Epilepsie in der Nacht: Symptome, Ursachen und Behandlung

Epilepsie, oft als "Gewitter im Gehirn" bezeichnet, ist eine neurologische Erkrankung, die durch wiederholte epileptische Anfälle gekennzeichnet ist. Diese Anfälle entstehen durch übermäßige elektrische Entladungen von Nervenzellen im Gehirn. Während viele Menschen bei Epilepsie an dramatische Anfälle mit Krämpfen und Bewusstseinsverlust denken, äußert sich die Erkrankung tatsächlich sehr vielfältig. Besonders nachts können sich epileptische Anfälle anders äußern und schwerer zu erkennen sein.

Vielfalt der epileptischen Anfälle

Das weit verbreitete Bild des Grand-mal-Anfalls, bei dem Betroffene schreien, bewusstlos zu Boden gehen und sich der ganze Körper verkrampft und zuckt, ist nur eine von vielen Anfallsformen. Tatsächlich ist diese Form vergleichsweise selten. Es gibt auch subtilere Anfallsformen, die oft übersehen werden.

Ein Beispiel ist die Absence-Epilepsie, bei der Betroffene für wenige Sekunden ihre aktuelle Tätigkeit unterbrechen, starr in die Luft gucken und dann wieder normal fortfahren. Meistens können sie sich nicht an die kurze Absence erinnern. Diese Form ist typisch für Kinder und wird oft als Träumerei oder Unkonzentriertheit fehlinterpretiert.

Auch Schweißausbrüche, Halluzinationen, ein aufsteigendes Unwohlsein in der Magengegend und Herzrasen können Symptome epileptischer Anfälle sein. Die übermäßige Aktivität der Neuronen kann zu diversen Störungen führen und sich mitunter auch als typischer motorischer Krampfanfall äußern. Das muss aber nicht so sein. Manche Anfälle werden sowohl von Patientinnen und Patienten als auch Angehörigen kaum wahrgenommen, während andere zu Bewusstlosigkeit, Muskelkrämpfen, Stürzen und Zittern führen können. Ebenso können Störungen des Geruchssinns, Halluzinationen, Wutausbrüche, Migräne und Übelkeit auftreten. Oder Patientinnen und Patienten springen plötzlich auf und werfen Stühle um oder rennen unkontrolliert umher, woran sie sich später nicht erinnern können. Es können also eine Vielzahl unterschiedlicher Symptome und Anfallsformen auf eine Epilepsie hinweisen, was die Diagnose der Erkrankung deutlich erschwert. Sowohl die Dauer, als auch Form und Ausprägung der motorischen und nicht-motorischen Symptome können erheblich variieren. Manche Anfälle dauern nur wenige Sekunden, andere mehrere Minuten. Mal äußern sie sich durch das allseits bekannte Erscheinungsbild der verkrampfenden und zuckenden Muskulatur, andere wiederum äußern sich durch nicht-motorische Symptome. Die häufigste Anfallsform bei Erwachsenen sind komplex-fokale Anfälle, die mit Bewusstlosigkeit einhergehen.

Ursachen und Auslöser von Epilepsie

Bei einer Epilepsie kommt es durch unterschiedlichste Ursachen und Auslöser zu einer übermäßigen elektrischen Entladung von Nervenzellen im Gehirn. So können zum Beispiel Stoffwechselstörungen, genetische Faktoren, Kopfverletzungen, gutartige und bösartige Tumore, Hirnhautentzündungen oder Schlaganfälle entsprechende Veränderungen im Gehirn verursachen, welche solche übermäßigen Entladungen der Neuronen begünstigen. Oft ist die genaue Ursache jedoch unbekannt.

Lesen Sie auch: Kann ein Anfall tödlich sein?

Das "Gewitter im Gehirn" betrifft entweder Teilbereiche des Gehirns (fokale Epilepsie) oder das gesamte Gehirn (generalisierte Epilepsie). Bestimmte Abläufe, Häufigkeiten und Symptome werden zu sogenannten Epilepsie-Syndromen zusammengefasst, etwa der Juvenilen Absence-Epilepsie, dem Dravet-Syndrom oder der Rolando-Epilepsie.

Es gibt keinen akuten Auslöser für epileptische Anfälle, sondern eine dauerhafte Ursache wie eine strukturelle Veränderung im Gehirn oder eine chronische Grunderkrankung, die immer wieder zu epileptischen Anfällen führt. Anders formuliert bedeutet das, dass ein Vermeiden der Auslöser akut symptomatischer Krampfanfälle, zum Beispiel durch mehr Schlaf, weniger Stress, weniger Alkohol, oder das Auskurieren einer Fiebererkrankung, das Risiko für einen erneuten akuten Anfall minimieren kann. Das Risiko für den nächsten epileptischen Anfall kann jedoch nicht vollständig ausgeschlossen werden.

