Epileptischer Anfall und Zahngesundheit: Was Sie wissen müssen

Epilepsie ist eine neurologische Erkrankung, die durch wiederholte epileptische Anfälle gekennzeichnet ist. Ein epileptischer Anfall entsteht durch eine vorübergehende Störung der elektrischen Aktivität des Gehirns. Die Ursachen für Epilepsie sind vielfältig, aber oft nicht eindeutig. Die Erscheinungsformen eines epileptischen Anfalls können je nach Ursprungsort im Gehirn variieren.

Epilepsie: Ein Überblick

Dr. Rakicky erklärt: „Eine Epilepsie entsteht durch Hirnveränderungen, bei denen die elektrische Erregbarkeit erhöht ist.“ Er nimmt jährlich etwa 300 Patienten als Notfall nach einem epileptischen Anfall stationär in der Helios St. Marienberg Klinik Helmstedt auf. Jeder Zehnte erlebt bis zum 80. Lebensjahr einmal einen solchen Anfall. Ein einzelner Anfall bedeutet jedoch nicht, dass eine Epilepsie besteht. Etwa ein Prozent der Deutschen hat eine aktive Epilepsie. Die Diagnose hängt insbesondere von der Wahrscheinlichkeit eines weiteren Anfalls ab.

Symptome und Anfallsarten

Die Symptome eines epileptischen Anfalls können sehr unterschiedlich sein. Sie reichen von kurzen Aussetzern (Absencen) über Zuckungen einzelner Extremitäten bis hin zu komplexen Bewegungs- und Bewusstseinseinschränkungen. Es gibt verschiedene Arten von Anfällen, darunter:

  • Fokale Anfälle: Die Übererregung ist auf ein bestimmtes Areal im Gehirn beschränkt.
  • Generalisierte Anfälle: Betreffen beide Hemisphären des Gehirns. Ein Beispiel hierfür ist der generalisierte tonisch-klonische Anfall (Grand Mal Anfall) mit Verkrampfungen, Zuckungen am ganzen Körper und Bewusstlosigkeit.
  • Mischformen oder nicht klassifizierbare Anfälle: Treten ebenfalls auf.

Ein fokaler Anfall kann beispielsweise folgende Symptome auslösen: Verwirrtheit, starrer Blick, Halluzinationen, verminderte Reaktion, ungewöhnliche sensorische Wahrnehmungen oder unkontrollierte Bewegungsabfolgen.

Ursachen und Diagnose

Um eine Epilepsie diagnostizieren zu können, sind genaue Informationen zum Ablauf des Anfalls erforderlich. Betroffene haben häufig keine Erinnerung daran. Hier setzt die Beobachtung von Laien ein, die den Anfall miterleben.

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Epileptische Anfälle in der Zahnarztpraxis

Epileptische Anfälle sind der dritthäufigste Zwischenfall in der Zahnarztpraxis. Daher ist es für Zahnärzte wichtig, sich mit den besonderen Bedürfnissen von Betroffenen und der Notfallbehandlung auszukennen. Stress, den viele Patienten vor und während einer Zahnbehandlung empfinden, kann Anfälle auslösen. Es ist wichtig, dass Patienten ihren Zahnarzt frühzeitig über ihre Erkrankung informieren, auch wenn ein Anfall unwahrscheinlich erscheint. Epilepsie-Medikamente können Wechselwirkungen mit Narkose- und Schmerzmitteln haben.

Erste Hilfe bei einem Anfall

Laien sind oft unsicher, wenn sie einen epileptischen Anfall miterleben. Dr. Rakicky versichert: „Das richtige Verhalten ist gar nicht so kompliziert.“ Grundsätzlich ist es am wichtigsten, Ruhe zu bewahren und die betroffene Person nicht allein zu lassen - auch nicht, um Hilfe zu holen. Die meisten Anfälle sind nicht gefährlich und nach ein, zwei Minuten vorbei. Patienten sollten vor Verletzungen geschützt und aus dem Gefahrenbereich gebracht werden. Achten Sie auf den Kopf und legen Sie möglichst eine Jacke oder ein Kissen darunter. Betroffene während ihres Anfalls auf keinen Fall festhalten oder zu Boden drücken. Die Atemwege freihalten, zum Beispiel durch eine Seitenlagerung. Sitzt die Kleidung am Hals eng, sollte sie gelockert werden. Nach dem Anfall die Atemwege kontrollieren. Bestehen Atemprobleme, muss der Notarzt gerufen werden. Hilfeleistende sollten während des Anfalls auf die Uhr schauen, um dessen Dauer für den behandelnden Arzt zu dokumentieren. Dauert ein epileptischer Anfall länger als fünf Minuten, handelt es sich um einen Notfall und ein Notarzt muss gerufen werden.

Bei einem generalisierten epileptischen Anfall in der Zahnarztpraxis, der mit Verkrampfung und Zuckungen einhergeht, sind folgende Maßnahmen zum Schutz aller Beteiligten zu ergreifen:

  • Instrumente aus dem Mund nehmen
  • Darauf achten, dass der Kopf nicht hart aufschlägt
  • Brille abnehmen
  • Enge Kleidung lockern
  • Behandlungsstuhl während des Anfalls in möglichst tiefe Liegeposition fahren und sicherstellen, dass der/die Betroffene nicht auf den Boden fällt
  • Gefährliches aus dem Weg räumen
  • Wichtig: Bewegungen nicht eindämmen und keinen Beißkeil verwenden!

