Ernährung und Demenz: Aktuelle Studien und Empfehlungen

In Deutschland sind etwa 1,8 Millionen Menschen von Demenz betroffen, und die Angst vor dieser Erkrankung im Alter ist weit verbreitet. Jüngste Forschungsergebnisse liefern neue Erkenntnisse über den Einfluss der Ernährung auf das Demenzrisiko und bieten praktische Empfehlungen zur Vorbeugung.

Käse und Demenzrisiko: Eine japanische Studie

Eine aktuelle Studie japanischer Wissenschaftler, die in der Fachzeitschrift „Nutrients“ veröffentlicht wurde, deutet darauf hin, dass regelmäßiger Käsekonsum mit einem geringeren Risiko für die Entwicklung von Demenz verbunden sein könnte. Die Studie verglich Gesundheitsdaten von Personen, die häufig Käse konsumierten, mit denen von Personen, die selten oder gar keinen Käse aßen. Die Ergebnisse zeigten, dass Käseesser über einen Zeitraum von drei Jahren ein um etwa 24 Prozent geringeres Demenzrisiko aufwiesen. Konkret lag die Demenzhäufigkeit bei den Käsekonsumenten bei 3,4 Prozent, während sie bei den Nichtkonsumenten 4,45 Prozent betrug.

Warum könnte Käse die Gehirngesundheit fördern?

Käse enthält verschiedene Inhaltsstoffe, die potenziell zur Erhaltung der neuronalen Gesundheit beitragen können. Dazu gehören:

  • Hochwertige Proteine und essenzielle Aminosäuren: Diese unterstützen den Aufbau und Schutz von Nervenzellen.
  • Fettlösliche Vitamine (z.B. Vitamin K2): Vitamin K2 spielt eine wichtige Rolle für die Gefäßgesundheit und den Kalziumstoffwechsel.
  • Fermentierte Milchprodukte: Die Herstellung von Käse basiert auf der Aktivität von Milchsäurebakterien, die entzündungshemmende Prozesse fördern und die Kommunikation entlang der Darm-Hirn-Achse positiv beeinflussen können. Studien deuten zudem darauf hin, dass der regelmäßige Konsum fermentierter Milchprodukte das Risiko für Herz-Kreislauf- und Stoffwechselerkrankungen verringern kann.

Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass Käse allein Demenz nicht verhindern kann. Der Lebensstil, die genetische Veranlagung und die spezifischen Käsesorten spielen ebenfalls eine Rolle. Um mögliche Verzerrungen zu vermeiden, berücksichtigten die Forschenden mithilfe statistischer Matching-Verfahren Einflussfaktoren wie Alter, Geschlecht, allgemeine Gesundheit und sozioökonomischen Hintergrund.

Rotes Fleisch und Demenz: Eine Langzeitstudie

Auf der Alzheimer's Association International Conference diskutierten US-Forscher die Rolle der Ernährung beim Alzheimer-Risiko. Eine dort präsentierte Langzeitstudie über 43 Jahre analysierte die Daten von etwa 130.000 Personen und deren Gesundheitsverlauf. Dabei zeigte sich, dass der tägliche Konsum von verarbeitetem rotem Fleisch das Risiko einer Demenzerkrankung um 14 Prozent steigerte. Wurde rotes Fleisch durch Nüsse oder Hülsenfrüchte ersetzt, konnte das Demenzrisiko um 20 Prozent gesenkt und die kognitive Alterung verlangsamt werden.

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Was ist rotes Fleisch?

Unter "rotem Fleisch" versteht man Fleisch von Rind, Schwein, Lamm und Ziege, das auch in verarbeiteten Produkten und den meisten Beefburgern zu finden ist. Schweinefleisch wird trotz seiner helleren Farbe ebenfalls zum roten Fleisch gezählt.

Unterschiede zwischen verarbeitetem und unverarbeitetem Fleisch

Die Forscher wollten insbesondere die Differenzierung zwischen verarbeitetem und unverarbeitetem Fleisch untersuchen. Die Studie ergab, dass das Demenzrisiko vor allem durch verarbeitetes rotes Fleisch erhöht wird. Heather Snyder, Senior Vice President der amerikanischen Alzheimer-Gesellschaft, betonte, dass der Verzehr von mehr ultra-verarbeiteten Lebensmitteln schlecht für die kognitive Gesundheit ist.

Allgemeine Ernährungsempfehlungen zur Demenzprävention

Es gibt zwar kein einzelnes Lebensmittel, das Demenz verhindern kann, aber eine ausgewogene und bewusste Ernährung kann das Risiko senken.

Die mediterrane Ernährung als Vorbild

Ein bewährtes Vorbild ist die traditionelle Mittelmeerküche mit viel Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten, fettem Seefisch und Olivenöl. Studien zeigen, dass diese Ernährungsweise das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes senken und gleichzeitig die Hirngesundheit verbessern kann.

