Das Hegau-Bodensee-Klinikum Singen bietet eine umfassende neurologische Versorgung für Patienten mit unterschiedlichsten Erkrankungen des Nervensystems. Die Neurologische Klinik unter der Leitung von Prof. Dr. Christof Klötzsch behandelt jährlich über 2.100 Patienten stationär und führt mehr als 3.000 Konsiliaruntersuchungen in anderen Abteilungen durch.
Schlaganfallversorgung: "Time is Brain"
Ein besonderer Schwerpunkt der Klinik liegt in der Akutversorgung von Schlaganfallpatienten. Unter dem Motto "Time is Brain" zählt jede Minute, um die Folgen eines Schlaganfalls so gering wie möglich zu halten.
Was passiert bei einem Schlaganfall?
Prof. Dr. Christof Klötzsch erklärt: "Ein Schlaganfall wird durch eine plötzliche Durchblutungsstörung im Gehirn ausgelöst. Dadurch entsteht ein Sauerstoffmangel, in dessen Folge Nervenzellen absterben. Die Hirnfunktionen und damit die Steuerung des Körpers werden wesentlich beeinträchtigt."
Mögliche Folgen eines Schlaganfalls sind:
- Bewusstseinsstörungen
- Halbseitige Lähmungen
- Gangunsicherheit
- Ausfallerscheinungen des Sprech- oder Sehvermögens
- Plötzlich auftretende starke Kopfschmerzen
Zertifizierte Stroke Unit für optimale Versorgung
Die Stroke Unit am Hegau-Bodensee Klinikum Singen wurde erneut durch die Deutsche Schlaganfall Gesellschaft und die Stiftung Deutsche Schlaganfallhilfe rezertifiziert. Dies bescheinigt der Klinik eine optimale Versorgung von Schlaganfallpatienten. Die Qualität der medizinischen Versorgung von über 750 Schlaganfallpatienten pro Jahr wurde von externen Prüfern beurteilt.
Lesen Sie auch: Neurologische Expertise in Bochum
Interdisziplinäre Zusammenarbeit für eine erfolgreiche Behandlung
Ein interdisziplinäres Team aus Neurologen, Kardiologen, Radiologen, Gefäßchirurgen, Neurochirurgen, Pflegekräften, dem Team der Zentralen Notaufnahme, Rettungsdiensten, medizinischen Therapeuten sowie Sozialarbeitern arbeitet eng zusammen, um eine erfolgreiche Behandlung zu gewährleisten. Zudem besteht eine enge Verzahnung mit dem Neurovaskulären Netzwerk der Universitätsklinik Freiburg.
Verbesserte Behandlungsaussichten durch schnelle Akutversorgung
Prof. Klötzsch betont, dass die rasche Akutversorgung in einer spezialisierten Krankenhausabteilung, der sogenannten Stroke Unit, die Sterblichkeit sowie das Risiko bleibender Behinderungen senkt. Werden die Patienten innerhalb von sechs Stunden nach Symptombeginn in einem spezialisierten Zentrum aufgenommen, sind die Aussichten auf eine deutliche klinische Besserung heute mehr als doppelt so hoch wie noch vor 20 Jahren.
Diagnostik und Therapie neurologischer Erkrankungen
Die Neurologische Klinik am Hegau-Bodensee-Klinikum Singen bietet ein breites Spektrum an diagnostischen und therapeutischen Leistungen für das gesamte Gebiet der Neurologie.
Erkrankungsspektrum
Die Klinik behandelt unter anderem folgende neurologische Erkrankungen:
- Schlaganfälle: Durchblutungsstörungen und Einblutungen im Gehirn.
- Degenerative Hirnerkrankungen: Parkinson-Erkrankungen, Amyotrophe Lateralsklerose (ALS), Morbus Alzheimer.
- Entzündliche Erkrankungen: Akute und chronische Entzündungen des Gehirns und Rückenmarks (Hirnhautentzündung, Neuroborreliose, Frühsommer-Meningoencephalitis (FSME), Multiple Sklerose, Guillain-Barré-Syndrom).
- Wirbelsäulenerkrankungen: Degenerative Erkrankungen wie Bandscheibenvorfälle und Spinalkanalstenosen.
- Polyneuropathien: Erkrankungen der peripheren Nerven.
- Epilepsie: Anfallsleiden.
- Schädel-Hirn-Verletzungen: Verletzungen des Gehirns nach Unfällen.
- Hirntumore: Primäre Tumore und Metastasen im Gehirn.
- Kopfschmerzen und Schmerzsyndrome: Therapie von Migräne, Spannungskopfschmerzen, Neuralgien und anderen Schmerzerkrankungen.
- Schwindel: Abklärung unklarer Schwindelzustände.
Patienten, die im Rahmen ihrer neurologischen Erkrankung eine vorübergehende intensivmedizinische Behandlung benötigen, werden in enger Kooperation mit den jeweiligen Fachabteilungen auf der interdisziplinären Intensivstation behandelt.
Lesen Sie auch: Umfassende neurologische Versorgung in Lüneburg
Diagnostische Verfahren
Für eine umfassende Diagnostik stehen in der Neurologischen Klinik alle gängigen neurologischen Zusatzdiagnostik-Verfahren zur Verfügung:
- EEG (Elektroenzephalographie): Ableitung der Hirnströme zur Erkennung von Epilepsie oder anderen Hirnfunktionsstörungen.
