Gangunsicherheit nach Schlaganfall: Ursachen und Therapie

Ein Schlaganfall kann vielfältige Folgen haben, darunter auch Gangunsicherheit und Schwindel. Diese Symptome können die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen und das Sturzrisiko erhöhen. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen von Gangunsicherheit und Schwindel nach einem Schlaganfall und stellt verschiedene Therapieansätze vor.

Einführung

Jährlich erleiden etwa 270.000 Menschen in Deutschland einen Schlaganfall. Er ist eine der häufigsten Ursachen für Tod und bleibende Behinderungen. Viele Betroffene sind über 65 Jahre alt. Ein Schlaganfall (Apoplex) ist ein plötzliches Ereignis, dem oft Warnsignale vorausgehen, die jedoch nicht immer erkannt werden.

Was ist ein Schlaganfall?

Ein Schlaganfall entsteht durch eine plötzliche oder zunehmende Störung der Durchblutung des Gehirns. Wenn der Blutfluss unterbrochen wird, erhalten die Gehirnzellen nicht genügend Sauerstoff und Glukose, was zu Funktionsverlust und Absterben der Zellen führen kann. Die Symptome hängen von der Geschwindigkeit der Schädigung, der betroffenen Hirnregion und dem Ausmaß der Schädigung ab.

Es gibt drei Hauptursachen für Schlaganfälle:

  1. Thrombose: Ein Blutgerinnsel (Thrombus) verstopft ein Gefäß im Gehirn.
  2. Embolie: Ein Blutgerinnsel (Embolus) wird von einer anderen Stelle im Körper (meist dem Herzen) ins Gehirn transportiert und blockiert dort ein Gefäß.
  3. Hirnblutung (Hämorrhagie): Blut tritt aus einem geplatzten Gefäß im Gehirn aus.

Ursachen von Schwindel und Gangstörungen nach Schlaganfall

Schwindel und Gangstörungen nach einem Schlaganfall können verschiedene Ursachen haben:

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  • Schädigung des Gleichgewichtssystems: Ein Schlaganfall im Bereich des Hirnstamms oder Kleinhirns kann das Gleichgewichtsorgan, den Gleichgewichtsnerv oder die zugehörigen Zentren im Gehirn schädigen. Dies führt zu einem gerichteten Schwindel.
  • Zentrale Hirnläsionen: Läsionen im Gehirn können zu Schwindelformen führen, die mit gestörter Okulomotorik (Augenbewegungen) und Haltungsregulation einhergehen.
  • Umbauprozesse im Gehirn: Nach einem Schlaganfall kommt es zu Entzündungen, Schwellungen und Umbauprozessen im Gehirn. Diese Veränderungen können auch die Funktion der Gliazellen beeinflussen, die die Nervenzellen schützen und versorgen.
  • Weitere Ursachen: Sauerstoffmangel im Gehirn bei Kreislaufstörungen (z.B. orthostatische Hypotonie), Herzerkrankungen, Erkrankungen der hirnversorgenden Gefäße, Stoffwechselstörungen (z.B. Diabetes mellitus, Schilddrüsenfunktionsstörungen), Entzündungen, Hirndruck, Vergiftungen, Anfallserkrankungen und psychische Störungen können ebenfalls zu Schwindel und Gangstörungen führen.

Es ist wichtig zu beachten, dass Schwindel und Gangstörungen auch durch Erkrankungen der Wirbelsäule, des Rückenmarks oder der peripheren Nerven verursacht werden können.

Krankheitsfolgen verstehen: Den Schwindel einordnen

Schwindel ist ein häufiges Symptom nach einem Schlaganfall. Er kann mit anderen neurologischen Symptomen wie Sprachstörungen, Schluckbeschwerden, Koordinationsproblemen, Gleichgewichtsstörungen oder Doppeltsehen einhergehen. Auch Übelkeit, Erbrechen, unwillkürliche Augenbewegungen (Nystagmus), Kopfschmerzen und kognitive Veränderungen können auftreten.

Schwindel entsteht, wenn widersprüchliche Informationen von verschiedenen Sinnesorganen (Gleichgewichtsorgan, Augen, Sensoren in Gelenken, Sehnen und Muskeln) an die Gleichgewichtszentrale im Gehirn gesendet werden und das Gehirn diese nicht richtig verarbeiten kann.

Eine mögliche Erklärung für das verzögerte Auftreten von Schwindel nach einem Schlaganfall sind die Umbauprozesse im Gehirn. Es kann auch sein, dass der Schwindel erst im Verlauf wahrgenommen wird, weil in der akuten Phase schwerwiegendere Symptome im Vordergrund standen.

Psychische und emotionale Belastungen wie Stress, Unsicherheit, Angst oder Depressionen können das Auftreten oder die Schwere des Schwindels beeinflussen.

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Diagnostik und Behandlungsstrategien bei Schwindel

Um die Ursache von Schwindel nach einem Schlaganfall abzuklären, ist eine neurologische Untersuchung erforderlich. Diese umfasst eine ausführliche Anamnese, eine körperliche Untersuchung und spezifische Funktionstests (z.B. Lagerungsmanöver, Nystagmus-Test).

