Epileptische Anfälle sind ein komplexes neurologisches Phänomen, das durch abnormale elektrische Aktivität im Gehirn gekennzeichnet ist. Während viele Anfälle durch genetische Faktoren, Hirnverletzungen oder strukturelle Anomalien verursacht werden, spielen bei manchen Menschen Emotionen eine entscheidende Rolle als Auslöser. Dieser Artikel untersucht die Ursachen emotional bedingter epileptischer Anfälle, geht auf die Differenzialdiagnose zu psychogenen Anfällen ein und beleuchtet Behandlungsansätze.
Epilepsie: Eine neurologische Erkrankung
Epilepsie ist eine chronische neurologische Erkrankung, bei der Cluster von Nervenzellen (Neuronen) im Gehirn gelegentlich abnormale Signale aussenden, die Anfälle verursachen. Während eines Anfalls feuern viele Neuronen gleichzeitig - bis zu 500-mal pro Sekunde, viel schneller als normal. Epileptische Anfälle können medikamentös gut gesteuert und gemanaged werden.
Psychogene Anfälle: Wenn die Psyche den Körper beeinflusst
Psychogene Anfälle, auch dissoziative Anfälle oder funktionelle Anfälle genannt, ähneln epileptischen Anfällen in ihren äußeren Erscheinungsformen, haben aber keine neurologische Ursache. Stattdessen liegen ihnen psychische Belastungen und Traumata zugrunde. In der BetaGenese Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie in Bonn ist man spezialisiert auf die Behandlung psychogener Anfälle und entwickelt einen individuellen Therapieplan, der auf die Bedürfnisse der Betroffenen abgestimmt ist.
Unterscheidung zwischen epileptischen und psychogenen Anfällen
Die Unterscheidung zwischen epileptischen und psychogenen Anfällen ist von entscheidender Bedeutung für die Wahl der richtigen Behandlung. Während eine Epilepsie ihre Ursache in Störungen der elektrischen Aktivität und Entladung von Nervenzellen im Gehirn hat, werden dissoziative Anfälle und folglich auch psychogene Anfälle psychisch ausgelöst. Tatsächlich weisen die psychogenen oder dissoziativen Anfälle eine große Ähnlichkeit mit epileptischen Anfällen auf und werden deshalb oft für hirnorganisch verursachte Anfälle gehalten. Auch diese können sehr unterschiedlich in Art und Ausmaß sein, sodass eine Differenzierung grundsätzlich große Sorgfalt erfordert.
Leider ist kein Symptom für die Diagnose einer psychogenen Erkrankung eindeutig, weshalb eine differenzierte Diagnose unabdingbar ist. Dennoch bilden Symptomkonstellationen einen Wahrscheinlichkeitsraum, der den Verdacht nahelegt.
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Ursachen psychogener Anfälle
Die Ursachen psychogener Anfälle sind vielfältig und oft komplex. Schwere seelische Belastungen in der Kindheit und Jugend, die den Betroffenen teilweise nicht bewusst sind, können eine Rolle spielen. Insbesondere Missbrauch und Vernachlässigung gelten als prädisponierende Faktoren. Das bedeutet, dass diese Erlebnisse die Anfälligkeit für die Entwicklung psychogener Anfälle immens erhöhen können und folglich häufig Ursache für die Anfälle sind. Bei psychogenen Anfällen handelt es sich um eine dissoziative Störung, auch als Konversionsstörung bezeichnet. Das bedeutet, dass die Betroffenen in der Regel körperlich gesund sind. Die Ursachen psychogener Anfälle sind somit keine körperlichen Beschwerden, sondern seelische Belastungen, die zu Krankheitszeichen und einer speziellen Symptomatik führen. Hieraus können psychogene Anfälle in Form von automatisierten, reflexartigen Körperreaktionen als Krankheitsbild entstehen, die ursprünglich eine schützende oder abwehrende Funktion hatten.
Viele Menschen, die unter dissoziativen Anfällen leiden, haben ein Trauma erlebt. Das Trauma kann hierbei schon sehr lange zurückliegen und die Betroffenen erinnern sich vielleicht gar nicht mehr daran.
