Epilepsie, Konzentrationsstörungen und ihre Ursachen: Ein umfassender Überblick

Epilepsie ist eine neurologische Erkrankung, die durch wiederholte Anfälle gekennzeichnet ist. Diese Anfälle entstehen durch plötzliche, unkontrollierte elektrische Entladungen im Gehirn. Die Symptome eines epileptischen Anfalls können sehr unterschiedlich sein, je nachdem, welcher Bereich des Gehirns betroffen ist. Einige Menschen erleben nur kurze Bewusstseinsaussetzer, während andere heftige Krämpfe haben.

Viele Menschen mit Epilepsie berichten von Problemen mit Konzentration, Gedächtnis und Denken. Diese kognitiven Beeinträchtigungen können die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen und sich auf die schulische oder berufliche Leistung auswirken.

Ursachen von Konzentrationsstörungen bei Epilepsie

Die Ursachen für Konzentrationsstörungen bei Epilepsie sind vielfältig und komplex. Es gibt mehrere Faktoren, die zu kognitiven Problemen bei Menschen mit Epilepsie beitragen können.

Anfälle selbst

Epileptische Anfälle können das Gehirn schädigen und die kognitiven Funktionen beeinträchtigen. Häufige oder schwere Anfälle können zu dauerhaften Veränderungen im Gehirn führen, die sich auf die Konzentration, das Gedächtnis und andere kognitive Fähigkeiten auswirken. Nach einem Anfall treten diese Störungen häufig massiv auf, können aber auch dauerhaft bestehen.

Medikamente

Antiepileptika (AEDs) sind Medikamente, die zur Behandlung von Epilepsie eingesetzt werden. Einige AEDs können jedoch Nebenwirkungen haben, die die Kognition beeinträchtigen. Müdigkeit, Verlangsamung, rasche Ermüdbarkeit, Wortfindungsstörungen, Lustlosigkeit, Konzentrationsstörungen und Gedächtnisprobleme sind häufige Nebenwirkungen von AEDs. Es ist wichtig, mit dem Arzt über mögliche Nebenwirkungen der Medikamente zu sprechen und gegebenenfalls die Dosierung anzupassen oder ein anderes Medikament auszuprobieren.

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Begleiterkrankungen

Viele Menschen mit Epilepsie leiden auch unter anderen Erkrankungen, die die Kognition beeinträchtigen können. Depressionen, Angststörungen, ADHS und Lernschwierigkeiten sind häufige Begleiterkrankungen von Epilepsie. Diese Erkrankungen können die Konzentration und das Gedächtnis zusätzlich beeinträchtigen. Patienten mit Epilepsie leiden häufiger unter depressiven Symptomen als Gesunde. In vielen Fällen liegt die Ursache hierfür in der Erkrankung des Gehirns (neurobiologische Ursache) selbst. Die Funktionsstörung bedingt also nicht nur die epileptischen Anfälle, sondern kann auch erheblich zu psychischen Symptomen beitragen.

Veränderungen im Gehirn

Veränderungen im Gehirn (z.B. Tumore, Vernarbungen), häufig auftretende epileptische Anfälle, Medikamente oder auch begleitende Erkrankungen (z.B. eine Depression) können ebenfalls die Ursache sein.

Epilepsieform

Nicht alle Epilepsieformen tragen das gleiche Risiko für die Entwicklung depressiver Symptome.

Zusammenhang zwischen Epilepsie und Konzentrationsstörungen

Der Zusammenhang zwischen Epilepsie und Konzentrationsstörungen ist komplex und vielschichtig. Es gibt verschiedene Mechanismen, die dazu beitragen können, dass Menschen mit Epilepsie Probleme mit der Konzentration haben.

Auswirkungen auf neuronale Netzwerke

Epileptische Anfälle können die neuronalen Netzwerke im Gehirn stören, die für die Konzentration wichtig sind. Die elektrischen Entladungen während eines Anfalls können die Kommunikation zwischen den Nervenzellen beeinträchtigen und die Fähigkeit des Gehirns, Informationen zu verarbeiten, reduzieren.

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Auswirkungen auf Neurotransmitter

Epilepsie kann auch den Spiegel von Neurotransmittern im Gehirn beeinflussen. Neurotransmitter sind chemische Botenstoffe, die für die Kommunikation zwischen den Nervenzellen verantwortlich sind. Veränderungen im Neurotransmitterspiegel können die Kognition beeinträchtigen und zu Konzentrationsstörungen führen.

