Epilepsie ist eine neurologische Erkrankung, die sich durch wiederholte Anfälle äußert. Diese Anfälle entstehen durch plötzliche, unkontrollierte elektrische Entladungen im Gehirn. Obwohl Epilepsie in erster Linie eine körperliche Erkrankung ist, hat sie oft erhebliche Auswirkungen auf die psychische Gesundheit der Betroffenen. Dieser Artikel beleuchtet die psychischen Auswirkungen von Epilepsie und stellt verschiedene Behandlungsansätze vor.
Psychische Belastungen bei Epilepsie
Epilepsie kann verschiedene psychische Probleme verursachen oder verstärken. Dazu gehören:
- Depressionen: Patienten mit Epilepsie leiden häufiger unter depressiven Symptomen als die allgemeine Bevölkerung. In vielen Fällen liegt die Ursache hierfür in der Erkrankung des Gehirns (neurobiologische Ursache) selbst. Die Funktionsstörung bedingt also nicht nur die epileptischen Anfälle, sondern kann auch erheblich zu psychischen Symptomen beitragen. Nicht alle Epilepsieformen tragen das gleiche Risiko für die Entwicklung depressiver Symptome.
- Angststörungen: Die Angst vor einem erneuten Anfall kann zu einer ständigen Belastung und zu Angstzuständen führen.
- Soziale Isolation: Aufgrund von Stigmatisierung und der Angst vor Anfällen in der Öffentlichkeit ziehen sich manche Betroffene sozial zurück.
- Kognitive Beeinträchtigungen: Epilepsie und bestimmte Antiepileptika können Gedächtnis, Aufmerksamkeit und andere kognitive Funktionen beeinträchtigen.
- Psychogene nicht-epileptische Anfälle (PNES): Diese Anfälle ähneln epileptischen Anfällen, haben aber keine neurologische Ursache, sondern sind psychisch bedingt.
Epilepsie und Depressionen
Patienten mit Epilepsie leiden häufiger unter depressiven Symptomen als Gesunde. In vielen Fällen liegt die Ursache hierfür in der Erkrankung des Gehirns (neurobiologische Ursache) selbst. Die Funktionsstörung bedingt also nicht nur die epileptischen Anfälle, sondern kann auch erheblich zu psychischen Symptomen beitragen. Nicht alle Epilepsieformen tragen das gleiche Risiko für die Entwicklung depressiver Symptome.
Behandlung von Depressionen bei Epilepsie
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Depressionen bei Epilepsie zu behandeln:
- Medikamentöse Behandlung: Antidepressiva können helfen, depressive Symptome zu lindern. Es ist wichtig, dass der Arzt ein Antidepressivum auswählt, das keine negativen Auswirkungen auf die Anfallshäufigkeit hat.
- Psychotherapie: Eine Psychotherapie, insbesondere eine kognitive Verhaltenstherapie, kann helfen, negative Gedankenmuster und Verhaltensweisen zu verändern.
- Anpassung der antiepileptischen Medikation: Den Wechsel von Antiepileptika, die ein höheres Risiko für das Aufkommen depressiver Symptome haben, hin zu solchen, die sich stabilisierend oder positiv auf die Stimmung auswirken. Der behandelnde Arzt wird Sie hierzu beraten.
- Körperliche Aktivität: Bei milden Formen kann körperliche Aktivität sich gut auf die Stimmung auswirken.
Psychogene Nicht-Epileptische Anfälle (PNES)
Anders als ein epileptischer Anfall entsteht ein psychogener Anfall bzw. psychogener Krampfanfall nicht durch neuronale Störungen mit entsprechenden pathologischen elektrischen Aktivitäten des Gehirns. Stattdessen liegt diesem eine psychische Ursache zu Grunde. In der BetaGenese Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie in Bonn sind wir spezialisiert auf die Behandlung psychogener Anfälle und entwickeln einen individuellen Therapieplan, der auf die Bedürfnisse der Betroffenen abgestimmt ist.