Symptome psychogener Anfälle
Während des psychogenen Krampfanfalls kommt es zu einem plötzlichen Verlust der Kontrolle über den eigenen Körper. Die Anfälle begleiten außerdem starke Einschränkungen der Bewusstseinsfunktionen. Typisch ist ein plötzlicher Kontrollverlust über den Körper. Es kann zu Zuckungen, Verkrampfungen oder einem Ohnmachtsanfall kommen. Anders als bei Epilepsie fehlt jedoch eine krankhafte elektrische Entladung im Gehirn. Die Anfälle entstehen ohne erkennbare körperliche Ursache und dauern oft mehrere Minuten.
Plötzliche Ohnmachtsanfälle bzw. Psychogene Bewegungsstörung: Kontrollverlust und automatisierte Bewegungen wie z.B.
Diagnose psychogener Anfälle
Die Diagnose psychogener Anfälle erfordert eine sorgfältige Anamnese und den Ausschluss organischer Ursachen. In der BetaGenese Klinik sind unsere Ärzt:innen, Psycholog:innen und Psychiater:innen auf die Diagnose und Behandlung von psychogenen Anfällen und dissoziativen Störungen spezialisiert. Hierfür werden in einem gemeinsamen Anamnese-Gespräch die physischen und körperlichen Beschwerden und individuellen Lebensumstände besprochen.
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Behandlung psychogener Anfälle
Zur Behandlung bei psychogenen Anfällen sind unterschiedliche Formen der Psychotherapie möglich. Zentral ist eine individuell angepasste Psychotherapie. Jeder zweite Betroffene wird mit Therapie anfallsfrei - früh beginnen lohnt sich!
Die Patienten lernen in der BetaGenese Klinik in Bonn, psychodynamische Zusammenhänge, Frühwarnzeichen und Auslöser eines psychogenen Anfalls zu identifizieren. In komplizierteren Fällen mit komplexerem Störungsniveau, weiteren psychischen Begleiterkrankungen und zum Beispiel traumatischer Vorgeschichte wird ein differenziertes Behandlungskonzept mit verursachungsspezifischen Therapietechniken entwickelt. Damit werden die zugrundeliegenden Traumata, aber auch Angstzustände, depressive Zustände und psychosomatische Symptomkomplexe behandelt. In jedem Fall ist es von Vorteil, wenn die richtige Diagnose so früh wie möglich gestellt und eine stringente und komplexe psychosomatische Behandlung begonnen wird. Für die Diagnose von psychogenen Anfällen ist es wichtig, das Anfallsleiden gegenüber dem der Epilepsie abzugrenzen, sodass eine effektive individuelle psychotherapeutische Behandlung veranlasst werden kann.
Prognose psychogener Anfälle
Eine spontane Heilung ist selten - aber mit gezielter Therapie sind die Chancen gut: Bei über der Hälfte der Patienten nehmen die Anfälle stark ab oder verschwinden ganz. Wichtig ist ein offener Umgang mit der Erkrankung. Angehörige, Freunde und Kolleg:innen sollten wissen, wie sie im Ernstfall reagieren. Ohne gezielte Therapie bleiben dissoziative Anfälle oft über Jahre bestehen. Eine individuell angepasste Psychotherapie kann jedoch sehr wirksam sein.
Emotionen als Auslöser epileptischer Anfälle
Während psychogene Anfälle primär psychisch bedingt sind, können auch bei Menschen mit Epilepsie Emotionen eine Rolle als Auslöser spielen. Starke Emotionen wie Stress, Angst, Wut oder Trauer können die elektrische Aktivität im Gehirn beeinflussen und somit einen Anfall provozieren.
Stress als Anfallsauslöser
Stress ist einer der größten Auslöser für Anfälle. Dabei gibt es viele verschiedene Möglichkeiten, Stress zu bekämpfen. Einfache Dinge wie ein Spaziergang, ein Treffen mit Freunden oder das Hören von Musik können Ihnen helfen, sich von einer stressigen Situation zu erholen.
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Weitere Auslöser für epileptische Anfälle
Neben emotionalen Faktoren gibt es weitere Auslöser, die bei Menschen mit Epilepsie Anfälle provozieren können:
- Medikamentöse Faktoren: Der häufigste Grund für einen Anfall ist das Vergessen der Einnahme der Antiepileptika oder das absichtliche Unterlassen der Einnahme. Selbst wenn Sie es nur einmal vergessen, kann dies einen Anfall auslösen.
