Epilepsie beim Beagle: Ursachen, Symptome und Behandlung

Epilepsie ist eine neurologische Erkrankung, die bei Hunden auftritt und durch wiederholte Krampfanfälle gekennzeichnet ist. Diese Anfälle entstehen durch eine übermäßige Erregung der Nervenzellen im Gehirn. Bei Hunden unterscheidet man zwischen primärer und sekundärer Epilepsie. Die primäre Epilepsie ist meist erblich bedingt und tritt gehäuft bei bestimmten Rassen wie dem Beagle auf. Bei der sekundären Epilepsie sind andere Grunderkrankungen die Ursache für die epileptischen Krämpfe.

Ursachen der Epilepsie beim Beagle

Die Ursachen für Epilepsie bei Hunden sind vielfältig. Tierärzte unterscheiden hauptsächlich zwischen zwei Formen:

  • Primäre (idiopathische) Epilepsie: Diese Form liegt vor, wenn alle anderen möglichen Ursachen ausgeschlossen wurden. Man geht davon aus, dass sie vererbbar ist oder auf einen genetischen Defekt zurückzuführen ist. Bei der idiopathischen Epilepsie liegt die Ursache für das Krampfen in den Nervenzellen des Gehirns selbst. Durch einen erblichen Fehler sind die Nervenzellen leichter erregbar und werden schnell zu stark gereizt. Die ersten Anfälle treten meist im Alter zwischen sechs Monaten und fünf Jahren auf. Inzwischen wurde bei einigen Rassen nachgewiesen, dass Epilepsie erblich ist, bei vielen anderen vermutet man dies. Es wird vermutet, dass die Nachkommen eines Hundes mit idiopathischer Epilepsie eine höhere Wahrscheinlichkeit haben, an Epilepsie zu erkranken.
  • Sekundäre (symptomatische) Epilepsie: Hierbei sind andere Grunderkrankungen die Ursache für die epileptischen Anfälle. Erkrankungen der inneren Organe wie Nieren- oder Leberstörungen oder Probleme mit dem Herz-Kreislauf-System können eine sekundäre Epilepsie auslösen. Bei jungen Hunden kann ein sogenannter Shunt vorliegen, eine Missbildung der Lebergefäße. Dabei werden Giftstoffe nicht ausreichend aus dem Körper gefiltert, reichern sich im Gehirn an und führen zu Krämpfen. Infektionskrankheiten und Vergiftungen können die gleichen Symptome auslösen, ebenso wie eine Störung im Salz- und Wasser-Haushalt des Hundes. Auch Erkrankungen des Gehirns (z.B. Hirntumore, Schädel-Hirn-Trauma, Hirnhautentzündungen) können Krämpfe auslösen. Sekundäre und reaktive Epilepsie können bei bestimmten Rassen häufiger vorkommen (angeborene, erbliche Abweichung).

Symptome der Epilepsie beim Beagle

Eine Epilepsie äußert sich, unabhängig von ihrer Ursache, durch verschieden starke Krampfanfälle. Die Symptome können je nach Art des Anfalls variieren:

  • Generalisierte Anfälle: Dies ist die häufigste Form des epileptischen Anfalls beim Hund. Im „klassischen epileptischen Krampf“ liegt der Hund auf der Seite, ist nicht mehr ansprechbar und zeigt Streckkrämpfe und rudert mit den Beinen. Er kann Urin und Kot verlieren und speichelt oftmals. Die Augen können verdreht sein. Hier breitet sich ein elektrischer Impuls durch das gesamte Gehirn aus. Bei einem solchen Anfall stürzt der Patient zu Boden, wenn er nicht bereits auf der Seite liegt, und es kommt zur Bewusstlosigkeit. Anfänglich versteift sich der Patient und nachfolgend treten Krämpfe mit Laufbewegungen auf.
  • Fokale Anfälle: Bei dieser Form zucken häufig einzelne Muskeln, oftmals im Gesicht, oder einzelne Gliedmaßen des Hundes. Der Hund kann außerdem den Kopf oder Hals verdrehen. Es gibt auch komplexere Formen von partiellen Anfällen. Bei den fokalen Krampfanfällen nimmt man auf bestimmte Körperteile begrenzte Veränderungen am Tier wahr. Beispielsweise wird nur eine Pfote hochgezogen. Diese Form gliedert sich in zwei Unterformen: die einfach fokalen Krampfanfälle, bei der der Patient bei Bewusstsein bleibt (z. B. nur Krampf in einer Pfote + Verziehen der Lippen) und die komplex fokalen Krampfanfälle, bei der Bewusstseinstörungen auftreten.
  • Verhaltensänderungen: Bei einigen Hunden deutet sich der beginnende Anfall bereits durch eine Änderung des Verhaltens an: Der Hund ist ängstlich, unruhig oder sehr anhänglich. Die Prodromaplhase beginnt einige Stunden oder sogar Tage vor dem eigentlichen Anfall. Das Tier ist unruhig und zeigt Verhaltensänderungen. Manche Hunde suchen z. B. vermehrt nach Aufmerksamkeit, andere ziehen sich zurück. Die Prodromalphase tritt allerdings nicht immer auf.

