auf einen einzelnen identifizierbaren Gendefekt zurückzuführen, sondern haben meist multifaktorielle Ursachen. Das Risiko für Nachkommen, ebenfalls eine genetische generalisierte Epilepsie zu entwickeln, beträgt daher lediglich drei bis sechs Prozent. Die allermeisten Babys kommen also gesund zur Welt, selbst wenn genetische Ursachen vorliegen.

Bei monogenetisch verursachten Epilepsien, also Erkrankungen, die auf die Mutation eines einzigen Gens zurückzuführen sind, ist die Wahrscheinlichkeit der Weitergabe der Erkrankung an die Nachkommen deutlich erhöht. Bei einem betroffenen Elternteil kann das Risiko einer Vererbung hier bis zu 50 % betragen. Sprechen Sie mit Ihrem Neurologen darüber, welche Art der Epilepsie bei Ihnen vorliegt und wie hoch das genetisch bedingte Risiko für Ihre Nachkommen ist.

Auswirkungen von Epilepsie und Medikamenten auf die Fruchtbarkeit

Männer erkundigen sich in der ärztlichen Praxis vor allem danach, wie sich die Erkrankung Epilepsie und die einzunehmenden Medikamente auf die Libido und die Potenz auswirken. Auch Fragen zu einer möglichen Veränderung der Spermienqualität werden aufgeworfen. Hier kann beruhigt werden: Es ist unwahrscheinlich, dass anfallssuppressive Medikamente einen Effekt auf die Spermienqualität haben! Epileptische Anfälle können den Hormonhaushalt durcheinanderbringen und so die Fruchtbarkeit bei Männern und Frauen verringern. Deswegen kann eine gute Epilepsiebehandlung ggf. bei unerfülltem Kinderwunsch von Menschen mit Epilepsie helfen. Bei Epilepsie können bei allen Geschlechtern sexuelle Funktionsstörungen vorliegen, z.B. der Verlust des sexuellen Interesses sowie Orgasmus- oder Erektionsstörungen. Ursache dafür können z.B. Betroffene sollten ihre Probleme unbedingt ärztlich abklären lassen, damit die Ursache der Funktionsstörung gefunden werden kann. Unter Umständen kann auf ein anderes Antiepileptikum ausgewichen werden. Spielen psychische Konfliktsituationen eine Rolle, kann eine psychotherapeutische Beratung oder Behandlung hilfreich sein, evtl. in Form einer Paartherapie.

Schwangerschaftsbetreuung und Medikamenteneinstellung

Im Idealfall haben Sie sich bereits vor der Schwangerschaft von Ihrem Neurologen beraten lassen. Wenn eine Schwangerschaft eingetreten ist, sollte Ihr Weg sowohl in eine gynäkologische Praxis, aber auch zurück in Ihr Epilepsiezentrum oder zu Ihrer niedergelassenen neurologischen Praxis führen. Hier wird dann noch einmal ein aktuelles EEG durchgeführt, es wird geprüft, ob Sie medikamentös gut eingestellt sind, die Blutspiegel Ihrer Medikamente und andere Blutwerte werden ermittelt und ggf. wird daraufhin die Medikamentendosis angepasst, denn durch Stoffwechselveränderungen in der Schwangerschaft wird möglicherweise ein höherer Anteil der Medikamente ausgeschieden und diese Ausscheidungsrate verändert sich im Verlauf der Schwangerschaft.

Die Häufigkeit Ihrer neurologischen Kontrolluntersuchungen während der Schwangerschaft richtet sich nach Ihrer individuellen Situation. Vermutlich wird Ihnen auch durch Ihre gynäkologische Praxis ein intensiveres Vorsorgeprogramm im Rahmen der Schwangerschaftsbegleitung angeboten. Schwangerschaften bei Epilepsiepatientinnen gelten als Risikoschwangerschaften. Vorteilhaft daran ist, dass Sie dann Anspruch auf eine höhere Zahl an Organultraschalluntersuchungen als üblich haben. Im besten Fall gehen die gynäkologische und neurologische Beratung Hand in Hand und beide Fachrichtungen begleiten Sie gut und partnerschaftlich durch diese aufregende Zeit.