- Alkohol- und Drogenkonsum: Mäßiger Alkoholkonsum (ein bis zwei Gläser pro Tag) ist normalerweise in Ordnung. Vermeiden Sie aber auf jeden Fall übermäßiges Trinken, da dies einen Anfall auslösen kann. Viele Freizeitdrogen, darunter auch legale Highs, können die Gehirnchemie beeinflussen und möglicherweise einen Anfall auslösen.
- Dehydration: Achten Sie darauf, dass Sie immer ausreichend Flüssigkeit zu sich nehmen. Dies ist besonders wichtig, wenn Sie Sport treiben.
- Unregelmäßige Mahlzeiten: Regelmäßige Mahlzeiten können dazu beitragen, dass Ihre Anfälle unter Kontrolle bleiben.
- Lichtempfindlichkeit: Nur etwa 3 % der Menschen mit Epilepsie sind lichtempfindlich.
Das Anfallstagebuch
Führen Sie einige Wochen lang neben Ihrem Anfalls-Tagebuch auch ein Ernährungstagebuch.
Funktionelle neurologische Störungen
Funktionelle neurologische Störungen verursachen echte Symptome ohne klare Ursache, oft seelisch bedingt. Sie sind gut behandelbar und lassen sich häufig mit gezielter Therapie heilen. Typisches Anzeichen ist anhaltender Dreh- oder Schwankschwindel, oft verbunden mit Unsicherheit beim Gehen. Die Beschwerden lassen sich meist mit gezielten Übungen und therapeutischer Unterstützung gut behandeln. Gangstörungen, Zittern, Lähmungsgefühle oder plötzliche Bewegungsblockaden sind typische Anzeichen. Heilbar sind Funktionelle Störungen meist nicht direkt, aber gut beeinflussbar - etwa durch Bewegungstherapie und psychologische Unterstützung. Kraftlosigkeit in Armen oder Beinen, Gefühlsstörungen oder einseitige Lähmungen sind typische Anzeichen. Die Erkrankung ist gut behandelbar, besonders mit frühzeitiger Unterstützung wie einer Bewegungs- und Psychotherapie. Im Nervensystem liegt keine Schädigung vor, trotzdem leiden Betroffene an neurologischen Symptomen wie Schwindel, Lähmungen, Gefühls- und Bewegungsstörungen.
Fazit
Emotionen können sowohl bei Menschen mit Epilepsie als auch bei Menschen mit psychogenen Anfällen eine wichtige Rolle spielen. Während bei psychogenen Anfällen psychische Belastungen die primäre Ursache sind, können Emotionen bei Epilepsie als Auslöser fungieren. Eine sorgfältige Diagnose und Differenzierung ist entscheidend, um die richtige Behandlung einzuleiten. Psychotherapie ist bei psychogenen Anfällen oft sehr wirksam, während bei Epilepsie Medikamente und Stressmanagement im Vordergrund stehen.
Wo Sie Hilfe finden
Wenn Sie unter Anfällen leiden, ist es wichtig, sich an einen Arzt oder Spezialisten zu wenden. Die BetaGenese Klinik bietet beispielsweise eine spezialisierte Behandlung für psychogene Anfälle an.
BetaGenese Klinik
In der BetaGenese Klinik sind wir auf die Behandlung psychogener Anfälle spezialisiert und beraten Sie gerne zu unserem Therapieangebot. Wenn Sie nach einer Klinik für die Behandlung von psychogenen Anfällen suchen, steht Ihnen das Team der BetaGenese Klinik zur Seite. Mit direktem Blick auf den schönen Rhein, in der Natur gelegen, erhalten unsere Patient:innen neueste Behandlungs- und Therapieverfahren. Kontaktieren Sie uns gerne für ein persönliches Beratungsgespräch. Gemeinsam suchen wir die Ursachen für Ihr Problem, erstellen eine differenzierte Diagnose und widmen uns der Behandlung einer eventuell vorliegenden psychogenen Erkrankung.
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