Getränke und Alzheimer: Wirksamkeit und Prävention

Alzheimer ist mit einem Anteil von 60 bis 70 Prozent aller Fälle die häufigste Form der Demenz. In Deutschland leben rund 1,8 Millionen Menschen mit einer Demenzerkrankung, wobei die meisten von ihnen an Alzheimer leiden. Da es bisher keine Heilung gibt, rückt die Prävention immer stärker in den Fokus. Die aktuelle Forschung konzentriert sich auf wirksamere Behandlungen und Möglichkeiten, Alzheimer vollständig zu verhindern oder zu heilen.

Orthomolekulare Medizin zur Demenz-Prävention

Die Demenzprävention wird zu einer Schlüsselfrage unserer Zeit. Da es bisher keine heilende medikamentöse Therapie gibt, ist es umso wichtiger, rechtzeitig gegenzusteuern. Ein vielversprechender Ansatz liegt in der orthomolekularen Medizin. Durch den gezielten Einsatz von Vitaminen, Mineralstoffen und anderen Mikronährstoffen kann die Gehirngesundheit aktiv unterstützt und das Demenzrisiko nachweislich gesenkt werden. Studien zeigen, dass bestimmte Nährstoffe und Lebensstilfaktoren nicht nur das Fortschreiten einer beginnenden Demenz verlangsamen, sondern auch präventiv wirken können - vor allem, wenn sie frühzeitig und individuell abgestimmt eingesetzt werden. Die orthomolekulare Medizin zielt darauf ab, biochemische Ungleichgewichte und Nährstoffmängel durch gezielte Nahrungsergänzung zu korrigieren und so eine optimale physiologische Umgebung im Körper zu schaffen. Sie kombiniert wissenschaftliche Erkenntnisse mit einem ganzheitlichen Therapieverständnis, um durch Ernährung, Supplemente und Lebensstiländerungen die bestmögliche Gehirngesundheit zu erreichen.

Alzheimer verstehen: Pathophysiologie und Angriffspunkte für Mikronährstoffe

Alzheimer ist eine komplexe neurodegenerative Erkrankung, bei der über Jahrzehnte Gehirnzellen absterben und geistige Fähigkeiten verloren gehen. Typisch sind Eiweißablagerungen im Gehirn - Beta-Amyloid-Plaques außerhalb der Zellen und Tau-Fibrillen innerhalb der Neuronen. Diese Veränderungen gehen mit chronischen Entzündungsreaktionen, oxidativem Stress, Störungen im Energiestoffwechsel und Synapsenverlust einher. Viele Faktoren tragen zur Entstehung dieser Pathologie bei: Genetische Veranlagung, ein höheres Lebensalter, aber auch Lebensstil und Umweltfaktoren. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass pathologische Veränderungen bei Alzheimer Jahrzehnte vor den ersten Symptomen beginnen. Diese lange stille Phase eröffnet ein entscheidendes Zeitfenster für präventive Maßnahmen. Mikronährstoffe können an verschiedenen Stellen dieser Krankheitsentwicklung ansetzen:

  • Antioxidativer Schutz: Das Gehirn verbraucht sehr viel Sauerstoff und Energie, wodurch viele freie Radikale entstehen. Oxidativer Stress schädigt Nervenzellen und fördert Plaquebildung. Antioxidantien wie Vitamin C, Vitamin E, Carotinoide und Selen neutralisieren freie Radikale und schützen die Zellen.
  • Entzündungshemmung: Chronische Neuroinflammation (Entzündung im Gehirn) trägt wesentlich zur Alzheimer-Entstehung bei. Einige Nährstoffe wirken entzündungsmodulierend - z.B. Omega-3-Fettsäuren (DHA, EPA) aus Fischöl, Vitamin D und bestimmte Pflanzenstoffe (z.B. Curcumin aus Kurkuma oder Resveratrol aus Trauben).
  • Homocystein und Gefäßgesundheit: Hohe Homocysteinspiegel im Blut korrelieren mit einem erhöhten Alzheimer-Risiko und verstärktem Gehirnabbau. Homocystein schädigt Gefäße und fördert Neurodegeneration, hemmt sogar die Bildung neuer Nervenzellen. Ursache erhöhter Homocysteinwerte ist meist ein Mangel an B-Vitaminen (B₆, B₁₂ und Folsäure), die Homocystein abbauen.
  • Energiehaushalt und Insulinsignalwege: Das Gehirn von Alzheimer-Patienten weist Zeichen einer Insulinresistenz und mitochondrialen Dysfunktion auf. B-Vitamine, Coenzym Q10, Magnesium und L-Carnitin unterstützen den Energiestoffwechsel der Zellen.
  • Neurotransmitter und Synapsen: Gewisse Vitamine und Aminosäuren sind Bausteine für Neurotransmitter (Botenstoffe im Gehirn). Zum Beispiel benötigt die Bildung von Acetylcholin (wichtig für Gedächtnis) ausreichend Cholin und Vitamin B5. Vitamin B1 (Thiamin) ist essenziell für die Glukoseverwertung im Gehirn.
  • Amyloid-Clearance: Ein Ziel ist auch, die Entsorgung von Amyloid-Proteinen zu fördern. Das Immunsystem im Gehirn (Mikroglia) sowie spezifische Enzyme sind daran beteiligt. Vitamin D moduliert die Immunabwehr und fördert in Laborversuchen die Aufnahme und den Abbau von Amyloid-β durch Immunzellen. Pflanzliche Polyphenole generell unterstützen zelluläre Reinigungs- und Reparaturprozesse.

Wichtigste Mikronährstoffe zur Demenz-Prävention

  • B-Vitamine (B₆, B₁₂, Folsäure): Schützen Nervenzellen, senken Homocystein und beugen Hirnatrophie vor. Studien zeigen, dass hochdosierte B-Vitamine den Hirnschwund bei leichter kognitiver Störung verlangsamen können.
  • Omega-3-Fettsäuren (DHA/EPA): Entzündungshemmende „Brain Food“-Fette, essentiell für Hirnmembranen und Synapsen. Korrelieren mit niedrigerem Demenzrisiko.
  • Vitamin D: Hormonähnliches „Sonnenvitamin“, wichtig für Immunfunktion und Schutzmechanismen im Gehirn. Mangel erhöht laut Beobachtungsstudien das Alzheimer-Risiko deutlich.
  • Antioxidantien (Vitamin C, E, Selen): Neutralisieren freie Radikale im energiehungrigen Gehirn. Ausreichende Versorgung könnte kognitive Verschlechterung verlangsamen.
  • Magnesium: Wichtig für die Signalübertragung zwischen Gehirnzellen und Gedächtnisbildung.
  • Zink & Selen: Spurenelemente, essentiell für Wachstum und Reparatur von Nervenzellen.
  • Coenzym Q10 & L-Carnitin: Unterstützen die Mitochondrien (Kraftwerke der Zelle).
  • Lithium (Spurenelement): In sehr kleinen Mengen essentiell fürs Gehirn. Mikrodosierungen Lithium könnten das Fortschreiten von Alzheimer verlangsamen.

B-Vitamine im Detail

Die Vitamine B₆ (Pyridoxin), B₉ (Folat) und B₁₂ (Cobalamin) sind Schlüsselstoffe für das Nervensystem. Sie werden für die Myelinisierung (Schutzschicht der Nervenfasern), die DNA-Reparatur und die Bildung von Neurotransmittern benötigt. Besonders bekannt ist ihre Rolle im Homocystein-Stoffwechsel: Gemeinsam wandeln sie das Zellgift Homocystein in Methionin bzw. Cystein um. Ein Überschuss an Homocystein wirkt gefäßschädigend (Arteriosklerose) und ist neurotoxisch - es fördert die Apoptose (Zelltod) und stört die Entstehung neuer Gehirnzellen. Im Rahmen der Demenzprävention wird empfohlen, bei Erwachsenen (insbesondere ab 50+) den Homocysteinwert im Blut bestimmen zu lassen. Ist dieser erhöht (>10-12 µmol/L), sollte nach Rücksprache mit dem Arzt eine B-Vitamin-Supplementierung erfolgen, typischerweise: Folsäure 400-800 µg, B₆ ca. 20 mg, B₁₂ ca. 500-1000 µg täglich.