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Anfallskontrolle während der Schwangerschaft

Wenn Sie medikamentös gut eingestellt sind, müssen Sie während der Schwangerschaft keine Sorge vor häufigeren epileptischen Anfällen haben. Ihre Medikamente wirken - bei angepasster Dosierung - genauso gut wie außerhalb einer Schwangerschaft. Wenn in der Schwangerschaft Anfälle auftreten, sind diese für die werdende Mutter auch nicht gefährlicher als außerhalb der Schwangerschaft. Für das Kind sind kleinere fokale Anfälle ebenfalls nicht gefährlich. Das Kind hat ein eigenes Hämoglobin, also einen eigenen Sauerstofftransporter im Blut, und ist somit gut versorgt. Große Anfälle mit Stürzen der Mutter, wenn diese häufiger sind oder besonders lange dauern oder sich sogar zum Status epilepticus entwickeln, können hingegen gefährlich sein. Ältere Beobachtungen haben gezeigt, dass Kinder, deren Mütter in der Schwangerschaft häufiger tonisch-klonische Anfälle hatten, sich etwas weniger gut entwickeln und möglicherweise später in ihren geistigen Fähigkeiten beeinträchtigt sind. Eine gute medikamentöse Einstellung ist daher sehr bedeutsam.

Schwangere mit Epilepsie sollten sich regelmäßig zu der Behandlung mit Medikamenten beraten lassen und auf keinen Fall eigenmächtig aus Sorge um das Kind die Medikamente absetzen oder die Dosis reduzieren. Denn Anfälle in der Schwangerschaft können nicht nur die Mutter, sondern auch das Kind gefährden. In der Schwangerschaft verändert sich der Stoffwechsel oft so, dass weniger von den Medikamenten im Blut der Schwangeren ankommt. Auch Erbrechen wegen der schwangerschaftsbedingten Übelkeit kann den Medikamentenspiegel senken. Schwangere sollten deswegen den Medikamentenspiegel im Blut regelmäßig kontrollieren lassen. Wenn er deutlich gesunken ist, muss die Dosis oft nach ärztlicher Absprache erhöht werden. Vorgeburtliche Diagnostik wegen des erhöhten Risikos für Fehlbildungen kann sinnvoll sein, aber auch belasten.

Geburt und Wochenbett

Viele Patientinnen mit Epilepsie befürchten, dass sie unter der Geburt einen epileptischen Anfall bekommen und den ganzen Kreissaal durcheinanderbringen könnten. Dieses Risiko ist sehr gering und beträgt nur zwischen maximal ein und drei Prozent. Worauf Sie aber auf jeden Fall achten sollten ist, dass Sie einen ausreichenden Vorrat an Medikamenten in Ihrer Kliniktasche und am besten auch in allen Handtaschen haben, weil Ihr Aufenthalt in der Geburtsklinik länger als erwartet dauern könnte und manchmal die besonderen anfallssuppressiven Medikamente im Kreissaal nicht vorrätig sind. Viele Frauen fragen sich außerdem, ob sie unter der Geburt eine periduale Anästhesie (PDA) zur Schmerzlinderung erhalten können. Dies ist ohne Probleme auch bei Epilepsiepatientinnen möglich. Eine Epilepsie ist auch keine Indikation für einen Kaiserschnitt, das heißt, jede Betroffene kann, genauso wie jede andere Frau, ihr Baby auf natürlichem Weg zur Welt bringen.

Die Gebärende sollte auch während der Geburt die Antiepileptika weiter nehmen. Auch mit Epilepsie ist eine natürliche Geburt möglich. Die Diagnose einer Epilepsie allein ist kein Grund für einen Kaiserschnitt, aber er kann z.B. unmittelbar nach der Geburt wird Ihr Kind besonders gründlich von einem Kinderarzt untersucht, z.B. um festzustellen, ob eine Trinkschwäche vorliegt. Die Geburt sollte also in einem Zentrum erfolgen, an dem auch Kinderärzte vor Ort sind und wo es - für den Notfall - auch eine Intensivstation gibt. Eine Hausgeburt oder eine Geburt im Geburtshaus sind daher nicht zu empfehlen.

