Gewichtszunahme nach Schlaganfall: Ursachen und Zusammenhänge

Ein Schlaganfall ist ein einschneidendes Ereignis, das nicht nur die dritthäufigste Todesursache darstellt, sondern auch der häufigste Grund für Langzeitbehinderungen bei Erwachsenen ist. Die Behandlung kann langwierig sein und die Betroffenen vor zahlreiche Herausforderungen stellen. Einer dieser Herausforderungen kann eine ungewollte Gewichtszunahme sein. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen und Zusammenhänge von Gewichtszunahme nach einem Schlaganfall und gibt Hinweise, wie man damit umgehen kann.

Was ist ein Schlaganfall?

Von einem Schlaganfall oder Apoplex spricht man, wenn bestimmte Funktionen des Gehirns infolge einer Durchblutungsstörung oder einer Blutung ausfallen. Halten diese Ausfallerscheinungen länger als 24 Stunden an, liegt ein vollendeter Schlaganfall vor. Bestehen die beobachteten Ausfallerscheinungen nur vorübergehend, spricht man von einer transitorisch ischämischen Attacke (TIA).

Es werden zwei Formen des Schlaganfalls unterschieden:

  • Ischämischer Schlaganfall (Hirninfarkt): Er entsteht, wenn das Hirn nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird und Nervenzellen absterben. Meist ist ein Gefäß verstopft und verursacht so eine Minderdurchblutung des Gehirns. Ursache sind oft Einengungen oder Verschlüsse der hirnversorgenden Arterien.
  • Hämorrhagischer Schlaganfall (Hirnblutung): Hier platzt ein Blutgefäß direkt im Gehirn und schädigt das Nervengewebe. Dies liegt oft daran, dass der Blutdruck in den Arterien zu hoch ist oder die Gefäßwände durch Arteriosklerose oder anderweitig geschädigt sind.

Risikofaktoren für einen Schlaganfall

Es gibt eine Reihe von Faktoren, die das Risiko für einen Schlaganfall erhöhen. Dazu gehören:

  • Ein bereits erlittener Schlaganfall oder eine transitorisch ischämische Attacke
  • Hoher Blutdruck
  • Hohe Cholesterin- und Zuckerwerte im Blut
  • Arteriosklerose (Gefäßverkalkung)
  • Andere Krankheiten der Blutgefäße
  • Vorhofflimmern
  • Diabetes mellitus
  • Rauchen
  • Starkes Übergewicht
  • Bewegungsmangel
  • Übermäßiger Alkoholkonsum

Übergewicht und Schlaganfall: Ein komplexes Verhältnis

Übergewicht ist ein anerkannter Risikofaktor für die Entstehung eines Schlaganfalls. Studien zeigen, dass das Schlaganfallrisiko mit steigendem Body-Mass-Index (BMI) und Taillenumfang zunimmt. Ein Anstieg des BMI um 5 Einheiten erhöht das Risiko für einen ischämischen Schlaganfall um etwa 20 %. Adipositas kann zu einer Entzündung im Körper führen, die das Risiko für Schlaganfälle erhöht. Speziell Bauchfett scheint ein höheres Risiko für Schlaganfälle zu sein, als Fettansammlungen an anderen Körperstellen.

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Allerdings gibt es auch Hinweise darauf, dass Übergewicht nach einem Schlaganfall paradoxerweise positive Auswirkungen haben kann. Eine Studie in Kooperation mit der Charité-Universitätsklinik in Berlin hat herausgefunden, dass übergewichtige oder fettleibige Patienten nach einem Schlaganfall seltener sterben und weniger Behinderungen davontragen als Idealgewichtige. Der Studienleiter Prof. Dr. Wolfram Döhner vermutet, dass dies mit den höheren Energiereserven zusammenhängt, auf die der Stoffwechsel Übergewichtiger in einer solchen lebensgefährlichen Situation zurückgreifen kann. Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass diese Erkenntnis nicht als Rechtfertigung für eine Gewichtszunahme dienen sollte.

Ursachen für Gewichtszunahme nach Schlaganfall

Eine Gewichtszunahme nach einem Schlaganfall kann verschiedene Ursachen haben. Es ist wichtig, die zugrunde liegenden Faktoren zu identifizieren, um geeignete Maßnahmen ergreifen zu können.

Medikamente

Bestimmte Medikamente, die nach einem Schlaganfall verschrieben werden, können als Nebenwirkung eine Gewichtszunahme haben. Dazu gehören beispielsweise:

  • Betablocker: Diese Medikamente werden häufig zur Behandlung von Bluthochdruck und Herzerkrankungen eingesetzt. Sie können den Stoffwechsel verlangsamen und zu einer Gewichtszunahme führen. Insbesondere bei Metoprolol ist dies häufiger der Fall, wobei die Gewichtszunahme im Durchschnitt jedoch nur wenige Kilogramm beträgt.
  • Psychopharmaka: Einige Antidepressiva und andere Psychopharmaka können den Appetit steigern und den Stoffwechsel beeinflussen, was zu einer Gewichtszunahme führen kann.
  • Glukokortikoide (Kortison): Bei längerfristiger Einnahme können Glukokortikoide den Energieverbrauch senken und den Appetit erhöhen.

