Erweiterte Ventrikel im Gehirn: Ursachen, Diagnose und Behandlung

Das Gehirn von Mensch und Tier verfügt über ein inneres Hohlraumsystem, die sogenannten Ventrikel, in die kontinuierlich eine wässrige Flüssigkeit, der Liquor, abgegeben wird. Diese Flüssigkeit transportiert Abfallstoffe des Gehirns, aber auch wichtige Botenstoffe zwischen verschiedenen Gehirnregionen. Eine Erweiterung dieser Ventrikel kann verschiedene Ursachen haben und unterschiedliche Symptome hervorrufen.

Was sind Ventrikel und welche Funktion haben sie?

Das Ventrikelsystem ist ein zusammenhängendes Hohlraumsystem im Inneren des Gehirns, das mit Liquor gefüllt ist. Es besteht aus vier Hirnkammern (Hirnventrikel), die miteinander über Foramina (Öffnungen) und einen Verbindungsgang in Beziehung stehen. Die Hirnventrikel sind:

  • Die beiden Seitenventrikel (1. und 2. Ventrikel): Sie befinden sich in den beiden Großhirnhemisphären und sind von allen Seiten von diesem umgeben. Jeder Seitenventrikel erstreckt sich mit seinem Vorderhorn (Cornu anterius) in den Stirnlappen und mit seinem Hinterhorn (Cornu posterius) in den Hinterhauptslappen. Das Unterhorn (Cornu inferius) reicht in den Schläfenlappen und der zentrale Teil (Pars centralis) liegt im Scheitellappen. Die beiden Seitenventrikel sind vollkommen geschlossene Hohlräume, die nur durch eine Öffnung, das Foramen Monroi (oder Foramen interventriculare) miteinander und mit dem 3. Ventrikel in Verbindung stehen. Jeder der beiden Seitenventrikel hat vier Abschnitte, die in die umgebenden Gehirnregionen reichen: Vorderhorn (Cornu anterius oder C. frontale), Mittelteil (Pars centralis), Unterhorn (Cornu inferius oder C. temporale) und Hinterhorn (Cornu posterius oder C. occipitale).
  • Der 3. Ventrikel: Er ist ein schmaler Spalt im Zwischenhirn. Er hat mehrere Ausbuchtungen, die sich in den Hypothalamus fortsetzen. Seitlich wird er vom Thalamus und Hypothalamus begrenzt und steht über das Foramen Monroi mit den Seitenventrikeln in Verbindung. Mit dem 4. Ventrikel ist der 3. Ventrikel über den Aquaeductus mesencephalis (eine Art Kanal) verbunden.
  • Der 4. Ventrikel: Er liegt im Rautenhirn (Rhombencephalon). Seinen Boden stellt die Rautengrube dar, gebildet von der Brücke und der Medulla oblongata. Sein Dach ist zeltförmig, verläuft vom Mittelhirn zum Kleinhirn und hat seitlich zwei kräftige Ausbuchtungen. Der hintere Teil des Dachs des 4. Ventrikels reicht vom Kleinhirn zur Rautengrube, seitlich begrenzt durch das hintere Marksegel und die Tela choroidea des 4. Ventrikels. In dieser epithelialen Lamelle befindet sich eine Öffnung, durch die der 4. Ventrikel - und damit das gesamte Ventrikelsystem - mit dem Subarachnoidalraum in Verbindung stehen, der an dieser Stelle zu einer Zisterne erweitert ist. Zwei seitliche Öffnungen münden ebenfalls in den Subarachnoidalraum. Nach unten setzt sich der 4. Ventrikel in das Rückenmark fort.

Im Ventrikelsystem wird im Plexus choroideus der Liquor (Gehirn-Rückenmarksflüssigkeit) gebildet. Der Plexus choroideus ist eine Membran mit einem Geflecht aus Blutgefäßen der Pia mater (weiche Hirnhaut) und besitzt eine dünne Epithelschicht aus spezialisierten Zellen (Ependym). Der vom Plexus choroideus produzierte Liquor wird in das Ventrikelsystem abgesondert.