- Evozierte Potentiale (SSEP, VEP, AEP): Messung der Nervenleitgeschwindigkeit zur Diagnose von Nervenschädigungen.
- EMG (Elektromyographie): Ableitung der Muskelaktivität zur Diagnose von Muskelerkrankungen und Nervenläsionen.
- Doppler-/Farbduplexsonographie: Ultraschalluntersuchung der Blutgefäße zur Beurteilung der Durchblutung des Gehirns und der Halsgefäße.
- Nervenleitgeschwindigkeitsmessung (NLG): Messung der Geschwindigkeit, mit der Nervenimpulse weitergeleitet werden, zur Diagnose von Nervenerkrankungen.
- Lumbalpunktion: Entnahme von Nervenwasser zur Untersuchung bei Entzündungen oder anderen Erkrankungen des Nervensystems.
Zusätzlich stehen moderne bildgebende Verfahren wie ein 1,5-Tesla-Kernspintomograph (MRT) und ein Computertomograph (CT) zur Verfügung. In Kooperation mit dem Zentrum für Diagnostische und Interventionelle Radiologie am HBK Singen können digitale Subtraktionsangiographien (DSA) durchgeführt werden. Notwendige Strahlenbehandlungen von Hirntumoren erfolgen durch die Praxis für Strahlentherapie auf dem Klinikgelände.
Therapieansätze
Die Therapie neurologischer Erkrankungen erfolgt auf der Basis aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse und der Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Neurologie. Die Klinik bietet ein breites Spektrum an Behandlungsmöglichkeiten, darunter:
- Medikamentöse Therapie: Einsatz von Medikamenten zur Behandlung von Schmerzen, Entzündungen, Epilepsie, Parkinson-Erkrankung, Multipler Sklerose und anderen neurologischen Erkrankungen.
- Thrombolyse: Auflösung von Blutgerinnseln bei akutem Schlaganfall.
- Physiotherapie: Verbesserung der Beweglichkeit und Koordination.
- Ergotherapie: Verbesserung der Alltagskompetenzen.
- Logopädie: Behandlung von Sprach- und Schluckstörungen.
- Psychotherapie: Unterstützung bei der Krankheitsbewältigung.
Bei Patienten mit hochgradigen Einengungen der Halsschlagadern (Carotisstenosen) kann eine Operation durch die Klinik für Gefäßchirurgie durchgeführt werden.
Weitere Schwerpunkte der Neurologischen Klinik
Neben der Schlaganfallversorgung und der allgemeinen Neurologie gibt es weitere Schwerpunkte in der Neurologischen Klinik am Hegau-Bodensee-Klinikum Singen:
Lesen Sie auch: Universitätsklinik Mainz: Neurochirurgische Versorgung mit Herz und Verstand.
Multiple Sklerose (MS)-Zentrum
Im Oktober 2017 wurde das Facharztzentrum gemäß der Anerkennungskriterien der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG) als MS-Zentrum zertifiziert. Alle für die Diagnostik und Differenzialdiagnostik der Multiplen Sklerose erforderlichen apparativen und laborchemischen Voraussetzungen sind vor Ort vorhanden. Die Ärzte verfügen über eine langjährige Erfahrung in der symptomatischen und immunmodulatorischen Behandlung von MS-Patienten und werden durch zertifizierte MS-Nurses unterstützt. Alle derzeit zugelassenen Therapiemaßnahmen gemäß der aktuellen Leitlinien werden im MVZ bzw. durch die Fachärzte angeboten.
Geriatrisches Assessment
Das geriatrische Assessment ist eine Untersuchung des älteren Patienten mit standardisierten Tests, um die Ressourcen, aber auch die krankheits- und altersbedingten Einschränkungen, welche die eigenständige Lebensführung beeinträchtigen können, abzuschätzen. Typische geriatrische Merkmalskomplexe umfassen Schmerzen, kognitive Einschränkungen, Gangstörung und Sturzneigung, Inkontinenz sowie Medikationsprobleme. Hierbei kommen eine ausführliche Erhebung der Krankheitsgeschichte sowie eine Vielzahl von testmetrischen Verfahren zum Einsatz.
Demenzdiagnostik
Zur Feststellung eines dementiellen Abbaus und der Einordnung des Krankheitsbildes in eine der verschiedenen Demenzerkrankungen kommen mehrere Verfahren zum Einsatz. Immer steht an erster Stelle eine ausführliche neurologische und psychiatrische Untersuchung, gefolgt von einer Schnittbildgebung des Gehirns und einer EEG-Ableitung; auch die Nervenwasseruntersuchung kann diagnoseweisend sein. Der initiale Schweregrad, aber auch die Entwicklung im weiteren Verlauf kann anhand von standardisierten Testverfahren abgeschätzt werden.
Interdisziplinäre Zusammenarbeit und Vernetzung
Eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit mit anderen Fachabteilungen des Klinikums sowie mit niedergelassenen Ärzten und Rehabilitationseinrichtungen ist ein wichtiger Bestandteil der Philosophie der Neurologischen Klinik. Durch die Funktion als Portaleinrichtung der Klinik für Neurologie und Neurologie Freiburg ist bei komplexen Fällen auch eine unkomplizierte Weiterversorgung im Neurozentrum der Uniklinik Freiburg gewährleistet.
tags: #team #neurologie #klinikum #singen