Fokale und generalisierte Anfälle

Man unterscheidet fokale und generalisierte Anfälle:

  • Fokale Anfälle: Diese Anfälle gehen immer von einem bestimmten Bereich des Gehirns aus und betreffen in der Regel nur eine Gehirnhälfte. Man unterscheidet fokale Anfälle mit Bewusstseinseinschränkung und fokale Anfälle ohne Bewusstseinseinschränkung. Im ersten Fall nimmt der Patient oder die Patientin den epileptischen Anfall nicht bewusst wahr und kann sich später an nichts erinnern. Bei Erwachsenen ist dies die am häufigsten beobachtete Anfallsform. Die Symptome fokaler Anfälle richten sich nach dem Ursprungsort im Gehirn. Eine häufige Anfallsform fokalen Ursprungs sind vegetative fokale Anfälle. Auch plötzliche Angst, Wut oder Halluzinationen werden in der Literatur beschrieben. Die Sinneswahrnehmung kann durch einen fokalen Anfall gestört werden. So kann Sehen, Hören, Schmecken, Riechen oder Tasten durch den Anfall so beeinträchtigt sein, dass Betroffene Blitze sehen, Geräusche oder Stimmen hören, einen komischen Geschmack im Mund haben, etwas Merkwürdiges riechen oder Temperatur-Missempfindungen, Kribbeln oder Lähmungserscheinungen spüren. Fokale Anfälle mit Bewusstseinsverlust sind häufig durch sogenannte Automatismen geprägt. Patienten wiederholen im Anfall bestimmte Handlungsmuster. Fokale epileptische Anfälle, vor allem solche mit Bewusstseinsstörung, können in einen sogenannten sekundär generalisierten Anfall übergehen, der dann beide Gehirnhälften betrifft.
  • Generalisierte Anfälle: Bei generalisierten Anfällen lässt sich keine bestimmte Hirnregion zuordnen, in der der epileptische Anfall entsteht. Während eines Anfalls kann die Ausbreitung unterschiedlich verlaufen und das gesamte Hirnareal betreffen. Bei Absencen kommt es zu einer plötzlichen Bewusstseinsstörung, sodass der Patient bzw. die Patientin seine oder ihre momentane Tätigkeit für die Dauer des Anfalls unterbricht. Die Betroffenen starren bei dieser Form eines epileptischen Anfalls oft ins Leere. Diese Anfälle können mehrere Sekunden dauern und sich stark gehäuft über den Tag wiederholen. Betroffene können sich an den Anfall nicht erinnern und fahren mit ihrer Tätigkeit nach dem Anfall wieder fort. Obwohl diese Anzeichen typisch für Absencen sind, werden sie von Laien vielfach nicht als Symptome einer Epilepsie erkannt. Absencen sind eine häufige Epilepsie-Form des Kindesalters und werden zunächst meist als Unkonzentriertheit oder Träumerei missinterpretiert. Es kann zu wenigen Anfällen innerhalb eines Jahres bis hin zu mehrenden hundert am Tag kommen. Ein myoklonischer Anfall verursacht keine Bewusstseinsstörungen, sondern äußert sich mit Muskelzuckungen. Der tonisch-klonische Anfall oder auch Grand-mal-Anfall ist die Anfallsform, die am häufigsten mit der Krankheit Epilepsie in Verbindung gebracht wird. Die Symptome dieses Anfalls äußern sich meist in einem initialen Schrei des Betroffenen, gefolgt von einer Anspannung der Körpermuskulatur, die dann in Zuckungen des Körpers über geht. Ferner kommt es zu einem Bewusstseinsverlust, sodass sich der Patient bzw. die Patientin im Nachhinein nicht mehr an den Anfall erinnern kann. Auch die Blaufärbung der Lippen ist typisch. Sie entsteht durch die Verkrampfung der Atemmuskulatur während des Anfalls, sodass der oder die Betroffene keine Luft bekommt. Der Atemstillstand kann bis zu 30 Sekunden andauern, führt aber nicht zum Ersticken. Verliert man die Muskelkraft, spricht man von einem atonischen Anfall.