Stillen und Medikamente

Stillen ist der beste Schutz für Ihr Baby und solange es Ihrem Kind augenscheinlich gut geht, es ausreichend trinkt und wächst, spricht nichts gegen das Stillen. Die Medikamente, die Sie selbst einnehmen, gehen zwar in die Muttermilch über, aber Ihr Kind kennt die Substanzen bereits aus dem Mutterleib. Wenn Sie mit der Zeit immer weniger stillen, dosieren Sie damit gleichzeitig die Medikamente, an die Ihr Baby bereits gewöhnt ist, langsam aber sicher ab. Die Vorteile des Stillens überwiegen denkbare Risiken durch von der Mutter eingenommene Medikamente. Deswegen empfiehlt die wissenschaftliche Epilepsie-Leitlinie das Stillen auch dann, wenn Medikamente gegen Epilepsie eingenommen werden. Stillen senkt z.B. das Risiko des Kindes für Infektionen, Diabetes, Leukämie und plötzlichen Kindstod. Zudem hat es auch viele Vorteile für die Stillende, z.B. ein geringeres Risiko für Depressionen und Diabetes. Außerdem haben Stillende im Durchschnitt weniger Schlafmangel und Schlafmangel erhöht das Anfallsrisiko. Es wird geraten, abzustillen, wenn die Mutter an ausgeprägter Müdigkeit leidet oder wenn das Kind eine Trinkschwäche hat oder unzureichend an Gewicht zunimmt. „Insgesamt sollten Mütter mit Epilepsie das Stillen nicht unnötig lange fortsetzen. Wir wissen, dass Schlafentzug zu vermehrten Anfällen führen kann. Daher wäre es gut, sich bei der Versorgung des Babys Unterstützung zu sichern“, rät Prof. Dr.

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Medikamentenanpassung nach der Geburt

Nach Geburt und Schwangerschaft verändert sich der Körper der Frau erneut und die Wirkstoffe werden langsamer abgebaut und ausgeschieden. Aus diesem Grund ist nun meist erneut eine Dosisanpassung der eingenommenen Medikamente nötig. Wird dies vergessen, kann es zu einer Überdosierung kommen, was sich in Schwindel, Doppelbildern, Übelkeit, Erbrechen und Gangstörungen äußern kann. Normalerweise sollte nach der Entbindung daher innerhalb von 18-21 Tagen eine sukzessive Rückkehr zur ursprünglichen Medikamentendosis erfolgen. Wenn die Medikamentendosis in der Schwangerschaft oder bei der Geburt verändert wurde, muss sie ggf.

Schlafentzug und Sicherheit im Alltag

Beachten Sie auch, dass Sie als junge Eltern möglicherweise, wenn Ihr Baby häufig aufwacht und weint, eine gestörte Nachtruhe haben werden. Schlafentzug kann die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Anfällen unter Umständen erhöhen. Binden Sie von Anfang an Ihren Partner oder Ihre Partnerin bei der nächtlichen Versorgung des Babys mit ein. Es kann bereits eine große Hilfe sein, wenn Ihnen das Baby angereicht wird, wenn es Durst hat. Bei der Säuglingspflege muss zudem darauf geachtet werden, dass die von Epilepsie betroffene Person das Baby nicht alleine badet und den Kinderwagen immer sicher feststellt. Babys können auch auf dem Boden statt auf einem hohen Wickeltisch, von dem sie herunterfallen könnten, gewickelt werden. Lassen Sie es nicht zu Situationen kommen, bei denen Ihr Kind durch einen epileptischen Anfall einer Betreuungsperson in Gefahr geraten könnte. Bei einigen Epilepsieformen löst Schlafentzug Anfälle aus. Wenn ein Elternteil an einer solchen Epilepsieform leidet, sollte dieser sehr auf seine Nachtruhe achten. Die nächtliche Betreuung des Kindes sollte dann der gesunde Elternteil oder eine andere nahestehende Person übernehmen. Elternassistenz kann im Anfallsfall die Sicherheit des Kindes gewährleisten und einen Elternteil mit Epilepsie im Alltag unterstützen, z.B. Autofahrten bei fehlender Fahrtauglichkeit übernehmen.