Zusätzlich können Laboruntersuchungen des Blutes durchgeführt werden, um Mangelerscheinungen, Stoffwechsel- und Hormonstörungen auszuschließen. Auch HNO-ärztliche, Herz- und Gefäßuntersuchungen sowie bildgebende Untersuchungen des Gehirns können notwendig sein.

Die Behandlung von Schwindel nach einem Schlaganfall ist individuell und zielt darauf ab, Regenerationsprozesse zu unterstützen, Symptome zu lindern und die Sicherheit im Alltag wiederherzustellen. Medikamente mit neuroprotektiver Wirkung und zur Kontrolle des Schwindels können eingesetzt werden.

Ein wichtiger Bestandteil der Behandlung ist das vestibuläre Training. Spezielle physiotherapeutische und ergotherapeutische Übungen, Aufklärung und Anleitung für zuhause haben eine hohe Priorität in der Schwindelrehabilitation.

Zentral ist vestibuläres Training und Selbstmanagement im Umgang mit dem Schwindel

Ein gezieltes Schwindel-Training beinhaltet eine spezielle Gang- und Standschulung, um die Funktionen und Reflexe im Gleichgewichtssystem zu verbessern. Dadurch wird die Zusammenarbeit zwischen den Gleichgewichtsorganen, der visuellen Kontrolle und den Muskeln unterstützt.

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Das Training sollte unter alltagsbezogenen Bedingungen und mit steigendem Schwierigkeitsgrad durchgeführt werden. Das Erlernen von Bewältigungsstrategien im Umgang mit dem Schwindel ist wichtig, um Unsicherheiten, Ängste, Stress und Belastungen zu reduzieren.

Aufklärung über Notfallmaßnahmen, das Sprechen über die Auswirkungen des Schwindels und Handlungsoptionen tragen dazu bei, Wissen und Sicherheit zu vermitteln.

Gute Therapiekonzepte und Rehabilitationsprogramme bestehen aus körperlich aktiven Anteilen und psychoedukativen Elementen. Regelmäßiges Training und ein Hausübungsprogramm sind entscheidend für den Erfolg.

Lebensstil-Veränderungen und soziale Unterstützung als förderliche Basis

Ein gesunder Lebensstil mit ausgewogener Ernährung, Bewegung, ausreichend Schlaf, kontaktvollen Beziehungen und Stressregulation ist förderlich für das Wohlbefinden und die Lebensqualität.

Rückmeldungen von anderen Menschen können die eigene Überzeugung stärken, schwierige Alltagssituationen bewältigen zu können. Resilienz, die Fähigkeit, mit Herausforderungen und Krisen umzugehen, kann durch Achtsamkeit, Akzeptanz, Mitgefühl und soziale Beziehungen gestärkt werden.

Ein gutes Verständnis für die Schwindel-Attacken im Umfeld kann die Situation weniger beängstigend machen. Der Austausch mit anderen Betroffenen in Selbsthilfegruppen oder Online-Foren kann hilfreich sein.

Maßnahmen zur Vorsorge

Je früher ein Krankheitsbild für einen Schlaganfall behandelt wird, desto eher lässt sich das fatale Geschehen abwenden. Alle genannten Risikofaktoren sind behandelbar: Blutdrucksenkung, Normalisierung der Blutfette, Gewichtsreduktion, Behandlung einer Herzerkrankung, Aufgabe von Rauchgewohnheiten. Die Kunst des Therapeuten ist es, diese Maßnahmen so durchzuführen, daß der Patient an Lebensqualität spürbar gewinnt. Nur dies sichert die langfristige Beständigkeit der Maßnahmen und ihrer Wirkung. Um die Verklumpungsneigung von Blutplättchen zu vermindern, eignet sich u.a der Wirkstoff Acetylsalicylsäure (ASS, Produkt: z.B. Schon mit geringen Mengen ASS (100 - 200 mg pro Tag) sinkt das Schlaganfallrisiko um bis zu 20 Prozent. Der neue Wirkstoff Clopidogrel (z.B. Plavix ®) ist noch etwas wirksamer, jedoch auch wesentlich teurer. Bei Patienten mit einem besonders hohen Embolie- und Apoplexrisiko (z.B. nachgewiesene Thromben im Herzen oder vorausgegangene Arterienverschlüsse) bevorzugen die meisten Ärzte die "Blutverdünnung" mit einem Medikament, das die Gerinnungsfähigkeit des Blutes wesentlich herabsetzt (z.B. Marcumar ®). Ist eine höhergradige Stenose (Engstelle) an einem Blutgefäß am Hals Ursache eines Schlaganfall - Vorbotens, sollte diese durch eine Operation oder "Schlüsselloch - Techniken" (Ballondilatation, Stenting) beseitigt werden.

Wie lange hält der Schwindel nach einem Schlaganfall an?