Getränke mit potenziellem Nutzen

Grüner Tee

Grüner Tee soll nicht nur bei der Krebsprävention hilfreich sein, sondern auch die Zellneubildung im Gehirn anregen können. Das wiederum kann einer Alzheimer-Erkrankung vorbeugen, wie unter anderem eine Studie der chinesischen Third Military Medical University in Chongqing zeigt. Eine besondere Wirkung konnte bei dem Pflanzenstoff Catechine beobachtet werden. Diesen finden wir vor allem in den Blättern von grünem Tee. Der Pflanzenstoff wirke gegen Alzheimer wie eine Art "Antivirus". Vermutet wird, dass er den Ausbruch der Erkrankung verlangsamen und möglicherweise sogar komplett verhindern könnte.

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Eine Studie eines US-Forscherteams an der University of California (UC) Irvine hat herausgefunden, dass zwei natürlich vorkommende Stoffe - eine Form von Vitamin B3 sowie ein bestimmtes Antioxidans - dazu beitragen, Guanosintriphosphat (GTP) wiederherzustellen. GTP wiederum ist im Hirn etwa für die Weiterleitung von Signalen entscheidend. Wo diese Stoffe zu finden sind? In grünem Tee. Die Forschenden stellten während ihrer Studie fest, dass die Behandlung mit jenen Wirkstoffen altersbedingte Zelldefizite umkehren konnte. Zugleich unterstützte der Konsum von grünem Tee Gehirnzellen dabei, schädliches Amyloid, das sich bei Alzheimer im Gehirn ablagert und so die Zellkommunikation stört, abzubauen.

Eine neue japanische Studie mit über 8.700 älteren Menschen ohne Demenz belegt: Wer regelmäßig grünen Tee trinkt, hat messbar weniger Schädigungen der weißen Hirnsubstanz - ein wichtiger Marker für das Risiko, an Demenz zu erkranken. Verantwortlich dafür sind vermutlich die Catechine, insbesondere das Epigallocatechingallat (EGCG), das stark antioxidativ und entzündungshemmend wirkt.

Kaffee

Kaffee enthält nicht nur anregendes Koffein, sondern auch wertvolle Polyphenole, die antioxidativ wirken und entzündungshemmende Prozesse unterstützen. Kaffee liefert vor allem Chlorogensäure. Eine Metaanalyse zeigt, dass der Genuss von fünf Tassen Kaffee am Tag bei Menschen mit Angststörungen das Risiko einer Panikattacke deutlich erhöhen kann.

Hopfenhaltige Getränke

Prof. Dr. Hopfen verleiht Bier seinen charakteristischen bitter-aromatischen Geschmack und ist als stark beruhigende, schlafförderlicher Tee bekannt. In der Hopfenstudie von Palmioli et al. wurden vier Hopfensorten untersucht: Cascade, Saaz, Tettnang und Summit. Der wirksamste Extrakt stammte aus dem Tettnanger Hopfen. Tettnanger-Hopfen gilt als ein Premium-Hopfen mit besonders guter Aromatik.

Empfehlungen:

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  • Alkoholfreies Bier, am Abend - ideal sind alkoholfreie Biere mit Tettnanger Hopfen
  • Hopfen-Tee, am Abend - falls möglich aus Bio-Hopfenzapfen: 1 gehäufter Teelöffel voll (ca. 0,5 g) Hopfenzapfen wird mit siedendem Wasser (ca.

Lithiumhaltiges Wasser

Erste Hinweise darauf, dass Lithium möglicherweise auch vor einer Demenzerkrankung schützen kann, gab es bereits in zwei Studien aus Dänemark und Großbritannien:

  • 2017 wurde in einer Studie der Universität Kopenhagen beobachtet, dass in Regionen, in denen mehr Lithium im Trinkwasser ist, weniger Menschen an Demenz erkranken.
  • 2022 zeigte eine Beobachtungsstudie der Universität Cambridge, dass Menschen, die aufgrund psychischer Störungen über eine längere Zeit Lithium einnahmen, seltener an Alzheimer und anderen Demenzen erkrankten - obwohl sie aufgrund ihrer psychischen Grunderkrankung eigentlich ein höheres Risiko hatten als Menschen ohne solche Erkrankungen.

