Demenzerkrankungen, wie Morbus Alzheimer, führen zu einem fortschreitenden Verlust von Gehirnfunktionen. Dies kann sich auf verschiedene Aspekte des Lebens auswirken, einschließlich der Fähigkeit zu gehen. Gangstörungen sind ein häufiges Problem bei Demenzpatienten und können die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen.
Einführung
Dieser Artikel befasst sich mit den Ursachen von Gangstörungen bei Demenz, den verschiedenen Arten von Gangstörungen, den Symptomen, der Diagnose und den Behandlungsoptionen. Ziel ist es, ein umfassendes Verständnis dieses komplexen Problems zu vermitteln und Betroffenen und ihren Familien zu helfen, die bestmögliche Versorgung zu erhalten.
Ursachen von Gangstörungen bei Demenz
Gangstörungen bei Demenz können verschiedene Ursachen haben. Einige der häufigsten Ursachen sind:
- Neurologische Veränderungen: Demenz führt zu Veränderungen im Gehirn, die die Steuerung der Muskeln und die Koordination beeinträchtigen können.
- Muskelschwäche: Mit zunehmendem Alter kann es zu einem Verlust an Muskelmasse und Kraft kommen, was als Sarkopenie bezeichnet wird. Dies kann die Stabilität und das Gleichgewicht beim Gehen beeinträchtigen.
- Sensorische Defizite: Demenz kann die Sinneswahrnehmung beeinträchtigen, was zu Problemen mit dem Gleichgewicht und der Orientierung führen kann.
- Kognitive Beeinträchtigungen: Demenz kann die Aufmerksamkeit, das Gedächtnis und die Entscheidungsfindung beeinträchtigen, was sich auf die Fähigkeit zu sicherem Gehen auswirken kann.
- Angst vor Stürzen: Menschen mit Demenz haben oft Angst vor Stürzen, was zu einem unsicheren Gang und einer erhöhten Sturzgefahr führen kann.
- Medikamente: Einige Medikamente können Nebenwirkungen haben, die das Gleichgewicht und die Koordination beeinträchtigen können.
- Vaskuläre Demenz: Durchblutungsstörungen im Gehirn, die zu einer vaskulären Demenz führen, können ebenfalls Gangstörungen verursachen.
Arten von Gangstörungen bei Demenz
Es gibt verschiedene Arten von Gangstörungen, die bei Demenzpatienten auftreten können. Einige der häufigsten Arten sind:
- Ataktischer Gang: Dieser Gangstörungstyp zeichnet sich durch einen unsicheren, schwankenden und unkoordinierten Gang aus. Betroffene Personen können Schwierigkeiten beim Halten des Gleichgewichts und beim Bewegen der Beine haben.
- Spastischer Gang: Beim spastischen Gang sind die Muskeln angespannt und steif. Die Schritte sind oft kurz und schneller als üblich.
- Parkinson-Gang: Er ist gekennzeichnet durch kleine, trippelnde Schritte und eine vornübergebeugte Haltung.
- Choreatischer Gang: Dieser Gangstörungstyp ist durch unkontrollierte, zuckende Bewegungen gekennzeichnet.
- Festgefrorener Gang: Ein festgefrorener Gang ist ein Symptom von Parkinson und tritt auf, wenn die Füße plötzlich am Boden „kleben“ und die Person nicht vorwärts gehen kann.
- Watschelnder Gang: Ein watschelnder Gang äußert sich durch breite Schritte und eine schaukelnde Bewegung der Hüften.
- Antalgischer Gang: Dieser Gang entsteht aufgrund von Schmerzen, beispielsweise durch Gonarthrose oder einen Bandscheibenvorfall. Betroffene versuchen, das betroffene Bein zu entlasten, was zu einem Hinken führt.
- Paretischer Gang: Dieser Gang entsteht durch eine Muskelschwäche, beispielsweise infolge einer Polyneuropathie oder eines Schlaganfalls. Die Betroffenen können das Bein nicht richtig heben oder bewegen.