Wie lange ein epileptischer Krampf beim Hund dauert, variiert sehr stark. Meist sind die Hunde nach einem Krampf verwirrt, desorientiert und erschöpft. In der anschließenden postiktalen Phase ist der Hund wieder bei Bewusstsein und die normale Hirnfunktion wird wieder hergestellt. Diese Phase kann einige Minuten oder auch mehrere Tage dauern. Hunde können dabei z. B. Drangwandern, Sehstörungen, Desorientierung, Steifheit, wackliger Gang oder abnormer Hunger und Durst zeigen.

Diagnose der Epilepsie beim Beagle

Die Diagnose der Epilepsie erfolgt in der Regel durch Ausschluss anderer möglicher Ursachen. Der Tierarzt wird zunächst eine gründliche Anamnese erheben und den Hund allgemeinmedizinisch und neurologisch untersuchen. Folgende Untersuchungen können durchgeführt werden:

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  • Blut- und Urinuntersuchungen: Diese dienen dazu, Erkrankungen der inneren Organe oder Stoffwechselstörungen auszuschließen. Mit Blut- und Urinproben werden beispielsweise bestimmte Organfunktionen überprüft.
  • Bildgebende Verfahren (MRT, CT): Diese können helfen, Veränderungen im Gehirn (z.B. Tumore, Entzündungen) zu erkennen. Durch bildgebende Verfahren wie MRT oder CT ist die Veterinärmedizin in der Lage strukturelle Hirnveränderungen wie z.B. Tumoren zu identifizieren.
  • Liquoruntersuchung: Hierbei wird Nervenwasser entnommen und untersucht, um Entzündungen des Gehirns oder der Hirnhäute auszuschließen.
  • Gentest: Eine einfache Methode, um die primäre Epilepsie als Ursache auszuschließen, ist ein Gentest.

Behandlung der Epilepsie beim Beagle

Die Behandlung der Epilepsie richtet sich nach der Ursache.

  • Sekundäre Epilepsie: Bei sekundärer Epilepsie muss die Grunderkrankung behandelt werden. Ziel muss darin bestehen, die primäre Ursache für das Entstehen der Anfälle zu beseitigen. Im Falle einer strukturellen Epilepsie mit bekannter Ursache kann prinzipiell eine Heilung erreicht werden - je nachdem, welche Erkrankung oder welche Umstände die Epilepsie beim Hund hierbei auslösen.
  • Primäre Epilepsie: Die idiopathische Epilepsie ist nicht heilbar. Ziel der Behandlung ist es, die Häufigkeit und Schwere der Anfälle zu reduzieren. Dies geschieht in der Regel mit Medikamenten (Antiepileptika). Die Anzahl und die Schwere der Anfälle lässt sich durch antiepileptische Medikamente verringern. Solche Medikamente müssen oft täglich und für das restliche Leben des Hundes gegeben werden. Das Ziel ist, einen konstanten Wirkstoffspiegel beim Hund zu erreichen - mit modernen Präparaten ist das schon nach zwei bis drei Tagen möglich. Trotzdem kann es einige Wochen dauern, bis die Anfälle unter Kontrolle sind. Nach einigen anfallsfreien Monaten kann eventuell die Dosis reduziert werden. Auf keinen Fall sollte ein Medikament aber abrupt abgesetzt werden! Eine dauerhafte Therapie der idiopathischen Epilepsie wird durch Phenobarbital oder Imepitoin eingeleitet. In diesem Fall sollte die Gabe des Mittels immer zur gleichen Zeit sein, und auch das Futter deines Hundes nicht variieren. Notfalls kann der Tierarzt deinem Hund Diazepam verschreiben.

