Ginkgo Biloba und seine Wirkung bei Alzheimer: Eine umfassende Analyse

Die Alzheimer-Krankheit ist eine fortschreitende neurodegenerative Erkrankung, die durch Gedächtnisverlust, kognitive Beeinträchtigungen und Verhaltensänderungen gekennzeichnet ist. Obwohl es keine Heilung gibt, zielen verschiedene Medikamente und nicht-medikamentöse Maßnahmen darauf ab, die Symptome zu lindern und das Fortschreiten der Krankheit zu verlangsamen. Ginkgo biloba, ein pflanzliches Arzneimittel, das aus den Blättern des Ginkgo-Baums gewonnen wird, ist eines der am häufigsten untersuchten Mittel zur Behandlung von Alzheimer-Demenz. Dieser Artikel untersucht die aktuelle Evidenzlage zur Wirksamkeit von Ginkgo biloba bei Alzheimer, wobei sowohl positive als auch negative Studienergebnisse berücksichtigt werden.

Ginkgo Biloba: Ein Überblick

Ginkgo biloba ist ein Baum, der für seine Langlebigkeit und Widerstandsfähigkeit bekannt ist. Extrakte aus seinen Blättern werden seit langem in der traditionellen chinesischen Medizin verwendet und sind heute weltweit als Nahrungsergänzungsmittel und Medikamente erhältlich. Ginkgo-biloba-Blätter-Trockenextrakt enthält hochwirksame sekundäre Pflanzenstoffe wie Terpene, Flavonoide und Ginkgolsäuren. Diese Inhaltsstoffe sollen die Sauerstoffversorgung des Gehirns verbessern, das Kurzzeitgedächtnis unterstützen und bei Depressionen im Alter helfen. Darüber hinaus erhöhen sie die Glukoseaufnahme der Gehirnzellen und verbessern die Reizweiterleitung der Nervenzellen. Die Inhaltsstoffe aus Ginkgo-biloba-Blätter-Trockenextrakt sorgen außerdem dafür, dass das Blut besser durch die Adern fließt.

Klinische Studien zur Wirkung von Ginkgo Biloba bei Alzheimer

Verbesserungen in Kognition und Alltagskompetenz

Mehrere Studien haben die Auswirkungen von Ginkgo biloba auf die kognitiven Funktionen und die Alltagskompetenz von Alzheimer-Patienten untersucht. Eine Meta-Analyse von 18 randomisierten, kontrollierten Studien mit 1.642 Teilnehmern deutet darauf hin, dass Ginkgo biloba-Präparate in Kombination mit Donepezil (einem gängigen Alzheimer-Medikament) im Vergleich zu einer Donepezil-Monotherapie zu signifikanten Verbesserungen in der klinischen Wirksamkeitsrate, im kognitiven Status und den Alltagsfähigkeiten der Patienten führen können.

In den Studien wurde in erster Linie ein bestimmtes Ginkgo-Präparat mit dem Extrakt EGb 761 untersucht. Die geprüften Dosierungen lagen zwischen 60 mg und 600 mg pro Tag. Die meisten Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatten eine leichte bis mittelschwere Alzheimer-Demenz. Die Studien zeigten, dass sich bei den Teilnehmenden, die den Ginkgo-Extrakt in höherer Dosierung (240 mg pro Tag) einnahmen, die Gedächtnisleistung verbessern kann. Zudem konnten sie alltägliche Tätigkeiten wie Haushaltsarbeiten oder die eigene Körperpflege zumindest vorübergehend wieder etwas besser bewältigen.

Verlangsamung des Fortschreitens der Demenz

Eine aktuelle retrospektive Kohortenstudie aus dem deutschen Versorgungsalltag mit 4765 Patienten mit leichter oder mittelschwerer Demenz ergab, dass die Verschreibung von Extrakten aus Ginkgo biloba das Fortschreiten einer Demenz verlangsamen kann. Die Analyse ergab, dass das Fortschreiten der Demenz in der Ginkgo-Gruppe bei 12,7 Prozent lag, während es in der Vergleichsgruppe ohne Ginkgo bei 22,1 Prozent lag. Eine Cox-Regression ergab eine Hazard Ratio von 0,50, was bedeutet, dass das Risiko des Fortschreitens der Demenz in der Ginkgo-Verschreibungsgruppe um die Hälfte verringert wurde.

