Epilepsie ist eine neurologische Erkrankung, von der viele Menschen betroffen sind. Glücklicherweise ermöglichen moderne Diagnose- und Behandlungsmethoden es, die Krankheit sicher zu diagnostizieren und gut zu behandeln.
Was ist Epilepsie?
Epilepsien sind chronische neurologische Erkrankungen, die sich durch epileptische Anfälle äußern. Ein epileptischer Anfall ist eine plötzliche, unkontrollierte Entladung von Gehirnzellen, die zu vorübergehenden Störungen der Gehirnfunktion führt. Etwa zehn Prozent der Menschen erleben einmal im Leben einen epileptischen Anfall, wobei etwa fünf Prozent davon an Epilepsie erkranken.
Es ist wichtig zu beachten, dass nicht jeder Anfall gleichbedeutend mit Epilepsie ist. Ein Anfall kann auch durch andere Faktoren wie Schlafmangel oder Alkoholmissbrauch ausgelöst werden. Ein einzelner epileptischer Anfall ist im Prinzip relativ ungefährlich, aber wenn er beispielsweise während des Schwimmens auftritt, kann er tödlich enden.
Ursachen von Epilepsie
Epilepsien können verschiedene Ursachen haben. Es gibt einen Häufigkeitsgipfel im Kleinkindesalter und ein weiterer Anstieg im höheren Alter ab 60 Jahren. Verletzungen des Gehirns, wie Schlaganfälle, Tumore oder Schädel-Hirn-Traumata, können ebenfalls epileptische Anfälle verursachen.
In einigen Fällen ist die Neigung zu epileptischen Anfällen erblich bedingt. Es gibt auch genetische Erkrankungen wie das Landau-Kleffner-Syndrom oder die Trisomie 21, die mit epileptischen Anfällen einhergehen können.
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Faktoren, die epileptische Anfälle begünstigen können, sind ein gestörter Schlaf-Wach-Rhythmus und Alkoholkonsum.
Arten von Anfällen
Es gibt verschiedene Arten von epileptischen Anfällen. Fokale (herdförmige) Anfälle gehen von einer bestimmten Region im Gehirn aus, während generalisierte Anfälle beide Gehirnhälften betreffen.
Manche Anfälle kündigen sich durch eine Aura an, ein Vorgefühl oder eine Sensation, die schwer zu beschreiben ist. Häufige Auren sind epigastrische Auren oder aufsteigende Übelkeit. Andere Ankündigungen können Geruchs- oder Geschmacksstörungen sein.
Wenn ein Anfall nicht angekündigt wird oder sich der Patient nach einem großen Anfall nicht mehr an das Gefühl davor erinnern kann, bleibt ihm nur die Tatsache, dass er bewusstlos geworden ist.
Was tun bei einem Anfall?
Wenn man bei einem epileptischen Anfall anwesend ist, sollte man den Betroffenen in eine stabile Seitenlage bringen und alles wegräumen, wodurch er sich verletzen könnte. Früher wurde gelehrt, einen Keil zwischen die Zähne zu geben, aber das wird heute nicht mehr empfohlen.
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Diagnose und Behandlung
Ein erster epileptischer Anfall sollte immer ärztlich abgeklärt werden. Ein Arzt, Neurologe oder Neuropädiater kann eine Abklärung durchführen. Das zentrale Instrument dabei ist das EEG (Elektroenzephalographie), um die Hirnströme zu messen. Auch eine bildgebende Untersuchung des Gehirns, wie die Kernspintomographie (MRT), ist sinnvoll.
Epilepsie ist als solches nicht heilbar, aber mit Medikamenten behandelbar. Etwa zwei Drittel der Menschen mit Epilepsie werden unter Medikamenten anfallsfrei. Für die meisten Formen der Epilepsie handelt es sich dabei um eine dauerhafte Therapie.
Epilepsie und Lebenserwartung
Menschen mit Epilepsie haben eine reduzierte Lebenserwartung. Zum einen können genetisch bedingte und erworbene Epilepsien mit einer das Leben limitierenden Erkrankung einhergehen. Zum anderen ist die Suizidrate bei Epilepsiepatienten im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung deutlich erhöht. Auch das Risiko von Verletzungen durch einen Anfall und die erhöhte Mortalität bei prolongierten Anfällen bzw. im Status epilepticus tragen dazu bei. Die häufigste unnatürliche Todesursache von Menschen mit Epilepsien ist das Ertrinken, meistens bedingt durch unzureichende Aufsicht. Insgesamt ist die Mortalität bei Epilepsiepatienten im Vergleich zur allgemeinen Bevölkerung um das 2- bis 4-Fache erhöht.