Epilepsie in der Nacht

Epileptische Anfälle können zu jeder Tages- und Nachtzeit auftreten. Allerdings gibt es bestimmte Epilepsieformen, bei denen die Anfälle bevorzugt nachts auftreten. Dazu gehören beispielsweise:

  • Rolando-Epilepsie: Diese Form der Epilepsie tritt hauptsächlich bei Kindern auf. Die Anfälle sind oft kurz und leicht, mit Muskelkrämpfen im Gesicht und Schwierigkeiten beim Sprechen. Sie treten typischerweise im Schlaf auf. Durch im Schlaf vorgespielte kurze Laute können die für die Epilepsie charakteristischen, in der Hirnaktivität messbaren Ausschläge teilweise unterdrückt werden. Das hat ein Forschungsteam der Universität und des Universitätsklinikums Tübingen unter der Leitung von Dr. Hong-Viet Ngo und Professor Jan Born vom Institut für Medizinische Psychologie und Verhaltensneurobiologie festgestellt. Diese Erkenntnisse könnten die Grundlage für künftige Forschungen an Therapien für diese Epilepsieform bilden. Zwar nimmt die Rolando-Epilepsie in der Regel einen milden Verlauf und bleibt oft unbehandelt. Doch ließen sich zum Teil mit der Erkrankung in Verbindung gebrachte Auffälligkeiten in der kognitiven Entwicklung durch eine solche Therapie möglicherweise beeinflussen. Die Rolando-Epilepsie tritt bei Kindern meist zwischen dem fünften und achten Lebensjahr erstmals auf und verschwindet um den Beginn der Pubertät. „Die Anfälle bei dieser Form der Epilepsie sind meist kurz, es kann zu Zuckungen im Bereich des Gesichtes und vorübergehenden Sprechstörungen im Rahmen der Anfälle kommen“, erklärt die an der Studie be-teiligte Ärztin Dr. med. Susanne Ruf von der Kinderklinik. Auch treten die Anfälle oft nur in sehr großen zeitlichen Abständen auf. Daher entscheiden sich viele Eltern und Kinder gegen die Einnahme von Tabletten. „Problematisch ist jedoch, dass die Epilepsie die normale Hirnaktivität im Schlaf in einer wichtigen Entwicklungsphase der Kinder stören kann.“ Lern- und Sprachschwierigkeiten, Gedächtnis- und Aufmerksamkeitsstörungen würden mit der Rolando-Epilepsie in Verbindung gebracht.
  • Frontallappenepilepsie: Anfälle, die aus dem Frontallappen des Gehirns entstehen, treten häufig nachts auf. Sie können sich durch ungewöhnliche Bewegungen, Schreie oder unkontrolliertes Verhalten äußern.
  • Aufwach-Grand-Mal: Hierbei handelt es sich um generalisierte tonisch-klonische Anfälle, die typischerweise in der Aufwachphase am Morgen auftreten.

Schlaf und Epilepsie

Flora und Fauna leben im Takt einer Vielzahl von biologischen Rhythmen und Zyklen, so auch der Mensch und auch der Patient mit seinen Krankheiten - wie z. B. Epilepsie. Diese unterliegt - unter anderem - dem Rhythmus von Tag und Nacht und dem Zyklus der verschiedenen Schlafstadien. Epileptische Anfälle treten gehäuft nach Schlafmangel auf (was übrigens bereits von Hippokrates bemerkt und beschrieben wurde [1]), durch gezielten Schlafentzug lässt sich die diagnostische Ausbeute der EEG(Elektroenzephalogramm)-Diagnostik erhöhen, und im NREM(„non-rapid eye movement“)-Schlaf treten - relativ zu der mit Schlaf verbrachten Zeit - erheblich häufiger Anfälle auf als im Wachen. Dies ist einerseits schädlich für die Lebensqualität oder sogar für das Leben des Patienten, lässt sich andererseits aber auch diagnostisch nutzen zwecks Bestimmung, ob eine Epilepsie vorliegt, welche Art von Epilepsiesyndrom, und ggf. zwecks Bestimmung oder Eingrenzung der potenziellen epileptogenen Zone. Anfälle im Schlaf, aber auch interiktuale epileptische Aktivität im Schlaf führen zu Schlaffragmentierung, und sie stören physiologische schlafgebundene Prozesse mit all ihren klinischen Konsequenzen für Tagesvigilanz, Affektstabilität, Gedächtniskonsolidierung sowie kardio- und zerebrovaskulären Risiken. Sie provozieren darüber hinaus aber auch eine erhöhte Neigung zu weiter vermehrter epileptischer Aktivität, was den Epilepsiepatienten - v. a. bei häufigen schlafgebundenen Anfällen - in einen Teufelskreis führt. Dieser kann noch weiter verstärkt werden durch das komorbide Vorliegen von schlafmedizinischen Erkrankungen, die ihrerseits den Schlaf der Patienten fragmentieren und so die Spirale aus Schlafstörung und Anfallsprovokation weiter antreiben. Etwa 30 % des Tag-Nacht-Zyklus verbringt der Mensch mit Schlaf, üblicherweise in der Nacht, ca. 7-8 h, mit einer statistischen Kernschlafzeit zwischen 0 und 6 Uhr. Der Schlaf gliedert sich in eine Abfolge von Schlafzyklen, jeder über ca. 90 min Dauer, mit jeweils konsekutiver Sequenz aus einleitendem Leichtschlaf N1/N2, dann Tiefschlaf N3, dann wieder Leichtschlaf N1/N2, dann REM-Schlaf.