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Ursachen von PNES
Psychogene Anfälle gehören zu den vielfältigen Erscheinungsbildern von dissoziativen Störungen. Bei psychogenen Anfällen handelt es sich um eine dissoziative Störung, auch als Konversionsstörung bezeichnet. Das bedeutet, dass die Betroffenen in der Regel körperlich gesund sind. Die Ursachen psychogener Anfälle sind somit keine körperlichen Beschwerden, sondern seelische Belastungen, die zu Krankheitszeichen und einer speziellen Symptomatik führen. Ursachen eines psychogenen Anfalls können schwere seelische Belastungen in der Kindheit und Jugend sein, die den Betroffenen teilweise nicht bewusst sind. Hieraus können psychogene Anfälle in Form von automatisierten, reflexartigen Körperreaktionen als Krankheitsbild entstehen, die ursprünglich eine schützende oder abwehrende Funktion hatten. Insbesondere Missbrauch und Vernachlässigung gelten als prädisponierende Faktoren. Das bedeutet, dass diese Erlebnisse die Anfälligkeit für die Entwicklung psychogener Anfälle immens erhöhen können und folglich häufig Ursache für die Anfälle sind.
Viele Menschen, die unter dissoziativen Anfällen leiden, haben ein Trauma erlebt. Das Trauma kann hierbei schon sehr lange zurückliegen und die Betroffenen erinnern sich vielleicht gar nicht mehr daran.
Diagnose von PNES
Eine sichere Diagnose ist schwierig und zeitaufwendig. Dies liegt nicht zuletzt in den vielfältigen und unterschiedlichen Symptomen psychogener Anfälle begründet. Tatsächlich weisen die psychogenen oder dissoziativen Anfälle eine große Ähnlichkeit mit epileptischen Anfällen auf und werden deshalb oft für hirnorganisch verursachte Anfälle gehalten. Auch diese können sehr unterschiedlich in Art und Ausmaß sein, sodass eine Differenzierung grundsätzlich große Sorgfalt erfordert. Eine Epilepsie hat ihre Ursache in Störungen der elektrischen Aktivität und Entladung von Nervenzellen im Gehirn, während dissoziative Anfälle und folglich auch psychogene Anfälle psychisch ausgelöst werden.
Leider ist kein Symptom für die Diagnose einer psychogenen Erkrankung eindeutig, weshalb eine differenzierte Diagnose unabdingbar ist. Dennoch bilden Symptomkonstellationen einen Wahrscheinlichkeitsraum, der den Verdacht nahelegt. Für die Diagnose von psychogenen Anfällen ist es wichtig, das Anfallsleiden gegenüber dem der Epilepsie abzugrenzen, sodass eine effektive individuelle psychotherapeutische Behandlung veranlasst werden kann.
Dissoziative Anfälle kommen glücklicherweise relativ selten vor. Etwa zwei bis drei von 10.000 Menschen leiden unter dieser Erkrankung. Rund 70 Prozent von ihnen sind Frauen. Dissoziative Anfälle werden auch psychogene nicht-epileptische Anfälle, psychogene Anfälle oder funktionelle Anfälle genannt. Während des psychogenen Krampfanfalls kommt es zu einem plötzlichen Verlust der Kontrolle über den eigenen Körper. Die Anfälle begleiten außerdem starke Einschränkungen der Bewusstseinsfunktionen. Plötzliche Ohnmachtsanfälle bzw. Psychogene Bewegungsstörung: Kontrollverlust und automatisierte Bewegungen wie z.B.
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Behandlung von PNES
Zur Behandlung bei psychogenen Anfällen sind unterschiedliche Formen der Psychotherapie möglich. „Die Patienten lernen in der BetaGenese Klinik in Bonn, psychodynamische Zusammenhänge, Frühwarnzeichen und Auslöser eines psychogenen Anfalls zu identifizieren. In komplizierteren Fällen mit komplexerem Störungsniveau, weiteren psychischen Begleiterkrankungen und zum Beispiel traumatischer Vorgeschichte wird ein differenziertes Behandlungskonzept mit verursachungsspezifischen Therapietechniken entwickelt. Damit werden die zugrundeliegenden Traumata, aber auch Angstzustände, depressive Zustände und psychosomatische Symptomkomplexe behandelt. In jedem Fall ist es von Vorteil, wenn die richtige Diagnose so früh wie möglich gestellt und eine stringente und komplexe psychosomatische Behandlung begonnen wird.
In der BetaGenese Klinik sind unsere Ärzt:innen, Psycholog:innen und Psychiater:innen auf die Diagnose und Behandlung von psychogenen Anfällen und dissoziativen Störungen spezialisiert. Hierfür werden in einem gemeinsamen Anamnese-Gespräch die physischen und körperlichen Beschwerden und individuellen Lebensumstände besprochen.