Körperliche Einschränkungen und Inaktivität

Ein Schlaganfall kann zu körperlichen Einschränkungen wie Lähmungen, Muskelschwäche und Koordinationsstörungen führen. Diese Einschränkungen können die körperliche Aktivität reduzieren und den Energieverbrauch senken, was zu einer Gewichtszunahme beitragen kann.

Schluckstörungen und veränderte Ernährung

Schluckstörungen (Dysphagie) sind eine häufige Folge eines Schlaganfalls. Sie können dazu führen, dass Betroffene weniger essen und trinken, was zu einer Mangelernährung führen kann. Um dies zu verhindern, wird die Nahrung oft in pürierter oder passierter Form angeboten. Diese konsistenzadaptierte Kost kann jedoch weniger sättigend sein und dazu führen, dass Betroffene mehr Kalorien zu sich nehmen, um ihren Energiebedarf zu decken. In manchen Fällen ist sogar eine Ernährung über eine Sonde notwendig, um eine ausreichende Nährstoffversorgung sicherzustellen.

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Appetitlosigkeit und psychische Faktoren

Nach einem Schlaganfall leiden viele Betroffene unter Appetitlosigkeit, Antriebslosigkeit und Müdigkeit. Diese Symptome können dazu führen, dass sie weniger essen und sich schlechter von den Auswirkungen des Schlaganfalls erholen. Psychische Faktoren wie Depressionen, Angstzustände und Stress können ebenfalls den Appetit und das Essverhalten beeinflussen.

Herzinsuffizienz und Wassereinlagerungen

In einigen Fällen kann eine Gewichtszunahme nach einem Schlaganfall auch auf eine Herzinsuffizienz zurückzuführen sein. Tritt bei einer Herzerkrankung eine Schwächung des Herzmuskels auf, kann dies zu Wassereinlagerungen (Ödemen) im Körper führen. Die Wassereinlagerungen entstehen, weil das zum Herz zurückfließende Blut von dem geschwächten Herzmuskel nicht mehr ausreichend weitergepumpt wird und sich daraufhin ein Rückstau vor dem Herz bildet. Es ist wichtig, Wassereinlagerungen frühzeitig zu erkennen und von einer Gewichtszunahme aufgrund von Ernährungsgewohnheiten zu unterscheiden.

Was tun bei Gewichtszunahme nach Schlaganfall?

Wenn Sie nach einem Schlaganfall eine Gewichtszunahme feststellen, sollten Sie folgende Schritte unternehmen:

  1. Ärztliche Untersuchung: Suchen Sie Ihren Arzt auf, um die Ursache der Gewichtszunahme abzuklären. Er kann feststellen, ob Medikamente, Wassereinlagerungen oder andere gesundheitliche Probleme dafür verantwortlich sind.

  2. Medikamentenüberprüfung: Sprechen Sie mit Ihrem Arzt über Ihre Medikamente. Möglicherweise gibt es alternative Medikamente, die weniger wahrscheinlich zu einer Gewichtszunahme führen.

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  3. Ernährungsberatung: Lassen Sie sich von einem Ernährungsberater beraten, um einen individuellen Ernährungsplan zu erstellen, der auf Ihre Bedürfnisse und Einschränkungen zugeschnitten ist. Achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung mit viel Gemüse, Obst, Vollkornprodukten und mageren Proteinen. Vermeiden Sie stark verarbeitete Lebensmittel, zuckerhaltige Getränke und übermäßige Mengen an gesättigten Fetten.

  4. Bewegung: Versuchen Sie, sich regelmäßig zu bewegen, auch wenn Sie körperlich eingeschränkt sind. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder Physiotherapeuten über geeignete Übungen, die Sie sicher durchführen können. Bereits kleine Mengen an Bewegung können helfen, den Stoffwechsel anzukurbeln und Kalorien zu verbrennen.

  5. Regelmäßiges Wiegen: Wiegen Sie sich regelmäßig, um Ihr Gewicht im Auge zu behalten und Veränderungen frühzeitig zu erkennen. Achten Sie darauf, sich immer zur gleichen Tageszeit und unter gleichen Bedingungen zu wiegen.

  6. Psychologische Unterstützung: Wenn Sie unter Appetitlosigkeit, Depressionen oder anderen psychischen Problemen leiden, suchen Sie professionelle Hilfe. Ein Psychologe oder Psychotherapeut kann Ihnen helfen, Ihre Emotionen zu bewältigen und gesunde Bewältigungsstrategien zu entwickeln.

  7. Herzgesunde Lebensweise: Achten Sie auf eine herzgesunde Lebensweise, um Ihr Risiko für weitere Schlaganfälle zu reduzieren. Dazu gehören:

    • Nicht rauchen
    • Blutdruck und Cholesterinwerte kontrollieren
    • Diabetes behandeln
    • Stress reduzieren
    • Ausreichend schlafen

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