Wichtige Bestandteile einer gehirnfreundlichen Ernährung

  • Polyphenole: Diese natürlichen Stoffe, die Pflanzen ihre Farbe geben, sind in Obst, Gemüse und kaltgepresstem Olivenöl enthalten.
  • Omega-3-Fettsäuren: Diese unterstützen die Zellgesundheit und sind in fettem Seefisch, Walnüssen, Chiasamen, Leinsamen und Avocados enthalten.
  • Nüsse: Sie liefern wichtige pflanzliche Proteine, Mineralstoffe und Vitamine.

Die MIND-Diät

Die MIND-Diät (Mediterranean-DASH Intervention for Neurodegenerative Delay) kombiniert Elemente der mediterranen Ernährung und der DASH-Diät (Dietary Approaches to Stop Hypertension) und zielt speziell auf die Förderung der Hirngesundheit ab.

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Stark verarbeitete Lebensmittel und ihre Auswirkungen

Aktuelle Studien zeigen, dass der Konsum von stark verarbeiteten Lebensmitteln das Risiko, an Demenz zu erkranken, deutlich erhöht. Dazu zählen unter anderem Fast Food, Fertigpizza, Dosenravioli, Instantsuppen oder Mikrowellengerichte.

Mögliche Gründe für die schädlichen Auswirkungen

  • Übergewicht: Stark verarbeitete Lebensmittel führen häufig zu Übergewicht, was Erkrankungen wie Bluthochdruck oder Diabetes begünstigen kann.
  • Gestörte Darmflora: Essen mit vielen gesättigten Fetten, Salz und wenig Ballaststoffen kann die mikrobielle Vielfalt im Darm verändern und via Darm-Hirn-Achse krankmachende Veränderungen im Gehirn nach sich ziehen.
  • Geschädigte Nervenzellen: Manche Stoffe wie künstliche Aromen oder andere Zusatzstoffe können Nervenzellen schädigen.

Empfehlungen

Experten empfehlen, so oft wie möglich frisch zu kochen und industriell hergestellte Produkte zu meiden. Obst und Gemüse liefern Vitamine und sekundäre Pflanzenstoffe, die Entzündungen entgegenwirken. Besonders Beeren, Äpfel und Birnen gelten als förderlich für die Gedächtnisleistung. Gesunde Fette aus Oliven- oder Rapsöl, Nüssen und fettem Seefisch stärken die Zellmembranen im Gehirn.

Die Rolle des Fettstoffwechsels bei Alzheimer

Alzheimerforscher haben eine Wechselwirkung im Fettstoffwechsel des Körpers aufgezeigt, die eine wichtige Rolle bei der Erkrankung spielen könnte. Eine Schlüsselrolle spielt dabei das Beta-Amyloid-Eiweiß, das sich im Gehirn von Alzheimer-Patienten in Plaques ablagert.

Neue Erkenntnisse

Forschern ist es gelungen, einen bislang unbekannten Ablauf im Körper nachzuweisen, der zu Alzheimer führen kann: ein Mechanismus, der mit den Prozessen im Fettstoffwechsel zusammenhängt. Die Studie zeigt eine bisher unbekannte physiologische Funktion der Verarbeitung des Amyloid-Vorläuferproteins (APP), die eine wesentliche Rolle bei der Regulation des Fettstoffwechsels, insbesondere der Sulfatide im Gehirn, spielt. Sulfatide sind spezielle Fette, welche sowohl über die Nahrung aufgenommen als auch vom Körper selbst hergestellt werden können.

Einfluss von Ernährung und Lebensstil

Faktoren wie Rauchen können die Sulfatidspiegel negativ beeinflussen, während eine ausreichende Versorgung mit Vitamin K oder der Verzehr mancher Meeresfrüchte sich positiv auswirken können. Diese Erkenntnisse eröffnen potenzielle Ansatzpunkte für präventive und therapeutische Strategien im Kampf gegen die Alzheimer-Krankheit.

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Weitere Maßnahmen zur Demenzprävention

Neben der Ernährung gibt es weitere wichtige Faktoren, die das Demenzrisiko beeinflussen:

  1. Regelmäßige körperliche Aktivität: Mindestens 150 Minuten pro Woche sind ideal.
  2. Geistige Aktivität: Das Erlernen von Instrumenten, Sprachen oder Computerkenntnissen ist empfehlenswert.
  3. Soziale Interaktion: Gemeinsame Aktivitäten sind geistig anregender.
  4. Gewichtskontrolle: Ein gesundes Körpergewicht ist wichtig.
  5. Ausreichender Schlaf: Guter Schlaf ermöglicht dem Gehirn, sich zu regenerieren.
  6. Nichtrauchen: Ein Rauchstopp ist immer sinnvoll.
  7. Vermeidung von Kopfverletzungen: Schützen Sie Ihren Kopf im Alltag und beim Sport.
  8. Blutdruckkontrolle: Hoher Blutdruck sollte behandelt werden.
  9. Diabetesmanagement: Ein stetig hoher Blutzuckerspiegel bedarf der Abstimmung mit medizinischem Fachpersonal.
  10. Umgang mit Depressionen: Anhaltende Antriebslosigkeit oder Niedergeschlagenheit sollten ärztlich abgeklärt und behandelt werden.
  11. Hörvermögen beachten: Schlechteres Hören ernst nehmen und gegebenenfalls mit Hörhilfen korrigieren.

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