Lesen Sie auch: Cortison-Therapie bei Epilepsie im Detail

Diagnose von Epilepsie

Die Diagnose von Epilepsie erfordert eine sorgfältige Anamnese, neurologische Untersuchung und verschiedene diagnostische Tests.

  • Anamnese: Der Arzt wird sich ausführlich nach den Symptomen, dem Verlauf der Anfälle und möglichen Auslösern erkundigen. Auch Informationen über Krampfanfälle oder Epilepsie in der Familie sind wichtig.
  • EEG (Elektroenzephalogramm): Das EEG misst die Hirnströme und kann zeigen, ob eine Neigung zu epileptischen Anfällen besteht. Oft wird ein Schlaf-EEG durchgeführt, da im Schlaf häufiger epilepsietypische Veränderungen auftreten. Die Durchführung von EEG nach Schlafentzug gehört zum Standardrepertoire zur Diagnosesicherung einer Epilepsie. Tatsächlich konnte gezeigt werden, dass ein vorheriger Schlafentzug die Ausbeute an epilepsietypischen Potenzialen (ETP) im EEG um 40 % erhöht [35]. Damit hat das EEG nach Schlafentzug eine höhere Sensitivität für das Erfassen von epileptischer Aktivität. Von noch größerer Bedeutung ist hier das EEG im NREM-Schlaf mit der oben erläuterten höheren Dichte und weiter gefassten Ausbreitung epileptischer Aktivität in den Schlafstadien N1, N2 und N3: In einer Metaanalyse von 42 konventionellen und invasiven EEG-Monitoring-Untersuchungen an 1458 Patienten war in Bezug auf das Stadium REM das Auftreten von fokalen ETP in den Stadien W, N1, N2 oder N3 1,1-, 1,7-, 1,7- und 2,5-mal wahrscheinlicher. Für das Auftreten von generalisierten ETP fand sich eine Risikoerhöhung um 3,3 (W), 3,1 (N1), 3,1 (N2) und 6,6 (Stadium N3) und für das Auftreten von fokalen Anfällen ein relatives Risiko von 7,8 (W), 87,2 (N1), 67,8 (N2) und 50,8 (N3) [28]. Allerdings wird dieser teils enorme Zugewinn an Sensitivität erkauft mit einer Reduktion der Spezifität: Die im NREM oft weiter gefassten Ausbreitungsgebiete von interiktualen ETP oder iktualen Rhythmisierungen erschweren die Rückschlüsse auf die tatsächliche Seizure-Onset-Zone oder gar auf die epileptogene Zone. Für diese Frage kann die Erfassung von ETP oder Anfällen im REM-Schlaf von größerem Gewinn sein. Wie oben ausgeführt, findet im REM-Schlaf weniger direkte Ausbreitung kortikaler Erregung auf die Nachbarschaft statt und auch weniger längerstreckige Ausbreitung über indirekte Projektionsbahnen. Deswegen zeigt sich das Oberflächen-EEG in diesem Schlafstadium erheblich weniger sensitiv für die Erfassung epilepsietypischer Aktivität - aber dafür scheinen die im REM gefundenen interiktualen und iktualen Entladungen spezifischer zu sein mit praktischem, nämlich lokalisatorischem Wert für die Bestimmung des tatsächlichen Anfallsursprungs [39]. Im Rahmen einer systematischen Literaturrecherche [33] konnte anhand von 5 Studien an summarisch 91 Patienten gezeigt werden, dass die Lokalisation interiktualer epilepsietypischer Potenziale in REM bei 85 % der Patienten in Übereinstimmung war mit der anderweitig definierten Seizure-Onset-Zone (SOZ) (zum Vergleich: Übereinstimmung zwischen Lokalisation von ETP und SOZ im NREM: 60 %, ETP und SOZ im Wach: 70 %).
  • Bildgebung: Mittels Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT) lassen sich strukturelle Veränderungen im Gehirn darstellen, die möglicherweise für die Anfälle verantwortlich sind.
  • Blutuntersuchung: Die Blutuntersuchung kann helfen, mögliche Ursachen für einen Krampfanfall oder eine Epilepsieerkrankung aufzuspüren.
  • Genetische Testung: Manchmal wird eine genetische Testung veranlasst, um genetische Ursachen der Epilepsie zu identifizieren.