Weitere Aspekte der psychischen Gesundheit bei Epilepsie
Neben Depressionen und Angststörungen gibt es weitere Aspekte der psychischen Gesundheit, die bei Epilepsie eine Rolle spielen:
- Selbstwertgefühl: Anfälle und die damit verbundene Unsicherheit können das Selbstwertgefühl beeinträchtigen.
- Beziehungsprobleme: Epilepsie kann Beziehungen belasten, insbesondere wenn Partner oder Familie nicht ausreichend informiert sind.
- Berufliche Herausforderungen: Anfälle können die Berufswahl einschränken und die Arbeitsleistung beeinträchtigen.
Bewältigungsstrategien
Es gibt verschiedene Strategien, die Betroffenen helfen können, mit den psychischen Belastungen von Epilepsie umzugehen:
- Offene Kommunikation: Sprechen Sie mit Ihrem Arzt, Ihrer Familie und Freunden über Ihre Ängste und Sorgen.
- Selbsthilfegruppen: Der Austausch mit anderen Betroffenen kann sehr hilfreich sein.
- Stressmanagement: Erlernen Sie Entspannungstechniken wie Yoga oder Meditation.
- Gesunder Lebensstil: Achten Sie auf ausreichend Schlaf, eine ausgewogene Ernährung und regelmäßige Bewegung.
- Anfallsselbstkontrolle: Wenn ein Anfall als oder mit Aura auftritt, können Betroffene erlernen, ihm entgegenzuwirken. Man spricht dann von einer Anfallsselbstkontrolle. Die Gegenmaßnahmen bestehen meist aus einfachen Handlungen, stoppen die Epilepsie aber direkt im Gehirn: Zellen, die bereits mit der Gegenmaßnahme beschäftigt sind, stehen zur Aufnahme und Weitergabe elektrischer Signale kaum mehr zur Verfügung. Aktive Atmungs- bzw. Allen Gegenmaßnahmen gemeinsam ist, dass sie Gehirnzellen kontrolliert aktivieren.
Behandlungsmöglichkeiten
Eine Psychotherapie bei Epilepsie ist immer dann sinnvoll, wenn die psychische Belastung der Betroffenen sehr hoch ist. Oft führen chronische Erkrankungen wie die Epilepsie zu besonderen psychischen Belastungen. Das ist ganz normal und Sie sollten sich gegebenenfalls nicht scheuen, mit Ihrer behandelnden Ärztin/Ihrem behandelnden Arzt darüber zu sprechen. Ihre untersuchende Ärztin/Ihr untersuchender Arzt wird Sie mittels eines Arztgesprächs, einer körperlichen Untersuchung und gegebenenfalls weiterer Spezialverfahren untersuchen.
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Wenn Sie nach einer Klinik für die Behandlung von psychogenen Anfällen suchen, steht Ihnen das Team der BetaGenese Klinik zur Seite. Mit direktem Blick auf den schönen Rhein, in der Natur gelegen, erhalten unsere Patient:innen neueste Behandlungs- und Therapieverfahren. Kontaktieren Sie uns gerne für ein persönliches Beratungsgespräch. Gemeinsam suchen wir die Ursachen für Ihr Problem, erstellen eine differenzierte Diagnose und widmen uns der Behandlung einer eventuell vorliegenden psychogenen Erkrankung.
Weitere unterstützende Maßnahmen
- Anfallskalender: Sie können diesen Bogen nutzen, um Anfälle und Auren zu dokumentieren. Es handelt sich um wertvolle Informationen für Ihr Behandlungsteam.
- Lebensstilmodifikationen: Bestimmte Lebensstile steigern das Anfallsrisiko, indem sie die sogenannte Krampfschwelle senken. Anfälle treten dann wahrscheinlicher auf. Auch wenn Sie nicht jeden Tropfen Alkohol meiden müssen: Probieren Sie am besten für sich selbst aus, wie die Risikofaktoren Ihre Anfallshäufigkeit beeinflussen.
- Ketogene Diät: Eine ketogene Diät kann bei bestimmten Epilepsieformen günstig sein. Dazu zählen zum Beispiel stoffwechselbedingte oder frühkindliche Epilepsieformen. 5 - 9 % (je nach Strenge der Diät) der StudienteilnehmerInnen senkten durch Ihre Diät Ihre Anfallshäufigkeit um mindestens 90 %.
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