Epilepsie ist eine neurologische Erkrankung, die durch wiederholte Anfälle gekennzeichnet ist. Viele Menschen verbinden mit Epilepsie das Bild eines dramatischen Anfalls mit Stürzen und Krämpfen. Allerdings gibt es viele verschiedene Arten von Anfällen, und nicht alle sind so offensichtlich. Ein weit verbreitetes Vorurteil ist, dass flackerndes Licht von Bildschirmen oder Computern bei Menschen mit Epilepsie Anfälle auslösen kann. Dieser Artikel beleuchtet das Risiko von flackerndem Licht bei Epilepsie, die verschiedenen Anfallsformen, Ursachen, Diagnose und Behandlungsmöglichkeiten sowie wichtige Vorsichtsmaßnahmen im Alltag.
Was ist Epilepsie?
Epilepsie ist eine Erkrankung des Gehirns, bei der es zu einer übermäßigen elektrischen Entladung von Nervenzellen kommt. Dies kann zu verschiedenen Symptomen führen, die von kurzen Aussetzern bis hin zu schweren Krampfanfällen reichen. Die Symptome, Häufigkeiten und Abläufe werden zu sogenannten Epilepsie-Syndromen zusammengefasst.
Verschiedene Anfallsformen
Die Vorstellung vieler Menschen von einem epileptischen Anfall ist dramatisch: Betroffene stürzen und krampfen am ganzen Körper. Dies entspricht dem sogenannten "Grand mal"-Anfall (generalisierter tonisch-klonischer Anfall), der jedoch nur eine von vielen Anfallsformen darstellt.
- Fokale Anfälle (partielle Anfälle): Diese Anfälle gehen von einem bestimmten Bereich des Gehirns aus und betreffen in der Regel nur eine Gehirnhälfte. Man unterscheidet fokale Anfälle mit Bewusstseinseinschränkung und solche ohne. Die Symptome richten sich nach dem Ursprungsort im Gehirn und können vegetative Symptome, Angst, Wut, Halluzinationen oder Störungen der Sinneswahrnehmung umfassen.
- Generalisierte Anfälle: Bei diesen Anfällen ist das gesamte Gehirn betroffen. Zu den häufigsten Formen gehören Absencen (kurze Bewusstseinsstörungen), myoklonische Anfälle (Muskelzuckungen) und tonisch-klonische Anfälle (Grand mal).
- Akut symptomatische Anfälle (ASA): Dies sind einmalige Krampfanfälle, die nicht als Teil einer Epilepsieerkrankung gelten, sondern durch akute Ereignisse wie Unterzuckerung, Hirnschädigung oder Schlaganfall ausgelöst werden.
Ursachen und Auslöser
Epilepsie kann verschiedene Ursachen haben, darunter Stoffwechselstörungen, genetische Faktoren, Kopfverletzungen, Tumore, Hirnhautentzündungen oder Schlaganfälle. Oft ist die genaue Ursache jedoch unbekannt. Es gibt einen Unterschied zwischen Epilepsie und Krampfanfall: Epileptische Anfälle haben keine akuten Auslöser, sondern eine dauerhafte Ursache.
Diagnose
Die Diagnose von Epilepsie kann aufgrund der vielfältigen Symptome und Anfallsformen schwierig sein. Wichtig sind eine ausführliche Anamnese, neurologische Untersuchungen und bildgebende Verfahren wie EEG und MRT.
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Epilepsie und flackerndes Licht
Ein verbreitetes Vorurteil ist, dass flackerndes Licht von Bildschirmen oder Computern bei Menschen mit Epilepsie Anfälle auslösen kann. Dieses Risiko betrifft jedoch nur die relativ seltenen photosensitiven Epilepsien.
Photosensitive Epilepsie
Photosensitive Epilepsie ist eine Form der Epilepsie, bei der Anfälle durch visuelle Reize wie flackerndes Licht, sich wiederholende Muster oder bestimmte Farben ausgelöst werden können.
- Auslöser: Am ehesten scheinen Anfälle von Frequenzen um 15-25 Hz ausgelöst werden zu können.
- Vorsichtsmaßnahmen: Menschen mit photosensitiver Epilepsie können durch geeignete Maßnahmen geschützt werden. Bei Verwendung von alten Röhrenbildschirmen sollte auf eine Bildwiederholungsrate von mindestens 70 Hz geachtet werden.
Temporal Light Artefacts (TLA)
Temporal Light Artefacts (TLA) sind Wahrnehmungen, die auf zeitlichen Schwankungen der Helligkeit oder der spektralen Verteilung von Licht beruhen. Eine Form der Lichtmodulation ist vor allem darin begründet, dass Lichtquellen mit Wechselstrom und nicht mit Gleichstrom betrieben werden. Ändert der Strom seine Stärke, wie es bei Wechselstrom mit einer Frequenz von 50 Hz der Fall ist, ändert sich die Helligkeit 100 Mal pro Sekunde (= Flimmerfrequenz 100 Hz). Sowohl Leuchtstofflampen als auch LEDs reagieren schnell auf Strom- oder Spannungsschwankungen. Um bei LEDs Flimmern zu vermeiden, muss die Lichtquelle über einen kurzen Zeitraum weiterhin konstant mit Strom versorgt werden, auch wenn die Eingangsspannung abfällt. Ob das gelingt, hängt von der Güte des Vorschaltgerätes ab, ist also letztlich eine Qualitätsfrage. Auch beim Dimmen von LEDs kann Flimmern entstehen. Zur Regulierung der Helligkeit wird häufig das vergleichsweise kostengünstige Verfahren der Pulsweitenmodulation (PWM) eingesetzt. Dabei wird die Helligkeit der LED dadurch verändert, dass sie - vereinfacht ausgedrückt - schnell an- und ausgeschaltet wird. Je schneller das geschieht, desto unwahrscheinlicher ist es, dass Flimmern wahrgenommen wird.
