Lichtempfindlichkeit bei Epilepsie: Auslöser, Ursachen und Umgang

Epilepsien sind chronische neurologische Erkrankungen, die durch abnormale Signale von Nervenzellclustern (Neuronen) im Gehirn gekennzeichnet sind und Anfälle verursachen. Während eines Anfalls feuern viele Neuronen gleichzeitig und viel schneller als normal. Epileptische Anfälle können in der Regel medikamentös gut behandelt und kontrolliert werden. Ein wichtiger Aspekt im Umgang mit Epilepsie ist die Identifizierung und Vermeidung von Auslösern, die Anfälle provozieren können. Einer dieser Auslöser ist die Lichtempfindlichkeit, auch Fotosensibilität genannt.

Epilepsie und Lichtempfindlichkeit: Eine Einführung

Lichtempfindlichkeit (Fotosensibilität) bedeutet, dass bestimmte visuelle Reize, insbesondere flackerndes oder blinkendes Licht, epileptische Anfälle auslösen können. Dies betrifft etwa 3 % der Menschen mit Epilepsie. Bei fotosensiblen Menschen können diese Lichtreize abnormale elektrische Aktivität im Gehirn hervorrufen, die sich in Form von sogenannten Spike-Wave-Komplexen im EEG (Elektroenzephalogramm) zeigt. Allerdings entwickeln nur etwa 2,5 % der fotosensiblen Kinder tatsächlich eine Epilepsie.

Wer ist betroffen?

Lichtempfindliche Epilepsie tritt häufiger bei Kindern und Jugendlichen auf, insbesondere bei generalisierter Epilepsie und bestimmten Epilepsiesyndromen wie juveniler myoklonischer Epilepsie und Epilepsie mit Augenlidmyoklonie (Jeavon-Syndrom). Viele Betroffene werden sich ihrer Empfindlichkeit erst durch einen Anfall bewusst. Es ist auch wichtig zu wissen, dass nicht jede Person, die durch Lichteinwirkung gestört wird, Anfälle entwickelt. Einige erleben lediglich Symptome wie Kopfschmerzen, Übelkeit oder Schwindel.

Auslöser der Lichtempfindlichkeit

Anfälle werden durch Lichter ausgelöst, die sich wiederholt in bestimmten Mustern und Intensitäten verändern. Zu den häufigsten Auslösern gehören:

  • Fernsehen und Computerbildschirme: Insbesondere ältere Röhrenmonitore mit niedriger Bildwiederholfrequenz können problematisch sein.
  • Videospiele: Blinkende Lichter und bestimmte Muster in Videospielen können Anfälle auslösen, insbesondere bei Kindern.
  • Diskotheken: Stroboskoplicht und andere intensive Lichteffekte sind bekannte Auslöser.
  • Blitzlichter und Notlichter: Diese sind offensichtliche potenzielle Auslöser.
  • Bestimmte Muster: Schachbrettmuster können in seltenen Fällen Anfälle auslösen.
  • Sonnenlicht: Insbesondere beim Baden im Meer oder Schwimmbad kann reflektierendes Sonnenlicht problematisch sein.

Weitere wichtige Epilepsie-Auslöser

Neben der Lichtempfindlichkeit gibt es noch weitere Faktoren, die epileptische Anfälle auslösen können. Es ist wichtig, diese zu kennen und nach Möglichkeit zu vermeiden:

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  1. Fehlende Medikamente: Die unregelmäßige Einnahme oder das Auslassen von Antiepileptika ist der häufigste Grund für Anfälle. Selbst einmaliges Vergessen kann einen Anfall auslösen.
  2. Alkohol: Übermäßiger Alkoholkonsum kann die Gehirnchemie beeinflussen und Anfälle auslösen. Mäßiger Konsum (ein bis zwei Gläser pro Tag) ist in der Regel unproblematisch.
  3. Freizeitdrogen: Viele Freizeitdrogen, einschließlich legaler Substanzen, können die Gehirnchemie verändern und Anfälle provozieren.
  4. Schlafmangel/Müdigkeit: Dies ist einer der größten Auslöser für Anfälle.
  5. Stress: Stress kann auf verschiedene Weise Anfälle auslösen. Entspannungstechniken, Spaziergänge, Treffen mit Freunden oder Musikhören können helfen, Stress abzubauen.
  6. Dehydrierung: Achten Sie auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr, besonders bei sportlicher Betätigung.
  7. Unregelmäßige Mahlzeiten: Regelmäßige Mahlzeiten können dazu beitragen, Anfälle unter Kontrolle zu halten.