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Linderung neuropsychiatrischer Symptome

Einige Studien deuten darauf hin, dass Ginkgo biloba auch neuropsychiatrische Symptome bei Patienten mit leichten kognitiven Beeinträchtigungen lindern kann. Eine Metaanalyse zeigte, dass sich neuropsychiatrische Symptome bei Patienten mit milden und sehr milden kognitiven Beeinträchtigungen unter der Ginkgo-Therapie bessern, ebenso wie die Lebensqualität. Die Verträglichkeit des Extrakts war ebenso gut wie unter Placebo.

Wirksamkeit bei Tinnitus und Schwindel

Tinnitus und Schwindel treten im Alter häufig auf und werden oft als Begleitsymptome bei Patienten mit Demenz beobachtet. Eine Metaanalyse von fünf Studien mit insgesamt 1972 Patienten ergab, dass der Ginkgo biloba-Extrakt EGb 761® (240 mg/Tag) bei Patienten mit Demenz wirksam Tinnitus und Schwindel lindert. Die ermittelte mittlere Differenz entsprach einer 27% bis 40% stärkeren Reduktion der Tinnitusschwere unter Ginkgo-Extrakt im Vergleich zu Placebo. Für Schwindel lag die Verringerung der Symptomschwere unter Ginkgo-Extrakt um 18% bis 31% höher als unter Placebo.

Einschränkungen und Kontroversen

Trotz der vielversprechenden Ergebnisse gibt es auch Studien, die keinen Nutzen von Ginkgo biloba bei Alzheimer-Demenz zeigen. Eine große französische Studie (GuidAge) mit über 2800 Teilnehmern ergab, dass die langfristige Einnahme von Ginkgo biloba-Extrakt nicht in der Lage ist, den Übergang von leichten kognitiven Störungen in eine Alzheimer-Erkrankung zu verhindern. Auch eine randomisiert-kontrollierte Studie (RCT) untersuchte, ob Ginkgo biloba das Auftreten von Demenz verhindern kann.An der Studie nahmen Personen ab 75 Jahren teil. Die Ergebnisse zeigen, dass Ginkgo biloba bei Menschen ab 75 Jahren keinen Einfluss auf das spätere Auftreten von Demenz hat.

Die uneinheitlichen Ergebnisse können auf verschiedene Faktoren zurückzuführen sein, darunter Unterschiede in den Studienpopulationen, den verwendeten Ginkgo-Präparaten, den Dosierungen und den Studiendesigns. Einige Studien wurden in Versorgungskontexten durchgeführt, die sich von westlichen Standards unterscheiden, was die Übertragbarkeit der Ergebnisse einschränken kann.

Mögliche Nebenwirkungen und Wechselwirkungen

Nebenwirkungen zeigten sich bei den Teilnehmenden, die Ginkgo-Präparate nahmen, nicht häufiger als bei denen, die ein Scheinmedikament erhielten. Dennoch brachen mehr Personen die Ginkgo-Einnahme wegen Nebenwirkungen ab als in der Vergleichsgruppe. Möglich sind beispielsweise Magenprobleme oder Kopfschmerzen.

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Es ist nicht auszuschließen, dass Ginkgo-Präparate Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln haben können. So wird vermutet, dass Ginkgo die Wirkung gerinnungshemmender Medikamente verstärken kann - dazu gehören zum Beispiel ASS (Acetylsalicylsäure) und Warfarin. Daher sollten Patienten, die gerinnungshemmende Medikamente einnehmen, vor der Einnahme von Ginkgo biloba ihren Arzt konsultieren.

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