Die 2025 in Nature veröffentliche Studie lieferte einen möglichen Grund für diese Zusammenhänge: Lithium kommt natürlicherweise im Gehirn vor, schützt es vor Alterung und erhält die Funktion aller wichtigen Zelltypen. Noch bevor erste Symptome wie Gedächtnisstörungen auftreten, kann bei Menschen mit einer Alzheimer-Erkrankung ein sinkender Lithiumspiegel gemessen werden.

Weitere Ernährungsaspekte zur Demenz-Prävention

Eine Ernährung, die reich an frischen, pflanzlichen Lebensmitteln ist, kann nachweislich das Demenzrisiko senken. Diese weit verbreitete, ungesunde Ernährung begünstigt stille Entzündungen (sogenannte ‚silent inflammations“) im Körper, stört den Zuckerstoffwechsel, fördert Bluthochdruck, Übergewicht und Diabetes - allesamt Risikofaktoren für kognitive Einschränkungen.

  • Olivenöl: Eine große Langzeitstudie der Harvard-Universität mit über 90.000 Teilnehmern zeigte, dass ein täglicher Konsum von nur sieben Gramm Olivenöl das Risiko, an den Folgen einer Demenz zu sterben, um 28 Prozent senken kann. Entscheidend ist die Qualität.
  • Fisch: Vor allem die im fetten Seefisch enthaltenen Omega-3-Fettsäuren - insbesondere DHA und EPA - spielen eine zentrale Rolle für unsere kognitive Gesundheit.
  • Avocado: Diese cremige Frucht steckt voller einfach ungesättigter Fettsäuren, die Entzündungen im Körper reduzieren und die Durchblutung fördern - auch im Gehirn. Zudem enthält die Avocado das pflanzliche Stigmasterol, das in Studien mit einer potenziellen Schutzwirkung vor Alzheimer in Verbindung gebracht wurde.
  • Beeren: Heidelbeeren, schwarze Johannisbeeren, Brombeeren oder Aroniabeeren enthalten besonders viele Anthocyane - das sind sekundäre Pflanzenstoffe mit starker antioxidativer Wirkung. Sie schützen die Nervenzellen vor oxidativem Stress, fördern die Signalübertragung im Gehirn und können altersbedingten kognitiven Abbau verlangsamen.
  • Auberginen und Tomaten: Diese beiden Vertreter der mediterranen Küche sind kalorienarm, aber reich an wertvollen bioaktiven Substanzen. Besonders erwähnenswert ist das in der Schale enthaltene Stigmasterol, das wie bei der Avocado potenziell vor der Bildung schädlicher Eiweißablagerungen im Gehirn schützen kann.
  • Brokkoli: Er enthält Sulforaphan - eine Substanz, die gezielt entzündungsfördernde Signalwege im Körper hemmen kann. Dazu kommen Vitamin C, Kalzium, Folsäure und weitere Antioxidantien, die dem Gehirn zugutekommen.
  • Hülsenfrüchte: Sie liefern wertvolle B-Vitamine, insbesondere Folsäure und Vitamin B6, die für die Bildung von Neurotransmittern wie Serotonin und Dopamin gebraucht werden.
  • Nüsse: Viele Nüsse sind reich an gesunden Fetten, pflanzlichem Eiweiß, Vitamin E und Zink. Walnüsse enthalten zudem eine besonders hohe Konzentration an Omega-3-Fettsäuren in pflanzlicher Form (ALA).
  • Vollkornprodukte: Ob Haferflocken, Quinoa, Naturreis oder Vollkornbrot - Vollkornprodukte versorgen den Körper mit langkettigen Kohlenhydraten, die den Blutzuckerspiegel stabil halten. Das Gehirn profitiert davon, da es auf eine konstante Glukosezufuhr angewiesen ist.
  • Farben für den Kopf: Karotten, Kürbis & Co.: Diese farbenfrohen Gemüsearten enthalten Carotinoide wie Beta-Carotin, Lutein und Zeaxanthin, die in Studien mit einem geringeren Risiko für geistigen Verfall in Verbindung gebracht wurden.

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