Bildschirmarbeit
Es ist ein verbreitetes Vorurteil, dass flackerndes Licht von Bildschirm oder Computer bei epilepsieerkrankten Menschen Anfälle auslöst. Dieses Risiko betrifft jedoch nur die relativ seltenen photosensitiven Epilepsien. Flackernde, sich wiederholende Muster können Anfälle auslösen. Da auf neuartigen Bildschirmen und Monitoren das Bild schärfer und heller ist, besteht sogar ein höheres Risiko, dass solche Bewegungsmuster Anfälle auslösen. Betroffene mit einer photosensitiven Epilepsie sollten bei Verwendung von alten Röhrenbildschirmen auf eine Bildwiederholungsrate von mindestens 70Hz achten.
EU-Verordnung zu Ökodesign-Anforderungen an Lichtquellen
Die EU-Verordnung 2019/2020 legt Ökodesign-Anforderungen an Lichtquellen fest, die Flimmern und Stroboskopeffekte bei LED-Lichtquellen begrenzen sollen. Leuchtmittelhersteller sind verpflichtet, ihre Produkte in einer EU-weiten Datenbank (EPREL) zu registrieren. Verbraucher können über einen QR-Code auf der Verpackung zusätzliche Produktinformationen, darunter die Werte zu Flimmern und Stroboskopeffekten, abrufen.
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Behandlung
Die Epilepsie gilt als eine der am besten zu behandelnden neurologischen Erkrankungen. Ziel der Behandlung ist die Anfallskontrolle, die oft durch eine lebenslange Einnahme von Anfallssuppressiva erreicht werden kann.
Medikamentöse Therapie
Bis zu zwei Drittel der Patientinnen und Patienten werden durch die medikamentöse Therapie mit Antikonvulsiva anfallsfrei.
Weitere Therapieoptionen
Wenn die medikamentöse Therapie nicht ausreichend wirksam ist, können weitere Optionen in Betracht gezogen werden, wie z. B. eine Operation, eine Ketogene Diät oder eine Vagusnervstimulation.
Leben mit Epilepsie
Mit der richtigen Behandlung und Unterstützung können viele Menschen mit Epilepsie ein normales und erfülltes Leben führen.
Alltag
Es gibt viele Aspekte im Alltag, die für Menschen mit Epilepsie wichtig sind, wie z. B. die Einnahme von Medikamenten, ausreichend Schlaf, Stressmanagement und der Verzicht auf Alkohol.
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Beruf
Junge Menschen mit Epilepsie sollten sich frühzeitig mit der Berufswahl beschäftigen und sich beraten lassen, um einen geeigneten Ausbildungsplatz zu finden. Im Berufsleben gibt es verschiedene Schutzmaßnahmen und Unterstützungsmöglichkeiten für Menschen mit Epilepsie.
Führerschein
Die Regelungen zum Führerschein bei Epilepsie sind komplex und sollten individuell mit dem Arzt und der Führerscheinstelle besprochen werden.
Flugreisen
Vor Flugreisen sollten einige Punkte beachtet werden, wie z. B. die Mitnahme von ausreichend Medikamenten, die Information über die Anforderungen der Fluggesellschaft und die Anpassung der Medikamenteneinnahme bei Zeitverschiebungen.
Sport
Sport ist grundsätzlich förderlich für die Gesundheit, aber bei Epilepsie sollten bestimmte Sportarten aufgrund des Gefährdungsrisikos vermieden werden.
Schwangerschaft
Frauen mit Epilepsie können Kinder bekommen, sollten aber ihre Schwangerschaftsplanung mit dem Arzt besprechen, da einige Antiepileptika das Risiko von Geburtsfehlern erhöhen können.
Kinder
Eltern mit Epilepsie können ihre Kinder sicher betreuen, sollten aber bestimmte Sicherheitsvorkehrungen beachten. Es gibt auch spezielle Kindergärten für Kinder mit Epilepsie.
Erste Hilfe bei einem Anfall
Es ist wichtig, zu wissen, wie man Erste Hilfe leistet, wenn jemand in der eigenen Anwesenheit einen Anfall bekommt.
- Ruhe bewahren
- Den Betroffenen gegebenenfalls aus einem Gefahrenbereich entfernen
- Beengende Kleidungsstücke am Hals lösen
- Kopf polstern
- Krampferscheinungen nicht unterdrücken
- Keine Unterbrechungsversuche
- Patient nach dem Anfall in stabile Seitenlage bringen
- Hilfe und Begleitung anbieten
- Dauer des Anfalls registrieren
Mythen und Fakten über Epilepsie
Es gibt viele Mythen und Missverständnisse über Epilepsie. Es ist wichtig, diese zu kennen und zu entkräften.
- Epilepsie ist keine psychische Erkrankung.
- Epilepsie ist nicht ansteckend.
- Man sollte niemals versuchen, etwas in den Mund der betroffenen Person zu stecken.
- Frauen mit Epilepsie können gesunde Kinder bekommen.
- Nicht jeder, der einen epileptischen Anfall hat, hat Epilepsie.
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