Das Nervensystem ist ein komplexes Netzwerk, das es uns ermöglicht, uns in der Umwelt zu orientieren, alle Körperfunktionen zu regulieren und zu steuern. Verschiedene Einflüsse können jedoch zu Erkrankungen des Nervensystems führen. Dieser Artikel beleuchtet die vielfältigen Gefahren, die das Nervensystem bedrohen, und zeigt Möglichkeiten auf, wie man seine Gesundheit erhalten kann.
Wie das Nervensystem funktioniert und warum es gefährdet ist
Das Nervensystem besteht aus Gehirn, Rückenmark und einem Netzwerk von Nerven, die Informationen durch den ganzen Körper leiten. Sinneszellen reagieren auf Reize durch Erregung. Werden sie jedoch über einen längeren Zeitraum zu stark erregt, kann diese Reizüberflutung zu Schäden an den Sinneszellen und somit am Nervensystem führen. Da das Nervensystem auch die Tätigkeit der inneren Organe steuert, kann eine zu hohe nervliche Beanspruchung zu Magen-Darm- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen.
Ursachen für Erkrankungen des Nervensystems
Fehlfunktionen von Gehirn und Nervensystem können durch eine Vielzahl von Faktoren verursacht werden. Äußere Einwirkungen, Vererbung oder eine Kombination aus beidem können das komplexe Geflecht schädigen und zu neurologischen oder psychiatrischen Erkrankungen führen. Allerdings sind die genauen Ursachen und Zusammenhänge bei vielen Krankheiten bislang noch unbekannt.
Mechanische Verletzungen
Ein Sturz, bei dem man mit dem Kopf auf einen festen Gegenstand oder den Boden aufschlägt, kann eine Gehirnerschütterung verursachen. Symptome sind oft Bewusstlosigkeit, Erbrechen, Schwindelgefühle und Kopfschmerzen. In solchen Fällen ist absolute Bettruhe erforderlich.
Werden motorische Nervenbahnen durchtrennt oder Nervenzellkörper zerstört, kann es zu Lähmungen kommen. Die Betroffenen können die entsprechenden Muskeln nicht mehr bewegen. Ein Kopfsprung in unbekanntes Gewässer kann beispielsweise die Wirbelsäule und das Rückenmark verletzen und eine Querschnittslähmung verursachen. Je nach Höhe der Rückenmarksverletzung treten vollständige Lähmung und Empfindungslosigkeit in den tieferen Körperabschnitten ein. Eine Heilung ist oft nicht mehr möglich, und die Betroffenen sind zeitlebens auf einen Rollstuhl angewiesen.
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Infektionen
Eine weitere Nervenerkrankung ist die Kinderlähmung, die von Viren verursacht wird. Wenn Viren das Rückenmark befallen und dort Nervenzellen zerstören, kann es zu Lähmungen der Gliedmaßen kommen. Auch Infektionen mit Herpes-, Grippe- oder Hepatitis-Viren sowie die Erreger des Pfeifferschen Drüsenfiebers (Eppstein-Barr-Virus) können nervliche Schäden verursachen.
Durchblutungsstörungen
Ausfallerscheinungen des Gehirns werden oft als Schlaganfall bezeichnet. Ursache ist oft eine Mangeldurchblutung durch Arterienverkalkung im Gehirn und im Bereich der Halsgefäße, die bis zum Gefäßverschluss führen kann. Durch diese Mangeldurchblutung erhalten bestimmte Hirnregionen keinen Sauerstoff und keine Nährstoffbausteine. Die betroffenen Hirnregionen können ihre Aufgaben nicht mehr ausführen und gehen zugrunde. Dies kann zu halbseitigen Lähmungen des Körpers, Sprachstörungen, Erkennungs- und Sehstörungen führen. Die häufigste Ursache für eine Schädigung von Gehirn und Nervensystem ist eine mangelnde Durchblutung.
Autoimmunerkrankungen
Eine besonders schwere Nervenerkrankung ist die Multiple Sklerose. Dabei treten schubweise Veränderungen in der Hirnsubstanz auf, die Lähmungen und Empfindungsstörungen in den betroffenen Körpergebieten zur Folge haben. Die Ursachen dieser Erkrankung sind noch nicht vollständig geklärt. Bei diesen Krankheiten richtet sich das Immunsystem, das eigentlich fremde Erreger bekämpfen soll, gegen den eigenen Organismus. Es kommt zu Entzündungsreaktionen, die Nervenschädigungen verursachen können.
Psychische Belastung
Wenn unser Körper insgesamt überfordert ist, beispielsweise durch Ärger in der Schule, im Beruf, in der Familie, durch persönliche Konflikte und Probleme, kann dies zu nervlichen Erkrankungen führen. Große seelische Belastungen wie Scheidung oder der Tod eines Partners können das Demenzrisiko erhöhen.
Erbliche Faktoren
Einige erbbedingte Erkrankungen können zu Fehlbildungen im Gehirn und somit zu geistiger Behinderung führen. Geistig behinderte Kinder bedürfen besonderer Zuneigung, Unterstützung und Hilfe vonseiten der Eltern, Geschwister und aller anderen Personen.
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Vergiftungen
Auch Giftstoffe können zu schweren Beeinträchtigungen von Gehirn und Nervensystem führen. Die Folgen einer Quecksilbervergiftung sind Gedächtnisschwund und Muskelzittern, während Blei Verhaltensstörungen und Lernschwierigkeiten hervorrufen kann.