- Sensorischer Gang: Dieser Gang entsteht durch sensorische Defizite, beispielsweise durch eine Polyneuropathie. Die Betroffenen haben Schwierigkeiten, den Boden unter ihren Füßen zu spüren, was zu einem unsicheren Gang führt.
- Hypokinetischer Gang: Dieser Gang ist durch eine Verlangsamung der Bewegungen gekennzeichnet, beispielsweise bei Morbus Parkinson. Die Betroffenen machen kleine, schlurfende Schritte.
- Ängstlicher Gang: Dieser Gang entsteht durch Angst vor Stürzen. Die Betroffenen gehen langsam und vorsichtig, oft mit einem breiten Gangbild.
Symptome von Gangstörungen bei Demenz
Die Symptome von Gangstörungen können vielfältig sein und hängen von der Art und Ursache der Störung ab. Einige der häufigsten Symptome sind:
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- Schwankender Gang: Ein auffälliges Merkmal ist ein instabiler und schwankender Gang.
- Unsichere Schritte: Menschen mit Gangstörungen machen oft unsichere und unkoordinierte Schritte.
- Veränderte Schrittlänge: Die Schrittlänge kann ungleichmäßig sein.
- Muskelsteifheit: Bei einigen Gangstörungen, wie bei der Parkinson-Krankheit, kann es zu einer erhöhten Muskelsteifheit kommen.
- Geschwindigkeitsänderungen: Die Geschwindigkeit des Gehens kann beeinflusst sein.
- Fehlende oder veränderte Armschwingung: Bei einigen Gangstörungen kann die Armschwingung fehlen oder stark reduziert sein.
- Stürze: Menschen mit Gangstörungen haben ein erhöhtes Sturzrisiko.
- Schwindel: Schwindelgefühle können ebenfalls zu Gangstörungen beitragen.
- Eingeschränkte Mobilität: Gangstörungen können die Fähigkeit, sich frei zu bewegen, einschränken.
- Schonhaltungen: Aufgrund der Einschränkungen können sich Schonhaltungen entwickeln, wie das Hochziehen und Anspannen der Schultern, das Verdrehen oder Beugen des Oberkörpers.
- Kleinschrittiger Gang: Typisch ist ein kleinschrittiger Gang (Trippelschritte) mit nach vorne gebeugtem Oberkörper.
- Storchengang: Die Fußspitze hängt beim Laufen nach unten, dadurch muss der Fuß extrem hoch angehoben werden (Storchengang).
Diagnose von Gangstörungen bei Demenz
Um Gangstörungen zu erkennen, ist es wichtig, auf diese charakteristischen Symptome und Veränderungen in der Art und Weise, wie jemand geht, zu achten. Ein Neurologe oder Orthopäde kann eine gründliche Untersuchung und Diagnose durchführen, um die Ursache der Gangstörung zu ermitteln. Oft sind sie mit anderen Symptomen wie Muskelsteifheit, Zittern oder Schmerzen verbunden.
Die Diagnose von Gangstörungen bei Demenz umfasst in der Regel die folgenden Schritte:
- Anamnese: Der Arzt wird die Krankengeschichte des Patienten erheben und nach Symptomen, Medikamenten und anderen relevanten Faktoren fragen.
- Körperliche Untersuchung: Der Arzt wird den Patienten körperlich untersuchen, um die Muskelkraft, die Koordination, das Gleichgewicht und die Sinneswahrnehmung zu beurteilen.
- Ganganalyse: Der Arzt wird den Patienten beim Gehen beobachten, um das Gangmuster und die Ganggeschwindigkeit zu beurteilen. In spezialisierten Kliniken kann eine instrumentelle Ganganalyse durchgeführt werden, um die Gangparameter quantitativ zu erfassen.
- Neurologische Untersuchung: Der Arzt wird eine neurologische Untersuchung durchführen, um neurologische Ursachen der Gangstörung auszuschließen.
