Fasten und Multiple Sklerose: Erfahrungen, Empfehlungen und Studien

Viele Menschen mit Multipler Sklerose (MS) suchen nach Wegen, ihre Therapie im Alltag zu ergänzen. Ernährung spielt dabei eine wichtige Rolle, und das Fasten rückt immer mehr in den Fokus. Dieser Artikel beleuchtet die Erfahrungen, Empfehlungen von Experten und die aktuelle Studienlage zum Thema Fasten bei MS.

Grundlagen des Fastens

Fasten bedeutet den teilweisen oder vollständigen Verzicht auf Speisen, Getränke oder Genussmittel über einen bestimmten Zeitraum. Es ist ein uralter Brauch, der in vielen Religionen verankert ist und auch aus medizinischer Sicht interessant ist. Schon Hippokrates empfahl das Fasten zur Heilung, und Otto Buchinger beschrieb Anfang des 20. Jahrhunderts die positiven Auswirkungen auf Blutwerte und Blutdruck.

Fasten bei MS: Individuelle Betrachtung

Wie die MS selbst, ist auch das Fasten individuell zu betrachten. Ob es für einen MS-Patienten geeignet ist oder nicht, sollte immer in Absprache mit dem behandelnden Arzt entschieden werden. Dabei spielen der allgemeine Gesundheitszustand, die Art der MS-Therapie und eventuelle Begleiterkrankungen eine Rolle.

Mögliche Vorteile des Fastens bei MS

  • Entzündungshemmende Wirkung: Studien an Tieren haben gezeigt, dass Fasten Entzündungen reduzieren kann. Auch beim Menschen werden entzündungsfördernde Botenstoffe gehemmt.
  • Verbesserung der Lebensqualität: Kleinere Studien deuten darauf hin, dass Intervallfasten die Lebensqualität von MS-Patienten verbessern kann, indem es Müdigkeit und depressive Symptome reduziert.
  • Beeinflussung der Immunsituation: Das Fasten kann die Immunsituation beeinflussen, indem es den Darm entlastet und das Immunsystem beruhigt.
  • Unterstützung der Remyelinisierung: Eine Studie an Mäusen zeigte, dass eine Fastenkur die Remyelinisierung fördern kann, also die Wiederherstellung der Myelinscheide um die Nervenfasern.

Verschiedene Fastenmethoden

Es gibt verschiedene Arten des Fastens, die sich für MS-Patienten eignen könnten. Wichtig ist, die Methode zu wählen, die am besten zu den individuellen Bedürfnissen und zum Lebensstil passt.

  • Intervallfasten: Beim Intervallfasten wechseln sich Phasen der Nahrungsaufnahme und des Fastens ab. Eine gängige Methode ist die 16/8-Methode, bei der 16 Stunden gefastet und innerhalb von 8 Stunden gegessen wird.
  • Saftfasten: Beim Saftfasten werden ausschließlich Wasser, ungesüßte Tees und verdünnte Obst- und Gemüsesäfte konsumiert.
  • Reisfasten: Bei einer Reiskur ernährt man sich hauptsächlich von Reis, Obst und Gemüse.
  • Heilfasten: Beim Heilfasten sind Gemüsebrühe, verdünnte Säfte, Honig, Wasser und ungesüßte Kräutertees erlaubt.

Ernährungsempfehlungen für MS-Patienten

Unabhängig von der Frage, ob man fastet oder nicht, ist eine ausgewogene und entzündungshemmende Ernährung für MS-Patienten wichtig.

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  • Salzarme Ernährung: Eine klare Empfehlung bei MS ist die salzarme Ernährung, da eine salzreiche Ernährung einen negativen Einfluss haben kann.
  • Mediterrane Ernährung: Eine "mediterrane" Ernährung mit wenig Fett, viel Gemüse und wenig Kohlenhydraten ist generell empfehlenswert.
  • Omega-3-Fettsäuren: Mehrfach ungesättigte Fettsäuren, wie die Omega-3-Fettsäure in Fischöl, wirken antientzündlich.
  • Vitamine und Mineralstoffe: Vitamine wie A, B6, B12, Zink und Selen in Fisch, Fleisch und Gemüse wirken antientzündlich.
  • Sekundäre Pflanzenstoffe: Zellschützende sekundäre Pflanzenstoffe sind in saisonalem Gemüse und Obst enthalten.
  • Kurzkettige Fettsäuren: Kurzkettige Fettsäuren, wie Propionate, können das Verhältnis von entzündungsfördernden und -hemmenden Zellen im Blut positiv beeinflussen.

Was vermieden werden sollte

  • Zuckeraustauschstoffe: Zuckeraustauschstoffe sind eher gesundheitsschädigend und sollten vermieden werden.
  • Exzessive Diäten: Vor exzessiven Diäten wird gewarnt, da sie zu Mangelerscheinungen führen können.
  • Tierische Produkte: Tierische Produkte enthalten Arachidonsäure, die ein Vorbote für entzündungsfördernde Botenstoffe ist. Margarine ist daher Butter vorzuziehen.

Aktuelle Studienlage

Die Forschung zum Thema Fasten bei MS ist noch nicht abgeschlossen, aber es gibt vielversprechende Ergebnisse.

  • NAMS-Studie: Die NAMS-Studie (Nutritional Approaches in Multiple Sclerosis) untersucht die Auswirkungen verschiedener Diäten und des Fastens auf MS-Patienten. Dabei werden eine entzündungshemmende Ernährung, eine adaptive ketogene Ernährung und eine intermittierende kalorische Restriktion untersucht.
  • Studie der University of Southern California: Forscher der University of Southern California zeigten an Mäusen, dass eine Fastenkur die Symptome der MS verbessern und die Remyelinisierung fördern kann. Eine Pilotstudie mit MS-Patienten an der Berliner Charité bestätigte diese Ergebnisse.
  • ACTRIMS Forum 2023: Eine Studie, die auf dem ACTRIMS Forum 2023 vorgestellt wurde, zeigte, dass intermittierendes Fasten mit einer Kalorienreduktion von 25% zu einer Verbesserung von Wohlbefinden und Kognition bei MS-Patienten führte.

Wichtige Hinweise

  • Ärztliche Beratung: Vor Beginn einer Fastenkur sollte immer ein Arzt konsultiert werden.
  • Medikamenteneinnahme: Die Einnahme von Medikamenten muss während des Fastens berücksichtigt werden. Insbesondere bei der Einnahme von Tecfidera, das auf nüchternen Magen Nebenwirkungen verursachen kann.
  • Individuelle Verträglichkeit: Das Fasten ist nicht für jeden geeignet. Schwangere, stillende und untergewichtige Personen sollten generell nicht fasten. Auch bei einem akuten Infekt ist Fasten kontraindiziert.
  • Soziale Aspekte: Das Fasten kann das Sozialleben beeinträchtigen, da gemeinsame Mahlzeiten mit Familie und Freunden schwieriger werden können.

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