Hunde, die vermehrt epileptische Anfälle haben, sollten dringend behandelt werden. Ohne Therapie können die Anfälle sonst immer häufiger werden und das Risiko für einen Status epilepticus steigt. Der Status epilepticus ist ein lebensbedrohlicher epileptischer Anfall mit anhaltenden Krämpfen. Dieser Zustand kann bis zu einer halben Stunde andauern.

Was tun während eines epileptischen Anfalls?

Wenn Ihr Hund einen epileptischen Anfall hat, ist es wichtig, ruhig zu bleiben und folgende Maßnahmen zu ergreifen:

  • Sorgen Sie für eine sichere Umgebung: Entfernen Sie alle Gegenstände, an denen sich der Hund verletzen könnte. Verdunkle den Raum des Geschehens und dämme weitere Sinnesreize ein, die den Anfall verstärken könnten.
  • Bleiben Sie in der Nähe des Hundes: Sprechen Sie beruhigend mit ihm, aber versuchen Sie nicht, ihn festzuhalten. Auf keinen Fall solltest du irgendwie versuchen die Hände in den Mund deines Hundes zu stecken, um die Zunge herauszuholen!
  • Dokumentieren Sie den Anfall: Notieren Sie die Dauer des Anfalls und beobachten Sie die Symptome genau. Ein Video oder eine genaue Beschreibung enthält für den Tierarzt oft wertvolle Informationen. Filmen Sie den Anfall! Ein Film des Anfalls kann für Ihren Tierarzt sehr wertvolle Information liefern. Die Aufnahme kann helfen, die Diagnose zu verfeinern.
  • Kontaktieren Sie den Tierarzt: Wenn der Anfall länger als fünf Minuten dauert, sich die Anfälle schnell wiederholen oder der Hund sich nach dem Anfall nicht normal verhält, sollten Sie umgehend einen Tierarzt aufsuchen. Wenn der Anfall jedoch länger als 5 Minuten dauert, bei mehreren Anfällen an einem Tag, bei zunehmender Anfallshäufigkeit und/oder Anfallsschwere oder bei schwerwiegenden Verhaltensänderungen nach einem Anfall sollte unmittelbar Kontakt mit dem behandelnden Tierarzt aufgenommen werden.

Leben mit einem Beagle mit Epilepsie

Mit der richtigen Therapie, viel Fürsorge und Geduld sowie einer engen Zusammenarbeit mit Ihrem Tierarzt ist die Epilepsie beim Beagle gut in den Griff zu bekommen.

  • Regelmäßige Medikamentengabe: Es ist wichtig, die Medikamente regelmäßig und in der vom Tierarzt verordneten Dosis zu verabreichen. Die Halter müssen nicht nur konsequent die Tabletten verabreichen, sondern sollten auch eine Art Anfalls-Tagebuch führen.
  • Stress vermeiden: Versuchen Sie, Stress für den Hund zu vermeiden, da Stress Anfälle auslösen kann. Ist ein Tier an Epilepsie erkrankt, sollte es sein Leben möglichst unaufgeregt und regelmäßig verbringen (Spaziergänge, Ernährung, usw.). Auf diese Art sinkt das Risiko, dass Anfälle ausgelöst werden.
  • Regelmäßige Kontrolluntersuchungen: Die regelmäßigen Kontrolluntersuchungen beim Tierarzt sind wichtig, um die Medikamentendosis anzupassen und den Gesundheitszustand des Hundes zu überwachen. Sie sollten deshalb Ihren Hund regelmäßig beim Tierarzt vorstellen (ein paar Wochen nach Behandlungsbeginn, dann ein oder zweimal im Jahr) um gegebenenfalls die Therapie anzupassen und, falls notwendig, eine Blutuntersuchung oder andere Tests durchzuführen.

Ernährung bei Epilepsie

Es gibt Hinweise darauf, dass bestimmte Fettsäuren antiepileptische Eigenschaften bei Hunden haben. Sprechen Sie mit Ihrem Tierarzt über eine geeignete Ernährung für Ihren Beagle.

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