- Kognitive Tests: Der Arzt wird kognitive Tests durchführen, um die geistige Leistungsfähigkeit des Patienten zu beurteilen.
- Bildgebende Verfahren: In einigen Fällen können bildgebende Verfahren wie CT oder MRT erforderlich sein, um die Ursache der Gangstörung zu ermitteln.
- Weitere Untersuchungen: Je nach den Ergebnissen der ersten Untersuchungen können weitere Untersuchungen erforderlich sein, um die Ursache der Gangstörung zu ermitteln. Dazu gehören beispielsweise Blutuntersuchungen, elektrophysiologische Untersuchungen oder eineLiquoruntersuchung.
Behandlung von Gangstörungen bei Demenz
Es gibt verschiedene Therapieformen und Ansätze zur Behandlung von Gangstörungen, je nach Ursache und Schweregrad der Störung. Ziel der Behandlung ist es, die Symptome zu lindern, die Mobilität zu verbessern und das Sturzrisiko zu verringern.
Einige der häufigsten Behandlungsoptionen sind:
- Physiotherapie: Die Physiotherapie ist eine Schlüsselkomponente der Behandlung von Gangstörungen. Physiotherapeuten können den Patienten helfen, ihre Muskelkraft, Koordination und ihr Gleichgewicht zu verbessern.
- Ergotherapie: Der Ergotherapeut wird den Gesundheitszustand des Patienten bewerten, die individuellen Ziele festlegen und die spezifischen Ursachen der Gangstörung ermitteln. Basierend auf der Bewertung entwickelt der Ergotherapeut gemeinsam mit dem Patienten klare und erreichbare Ziele. Ein maßgeschneiderter Trainingsplan kann verschiedene Übungen zur Stärkung der Muskulatur und des Gleichgewichts umfassen, abhängig von den spezifischen Herausforderungen des Patienten. Ergotherapeuten integrieren auch funktionale Übungen, die darauf abzielen, die Mobilität im Alltag zu verbessern.
- Medikamente: In einigen Fällen können Medikamente eingesetzt werden, um die Symptome der Gangstörung zu lindern. Beispielsweise können Medikamente gegen Muskelsteifheit oder Schmerzen eingesetzt werden. Bei vaskulärer Demenz können Medikamente zur Verbesserung der Durchblutung eingesetzt werden.
- Hilfsmittel: Es gibt verschiedene Hilfsmittel und Gehhilfen, die für Menschen mit Gangstörungen entwickelt wurden, um ihnen dabei zu helfen, sicherer und stabiler zu gehen. Dazu gehören Gehstöcke, Vierfußgehgestelle und Rollatoren.
- Gleichgewichtstraining: Ein starkes Gleichgewicht hilft, Stürze und Verletzungen zu vermeiden, insbesondere bei älteren Menschen und Menschen mit Gangstörungen.
- Sturzprophylaxe: Sturzberater nehmen eine entscheidende Rolle bei der Vermittlung von sturzprophylaktischen Maßnahmen in akuten und langfristigen Pflegesettings ein. Die Einrichtung einer Sturzschule, in der Pflegeempfänger lernen, sich ohne Verletzungen hinzulegen und mithilfe ihrer eigenen Bewegungsressourcen und geeigneter Hilfsmittel wieder aufzustehen, erweist sich als sinnvoll.
- Muskelaufbau: Gut entwickelte Muskeln, insbesondere in den Beinen und im Rumpf, tragen dazu bei, die Stabilität und das Gleichgewicht während des Gehens zu verbessern. Muskelaufbau kann zudem dazu beitragen, die Bewegungskoordination zu verbessern, was bei Gangstörungen von großer Bedeutung ist.
- Behandlung von Grunderkrankungen: Wenn die Gangstörung durch eine Grunderkrankung wie Morbus Parkinson oder Multiple Sklerose verursacht wird, ist es wichtig, diese Erkrankung zu behandeln.
