Multiple Sklerose: Hautveränderungen, Ursachen und Behandlung

Die Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems (ZNS), die Gehirn und Rückenmark betrifft. Sie ist durch vielfältige Symptome und Verlaufsformen gekennzeichnet, was sie zu einer Herausforderung in Diagnose und Behandlung macht. Obwohl die MS derzeit nicht heilbar ist, gibt es moderne Therapien, die den Krankheitsverlauf günstig beeinflussen, Schübe verhindern, die Zunahme der Behinderung reduzieren und Symptome lindern können.

Was ist Multiple Sklerose (MS)?

Multiple Sklerose ist eine Autoimmunerkrankung, bei der das körpereigene Immunsystem fälschlicherweise Teile des Gehirns und Rückenmarks angreift. Diese Angriffe führen zu Entzündungen und Schädigungen der Nervenfasern und Nervenzellen, was die Informationsübertragung im Nervensystem stört. Die neurologischen Symptome können in Schüben auftreten oder sich langsam schleichend entwickeln.

Formen der Multiplen Sklerose

Man unterscheidet drei Hauptformen der MS:

  • Schubförmig remittierende Multiple Sklerose (RRMS): Diese Form ist durch Schübe gekennzeichnet, in denen sich die Symptome verschlechtern, gefolgt von Phasen der teilweisen oder vollständigen Remission, in denen sich die Symptome verbessern oder verschwinden.
  • Sekundär progrediente Multiple Sklerose (SPMS): Diese Form entwickelt sich oft aus der RRMS, wobei die Krankheit allmählich fortschreitet, unabhängig von Schüben.
  • Primär progrediente Multiple Sklerose (PPMS): Diese Form ist durch einen von Anfang an langsam fortschreitenden Verlauf gekennzeichnet, ohne ausgeprägte Schübe oder Remissionen.

Die MS wird als „aktiv“ bezeichnet, wenn Schübe auftreten und/oder neue oder größer werdende Entzündungsherde („Läsionen“) mittels MRT im Gehirn oder Rückenmark zu sehen sind und/oder die körperliche oder geistige Beeinträchtigung zunimmt.

Ursachen und Risikofaktoren der Multiplen Sklerose

Die genauen Ursachen der MS sind noch nicht vollständig geklärt. Es wird angenommen, dass eine Kombination aus genetischer Veranlagung und Umweltfaktoren eine Rolle spielt.

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Genetische Faktoren

Es gibt nicht das „eine“ MS-Gen, sondern eine Vielzahl von Genen, die alleine und in Kombination das Risiko, an MS zu erkranken, erhöhen. Etwa 20 Prozent der MS-Betroffenen haben Familienmitglieder, die ebenfalls erkrankt waren oder sind. Das Erkrankungsrisiko für die Nachkommen von an MS erkrankten Eltern ist bei Söhnen geringer als bei Töchtern.

Umweltfaktoren

Verschiedene Umweltfaktoren werden als mögliche Auslöser oder Verstärker der MS diskutiert:

  • Virusinfektionen: Insbesondere das Epstein-Barr-Virus (EBV) wird mit einem erhöhten MS-Risiko in Verbindung gebracht.
  • Rauchen: Rauchen erhöht das Risiko, an MS zu erkranken, und kann den Krankheitsverlauf verschlechtern.
  • Übergewicht: Übergewicht in der Kindheit und im jungen Erwachsenenalter wird als möglicher Risikofaktor angesehen.
  • Vitamin-D-Mangel: Ein niedriger Vitamin-D-Spiegel im Blut könnte das MS-Risiko erhöhen.
  • Die individuelle Darmflora

Weitere Faktoren

  • Geschlecht: Frauen sind zwei- bis dreimal häufiger von der schubförmigen MS betroffen als Männer.
  • Geografische Lage: In Regionen, die weiter vom Äquator entfernt liegen, tritt MS häufiger auf, was möglicherweise mit der geringeren Sonneneinstrahlung und dem niedrigeren Vitamin-D-Spiegel zusammenhängt.

Symptome der Multiplen Sklerose

Die MS kann eine Vielzahl von Symptomen verursachen, die von Person zu Person unterschiedlich sind. Zu den häufigsten Symptomen gehören:

  • Motorische Störungen: Kraftlosigkeit, Lähmungen, Spastik (erhöhte Muskelspannung), Gangstörungen, Koordinationsprobleme
  • Sensibilitätsstörungen: Taubheitsgefühl, Kribbeln, Schmerzen, Brennen
  • Sehstörungen: Verschwommenes Sehen, Doppelbilder, Sehnerventzündung (Optikusneuritis), Augenzittern
  • Kognitive Beeinträchtigungen: Konzentrations-, Aufmerksamkeits- und Gedächtnisstörungen
  • Fatigue: Vermehrte Ermüdbarkeit, sowohl bei körperlicher als auch bei geistiger Betätigung
  • Blasen- und Darmstörungen: Harninkontinenz, Stuhlinkontinenz, Verstopfung
  • Sexuelle Störungen
  • Weitere Symptome: Depressionen, Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Epilepsie, Sprech- und Schluckstörungen

Multiple Sklerose Hautveränderungen

Obwohl die Multiplen Sklerose primär als neurologische Erkrankung gilt, können auch Hautveränderungen auftreten. Diese sind jedoch in der Regel indirekt mit der MS verbunden und entstehen durch die neurologischen Auswirkungen der Erkrankung oder durch Nebenwirkungen der Medikamente.