Auswirkungen auf die Gehirnstruktur

In einigen Fällen kann Epilepsie auch zu Veränderungen in der Gehirnstruktur führen. Diese Veränderungen können die Kognition beeinträchtigen und zu Konzentrationsstörungen führen.

Diagnose von Konzentrationsstörungen bei Epilepsie

Die Diagnose von Konzentrationsstörungen bei Epilepsie umfasst in der Regel eine umfassende neuropsychologische Untersuchung. Diese Untersuchung kann helfen, die Art und den Schweregrad der kognitiven Beeinträchtigungen zu bestimmen.

Anamnese

Zunächst wird der Arzt Fragen zu den Symptomen, der Krankengeschichte und den eingenommenen Medikamenten stellen. Es ist wichtig, dem Arzt alle relevanten Informationen mitzuteilen, um eine genaue Diagnose zu ermöglichen.

Neuropsychologische Tests

Neuropsychologische Tests können helfen, die kognitiven Funktionen zu beurteilen. Diese Tests können die Konzentration, das Gedächtnis, die Aufmerksamkeit, die Sprache und andere kognitive Fähigkeiten messen. Durch eine gezielte neuropsychologische Diagnostik kann festgestellt werden, ob derartige Einschränkungen vorliegen und wodurch sie verursacht sind. Dabei testet man mehrfach bestimmte Hirnfunktionen des Kindes, wie:

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  • Wahrnehmung
  • Konzentration
  • Aufmerksamkeit
  • Lernen
  • Gedächtnis

Außerdem behält man die Entwicklung der sprachlichen Fähigkeiten des Kindes sowie das Verhalten im Auge.

EEG

Ein EEG (Elektroenzephalogramm) kann helfen, die elektrische Aktivität des Gehirns zu messen. Ein EEG kann helfen, epileptische Aktivität zu erkennen und die Art der Epilepsie zu bestimmen. Bei Rolando-Epileptikern zeigt das EEG ein typisches Muster. Es bildet sich aus sogenannten „Spikes“ (dt. Spitzen), „Sharp Waves“ (dt. scharfe Wellen) oder „Sharp-and-slow-waves“ (dt. scharfe und langsame Wellen). Sie tragen ihre Namen aufgrund des Bildes, das im EEG zu sehen ist. Es tritt auf, wenn mehrere Nervenzellen kurz gleichzeitig viele elektrische Signale aussenden. Kennzeichnend ist der sogenannte Rolando-Fokus. Er heißt so, weil er bei der Rolando-Epilepsie im EEG gewöhnlich nur in bestimmten Regionen (fokal) zu sehen ist. Besonders deutlich tritt er zentrotemporal in Erscheinung. Also im Messbereich der Elektroden, die mittig und seitlich am Kopf angebracht sind (EEG-Bild: zentrotemporale Spikes).

MRT

Eine MRT (Magnetresonanztomographie) kann helfen, die Struktur des Gehirns zu beurteilen. Eine MRT kann helfen, Veränderungen im Gehirn zu erkennen, die die Kognition beeinträchtigen könnten.

Behandlung von Konzentrationsstörungen bei Epilepsie

Die Behandlung von Konzentrationsstörungen bei Epilepsie hängt von der Ursache der Probleme ab. Es gibt verschiedene Behandlungsmöglichkeiten, die helfen können, die Kognition zu verbessern.

Medikamentöse Behandlung

In einigen Fällen kann eine medikamentöse Behandlung helfen, die Kognition zu verbessern. Es gibt Medikamente, die speziell zur Behandlung von Konzentrationsstörungen eingesetzt werden. Wenn die Konzentrationsstörungen durch Antiepileptika verursacht werden, kann der Arzt die Dosierung anpassen oder ein anderes Medikament ausprobieren. den Wechsel von Antiepileptika, die ein höheres Risiko für das Aufkommen depressiver Symptome haben, hin zu solchen, die sich stabilisierend oder positiv auf die Stimmung auswirken. Der behandelnde Arzt wird Sie hierzu beraten.

Psychotherapie

Psychotherapie kann helfen, mit den emotionalen und psychologischen Auswirkungen von Epilepsie und Konzentrationsstörungen umzugehen. Kognitive Verhaltenstherapie (KVT) kann helfen, negative Denkmuster zu verändern und die Konzentration zu verbessern.