Behandlung von Epilepsie

Die Behandlung von Epilepsie zielt darauf ab, die Anfälle zu kontrollieren und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.

  • Medikamentöse Therapie: Anfallssupprimierende Medikamente, auch bekannt als Antiepileptika oder Antikonvulsiva, sind die Grundpfeiler der Epilepsiebehandlung. Sie reduzieren die Häufigkeit und Schwere der Anfälle, indem sie die neuronale Aktivität im Gehirn stabilisieren. In Deutschland stehen etwa 20 verschiedene anfallssupprimierende Medikamente zur Verfügung. Bei der Auswahl berücksichtigen unsere Fachärzt:innen die Art der Epilepsie, Alter und Geschlecht der betroffenen Person und ob Begleiterkrankungen vorliegen. Um die bestmögliche Anfallskontrolle bei minimalen Nebenwirkungen zu erreichen, wird die Therapie ambulant überwacht und bei Bedarf angepasst. Etwa zwei Drittel der Epilepsiepatient:innen werden mit Hilfe der medikamentösen Therapie (Monotherapie oder Kombinationstherapie verschiedener Präparate) anfallsfrei.
  • Epilepsiechirurgie: Für Patient:innen, deren Epilepsie medikamentös nicht gut kontrolliert werden kann, gibt es in Deutschland spezialisierte Epilepsiezentren. Diese prüfen, ob gegebenenfalls ein epilepsiechirurgischer Eingriff möglich ist.
  • Verhaltensregeln und Aufklärung: Neben der medikamentösen Behandlung ist es notwendig, dass Patient:innen und ihre Angehörigen über Verhaltensregeln bei Epilepsie informiert werden. Unsere Expert:innen bei Asklepios klären in Schulungen und Beratungen über geeignete Maßnahmen im Alltag auf. Wichtig ist, die auslösenden Faktoren für Anfälle zu kennen und zu wissen, wie diese vermieden werden können. Dazu gehören etwa Schlafmangel und Stress. Zudem informieren unsere Fachkräfte über nötige Einschränkungen in der Lebensführung. So sollten Menschen mit Epilepsie bestimmte Tätigkeiten unterlassen, etwa auf Gerüsten zu arbeiten oder in offenen Gewässern zu schwimmen. Ein Fahrzeug dürfen die Betroffenen nur unter bestimmten Voraussetzungen führen, die in entsprechenden Begutachtungsleitlinien festgeschrieben sind.

Epilepsiealarm

Wenn das Kind tonisch-klonische Anfälle hat, kann ein Epilepsiealarm eine hilfreiche Lösung sein. Das Alarmgerät kann den Anfall nicht verhindern oder vorhersehen, ruft aber Hilfe, indem es bei einem Anfall die Eltern alarmiert. Der besonders für Kinder empfohlene Epilepsiealarm heißt Epi-Care 3000 und besteht aus einem Sensor, der an der Matratze des Kinderbetts befestigt wird. Der Sensor registriert Bewegungen im Bett und erkennt einen tonisch-klonischen Anfall, woraufhin er einen Alarm sendet. Bei Kindern bietet ein Epilepsiealarm daher eine Alternative zum Co-Sleeping und kann die Schlafqualität der ganzen Familie verbessern. Selbstverständlich kann Epi-Care 3000 ebenfalls für Erwachsene verwendet werden und ist für alle Altersstufen eine sichere Methode, epileptische Anfälle in der Nacht zu überwachen - ohne invasive Überwachung wie z.B. Videoüberwachung. Mit Epi-Care 3000 können Epilepsie-Betroffene nachts sicher und unbesorgt schlafen.

Wichtiger Hinweis

Es ist wichtig zu beachten, dass nicht jeder einmalige Krampfanfall gleichbedeutend mit einer Epilepsie ist. Im Kindesalter ist die Prognose außerdem sehr gut, sodass nicht jeder einmalige Anfall sofort zu einer dauerhaften Therapie führen muss. Die Prognose bezüglich Anfallsfreiheit variiert jedoch stark. Wenn zwei nicht provozierte Anfälle auftreten, wird in der Regel eine Epilepsie diagnostiziert.

Lesen Sie auch: Ein umfassender Leitfaden zur idiopathischen generalisierten Epilepsie

tags: #epilepsie #nachts #symptome