Darüber hinaus können auch hormonelle Veränderungen, Fieber, Infektionen und bestimmte Medikamente Anfälle auslösen. Es ist ratsam, ein Anfalls-Tagebuch zu führen, um individuelle Auslöser zu identifizieren.

Maßnahmen zur Vorbeugung lichtinduzierter Anfälle

Wenn eine Lichtempfindlichkeit bekannt ist, können folgende Maßnahmen helfen, Anfälle zu vermeiden:

  • Vermeidung von Auslösern: Meiden Sie Orte und Situationen mit flackerndem oder intensivem Licht, wie Diskotheken oder bestimmte Videospiele.
  • Bildschirm-Einstellungen: Verwenden Sie LCD/TFT-Monitore anstelle von Röhrenmonitoren, da diese flimmerfreier sind. Achten Sie auf eine hohe Bildwiederholfrequenz (mindestens 100 Hz).
  • Abstand halten: Halten Sie ausreichend Abstand zum Fernsehbildschirm oder Computer.
  • Beleuchtung: Sorgen Sie für eine gute, gleichmäßige Raumbeleuchtung, um Kontraste zu reduzieren.
  • Sonnenbrille: Tragen Sie im Freien eine Sonnenbrille, besonders bei hellem Sonnenschein oder beim Baden. Ihr Arzt kann Ihnen gegebenenfalls eine spezielle, verschreibungspflichtige Sonnenbrille empfehlen.
  • Pausen: Machen Sie regelmäßige Pausen bei der Bildschirmarbeit oder beim Spielen von Videospielen.
  • Notfallplan: Besprechen Sie mit Ihrem Arzt, was im Falle eines Anfalls zu tun ist. Informieren Sie auch Familie, Freunde und Kollegen über Ihre Lichtempfindlichkeit und die entsprechenden Notfallmaßnahmen.

Migräne und Epilepsie: Gibt es einen Zusammenhang?

Migräne und Epilepsie haben einige Gemeinsamkeiten und können sich gegenseitig beeinflussen. Beide Erkrankungen entstehen im Kopf, haben ähnliche Symptome und treten anfallsweise auf. Bestimmte Migränearten, wie die Basilarismigräne, sind schwer von Epilepsie zu unterscheiden.

Ein weiterer Zusammenhang besteht darin, dass Migräneattacken durch epileptische Anfälle ausgelöst werden können und umgekehrt. Die seltene Migralepsie bezeichnet einen epileptischen Anfall, der innerhalb einer Stunde nach einer Migräne mit Aura auftritt.

Es ist wichtig zu beachten, dass Kopfschmerzen, Migräne und Epilepsie individuell sehr unterschiedlich sein können. Für eine umfassende Diagnose und gezielte Behandlung ist der Gang zum Arzt unerlässlich.

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Photophobie: Mehr als nur Angst vor Licht

Photophobie bedeutet wörtlich "Angst vor Licht", ist aber selten eine reine Angststörung. Meist liegt der Lichtscheu eine Augenerkrankung oder eine neurologische Ursache zugrunde. Betroffene sind sehr lichtempfindlich und reagieren schon auf geringe Lichtmengen gereizt.

Ursachen der Photophobie

  • Äußere Reize: Falsche Kontaktlinsenanwendung, UV-Strahlen, Verletzungen oder toxische Substanzen können eine Photophobie auslösen.
  • Augenerkrankungen: Trockenes Auge, Bindehautentzündung, Hornhautentzündung, Grüner Star oder angeborene Fehlbildungen können mit Lichtempfindlichkeit einhergehen.
  • Andere Erkrankungen: Auch im Rahmen anderer Erkrankungen, wie z.B. Migräne, Meningitis oder Gehirnerschütterung, kann Photophobie auftreten.

Was tun bei Photophobie?

Bei anhaltender Photophobie sollte ein Augenarzt aufgesucht werden, um die Ursache abzuklären und eine entsprechende Behandlung einzuleiten. Bis dahin können abgedunkelte Räume oder eine Sonnenbrille helfen. Es ist jedoch wichtig, die Sonnenbrille nicht zur Dauerlösung zu machen, da sich die Augen sonst an das gedämpfte Licht gewöhnen und die Problematik verschlimmern kann.

Epilepsie im Alltag: Unterstützung und Akzeptanz

Der Alltag von Menschen mit Epilepsie ist genauso individuell wie der von Menschen ohne Epilepsie. Unwissenheit und Angst in der Gesellschaft führen jedoch häufig zu Ausgrenzung und Diskriminierung. Es ist wichtig, dass Menschen mit Epilepsie die gleiche Unterstützung und Akzeptanz erfahren wie alle anderen.

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