Ergotherapie

Ergotherapie kann helfen, die kognitiven Fähigkeiten zu verbessern. Ergotherapeuten können Übungen und Aktivitäten anbieten, die die Konzentration, das Gedächtnis und andere kognitive Fähigkeiten trainieren.

Lebensstiländerungen

Bestimmte Lebensstiländerungen können helfen, die Kognition zu verbessern. Dazu gehören:

  • Ausreichend Schlaf
  • Gesunde Ernährung
  • Regelmäßige Bewegung
  • Stressmanagement

Weitere Tipps

  • Strukturieren Sie Ihren Tag: Planen Sie Ihre Aktivitäten und Aufgaben im Voraus.
  • Schaffen Sie eine ruhige Arbeitsumgebung: Vermeiden Sie Ablenkungen und sorgen Sie für eine angenehme Atmosphäre.
  • Machen Sie Pausen: Stehen Sie regelmäßig auf und bewegen Sie sich, um Ihre Konzentration zu verbessern.
  • Nutzen Sie Hilfsmittel: Verwenden Sie Notizen, Listen und andere Hilfsmittel, um sich zu organisieren und den Überblick zu behalten.
  • Sprechen Sie mit Ihrem Arzt: Besprechen Sie Ihre Probleme mit Ihrem Arzt und fragen Sie nach weiteren Behandlungsmöglichkeiten.

Die Rolando-Epilepsie: Eine spezielle Form der Epilepsie bei Kindern

Die Rolando-Epilepsie ist eine häufige Form der Epilepsie bei Kindern. Sie äußert sich durch epileptische Anfälle, die vor allem zwischen dem dritten und dreizehnten Lebensjahr auftreten. Jungen sind öfter betroffen als Mädchen. Erwachsene haben die Rolando-Epilepsie in der Regel nicht mehr.

Symptome der Rolando-Epilepsie

Die Rolando-Epilepsie äußert sich durch epileptische Anfälle vor allem im Bereich des Kopfes. Die Anfälle dauern üblicherweise nicht länger als zwei bis drei Minuten. In den meisten Fällen sind die Kinder bei Bewusstsein und bekommen den Anfall mit.

  • Krämpfe der Gesichts-, Mund- und Rachenmuskeln
  • Missempfindungen in Gesicht und Mund (Kribbeln, Taubheitsgefühl, Brennen)
  • Vermehrter Speichelfluss (Hypersalivation)
  • Sprechstörungen (Anarthrie, Dysarthrie)

Ursachen der Rolando-Epilepsie

Die Ursachen der Rolando-Epilepsie sind noch nicht vollständig geklärt. Mediziner gehen von einer sogenannten genetischen Prädisposition aus. Das heißt, Betroffene haben Veränderungen (Mutationen) im Erbgut, die sie anfälliger für die Erkrankung machen. Vermutlich begünstigen dann äußere Einflussfaktoren, dass die Rolando-Epilepsie tatsächlich ausbricht.

Diagnose der Rolando-Epilepsie

Die Diagnose der Rolando-Epilepsie stellen Fachärzte der kindlichen Nervenheilkunde (pädiatrische Neurologen). Sie beruht auf den Schilderungen der Patienten und Eltern. Außerdem messen Ärzte die Hirnströme (EEG), wo sich ein Rolando-typisches Muster zeigt. Sie überprüfen auch den neurologischen Allgemeinzustand des Kindes. Ein EEG (Elektroenzephalogramm) kann helfen, die elektrische Aktivität des Gehirns zu messen. Ein EEG kann helfen, epileptische Aktivität zu erkennen und die Art der Epilepsie zu bestimmen.

Behandlung der Rolando-Epilepsie

Die Behandlung der Rolando-Epilepsie ist in der Regel nicht erforderlich, da die Anfälle meist selten sind und von selbst aufhören. In einigen Fällen können jedoch Antiepileptika eingesetzt werden, um die Anfälle zu kontrollieren.

Psychogene Anfälle: Eine wichtige Differenzialdiagnose

Es ist wichtig, epileptische Anfälle von psychogenen Anfällen zu unterscheiden. Psychogene Anfälle sind Anfälle, die nicht durch elektrische Entladungen im Gehirn verursacht werden, sondern durch psychische Faktoren.