Die drei Öffnungen in der Decke des 4. Ventrikels sind wichtig für den Druckausgleich des Liquors in den Hirnventrikeln. Über das Ventrikelsystem und dem darin zirkulierenden Liquor wird das Gehirn mit Nährstoffen versorgt und Stoffwechsel-Abbauprodukte werden abtransportiert.

Ursachen erweiterter Ventrikel

Erweiterte Ventrikel im Gehirn können verschiedene Ursachen haben. Grundsätzlich liegt bei allen Erkrankungen des Ventrikelsystems ein Missverhältnis zwischen der Produktion von Liquor und dessen Resorption oder Abfluss aus dem Ventrikelsystem vor. Die Hauptursachen für die übermäßige Ansammlung von Liquor im Gehirn sind:

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  • Unzureichende Absorption von Liquor: Nachdem der Liquor das Gehirn umspült hat, wird er in das venöse Blutsystem aufgenommen. Ist dieser Prozess gestört, etwa durch Entzündungen oder Blutungen, kann sich Nervenwasser ansammeln. Dies ist die häufigste Ursache.
  • Behinderung des Liquorabflusses: Eine Blockade kann verhindern, dass Geirn-Rückenmarksflüssigkeit aus den Hirnkammern abfließen kann. Eine solche Blockade kann durch Tumore, Blutgerinnsel, Membranen (Gewebebrücken) oder Narbengewebe verursacht werden. Im Bereich des 3. Ventrikels kann eine Kolloidzyste auftreten, eine gutartige Zyste, die das Foramen Monroi verlegen und den Abfluss des Liquors aus dem Ventrikelsystem behindern kann. Dieser Liquorstau führt ebenfalls zu einem Hydrocephalus. Eine Abflussbehinderung des 3. Ventrikels kann angeboren sein - entweder erblich bedingt oder als Folge einer Erkrankung wie einer Infektion mit Toxoplasmose.
  • Kommunikationsstörung: Nicht selten fließt der Liquor normal durch die Hirnkammern, kann aber im Subarachnoidalraum nicht richtig zirkulieren, was zu einer Ansammlung führt.
  • Verstärkte Produktion von Liquor: In sehr seltenen Fällen wird zu viel Liquor im Gehirn produziert.

Weitere spezifische Gründe für Hydrocephalus können sein:

  • Infektionen wie Meningitis oder Enzephalitis
  • Blutungen im Hirn, besonders bei Frühgeborenen oder im Rahmen einer Subarachnoidalblutung
  • Tumore im Gehirn oder im Rückenmark, die die Liquorpassage behindern
  • Kopfverletzungen, die den normalen Fluss von Liquor stören
  • angeborene Fehlbildungen, die den normalen Fluss von Liquor verhindern
  • spinale Zysten oder andere Anomalien
  • Entwicklungsstörungen im Mutterleib (Spina bifida = offener Rücken, Neuralrohrdefekte), eine Chiari-Malformation (Fehlentwicklung der Hirnstrukturen der hinteren Schädelgrube) oder ein Dandy-Walker-Syndrom (zystenartige Umbildungen im Bereich des IV. Ventrikels u. des Kleinhirns). Auch bei Infektionen der Schwangeren kann ein Hydrocephalus beim Feten entstehen. Ein Hydrocephalus kann sich ebenfalls als Folge von Hirnblutungen bei Frühgeborenen (Geburt vor der 32. Schwangerschaftswoche) entwickeln.

Es ist zu beachten, dass die genauen Auslöser des Hydrocephalus in vielen Fällen nicht eindeutig bestimmt werden können, oft wirken auch mehrere Faktoren zusammen.