Medikamentöse Behandlung während der Schwangerschaft: Was ist zu beachten?

Ein epileptischer Anfall stellt für die Schwangere und das Baby ein hohes Risiko für Sauerstoffmangel, vorzeitige Wehen, eine mögliche Fehlgeburt, vaginale Blutungen, eine Frühgeburt und einen (Notfall-)Kaiserschnitt dar. Daher ist es sehr wichtig, dass die Epilepsie vor und während der Schwangerschaft gut mit antiepileptischen Medikamenten eingestellt ist. Die modernen, während der Schwangerschaft zugelassenen Antiepileptika weisen ein sehr geringes, wenn überhaupt vorhandenes Risiko für Fehlbildungen beim Baby auf. Durch die Schwangerschaft bedingte Veränderungen des Stoffwechsels senken häufig den Blutspiegel der Antiepileptika, sodass die behandelnde Gynäkologin oder der Gynäkologe in den ersten drei Monaten regelmäßige Blutkontrollen und gegebenenfalls eine Erhöhung der Dosis anordnen muss. Je nachdem wie stabil die Patientin ist und wie häufig sie einen Anfall hat, kann ein Kaiserschnitt ratsam sein.

Planung der Schwangerschaft und Medikamenteneinstellung

Der Verlauf der Epilepsie sollte seit mindestens sechs Monaten stabil sein, wenn eine Schwangerschaft geplant ist. Risiko von Fehlbildungen bei Epilepsien prinzipiell erhöht (Faktor 2-3) Gefahr für Kind und Mutter durch Anfälle höher als durch medikamentös bedingte Fehlbildungen! Anfallshäufigkeit Verlauf variabel (meist unveränderte Anfallshäufigkeit, Zunahme aber auch Abnahme der Anfallsfrequenz möglich) Ca. 65% unverändert Ca. 15% Zunahme Ca. 15% Abnahme SUDEP in Schwangerschaft Häufigkeit ca. 9-fach erhöht1 Ursachen Unregelmäßige Medikamenteneinnahme Reduktion der Medikation aus Angst vor negativen Auswirkungen auf den Foetus Absetzen der Medikation Spiegelveränderungen (Spiegelabfall insbesondere unter LTG, LEV, OXC, CBZ - siehe unten) Schlafentzug Hormonelle und metabolische Veränderungen Perinatale Anfälle, z.B. bei prolongierter Geburt und versehentliches Auslassen der Medikation Planung einer Schwangerschaft Aufklärung der Patientin Risikoprofil der Medikamente Spiegelveränderung im RAhmen der Schwangerschaft - siehe unten Prophylaxe mit Folsäure 5mg/die (mind. 3 Monate vor geplanter Schwangerschaft beginnen!) Gabe der Antikonvulsiva in mehreren Tagesdosen (3x) (Spiegelspitzen vermeiden) Möglichst Monotherapie Niedrige Dosen wählen, soweit möglich Spiegelbestimmung Spiegel vor Schwangerschaft als Referenz Nach Eintritt der Schwangerschaft nach Woche 1, danach monatlich Spiegelbestimmungen zur selben Uhrzeit Typischerweise Spiegelabfall von Lamotrigin, Levetiracetam, Oxcarbazepin, Phenytoin, Topiramat, Zonisamid Evtl. Dosisanpassung - Dosiserhöhung häufig erforderlich!