Ursachen psychogener Anfälle

Ursachen eines psychogenen Anfalls können schwere seelische Belastungen in der Kindheit und Jugend sein, die den Betroffenen teilweise nicht bewusst sind. Insbesondere Missbrauch und Vernachlässigung gelten als prädisponierende Faktoren. Das bedeutet, dass diese Erlebnisse die Anfälligkeit für die Entwicklung psychogener Anfälle immens erhöhen können und folglich häufig Ursache für die Anfälle sind.

Diagnose psychogener Anfälle

Die Diagnose psychogener Anfälle ist oft schwierig, da die Symptome denen epileptischer Anfälle ähneln können. Eine sorgfältige Anamnese und neurologische Untersuchung sind wichtig, um die richtige Diagnose zu stellen.

Behandlung psychogener Anfälle

Zur Behandlung bei psychogenen Anfällen sind unterschiedliche Formen der Psychotherapie möglich. „Die Patienten lernen in der BetaGenese Klinik in Bonn, psychodynamische Zusammenhänge, Frühwarnzeichen und Auslöser eines psychogenen Anfalls zu identifizieren. In komplizierteren Fällen mit komplexerem Störungsniveau, weiteren psychischen Begleiterkrankungen und zum Beispiel traumatischer Vorgeschichte wird ein differenziertes Behandlungskonzept mit verursachungsspezifischen Therapietechniken entwickelt. Damit werden die zugrundeliegenden Traumata, aber auch Angstzustände, depressive Zustände und psychosomatische Symptomkomplexe behandelt.

Schulalltag mit Epilepsie

Für die Mehrheit der epilepsiekranken Kinder gilt, dass sie eine normale, ihrem Intelligenzniveau angemessene Schullaufbahn durchlaufen können, d. h. dem Besuch einer Regelschule sollte im Allgemeinen nichts im Weg stehen. Für einen Teil der Kinder mit Epilepsien ergibt sich eine zeitweise oder auch dauerhafte Beeinträchtigung der Lernfähigkeit, z. B. in Konzentration und Aufmerksamkeit, im Gedächtnis, im sprachlichen und mathematischen Bereich, in Handlungsplanung, im Arbeitstempo, im praktischen Handeln, im Abstraktionsvermögen. Dies ist abhängig vom Beginn der Epilepsie, von der Ursache der Anfälle, der Anfallsart, der Dauer, der Häufigkeit und Stärke der Anfälle.

Tipps für Lehrer

  • Es ist hilfreich, wenn Lehrkräfte einen epileptischen Anfall erkennen können und wissen, was Sie tun müssen.
  • Die Telefonnummern von Eltern, behandelnder Arztpraxis und Notärztin bzw. Notarzt sollten greifbar sein.
  • Erfahrungsgemäß empfiehlt es sich, dass mit Zustimmung der Eltern auch Kolleginnen und Kollegen über die Erkrankung informiert werden.
  • Ebenso hilfreich ist es, wenn Lehrkräfte die Symptome eines "kleinen Anfalls" wie Absencen oder "psychomotorische Anfälle" richtig einordnen können und nicht als Unkonzentriertheit oder als Störung interpretieren und womöglich sanktionieren.
  • Ein guter Informationsaustausch zwischen Eltern, Lehrern und behandelndem Arzt oder Ärztin ist sehr wichtig.
  • Insbesondere, wenn das Kind oder der Jugendliche nicht anfallsfrei ist oder unter starken Nebenwirkungen der Medikamente leidet, empfiehlt es sich in Absprache mit Eltern, auch Mitschülerinnen und Mitschüler über die Krankheit zu informieren und abzusprechen, wie im Notfall geholfen werden kann.
  • Für die Unterrichtsgestaltung hat es sich bewährt, Betroffene im Klassenraum nach vorn zu setzen und öfter anzusprechen.
  • Anfallsbegünstigende Faktoren wie Stress, Lichtflackern und Lärm gilt es zu vermeiden (z. B. Sonnenbrille aufsetzen lassen beim Filmgucken).

Tipps für Eltern

  • Sprechen Sie offen mit Ihrem Kind über seine Epilepsie.
  • Informieren Sie die Schule und andere Betreuungspersonen über die Erkrankung Ihres Kindes.
  • Sorgen Sie für eine regelmäßige Medikamenteneinnahme.
  • Achten Sie auf ausreichend Schlaf und eine gesunde Ernährung.
  • Vermeiden Sie Stress und andere Auslöser für Anfälle.
  • Suchen Sie professionelle Hilfe, wenn Ihr Kind unter emotionalen oder psychologischen Problemen leidet.

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