Mögliche Hautveränderungen bei MS:

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  • Juckreiz: Juckreiz kann als Folge von Nervenschädigungen auftreten.
  • Erhöhte Empfindlichkeit: Die Haut kann empfindlicher auf Berührungen, Temperaturänderungen oder Schmerzen reagieren.
  • Trockene Haut: Aufgrund von Nervenschädigungen kann die Haut weniger Talg produzieren und dadurch trocken und rissig werden.
  • Druckgeschwüre (Dekubitus): Bei immobilen Patienten können Druckgeschwüre entstehen, insbesondere an Stellen, an denen die Haut stark belastet wird.
  • Hautausschläge: Einige Medikamente, die zur Behandlung von MS eingesetzt werden, können Hautausschläge als Nebenwirkung verursachen.

Diagnose der Multiplen Sklerose

Die Diagnose der MS kann eine Herausforderung sein, da es keinen einzelnen Test gibt, der die Krankheit eindeutig beweist. Die Diagnose basiert in der Regel auf einer Kombination aus:

  • Anamnese: Erhebung der Krankengeschichte und der aktuellen Symptome
  • Neurologische Untersuchung: Beurteilung der neurologischen Funktionen wie Reflexe,Sensibilität, Kraft und Koordination
  • Magnetresonanztomographie (MRT): Darstellung von Entzündungsherden (Läsionen) im Gehirn und Rückenmark
  • Untersuchung des Nervenwassers (Liquor): Analyse des Nervenwassers auf Entzündungszeichen
  • Blutuntersuchungen: Ausschluss anderer Erkrankungen mit ähnlichen Symptomen
  • Neurophysiologische Messungen: Messung der Nervenleitgeschwindigkeit, z. B. durch evozierte Potentiale

Die Diagnosekriterien nach McDonald werden verwendet, um die Diagnose der MS zu standardisieren und zu erleichtern.

Behandlung der Multiplen Sklerose

Die Behandlung der MS zielt darauf ab, Schübe zu behandeln, den Krankheitsverlauf zu verlangsamen, Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern.

Schubtherapie

Akute Schübe werden in der Regel mit hochdosierten Kortikosteroiden behandelt, um die Entzündung zu reduzieren und die Symptome zu lindern.

Krankheitsmodifizierende Therapie

Diese Therapie zielt darauf ab, die Häufigkeit und Schwere der Schübe zu reduzieren und das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen. Es gibt verschiedene krankheitsmodifizierende Medikamente, die auf unterschiedliche Weise das Immunsystem beeinflussen. Dazu gehören:

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  • Interferone
  • Glatirameracetat
  • Fumarate
  • Sphingosin-1-phosphat (S1P)-Modulatoren
  • Monoklonale Antikörper
  • Chemotherapeutika

Die Wahl des Medikaments hängt von der Form der MS, der Krankheitsaktivität, den individuellen Risikofaktoren und den Präferenzen des Patienten ab.

Symptomatische Therapie

Die symptomatische Therapie konzentriert sich auf die Linderung der verschiedenen MS-Symptome. Dazu gehören:

  • Medikamente gegen Spastik
  • Schmerzmittel
  • Medikamente gegen Fatigue
  • Medikamente gegen Blasen- und Darmstörungen
  • Physiotherapie
  • Ergotherapie
  • Logopädie
  • Psychotherapie

Behandlung von Hautveränderungen

Die Behandlung von Hautveränderungen bei MS richtet sich nach der Ursache der Veränderungen. Bei Juckreiz können Antihistaminika oder topische Kortikosteroide helfen. Trockene Haut kann mit feuchtigkeitsspendenden Cremes behandelt werden. Druckgeschwüre müssen durch regelmäßiges Umlagern und spezielle Auflagen vermieden werden. Hautausschläge, die durch Medikamente verursacht werden, erfordern möglicherweise eine Dosisanpassung oder einen Wechsel des Medikaments.

Leben mit Multipler Sklerose

Das Leben mit MS kann eine Herausforderung sein, aber mit der richtigen Behandlung und Unterstützung können viele Menschen ein erfülltes Leben führen. Wichtig ist, sich über die Erkrankung zu informieren, ein starkes soziales Netzwerk aufzubauen und aktiv an der Gestaltung der eigenen Behandlung mitzuwirken.

Lebenserwartung mit Multipler Sklerose

Die Lebenserwartung von Menschen mit MS hat sich in den vergangenen Jahrzehnten kontinuierlich verbessert. Mit Einsatz der modernen Medikamente ist die Lebenserwartung der meisten Menschen mit MS heute vermutlich normal.

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