Angeborener Hydrocephalus internus bei Tieren

Beim angeborenen Hydrocephalus internus, einer schwerwiegenden Missbildung des Gehirns bei Hund und Katze, kommt es durch nicht genau bekannte Ursachen zu einer Verschiebung des Gleichgewichtes zwischen Produktion und Aufnahme der Gehirnflüssigkeit. Dies entsteht oft schon im Mutterleib, es kann aber auch erst innerhalb der ersten Lebensmonate auftreten. Durch das gestörte Gleichgewicht staut sich der Liquor innerhalb der Gehirnventrikel an. Da das Gehirn eine sehr weiche Konsistenz hat, gibt es dem zunehmenden Druck nach und die Ventrikel erweitern sich. Es scheint, dass die Brachyzephalie, also die Kurzköpfigkeit und Kurznasigkeit bei Hunden und Katzen einen prädisponierenden Faktor für die Entwicklung eines Hydrozephalus darstellt.

Arten von Hydrocephalus

Dies sind die gängigsten Hydrocephalus-Arten:

  • Kommunizierender Hydrocephalus (Hydrocephalus communicans): Der Liquorfluss zwischen den Hirnkammern und dem Subarachnoidalraum ist nicht blockiert. Das Problem liegt meist in der unzureichenden Aufnahme des Liquors. Auslöser können etwa Entzündungen, Blutungen oder Infektionen sein.
  • Normaldruckhydrocephalus (NPH, Normal Pressure Hydrocephalus; Sonderform des kommunizierenden Hydrocephalus): Wie der Name schon sagt, ist bei dieser Art der Druck im Schädelinneren normal. Die genaue Ursache des NPH ist oft unbekannt. Hauptsymptome sind Gangunsicherheit, Gedächtnisstörungen oder Inkontinenz.
  • Nichtkommunizierender Hydrocephalus (Hydrocephalus occlusus oder obstruktiver Hydrocephalus): Der Liquorfluss ist zwischen den Hirnkammern durch eine Blockade oder Verengung gestört. Dies kann beispielsweise durch einen Tumor, eine Fehlbildung oder durch Entzündungsgewebe verursacht werden.
  • Hydrocephalus e vacuo: Hierbei handelt es sich nicht um einen Hydrocephalus im eigentlichen Sinne, sondern um die Folgen einer Hirnatrophie, also der Abnahme des Hirnvolumens.

Weitere Klassifizierungen sind:

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  • Hydrocephalus internus: Erweiterung der inneren Liquorräume
  • Hydrocephalus externus: Erweiterung der äußeren Liquorräume
  • Hydrocephalus hypersecretorius: Überproduktion von Hirnwasser
  • Hydrocephalus malresorptivus: Resorptionsstörungen des Hirnwassers

Symptome erweiterter Ventrikel

Hydrocephalus-Symptome können je nach Alter, Schweregrad und den betroffenen Gehirnregionen variieren.

Symptome bei Tieren

Zu Beginn der Stauung der Gehirnflüssigkeit haben die Tiere wenn überhaupt nur wenig sichtbare Krankheitsanzeichen. Welpen sind oft müde und lustlos. Steigt der Druck an, kommt es zu schwerwiegenden Störungen. Bei Jungtieren, bei denen die Wachstumsfugen des Kopfes noch offen sind, wird der Schädel nach und nach größer und verformt sich sichtbar. Die Gehirnsubstanz baut sich nach und nach ab. Die Tiere werden blind und fangen an zu schielen. Sie taumeln und haben Schwierigkeiten aufzustehen. Meistens sind die betroffenen Welpen kleiner als ihre Geschwister. Auch können sie den Kopf schräg halten und sich um sich selber drehen. Bei älteren Tieren, bei denen die Schädelnähte geschlossen sind, fällt keine Umfangsvermehrung des Schädels auf. Da der Knochen nicht nachgeben kann, entwickeln sich bei diesen Tieren oft schnell und unvermittelt Symptome. Solche Patienten zeigen epileptische Krampfanfälle mit rhythmischen Zuckungen der Gliedmaßen, Bewußtseinsverlust, Speicheln und unwillkürlichem Urin- und Kotabsatz.