Eine zuverlässige Prognose ist schwierig, wenn der Schwindel nicht auf eine konkrete Ursache zurückzuführen ist. Im besten Fall kann das auslösende Problem behandelt werden.

Gangstörungen im Alter

Mit zunehmendem Alter verlangsamt sich die Gehgeschwindigkeit kontinuierlich. Die Ganggeschwindigkeit ist ein aussagekräftiger Parameter zur Beurteilung der Gesundheit älterer Menschen. Eine verlangsamte Ganggeschwindigkeit kann auf verschiedene Defizite hinweisen, z.B. in der Muskelkraft, der Funktion der Sinnesorgane oder der Signalverarbeitung im Gehirn.

Häufige Ursachen für Gangstörungen im Alter sind sensorische Defizite (z.B. Polyneuropathie), hypokinetische Störungen (z.B. Morbus Parkinson), ataktische Störungen (z.B. Kleinhirnatrophie) und Angst vor Stürzen. Auch Schmerzen (antalgische Gangstörung) und Lähmungen (paretische Gangstörung) können Gangstörungen verursachen.

Die sensorische Kontrolle des Gehens spielt vor allem beim langsamen Gehen eine wichtige Rolle. Bei sensorischen Defiziten ist die Ungleichmäßigkeit des Gehens (Variabilität) erhöht, was das Sturzrisiko erhöht.

Im Alter nimmt die Hirnkontrolle über das Gehen zu, während die zentrale sensorische Interaktion gestört ist. Die Interaktion zwischen Gang und Kognition zeigt sich am deutlichsten bei Demenz. Gangstörungen können ein Prädiktor für eine später auftretende Demenzerkrankung sein. Das "motoric cognitive risk syndrome" (MCR-Syndrom) beschreibt ältere Personen mit subjektiv kognitiver Beeinträchtigung und verlangsamtem Gehen, die ein erhöhtes Risiko für Demenz haben.

Die Angst zu stürzen ist bei vielen älteren Patienten mit Gangunsicherheit ein zentrales Thema. Sie kann zu Vermeidungsverhalten und einer Abwärtsspirale führen.

Muskelmassenverlust (Sarkopenie) ist ein Hauptrisikofaktor für Gangstörungen und Stürze im Alter.

Rehabilitation nach Schlaganfall

Eine neurologische Reha ist nach einem Schlaganfall wichtig, um Beschwerden zu lindern und die Leistungsfähigkeit zu verbessern. Ziel ist es, das Vertrauen in den eigenen Körper zurückzugewinnen und den Alltag wieder selbstständig bewältigen zu können.

Die Behandlung in einer Reha-Klinik umfasst verschiedene Therapieansätze, wie z.B. Krankengymnastik, Ergotherapie und Sprachtherapie. Auch die Behandlung von Risikofaktoren (Blutdruckkontrolle, Blutzuckerkontrolle, Ernährungsumstellung, Rauchstopp) ist ein wichtiger Bestandteil der Rehabilitation.

Eine häufige Folgeerscheinung nach einem Schlaganfall ist die Fußheberschwäche. Durch gezielte Übungen und Hilfsmittel wie Orthesen kann die Mobilität verbessert und das Sturzrisiko reduziert werden.

Notfall - Behandlung

Ein Schlaganfall äußert sich durch Zeichen ähnlich der "Vorboten" mit dem wesentlichen Unterschied, daß sie heftiger ausfallen und nicht binnen Sekunden vorübergehen:plötzliche Lähmung und/oder Empfindungsverlust im Bereich von Gesicht, Arm, Bein oder einer Seite des Körpersplötzliche Erblindung oder Ertaubung (vollständig oder partiell)plötzliche SprachstörungBewusstseinsstörungenEin Schlaganfall ist ein Notfall, daher sollte sofort der Rettungsdienst gerufen und eine Krankenhauseinweisung veranlasst werden. Bei sofortiger Behandlung lässt sich der Schaden im Gehirn begrenzen. Die Art der Behandlung richtet sich nach der Entstehungsweise des Schlaganfalls. Ist die Ursache ein Blutgerinnsel im Gehirn selbst oder in einem der großen, hirnversorgenden Blutgefäße, so kann bei Erfordernis entweder die Verstopfung mit einer Lysetherapie (hochwirksame Medikamente, die über kleine Schläuche direkt in die Verstopfung gegeben werden; Risiko: Blutungen) oder je nach Lage ggf. auch operativ beseitigt werden. Verschleppte feste Gefäßablagerungen, Fettkristalle oder -tröpfchen sind auf diese Weise nicht zu entfernen, so dass nur eine Begleitbehandlung (Vermeidung einer Gehirnschwellung, Blutdruckregulation) bleiben. Wenn die Ursache eine Hirnblutung ist, muss diese rasch gestillt werden (Blutdrucksenkung, Beeinflussung der Blutgerinnung). Ist sehr viel Blut ausgetreten, kann eine operative Ausräumung zur Entlastung erforderlich sein. Dies geht umso einfacher, je weiter außen gelegen und je umschriebener die Blutung war.

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