SUDEP (Sudden Unexpected Death in Epilepsy Patients)
Ein besonderes Risiko für Menschen mit Epilepsie ist der plötzliche unerwartete Tod, auch SUDEP genannt. Etwa 10-20 % aller Todesfälle bei Epilepsiepatienten sind auf SUDEP zurückzuführen.
Die eigentliche Todesursache beim SUDEP ist nach wie vor ungeklärt. Diskutiert werden zentrale Apnoen während eines Anfalls oder unmittelbar danach sowie kardial bedingte Arrhythmien, Dysregulationen der systemischen oder zerebralen Blutzirkulation sowie anfallsinduzierte hormonelle oder metabolische Veränderungen.
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Die jährliche Inzidenz an plötzlichen unerwarteten Todesfällen bei Epilepsiepatienten liegt bei 1:200-1:1000, abhängig im Wesentlichen von Art und Schweregrad der Epilepsie. Bei idiopathischen Epilepsien ist das SUDEP-Risiko vergleichsweise gering, während es für therapieresistente schwere Epilepsien deutlich höher liegt. Das relative SUDEP-Risiko ist bei jüngeren Epilepsiepatienten zwischen dem 20. und 45. Lebensjahr besonders hoch und gleicht sich mit zunehmendem Alter an das allgemeine Risiko eines plötzlichen unerwarteten Todesfalls an.
Ein erhöhtes SUDEP-Risiko besteht vor allem bei fokalen Epilepsien, wenn zusätzlich neurologische Defizite oder eine Behinderung vorliegen, oder wenn die Epilepsie bereits in jungen Jahren aufgetreten ist. Ferner auch bei einer medikamentösen Polytherapie, nach einem häufigen Wechsel der Medikation und auch bei unzureichender Compliance bezüglich der Medikamenteneinnahme. Besonders hoch ist das Risiko bei fokalen Epilepsien, bei denen die Ursprungszone assoziiert ist mit dem vegetativen Nervensystem. Gefährdet sind somit vor allem Patienten bei Anfällen aus dem Schläfenlappen, die jedoch zu den häufigsten Formen der Epilepsien zählen. Fast immer ereignet sich der SUDEP in direkter Abhängigkeit zu einem epileptischen Anfall. Daher gilt die Faustregel: Kommt es zu zehn bis 50 großen Anfällen pro Jahr, ist von einem zehnfach erhöhten Sterberisiko auszugehen. Bei 50 und mehr großen Anfällen pro Jahr steigt das Risiko auf das 15-Fache.
Prävention von SUDEP
Da fortbestehende epileptische Anfälle der größte Risikofaktor für SUDEP sind, ist das Therapieziel die absolute Anfallsfreiheit. Eine gute medikamentöse Therapie, die zur Anfallsfreiheit führt, ist dabei der beste Schutz. Bei fokalen Epilepsien sollte frühzeitig die Möglichkeit einer Operation in Betracht gezogen werden, falls der Patient nicht auf die Medikamente anspricht.
Es ist wichtig, Patienten über das Risiko eines SUDEP aufzuklären, insbesondere wenn eine erhöhte Gefährdung besteht. Die Indikation zu einer entsprechenden Aufklärung wird allerdings international recht unterschiedlich gesehen.
Es gibt auch praktische Tipps, die man den Betroffenen mit auf den Weg geben kann, wie den Rat, mit einem kleinen harten Kissen und nicht mit einem weichen großen Kissen zu schlafen.
Psychiatrische Erkrankungen und Mortalität bei Epilepsie
Besonders hoch ist die Gefährdung bei Menschen mit psychiatrischer Begleiterkrankung. Eine Studie hat gezeigt, dass das Mortalitätsrisiko bei Epilepsie-Patienten mit psychiatrischen Erkrankungen um mehr als das Zehnfache erhöht ist. Bei mehr als 15 Prozent der Todesfälle spielten äußere Ursachen wie Unfälle (nicht Verkehrsunfälle) und Suizide eine Rolle. Bei zwei Dritteln der Patienten, die durch solche Ursachen zu Tode kamen, lag gleichzeitig eine psychiatrische Erkrankung vor, wobei die stärkste Assoziation zu einer Depression (23 Prozent) und zu einem Substanzmissbrauch (56 Prozent) bestand. Eine gute sozialpädagogische Begleitung und frühzeitig einsetzende, antidepressive Therapie können dabei vorbeugend wirken.
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