Symptome bei Säuglingen

Typische Symptome bei Säuglingen, die auf einen Hydrocephalus hinweisen können, sind ein übermäßiges Schädelwachstum sowie (bei starker Ausprägung) das sogenannte „Sonnenuntergangsphänomen“. Das übermäßige Schädelwachstum bei Säuglingen ist dabei in den noch offenen Schädelnähten begründet, welche bei einer Druck- und Volumenzunahme im Kopf nachgeben und auseinanderweichen. Damit wird der Kopf größer. Beim sogenannten „Sonnenuntergangsphänomen“ ist ein Abwärtsblick der Augen bei geöffneten Lidern gemeint. Der untere Teil der Hornhaut schiebt sich dabei unter das Unterlid des Auges und lässt die Iris mit der darüber befindlichen weißen Sklera („Lederhaut“) wie eine untergehende Sonne wirken. Zudem können Säuglinge durch Symptome wie Trinkunlust, wiederholtes Erbrechen, Bewusstseinsstörungen, epileptische Anfälle oder vermehrte Schläfrigkeit bis hin zu Koma-ähnlichen Zuständen, Bradykardie (verlangsamter Herzschlag) und mittelfristig Entwicklungsverzögerung auffällig werden.

Symptome bei Kindern

Ältere Kinder fallen bei akutem Hirndruck vor allem durch Nüchternerbrechen, Wesensänderung, stärkste Kopfschmerzen, Sehstörungen, epileptische Anfälle und vermehrte Schläfrigkeit bis hin zu Koma-ähnlichen Zuständen sowie Bradykardie (verlangsamter Herzschlag) auf.

Symptome bei Erwachsenen

Bei Erwachsenen können folgende Symptome auftreten:

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  • Kopfschmerzen, Nackenschmerzen (anfangs meist morgens)
  • Übelkeit, Erbrechen (anfangs morgendliches Nüchternerbrechen)
  • Sehstörungen (Stauungspapillen, Doppelbilder)
  • Müdigkeit, Bewusstseinsstörungen, Krämpfe
  • Hakim-Trias (typisch bei Normaldruckhydrocephalus): Gangunsicherheiten (kleinschrittig, breitbasig, wie auf Watte), Demenz und Wesensveränderungen (Vergesslichkeit, Verlangsamung, verstärkter Reizbarkeit) sowie Blasen- und Stuhlinkontinenz
  • Andere Symptome: Parkinsonsymptomatik, Augenmotilitätsstörungen (Schielen, Sonnenuntergangsphänomen, Gesichtsfeldausfälle), Sehschärfenminderung bis zur Erblindung, Probleme der Auge-Hand-Koordination mit Feinmotorikstörungen, Schwindel, Leistungsknick, Konzentrationsstörungen, Entwicklung von Lernschwäche bei Kindern, Änderungen der Persönlichkeit, Verhaltensauffälligkeiten (Unruhe, Unlust, Ungeduld), Lärmüberempfindlichkeit, Atmungs-, Sprach- und Schluckbeschwerden, endokrinologische (Stoffwechsel-) Störungen, frühzeitige Pubertät vor dem 8. Lebensjahr

Die Symptome sind von der Form des Hydrozephalus abhängig. So kommen beim Verschlusshydrozephalus (zum Beispiel Aquäduktstenose) Kopfschmerzen, Konzentrations- und Gedächtnisstörungen, Müdigkeit, Schwindel und Übelkeit als Symptome vor. Durch den dauerhaft erhöhten Hirndruck kann es zu Sehbeeinträchtigungen kommen.

Diagnose erweiterter Ventrikel

Zum Erkennen eines Hydrocephalus sind eine sorgfältige medizinische Untersuchung und spezifische bildgebende Verfahren erforderlich. Die Diagnose basiert auf den Anzeichen der Betroffenen, der Anamnese und den Ergebnissen der bildgebenden Diagnostik. Ein Arzt wird zunächst die klinischen Symptome und die medizinische Vorgeschichte der Betroffenen bewerten. Folgende diagnostische Verfahren können eingesetzt werden:

  • Ultraschall: Bei noch offenen Wachstumsfugen kann ein Ultraschall die erweiterten Ventrikel darstellen. Allerdings ist mit diesem bildgebenden Verfahren keine Unterscheidung zu anderen Missbildungen möglich, die ähnlich aussehen, allerdings nicht behandelbar sind (z.B. Hydranenzephalie). Bei Säuglingen mit noch offener Fontanelle ist zunächst eine Ultraschalldiagnostik des Schädels anzustreben. Diese ist sehr schnell und einfach durchführbar. Aussagen zur Ventrikelweite und Verlaufskontrollen sind sehr gut möglich, Ursachen des Hydrocephalus können dargestellt werden.
  • Computertomografie (CT): Sie zeigt ein plumpes erweitertes Hirnkammersystem, frontal (vorn) betonte Dichteminderung in Ventrikelnähe (Druckkappen) und verstrichene Hirnfurchen. Eine Computertomographie (CT) des Schädels bleibt der Notfallsituation vorbehalten. Der Vorteil ist die kurze Zeit, die für diese Untersuchung benötigt wird. Der Nachteil ist eine gewisse, wenn auch nur geringe Strahlenbelastung, wobei es sich um Röntgenstrahlung handelt. Weiterhin können nur begrenzt Aussagen über das Hirngewebe getroffen werden.
  • Magnetresonanztomografie (MRT): Sie ist am sichersten, da sie genaue Aussagen über Art und Ausmaß des Hydrozephalus zulässt. Darüber hinaus können andere Erkrankungen ausgeschlossen werden, die im Ultraschall oder in einer Computertomographie (CT) nicht sichtbar sind. Sie zeigt mögliche Ursachen wie Tumoren, Septierungen, Zysten, Verengungen oder Verschlüsse. Sie bietet noch detailliertere Bilder und erlaubt eine bessere Einschätzung der Ursache des Hydrocephalus. Alle 3 bis 4 Jahre wird außerdem eine Magnetresonanztomographie (MRT) des Kopfes durchgeführt, um die Lage des zentralen Schlauches und die Weite der Hirnwasserkammern zu beurteilen.
  • Hirndruckmessung: Messung des Drucks im Hirn durch Sonden.
  • Lumbalpunktion (LP): Bei dieser Prozedur wird eine kleine Menge Gehirn-Rückenmarksflüssigkeit aus dem Wirbelsäulenkanal entnommen, um den Liquordruck zu messen und den Liquor auf Anomalien zu untersuchen.
  • TAP-Test = Liquorablasstest: Über eine Lumbalpunktion wird 30-50 ml Nervenwasser aus dem Wirbelkanal entnommen, anschließend wird der Patient neurologisch untersucht. Insbesondere werden das Gangbild und die neuropsychologischen Funktionen getestet. Um die Diagnose klinisch zu stellen, müssen zwei der drei Zeichen vorliegen. Die Gangstörung ist das Leitsymptom. Zur Diagnostik unternehmen wir in einem stationären Aufenthalt einen Liquorablassversuch. Wir punktieren den Hirnwasserraum am Rücken (Lumbalpunktion) und legen gegebenenfalls eine vorübergehende, kontinuierliche Ableitung (Lumbaldrainage) für einige Tage an. Damit testen wir, ob sich unter dem kontrollierten und kontinuierlichen Ablassen von Hirnwasser die Symptome zurückbilden. Bei einem Normaldruckhydrozephalus bessern sich dadurch oft Gangsicherheit, Denk- und Merkfähigkeit und Harninkontinenz. Bei einem positiven Testergebnis können wir Ihnen dann ein alternatives Abflusssystem des Hirnwassers in den Bauchraum implantieren.

In einigen Fällen können zusätzliche Tests durchgeführt werden, um den Liquorfluss zu beurteilen oder die Reaktion des Gehirns auf temporäre Veränderungen im Liquordruck zu bewerten.