Im Fall einer Bewusstlosigkeit gilt: Die betroffene Person in die stabile Seitenlage bringen, Atmung kontrollieren, ggf. kardiopulmonale Reanimation und Notruf 112. Dauert der Anfall länger als drei Minuten: Notruf 112.

Maßnahmen zur Anfallsprophylaxe in der Zahnarztpraxis

Bei bekannter Epilepsie können einige Maßnahmen getroffen werden, um das Risiko eines Anfalls zu verringern. Anästhetika können einen epileptischen Anfall auslösen, sind aber in der zahnärztlichen Behandlung unverzichtbar. Es wird die Verwendung von Mepivacain oder Articain (Adrenalinzusatz maximal 1:200 000) empfohlen. Weiterhin ist es wichtig zu wissen, ob und welches Antiepileptikum der/die Betroffene einnimmt, um Wechselwirkungen mit Analgetika zu vermeiden. Reagieren Betroffene empfindlich auf Lichtreize, sollte zum Schutz eine Sonnenbrille getragen werden. Erscheint das Risiko eines epileptischen Anfalls während der zahnärztlichen Behandlung zu groß, kann eine Behandlung unter Sedierung durchgeführt werden, meist durch Gabe eines Benzodiazepins. Wenn Zahnersatz erforderlich ist, sollte dieser möglichst festsitzend sein.

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Zahnmedizinische Aspekte bei Epilepsie

Epilepsie kann die Zähne direkt betreffen, da Anfälle Zähne beschädigen oder ausschlagen können. Eine Zahnrettungsbox und schnelles, richtiges Handeln können helfen, den Zahn zu retten.

Auswirkungen von Antiepileptika auf die Mundgesundheit

Einige Antiepileptika können zahnmedizinisch relevante Nebenwirkungen haben. Die Einnahme von Phenytoin kann bei 50 bis 60 % der Patienten zu einer Gingivahyperplasie führen. Unbehandelt kann diese eine Parodontitis zur Folge haben. Daher ist es wichtig, Betroffene zur optimalen Mundhygiene zu motivieren und sie über ein regelmäßiges Recall zur professionellen Zahnreinigung einzubestellen. Eine häufige Nebenwirkung von Carbamazepin ist Mundtrockenheit mit ebenfalls negativen Auswirkungen auf Mundschleimhaut und Zähne. Auch hier sind entsprechende Therapien und prophylaktische Maßnahmen angezeigt.

Zahnersatz bei Epilepsie

Herausnehmbare Zahnprothesen sind bei Epilepsie-Kranken hochproblematisch. Bei einem Anfall könnten Teile verschluckt werden und nicht selten wird der Zahnersatz beschädigt. Mit Dentalimplantaten verankerte Prothesen sind hier die bessere Alternative. Einige Krankenkassen gewähren bei entsprechender Indikation einen finanziellen Zuschuss.

Das Landessozialgericht Baden-Württemberg entschied in einem Urteil vom 17.04.2018 (Az: L 11 KR 3227/17), dass die Krankenkasse die Kosten für ein Zahnimplantat übernehmen muss, wenn die Versorgung Teil einer medizinischen Gesamtbehandlung ist und dazu dient, die Auswirkungen der Epilepsie und die damit verbundenen gesundheitlichen Risiken so gering wie möglich zu halten.

Offenes Gespräch mit dem Zahnarzt

Ein offenes Gespräch mit dem Zahnarzt ist sehr wichtig. Der Arzt sollte über mögliche Auslöser von Anfällen informiert werden. Ist beispielsweise Licht ein Auslöser, kann der Zahnarzt dies besonders berücksichtigen. Erscheint das Risiko eines epileptischen Anfalls zu groß, kann eine Behandlung unter Sedierung stattfinden. Die Gabe von Mepivacain oder Articain (Adrenalinzusatz von maximal 1:200000) wird empfohlen. Anhand einer „Roten Liste“ kann nachvollzogen werden, welches Schmerzmittel oder Antibiotika zum betroffenen Patienten passen.

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Zusammenhang zwischen Zahnentzündungen und Epilepsie

Mehreren Studien zufolge nehmen Zahnentzündungen direkten Einfluss auf die Häufigkeit, Schwere und Dauer epileptischer Anfälle. De facto kann Parodontitis die Anzahl der Abwesenheiten und / oder die Schwere der Krampfanfälle um ein Vielfaches erhöhen.

Weitere Aspekte

  • Ein epileptischer Anfall bedeutet noch keine Epilepsie.
  • 5 % aller Menschen haben einmal im Leben einen epileptischen Anfall.
  • Knapp 1 % der Bevölkerung hat eine Epilepsie.
  • Eine Epilepsie kann in jedem Alter auftreten.
  • Am häufigsten ist Epilepsie in Kindheit und Jugend.
  • Epilepsie kann angeboren oder erworben sein.
  • Akute Reizungen (z.B. hohes Fieber, Alkohol, Entzündungen) können einen epileptischen Anfall auslösen.

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