Spezifische Antiepileptika und ihre Auswirkungen

  • Lamotrigin: Aktuell neben Levetiracetam günstigste Daten Fehlbildungen möglicherweise dosisabhängig >200 mg Lamotrigin Risiko möglicherweise leicht erhöht Medikamentenspiegel von Lamotrigin fällt in der Schwangerschaft ab Spiegelabfall am stärksten im ersten Trimenon Spiegelkontrollen in den ersten 3 Monaten sinnvoll (ca. alle 4 Wochen) Dosisanpassung spiegelgesteuert! Spiegelbestimmung vor Schwangerschaft aus diesem Grund sinnvoll
  • Levetiracetam: Wenig Daten bezüglich Levetiracetam Geringe Fehlbildungsrate Kaum Dosisanhängigkeit Medikamentenspiegel von Levetiracetam fällt in der Schwangerschaft ab Stärkster Abfall in den ersten 3 Monaten Spiegelkontrollen in den ersten 3 Monaten sinnvoll (ca. alle 4 Wochen) Dosisanpassung spiegelgesteuert bei Abfall sinnvoll Cave: Spiegelbestimmung wegen kurzer Halbwertszeit schwierig Spiegelbestimmung immer zur selben Uhrzeit nach Medikamenteneinnahme erforderlich! Wenig Daten zur Dosisanpassung von LEV in der Schwangerschaft
  • Oxcarbazepin: Geringe Fehlbildungsrate ca. 3% Medikamentenspiegel von Oxcarbazepin fällt in der Schwangerschaft ab Stärkster Abfall in den ersten 3 Monaten Spiegelkontrollen in den ersten 3 Monaten sinnvoll (ca. alle 4 Wochen) Dosisanpassung spiegelgesteuert bei Abfall sinnvoll
  • Carbamazepin: Fehlbildungsrate ca. 5,5% Fehlbildungsrate dosisabhängig \<700mg ca. 4,5% \>700mg ca. 7,2% Leichter Abfall des Carbamazeoinspiegels im letzten Trimenon "Freies Carbamazepin" während Schwangerschaft unverändert Spiegelkontrollen und somit Dosisanpassung während SS wohl eher nicht sinnvoll
  • Valproat: Fehlbildungsrate ca.10,3 % Fehlbildungsrate dosisabhängig \< 1400 mg ca. 6,5%2 >1450 mg ca.

Wichtige Hinweise zur Medikamenteneinnahme

Antiepileptika können die Wirkung hormoneller Verhütungsmittel reduzieren. Die Wirksamkeit mancher hormoneller Verhütungsmethoden (z.B. Pille) kann durch die Einnahme bestimmter Antiepileptika herabgesetzt sein, sodass kein sicherer Verhütungsschutz mehr besteht. Wer Antiepileptika einnimmt und eine Schwangerschaft verhüten will, sollte sich zu diesem Thema ärztlich beraten lassen und ggf. nach Alternativen suchen.

Internationale Register zur Sicherheit von Antiepileptika in der Schwangerschaft

Das Internationale Register dient zur Sammlung von Daten zur Sicherheit von Antiepileptika in der Schwangerschaft. Schwangerschaften sollten im Sinne aller Schwangeren unbedingt im EURAP-Register gemeldet werden. Dokumentation der Schwangerschaft mit 5 Erfassungsbögen:

  • Bogen A: Erfassung der demoographischen Daten bis Ende der 16 Woche prospektiv und ab der 16 SSW retrospektiv
  • Bogen B: Beurteilung des Schwangerschaftsverlaufs im ersten Trimenon - Erhebung nach 14. SSW
  • Bogen C: Beurteilung des Schwangerschaftsverlaufs im zweiten Trimenon - Erhebung nach 26. SSW
  • Bogen D: Beurteilung des Schwangerschaftsverlaufs im dritten Trimenon und der Neugeborenenperiode - Erhebung in den ersten 3 Monaten nach der Geburt
  • Bogen E: Follow up des Kindes nach dem ersten Lebensjahr - Erhebung nach dem ersten Lebensjahr

Einwilligung der Patientin erforderlich Einwilligungserklärung.

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