Behandlung erweiterter Ventrikel

Unbehandelt führt der Hydrocephalus zu schweren Funktionsdefiziten infolge der irreversiblen Nervenzellschädigung. Die Therapie hängt von der Ursache des Hydrozephalus ab. Eine effektive medikamentöse Therapie zur Behandlung des Hydrocephalus ist derzeit nicht bekannt. Wenn es möglich ist, wird die Ursache eines Hydrocephalus (z. B. ein Hirntumor) operativ beseitigt. Prinzipiell gibt es zwei Möglichkeiten der operativen Therapie:

  • Endoskopische Ventrikulostomie (ETV): Hier wird der Boden des III. Ventrikels mit Hilfe eines Endoskopes und eines Katheters eröffnet, um einen Umgehungskreislauf für den Liquor innerhalb des Ventrikelsystems zu schaffen. Beim Verschlusshydrozephalus wird eine Ventrikulozisternostomie durchgeführt. Dabei wird der Boden des III. Ventrikels unter endoskopischer Sicht eröffnet, um einen Umgehungskreislauf für den Liquor innerhalb des Hirnwassersystems herzustellen. Das Endoskop über ein Bohrlochtrepanation in die Hirnwasserkammern einführt, der optimale Eintrittspunkt und die Trajektorie werden mit der Hilfe des Navigationsgerätes definiert. Da die Hirnventrikel mit klarem Nervenwasser gefüllt sind, bietet sich eine gute Sicht auf die anatomischen Strukturen der Kammern. In seltenen Fällen, bei einem membranösen Verschluss kann unter endoskopischer Sicht selbst der Aquaeduct eröffnet und erweitert werden.
  • Implantation eines Shunt-Systems: Ein Shunt besteht aus einem Katheter (Schlauch), der ins Hirnkammersystem eingeführt wird. Verbunden ist dieser Katheter mit einem Ventil, das den Liquorabfluss reguliert. Es folgt dann ein weiterer Katheter, der im Bauchraum unter dem Peritoneum (Bauchfell) oder im rechten Herzvorhof endet und das Hirnwasser ableitet. Die Shuntoperation ist die derzeitige Standardtherapie beim kommunizierenden Hydrozephalus einschließlich des NPH. Bei dem malresorptiven Hydrocephalus wird das überschüssige Hirnwasser aus den erweiterten Hirnkammern in eine andere Körperhöhle abgeleitet: es wird ein Shunt angelegt. Der Shunt besteht aus einem zentralen Katheter in den Ventrikeln, einem einstellbaren Shuntventil und einem peripheren Ableitkatheter. Als Standard wird die Ableitung in den Bauchraum vorgenommen, es wird ein sog. ventrikulo-peritonealer Shunt angelegt. Bei einem malresorptiven Hydrocephalus wird in unserem Zentrum die Anlage des ventrikuloperitonealen Shuntes mit dem Endoskop kontrolliert. So wird bei der navigationgestützte Punktion des Hirnventrikels mit einem millimeterdünnen sog. „Shuntskop“ die optimale Lage des Zentralkatheters überprüft. Der periphere Ableitkatheter wird unter Kontrolle der Bauchspiegelung (Laparoskopie) in die Bauchhöhle geführt. So ist eine größere Bauchöffnung (Laparotomie) nicht notwendig, die operationsbedingte Belastung wird deutlich geringer.

Beide Operationen werden in Vollnarkose durchgeführt.

Operative Therapie bei Tieren

Die operative Therapie des Hydrocephalus internus beruht auf dem Prinzip der permanenten Ableitung von Liquor aus dem Ventrikelraum. Dazu wird ein spezielles Schlauchsystem (Shunt) in das Gehirn eingesetzt, das unter der Haut in den Bauchraum geführt wird. Auf diese Weise wird der Liquor dauerhaft abgeleitet und es kann sich kein Hochdruck mehr entwickeln. Um zu verhindern, dass zu schnell zu viel Liquor abgeht, wird ein hochentwickeltes Ventil aus der Neugeborenen-Medizin in das System eingebaut. Wichtig ist die postoperative Überwachung der Tiere, da der Teil des Shunts, der im Gehirn sitzt (Ventrikelkatheter) verstopfen kann. Ebenso kann sich eine Hirnentzündung oder eine Blutung im Gehirn entwickeln. Das Gehirn kann sich vollkommen erholen und die Symptome verschwinden. Leider kann eine bestehende Blindheit durch die OP nicht behoben werden. Die Langzeitprognose ist gut.