Medikamente und Therapien
Bestimmte Medikamente, wie Schlafmittel oder Säureblocker, scheinen in höherer Dosis oder bei längerer Anwendung das Risiko für Demenz zu erhöhen. Auch die Chemotherapie kann in manchen Fällen Nervenzellen angreifen.
Elektromagnetische Felder
Ob ein Zusammenhang zwischen elektromagnetischen Feldern und neurodegenerativen Erkrankungen besteht, wird innerhalb der Wissenschaft seit vielen Jahren untersucht. Frühere epidemiologische Studien lieferten Hinweise, dass einige neurodegenerative Erkrankungen vermehrt bei beruflicher Exposition gegenüber niederfrequenten Magnetfeldern auftreten können. Dies betrifft ALS und Alzheimer-Demenz.
Prävention und Gesunderhaltung des Nervensystems
Eine wichtige Maßnahme zur Gesunderhaltung des Nervensystems und damit des gesamten Körpers ist die Einhaltung eines bestimmten Tagesablaufs. Viele unserer Lebensprozesse im Körper verlaufen im regelmäßigen Rhythmus, z. B. Herzmuskeltätigkeit, Atmungstätigkeit oder der Wechsel von Schlaf- und Wachzustand. Auch die Leistungsfähigkeit des Menschen schwankt im Tagesablauf.
Schlaf
Besonders wichtig für die Gesunderhaltung unseres gesamten Körpers ist ausreichender Schlaf. Ohne Schlaf kann der Mensch nicht leben. In den Phasen des Tiefschlafs erholen sich das Nervensystem, die Muskeln und Organe. Reservestoffe werden gebildet und Energie „aufgefüllt“. In den Phasen des flachen (aktiven) Schlafes ist das Gehirn noch etwas aktiv. In diesen Phasen werden die tagsüber aufgenommenen Informationen verarbeitet und als Erinnerung gespeichert. Es ist die Zeit des bildhaften Träumens.
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Die Schlafdauer ist von bestimmten Gewohnheiten und auch Umweltbedingungen abhängig. Fest steht, dass der tägliche Schlafbedarf abhängig vom Lebensalter ist. Beispielsweise benötigen Neugeborene in den ersten Lebenstagen bis zu 16 Stunden Schlaf, Kleinkinder bis 9 Jahre etwa 11 Stunden, Jugendliche von 14 bis 19 Jahre etwa 8 bis 9 Stunden, Erwachsene bis 45 Jahre ca. 7 Stunden und ältere Menschen noch 6 Stunden Schlaf. Weniger Schlaf macht krank.
Lebensstil
Einige Lebensstilfaktoren können das Risiko für neurologische Erkrankungen beeinflussen. Dazu gehören:
- Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Omega-3-Fettsäuren kann das Nervensystem schützen.
- Bewegung: Regelmäßige körperliche Aktivität fördert die Durchblutung des Gehirns und kann das Risiko für Demenz senken.
- Soziale Kontakte: Einsamkeit kann ein Risikofaktor für Demenz sein. Pflegen Sie soziale Kontakte und bleiben Sie aktiv.
- Vermeidung von Risikofaktoren: Vermeiden Sie Rauchen, übermäßigen Alkoholkonsum und Drogen.
Umgang mit Stress
Achten Sie auf einen ausreichenden Wechsel von Arbeit und Erholung sowie Freizeitgestaltung. Unregelmäßige Zeiteinteilung und große Hektik führen zu nervösen Störungen.
Frühzeitige Behandlung
Vermuten Sie bei sich eine Nervenkrankheit, zum Beispiel, weil oben genannte Symptome vorliegen, so ist als erstes Ihr:e Hausärzt:in der bzw. die geeignete Ansprechpartner:in. Er oder sie wird Sie gründlich untersuchen und entscheiden, ob der Verdacht begründet ist. Falls ja, kann sie Sie an eine:n Neurolog:in überweisen, der bzw. die die weitere Diagnostik durchführen kann. Zögern Sie nicht, sich frühzeitig an Ihre Hausärztin oder Ihren Hausarzt zu wenden, anstatt Beschwerden monate- oder gar jahrelang auszuhalten. Die Behandlungsaussichten sind meist besser, je früher mit der Therapie begonnen wird.
Umgang mit neurologischen Erkrankungen
Außerdem kann es helfen, Angehörigen, Partner:innen oder Mitbewohner:innen von der Erkrankung zu erzählen. Bei vielen neurologischen Krankheiten werden Sie zumindest zeitweise Hilfe benötigen. Die psychische Belastung ist ebenfalls nicht zu unterschätzen. Lassen Sie sich jedoch nicht alles abnehmen, auch wenn Ihr Umfeld Sie schonen und unterstützen möchte. Für alle Betroffene egal welcher neurologischen Krankheit ist es sowohl für Psyche als auch für die körperliche Situation wichtig, all das selbstständig zu tun, was selbstständig geht.
Angehörigen mag es häufig schwerfallen, zuzusehen und Tätigkeiten nicht abzunehmen, die anstrengend oder mühselig erscheinen. Damit tun Sie jedoch niemandem einen Gefallen, sich selbst nicht, und dem bzw. der Betroffenen nicht. Dies bedeutet nicht, dass Sie jemandem, der Hilfe braucht, nicht die Treppe hinaufhelfen.
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