- Psychologische Unterstützung: Die Angst zu stürzen steht bei vielen älteren Patienten mit Gangunsicherheit im Vordergrund. Psychologische Unterstützung kann helfen, diese Angst zu reduzieren und das Selbstvertrauen zu stärken.
- Anpassung des Wohnumfelds: Das Zuhause kann so gestaltet werden, dass es sicherer für Menschen mit Gangstörungen ist. Dazu gehören beispielsweise das Entfernen von Stolperfallen, das Anbringen von Haltegriffen und eine gute Beleuchtung.
Vaskuläre Demenz und Gangstörungen
Vaskuläre Demenz ist mit etwa 15 Prozent aller Demenzerkrankungen die zweithäufigste Form nach Alzheimer-Demenz. Sie entsteht aufgrund von Durchblutungsstörungen im Gehirn. Ursachen hierfür können Ablagerungen in Blutgefäßen, Blutgerinnsel oder Hirnblutungen sein. Diese können dazu führen, dass Bereiche des Gehirns mit zu wenig Sauerstoff versorgt werden. Hierdurch können Hirnzellen in unterschiedlichen Bereichen des Gehirns geschädigt werden oder absterben. Das Risiko für eine vaskuläre Demenz kann steigen, wenn das Herz-Kreislaufsystem beeinträchtigt ist.
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Bei vaskulärer Demenz können zu Beginn vor allem Probleme mit Aufmerksamkeit, verlangsamtem Denken sowie Persönlichkeitsveränderungen auftreten. Dazu können Gangstörungen oder Kontrollverluste der Blase sowie Probleme mit der Sprache kommen. Auch Gedächtnisstörungen können auftreten, stehen aber zu Beginn nicht immer im Vordergrund.
Um festzustellen, ob überhaupt eine Demenz vorliegt, werden zunächst die Symptome und deren Verlauf erfasst. Dies gibt möglicherweise schon Hinweise, ob es sich um eine vaskuläre Demenz handelt. Um diese festzustellen werden zunächst das Herz-Kreislauf-System sowie neurologische Funktionen, zum Beispiel der Gleichgewichtssinn, untersucht. Blutuntersuchungen können Hinweise auf Risikofaktoren für Durchblutungsstörungen geben. Durchblutungsstörungen im Gehirn können mit Medikamenten behandelt werden, ebenso einige Risikofaktoren, wie zum Beispiel Bluthochdruck.
Vorbeugung von Gangstörungen bei Demenz
Die Prophylaxe von Gangstörungen kann, je nach zugrunde liegender Ursache, in einigen Fällen möglich sein. Eine ausgewogene körperliche Aktivität, einschließlich Kraft- und Gleichgewichtstraining, kann die Muskulatur stärken, die Koordination verbessern und das allgemeine Gangbild unterstützen.
Die Vorbeugung von Gangstörungen erfordert eine Kombination aus gesundem Lebensstil, regelmäßiger ärztlicher Betreuung und gezielten Maßnahmen zur Stärkung der Muskeln und zur Erhaltung des Gleichgewichts. Einige Ursachen von Gangstörungen sind schwer zu verhindern, insbesondere wenn sie genetischer oder neurologischer Natur sind.
Um einer vaskulären Demenz und damit auch Gangstörungen vorzubeugen, ist die Behandlung der Gefäßrisikofaktoren entscheidend. Wer sich regelmäßig bewegt, kann (weiteren) Schlaganfällen vorbeugen.
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Unterstützung und Betreuung
Patienten mit Gangstörungen benötigen Unterstützung und Betreuung, um ihre Lebensqualität zu verbessern und ihre Mobilität zu fördern. Angehörige und Pflegekräfte spielen eine wichtige Rolle bei der Unterstützung von Menschen mit Gangstörungen.
Das Zuhause kann so gestaltet werden, dass es sicherer für Menschen mit Gangstörungen ist. Spezielle Trainings helfen, die Sicherheit beim Gehen zurückzugewinnen. Dank verschiedener Hilfsmittel bleiben Patienten mobil.
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