Alternative Behandlungen

In seltenen Fällen, zum Beispiel bei einem Fehlbildungshydrocephalus, speziell einer „Aquäduktstenose“, kann auch eine endoskopische, minimal-invasive Operation durchgeführt werden. Hierbei wird im Gehirn ein neuer, innerer Abflussweg (z.B. per „Ventrikulozisternostomie“) geschaffen. Solche Operationen erfolgen nach gemeinsamer Prüfung der Indikation durch die Kollegen der Neurochirurgie. Hierbei muss jedoch beachtet werden, dass bei kleinen Kindern trotzdem im Verlauf die Anlage eines ventrikulo-peritonealen Shunts notwendig werden kann.

Mögliche Komplikationen

Wie bei jedem chirurgischem Eingriff, sind als Hauptkomplikationen, im Rahmen des Krankenhausaufenthaltes, die Verletzung der Organe, hier des Hirns, Blutungen oder Infektionen zu nennen. Weiterhin können später im Verlauf Materialversagen, die Verstopfung der Bauteile oder eine Fehllage der Bauteile auftreten. Die späten Komplikationen treten am häufigsten im 1. Jahr nach der Operation auf und müssen durch eine Folgeoperation behoben werden.

Nachbehandlung

Die Nachbehandlung findet im Rahmen regelmäßiger Nachkontrollen statt, die während unserer „Shuntsprechstunde“ durchgeführt werden. Aufgrund der bereits erwähnten erhöhten Komplikationsrate und des erheblichen Kopfwachstums im 1. Lebensjahr erfolgt eine ärztliche Vorstellung zu Beginn häufiger in Abständen von 3 bis maximal 6 Monaten. Bei guter Entwicklung erfolgen dann jährliche bis zweijährliche Kontrollen, bei denen vor allem auf die Entwicklung des Kindes, eine noch ausreichende Länge des Katheters im Bauchraum und optimale Ableitung des Hirnwassers geachtet wird. Alle 3 bis 4 Jahre wird außerdem eine Magnetresonanztomographie (MRT) des Kopfes durchgeführt, um die Lage des zentralen Schlauches und die Weite der Hirnwasserkammern zu beurteilen. Zeigt sich der Schlauch im Bauchraum durch das Wachstum des Kindes zu kurz wird der Schlauch in einer Operation verlängert.

Prognose

Zunächst sind die neurologischen Probleme der Kinder Folge der Ursache des Hydrocephalus und nicht der Shuntoperation. Bei rechtzeitiger und zielgerichteter Therapie zeigt sich häufig eine gute Prognose, natürlich in Abhängigkeit der Ursache, sodass die Kinder im weiteren Verlauf eine gute Entwicklung zeigen und möglicherweise keinen zusätzlichen Förderbedarf haben. Wichtig sind jedoch regelmäßige Verlaufskontrollen, hierbei vor allem über unsere „Shuntsprechstunde“. Regelmäßige augenärztliche Untersuchungen sollten ebenfalls durchgeführt werden. Bei möglichem Förderbedarf binden wir unsere mit einem Shuntsystem versorgten Kinder auch an unser Sozialpädiatrisches Zentrum (SPZ) an.

Leben mit einem Shunt

Ein Hydrocephalus kann, wenn er nicht behandelt wird, gefährlich sein. Durch den Aufstau des Hirnwassers in den Hirnwasserkammern kommt es zur Erweiterung selbiger und nachfolgend zur sogenannten Hirndrucksteigerung. Da das Hirngewebe im knöchernen Schädel nicht ausweichen kann, wird somit entweder die Durchblutung behindert oder das Hirngewebe selbst geschädigt. Deshalb ist das frühzeitige Erkennen und Behandeln eines Hydrocephalus zur Verhinderung bleibender Schäden sehr wichtig. Ein Hydrocephalus kann Symptome verschiedenster Ausprägung haben und somit für den Betroffenen auch eine Behinderung darstellen. Ein Großteil der Betroffenen hat jedoch nur wenige Einschränkungen im Alltag. Der Shunt, welcher den ableitenden Katheter darstellt, wird unter der Haut verlegt und ist äußerlich kaum sichtbar.

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